Friedrich Heer: Abschied von Höllen und Himmeln Vom Ende des religiösen Tertiär
Inhalt:
...Hilflos scheinen Millionen von Menschen Aggressionen
ausgesetzt, die in ihnen selbst hochsteigen. Die zweite Hälfte
des 20. Jahrhunderts erlebt ,Ricorsi, wie sie alle
bedeutenden Humanisten gefürchtet haben: Rückfälle in
Barbareien, die überwunden schienen, obwohl Auschwitz und
Hiroshima noch nahe sind ... Die derzeit noch führenden
Weltmächte begannen, als ungefügige Dinosaurier voll Angst und
Wut um sich schlagend, barbarische Aktionen, die reale Höllen
auf dieser Erde schufen ... ,Laßt alle Hoffnung fahren
dieser Spruch am Tor von Dante-Höllen-Stadt kann über
diesen realen Höllen unserer Gegenwart stehen ... Christen
mögen ihr Lippenbekenntnis zum Credo der Kirche ablegen: also zu
einem Glauben an ein Jenseits, an eine letzte Sinnerfüllung des
menschlichen Lebens in Himmel und Hölle ... Der Mensch unserer
Tage hat sich daran gewöhnt, ,ohne Gott zu leben ... Ohne
Gott, ja! Ohne Teufel, nein! Dieser Teufel erfüllt nämlich
unersetzliche Funktionen: er entlastet den Menschen von der
schwersten Last, die auf ihm liegt. Von der Last, alles das in
sich zu haben, ja selbst zu sein, was als ,böse,
,übel, mörderisch, verbrecherisch in der Außenwelt und
in der Innenwelt der Person erfahren wird...
Die große Frage: wie kann der Mensch überleben? spitzt sich
also in der Frage zu: kann der Mensch ohne Teufel leben? Eine
geschichtsmäßige Antwort auf diese Frage wurde nicht
gefunden...
Die Schwere dieser Frage wird sichtbar, wenn wir einen Blick auf
die Höllen und Himmeln werfen, die der Mensch in jenen knapp
hinter uns liegenden Jahrtausenden geschaffen hat, um der Wucht
dieser Frage zu entgehen.
(Friedrich Heer)
Eine Kulturgeschichte des Abendlandes aus
religionsgeschichtlicher Sicht. ...Friedrich Heers drittes
Buch (nach Gottes erste Liebe und Der Glaube des
Adolf Hitler) ist genauso stimulierend, geradeso treffsicher
und von ebenso genialer gedanklicher Großzügigkeit wie die
ersten zwei. Heer stellt hier die These auf, daß der Mensch
ungläubig geworden ist, was die letzten Dinge anlangt...
(Kärntner Tageszeitung)
Autor:
Friedrich Heer (1916-1984) war seit 1936 Mitglied des
Instituts für österreichische Geschichtsforschung und lehrte an
der Wiener Universität. Er war Mitglied des PEN-Clubs und des
ÖSV. Er schrieb historische und geschichtsphilosophische
Standardwerke, Romane, Dramen und Essays; 1972 erhielt er den
Großen Österreichischen Staatspreis, 1980 das österreichische
Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
Weitere Veröffentlichungen: Gottes erste Liebe; Jugend
zwischen Haß und Hoffnung; Europäische
Geistesgeschichte; Das Wagnis der schöpferischen
Vernunft; Der Glaube des Adolf Hitler.
Ullstein ISBN: 3-548-34634-0
Erstellt von Christian Barduhn | Titelliste: Religion | Index | Der Humanist |