Hallo allerseits!
Hallo Holger, falls du noch da bist!
ich war schon lange nicht mehr hier, was damit zusammenhing, dass mein Computer seinen geistreiche Arbeitskraft in Rauch aufgelöst hat und ich mit mir lange gerungen habe, mir eine neue Datenkiste anzuschaffen.
Und im wesentlichen bleibt hier auch alles beim gleichen: Niemand will hier keinem zuhören und es wird eine Reihe von christlicher oder atheistischer Schimpfreden über das Gästebuch gefüllt (abgesehen von der riesigen Menge an Spam).
Zuerst an Holger, dem ich doch eine Antwort schuldig bin:
1. versucht die moderne biblische Exegese in erster Linie nicht die biblischen Wunder naturwissenschaftlich zu erklären, sondern z.B. die biblischen Inhalte nach deren Glaubwürdigkeit im historischen Zusammenhang zu prüfen (historisch-kritische Exegese). Die von dir beklagten theologischen Magazine (was ja unsere Diskussion verursachte, weil ich die populärwissenschaftlichen Magazine kritisierte), betreiben eben meist keine Exegese, sondern Hermeneutik, indem sie die Inhalte hinsichtlich bestimmter Vorstellungen zu verstehen versuchen.
2. Dürfte es per se schwierig sein etwas wunderhaftes naturwissenschaftlich zu erklären. Worauf ich nun detailierter eingehe:
Das Argument, dass es letztlich glaubenssache ist, ist nur bedingt falsch. Es ist dann falsch, wenn diese "Glaubenssache" einer völligen Beliebigkeit folgt (nehmen wir unser rosa Meerschweinchen), da ich ja jederzeit sagen kann, dass dieses beliebige Konstrukt allmächtig und somit frei von jeder Einschränkung ist.
Das wäre zwar rein philosophisch nicht falsch - da rein von der Logik her nun mal Allmacht von und Schöpfung durch ein allmächtiges Wesen möglicherweise bedingen können, dass dieses allmächtige Wesen frei von den Naturgesetzen handeln kann, da es diese ja von ihm festgelegt wurden und möglicherweise bedingen könnte, dass wir es nicht begreifen können.
Diese Behauptungen sind nur dann möglicherweise gültig, wenn man sich nicht auf selbstständig frei erfundenen Behauptungen stützt, sondern dafür Vorlagen verwendet, deren Echtheit zumindest nicht vollständig bestritten wird.
Im Falle des Christentums wäre es die Bibel. Da sich nun der christliche Glaube auf diesen Texten stützt, sollte die Frage also nicht lauten: "Wie kann man die Wunder naturwissenschaftlich erklären?" - sondern "Sind die Quellen über diese Wunder glaubwürdig?" bzw. "Zu wieviel Prozent sind die Quellen glaubwürdig?" (Schließlich gibt es viele Möglichkeiten: komplett richtig, teilweise richtig, nicht richtig).
Kompakt gesagt: Der Versuch nachträglicher naturwissenschaftilcher oder aber übernatürlicher Erklärungen der Wunder (und allgemein: unserer Welt) enden in einer Beliebigkeit, da man selbst nicht zugegen war. Die einzige Sache, die den christlichen Glauben (und die Wunder Christi) also glaubwürdig oder nicht-glaubwürdig macht, ist die Quellenlage.
Anderes Beispiel: Einem Naturwissenschaftler oder Historiker der uns heutzutage eine Wahrheit nach der anderen verzapft, kann ich nur dann glauben, wenn er mir zeigen kann, dass seine Behauptung nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Damit darf ich dann sagen, dass seine Aussagen wohl die Realität am exaktesten beschreiben - allerdings wäre es falsch, wenn ich deren Aussagen als mit der Realität gleichsetze (und die moderne Physik zeigt uns durchaus, dass wir die Realität noch lange nicht korrekt beschreiben können).
Um zum Christentum under zur Bibel zurückzukehren: Was mich hier nur sehr stört, ist die Tatsache, dass es kaum objektive historische Forschungen gibt. Die meiste Literatur scheint entweder kirchlich geprägt oder von bekennenden Atheisten geschrieben worden zu sein. Zudem fehlen selbst von zeitgenössischen römischen Geschichtschreibern, die damals in Israel zugegen warten viele Textfragmente.
Solange also das totale Gegenteil oder die totale Bestätigung über die Quellenlage nicht gegeben ist, ist es nicht möglich, irgendeine der Anschauungen (ob nun Atheismus, Christentum) als Falsch, Wunschglaube oder Lüge darzustellen (sofern man sich eben an gegebene Quellen hält). Bedingung ist natürlich der beiderseitige Verzicht auf Missionierung, wofür ich auch entschieden eintrete (sowohl gegen Quasi-Atheistische-Missionierung, wie auch gegen christliche Missionierung).
Ich denke diese Diskussion hätte sich, wenn nicht mein Computer sie unterbrochen hat, früher oder später im Kreis gedreht. Was wir in dieser illustren Runde bräuchten wäre eine reihe von qualifizierten Historikern. Ansonsten ist jede Debatte über die Richtigkeit oder Falschheit von Weltanschauung XY völlig sinnlos.
Das einzige wofür ich einen Sinn sehe, hier im Gästebuch von humanist.de mal ab und zu etwas zu posten, sind eben solche Grundsatzfragen oder eben die Widerlegung objektiv falscher Behauptungen (wie eben jene Sache mit dem Gilgamesch-Epos).
Gruß,
Matze