Mönche fälschten Urkunden

Der Humanist: Religion: Mönche fälschten Urkunden
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Manfred am Freitag, den 11. Januar, 2002 - 12:40:

Um an Land und Besitztümer zu kommen, fälschten skrupellose Mönche im Mittelalter Urkunden und erschwindelten sich damit Sonderrechte. Die meisten Fälschungen sind im 12. und 13. Jahrhundert angefertigt worden und sollten so aussehen als stammten sie aus der Zeit der Merowinger (5. bis 7. Jahrhundert).
Das fand Professor Theo Kölzer von der Universität Bonn heraus. "Wenn in einem Kloster für ein beanspruchtes Recht keine Urkunde existierte, griffen die Betroffenen eben selbst zu Federkiel und Pergament."
In seiner 20-jährigen Detektivarbeit hat der Forscher nach eigenen Angaben fast 200 Texte untersucht und 30 Urkunden als Fälschungen enttarnt. In den Urkunden gehe es meist um Besitzschenkungen, Sonderrechte oder dem Kloster verliehene Rechtstitel, sagt der Geschichtsprofessor.

Neues Licht auf die Geschichte Mitteleuropas

Das Forschungsergebnis werfe ein neues Licht auf die Geschichte Mitteleuropas nach dem Untergang des römischen Weltreiches, sagt Kölzer. So entdeckte er, dass die älteste echte Königsurkunde des Abendlandes aus dem Jahr 628 stammt. Mit Hilfe dieser Urkunde könne nun erstmals wissenschaftlich bewiesen werden, dass die Antike nördlich der Loire erst um 600 zu Ende gegangen sei. Viele Wissenschaftler hätten bisher den Untergang des römischen Altertums schon mit der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert verbunden.

Um eine Fälschung "merowingisch" aussehen zu lassen, verwendeten Mönche des Klosters St. Denis bei Paris eine für sie wertlose echte Urkunde eines Königs der Merowinger. Die fehlende Wertschätzung für alte Dokumente erwies sich für den Historiker als Glücksfall. Dadurch stieß Kölzer auf die originale Königsurkunde, die so wichtig für seine Forschungen werden sollte.

Titel und Privilegien auf Urkunden

"Als die fränkischen Merowinger lange vor Karl dem Großen die ehemals römischen Gebiete Frankreichs und Deutschlands in Besitz nahmen, führten sie die ausgeprägte römische Verwaltungsstruktur aber zuerst fort", erklärt Kölzer. Nur mit Hilfe des römischen Behördenapparates hätten die Franken ihr riesiges Reich verwalten können. Dann aber sei ein Wandel eingetreten. Titel und Privilegien seien von da an auf Urkunden aufgezeichnet worden und hätten von den Begünstigten selbst aufbewahrt werden müssen.

"Die Pariser Mönche klebten Papyrus-Stücke der echten Königsurkunde aufeinander und nahmen die Rückseite für ihre Fälschung", erläutert Kölzer. In der Neuzeit seien die Papyrusstücke getrennt worden, Schriftspuren der zugeklebten Original-Urkunde seien aber an beiden Seiten haften geblieben. Die Urkundenhälften gingen getrennte Wege.

Vor zwei Jahren untersuchte der Wissenschaftler eine Hälfte der Urkunde, auf der große Teile der Schrift fehlten. Etwa zur gleichen Zeit entdeckte ein französischer Historiker auf einem Dokument Schriftzeichen, die er für merowingisch hielt. Er schickte eine Durchpause an seinen Kollegen vom Historischen Seminar in Bonn. Kölzer erkannte schnell, dass die spiegelverkehrten Schriftzeichen des Fragments aus Frankreich die Lücken seiner Urkunde füllten. Einem Fotografen gelang es schließlich, das Dokument am Computer virtuell zu rekonstruieren. "So ist uns durch eine Fälschung also die älteste originale Urkunde erhalten geblieben."

Nicht immer hätten sich die Mönche bei ihren Fälschungen so viel Mühe gegeben. So hätten sie oft ein anderes Vokabular oder gotische Buchstaben verwendet, die während der Merowinger-Zeit noch gar nicht bekannt gewesen seien, erklärt Kölzer. Manchmal seien schon einfache historische Fakten entlarvend. Eine Besitzerurkunde aus einem Trierer Kloster nenne König Dagobert I. als Aussteller und das Jahr 646. Der angebliche Förderer sei damals aber schon seit sieben Jahren tot gewesen.

Fast zwei Drittel aller angeblichen Urkunden aus der Merowinger- Zeit seien nicht echt. Die Forschungsergebnisse spielten auch für die Geschichte des jeweiligen Klosters eine große Rolle, sagt Kölzer. Die gefälschten Urkunden müssten nun als mittelalterliche und nicht merowingische Dokumente neu interpretiert werden. "Sehr viele Mosaiksteine der mittelalterlichen Kirchengeschichte müssen an neue Plätze gerückt werden."

Quelle: http://www.ngz-online.de/news/wissenschaft/2002-0111/moenche.html


Von H.J. am Montag, den 14. Januar, 2002 - 07:58:

Und für die Enteignung dieser betrügerisch angeeigneten Besitztümer durch die Säkularisierung 1803 zahlt Deutschland noch heute jedes Jahr ordentliche Summen.


Von Manfred am Dienstag, den 15. Januar, 2002 - 13:09:

Vorschlag zur Güte: Zahlungen einstellen und in Soziales umschichten. Protestiert die kath. Kirche, steht sie asozial da.....


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