Horst Herrmann: Die Caritas-Legende - Wie die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten

 

Horst Herrmann: Die Caritas-Legende – Wie die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten

Inhalt:

Der barmherzige Samariter aus dem Lukas-Evangelium, der gute Mensch, der unbeirrt den Nächsten liebt, wird gern zum Vergleich herangezogen, wenn die christlichen Kirchen von ihrer Stellung in der Welt reden. Genau so, lautet die Botschaft der Kirchen, sind wir auch. Daran ist wenig richtig, wenn man die Fakten betrachtet. Horst Herrmann, einer der kenntnisreichsten Kritiker der beiden Großkirchen, zerstört in diesem Buch die Legende von der Caritas des amtskirchlichen Christentums. Er beschreibt, wie Kirchenführer zwei Jahrtausende hindurch den Begriff der Liebe umgemünzt haben in etwas, das Verfolgung und Vernichtung von Abweichlern nicht nur ermöglichte, sondern geboten erscheinen ließ. Er belegt anhand offizieller Statistiken die Diskrepanz zwischen behaupteter und tatsächlicher „Caritas“ bzw. „Diakonie“ und zeigt, wie folgenlos es bleibt, wenn zum Beispiel nur ein Bruchteil der Einnahmen aus der Kirchensteuer in die Bewältigung sozialer Aufgaben fließt, zugleich aber trotz dieser geringen finanziellen Beteiligung ein Großteil der freien Wohlfahrtspflege unter kirchlicher Leitung steht – bei den Kindergärten sind es derzeit rund 80 Prozent. Und dennoch leben die Kirchen von der Legende, das soziale Gefüge bräche zusammen, wenn sie sich aus der Caritas zurückziehen müßten. An vielen Beispielen kann der Autor dagegen deutlich machen, wie unsozial sich die Kirchen im Umgang mit dem karitativ tätigen Personal verhalten. „Wäre es nicht an der Zeit“, fragt Herrmann „von der Kirche wirkliche Solidarität zu fordern?“

„Wer noch immer glaubt, Jesus oder gar das Christentum hätte das absolute Gebot der Nächstenliebe in die Welt getragen oder auf Erden etabliert, kennt weder die Geschichte menschlicher Ethik noch die spezielle Blutgeschichte der Kirche.“

„Caritas und Diakonie unter Menschen wurden in Christenhänden zu einer Art Vorsorgeunternehmen für die eigene Seligkeit.“

„Kirchenamtliche Diakonie stellt eine besondere Form gnädiger Zuwendung von oben nach unten dar; mit grundsätzlicher und praktischer sozialer Solidarität hat sie nichts zu schaffen.“

„Nächstenliebe bleibt die großartigste Bagatelle der Kirche.“

Autor:

Horst Herrmann, Jahrgang 1940, Dr. theol., wurde im Jahr 1971 Professor für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster, seit 1981 lehrt er Religionssoziologie an derselben Universität. In vielen Veröffentlichungen hat er kirchenpolitische Themen behandelt und immer wieder Denkanstöße für breite öffentliche Diskussionen geliefert. Er ist auf seinem Fachgebiet der profilierteste Autor der Bundesrepublik.

Rasch und Röhring – ISBN: 3-89136-328-1


Erstellt von Christian Barduhn    Titelliste: Religion    Index    Der Humanist