wir von der klasse 11 a/b behandeln gerade das Thema Bibel heute?
Fast jeder hat sie zuhause, doch kaum jemand liest darin (ausser ein paar Atheisten vielleicht) :-)))))))))
Die Bibel wird von Kritikern des Christentums und der Kirche natürlich gern gelesen. Sie bietet schließlich auch viel Stoff für Kritiker. Zum Beispiel die Sache mit der Ausrottung aller Homosexueller oder dass man seine Familie hassen soll.
...und sie zeigt vielen vernünftigen Leuten, dass vieles polemisches Geschwätz über die Bibel - ob nun evangelikal oder atheistisch-fundamentalistisch - Geschwätz ist.
Ich habe mal eine zur Kommunion bekommen - hab nie ernsthaft in ihr gelesen. Kenne auch fast niemand der die Bibel für sein tägliches Leben zu Rate ziehen würde.
Hallo !
@ Michael,
Was denkt ihr, was hat die Bibel heute für eine Stellung in der Gesellschaft?
Würde mich auf Antworten freuen
Von Herbert Ferstl am Montag, den 24. Februar, 2003 - 10:26:
Von David am Montag, den 24. Februar, 2003 - 16:50:
Der größte Teil derer die in Deutschland als Christen gelten lesen wahrscheinlich so gut wie nie in der Bibel.
Andernfalls würden wahrscheinlich noch viel mehr Leute aus der Kirche austreten :)
Von Matze am Montag, den 24. Februar, 2003 - 22:25:
Gruß,
Matze
Von Günter Göpfrich am Montag, den 24. Februar, 2003 - 22:50:
Also NEIN, spielt vermutlich keine große Rolle in der Gesellschaft!
Von Michael am Montag, den 21. Juli, 2003 - 21:13:
Man kann nicht sagen, dass die Bibel unmittelbare Bedeutung für die europäische Gesellschaft hat; sie ist -anders als im Alten Israel- kein verbindliches Gesetzbuch o.ä. Sie spielt aber natürlich mittelbar eine Rolle insofern, als das Christen ihre Ethik mit Bezug auf die Bibel und ggf. konfessionsabhängig aus der christlichen Überlieferung entwickeln und dies auch in die Gesellschaft einbringen. Und Nichtchristen haben auch ein Wertesystem übernommen, nämlich das Abendländische, dass eben christliche Wurzeln aber natürlich auch andere Traditionen wie die Aufklärung, das römische Recht usw. enthält, wobei sich alle diese Faktoren gegenseitig beeinflusst haben (auch das christliche Denken ist etwa durch die Aufklärung beeinflusst worden).
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich es nicht für ein Aufzwingen biblischen Glaubens halte, wenn ich Vertretung einer christlichen Ethik für die Gesellschaft befürworte (freilich natürlich nicht erzwingen kann und will, wenn keine Mehrheiten verfügbar sind). Denn letzlich geht jede ethische Position ausgesprochen oder unausgesprochen von (philosophischen oder religiösen) Voraussetzungen aus, die letzlich nicht Objektivierbar sind (bzw. deren Wahrheit eine Frage des Glaubens ist!). Wenn z.B. die Frage der Embryonenforschung von vielen zunehmend ausschliesslich unter wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten diskutiert wird, ist dies eine Art Ökonomismus, die wirtschaftliches Wachstum als das das höchste Ziel definiert. Und da sage ich klar, das ist nicht mein Menschenbild! Dies kann ich natürlich nur, wenn ich konkret ein anderes Wertesystem dem gegenüberstelle. Auch Agnostiker zu sein und sich auf den Humanismus zu berufen ist keine neutrale Position. Woher leitet sich der Humanismus ab? An irgendeiner Stelle benötigt man Annahmen a priori, die bejaht oder verneint werden können. Der Agnostiker glaubt, dass die Frage nach Gott keine Bedeutung hat. Wenn diese Annahme falsch ist, und die Frage nach Gott hat eine Bedeutung, gerät sein System ins Wanken.
Die Frage, ob Gott existiert oder nicht lässt sich mit der Vernuft nicht beweisen. Gott zu entdecken, erfordert persönliche Erfahrung. Ein Weg kann die (spirtuelle) Lektüre der Bibel sein. Ich würde z.B. empfehlen, ein paar Abschnitte im Lukasevangelium zu Lesen und in Stille zu verweilen. Ein Angebot, kein Zwang. Gott drängt sich dem Menschen nicht auf, der ihn zurückweist. Ich gebe zu, dass die Christen in der Vergangenheit hier Schuld auf sich geladen haben, wenn sie geglaubt haben, das Evangelium mit Gewalt verkünden zu können, nicht selten gepaart mit machtpolitschen Interessen. Jesus selbst hat die Versuchung, weltlicher Herrscher über die Welt zu werden, als Versuchung des Bösen zurückgewiesen. Das auch durch die Schuld der Christen den Menschen heute der Weg zu Jesus erschwert wird, ist leider traurige Wahrheit.
Gruss,
Michael
Von Herbert Ferstl am Montag, den 21. Juli, 2003 - 21:39:
An irgendeiner Stelle benötigt man Annahmen a priori, die bejaht oder verneint werden können.
Ich halte es da gerne mit Epikur. Waere nicht Schmerz als Indikator fuer ein "Entscheidungskriterium" geeignet? Ist Schmerz (geistiger oder pysischer) vorhanden? Ja oder nein?
[...] dass die Christen in der Vergangenheit hier Schuld auf sich geladen haben, wenn sie geglaubt haben, das Evangelium mit Gewalt verkünden zu können, nicht selten gepaart mit machtpolitschen Interessen.
Was treiben heute christliche Missionare in Papua-Neuguinea (Stichwort Kleiderzwang), was passiert mit indigenen Voelkern im brasilianischen Dschungel? Haben die nicht alle ihre Goetter seit Jahrhunderten? Warum wird ihnen ihre Kultur und und ihr Selbstverstaendnis geraubt mit der Begruendung, ihre Seelen (uebrigens, was ist das?) waeren sonst verloren?
Immer wieder heisst es, sie wuerden ja nicht dazu "gezwungen", doch warum erschlagen sie dann den einen oder anderen Missionar? Vielleicht, weil sie sich nicht anders zu wehren/helfen wissen?
Und was geschieht letztlich mit dem moralischen Alleinvertretungsanspruch der Christen zur Verkuendigung einer Heilsbotschaft im Religionsunterricht in den bundesdeutschen Schulen? Alle anderen Alternativen (EU, LER, Lebenskunde, Werte & Normen, Philosophie, etc.) mussten gegen den erklaerten Widerstand der GLAEUBIGEN und teils mit Verfassungsklagen hergestellt werden. In Bayern ist es in vielen Regionen Usus, dass Religionslehrer mit missio oder vocatio den Ethikunterricht abhalten. Wer darum bittet, dass neben dem Kruzifix im Klassenzimmer noch die Glaubenssymbole anderer Religionsgeminschaften angebracht werden, sieht sich einem Spiessrutenlauf ohne gleichen ausgesetzt. Von der Moeglichkeit der Abnahme des Kruzifixes ganz zu schweigen: Da sind immer noch Morddrohungen an der Tagesordnung (aber sicher, das waren dann keine wahren Christen... LOL!).
Gewalt muss nicht immer physisch sein...
Man nennt es auch humanes und tolerantes Christentum!