Jacob Katz: Vom Vorurteil bis zur Vernichtung - Der Antisemitismus 1700-1933

 

Jacob Katz: Vom Vorurteil bis zur Vernichtung – Der Antisemitismus 1700-1933

Inhalt:

Vorurteile gegen Juden sind seit ihrem ersten Auftreten in der Antike seltsam beständig gewesen, bis sie sich schließlich in der offenen Feindseligkeit des Antisemitismus äußerten. Die Kraft und die Allgegenwärtigkeit des anti-jüdischen Geistes riefen die Aufmerksamkeit von vielen Forschern schon vor seinem tödlichen Höhepunkt im Holocaust hervor. Dann aber wurde er das Thema noch intensiverer historischer, soziologischer und psychologischer Forschungen sowie tiefgehender theologischer und philosophischer Debatten. Die meisten dieser intellektuellen Unternehmungen wurden von dem Wunsch bestimmt, eine Antwort auf die bohrende Frage zu finden, wie dieses unmenschliche Ereignis, das in seiner Dimension und in seiner abgrundtiefen Bösartigkeit einmalig ist, geschehen konnte.
Katz’ Geschichte des Antisemitismus setzt im 18. Jahrhundert ein. Die Untersuchung des hochangesehenen jüdischen Historikers bringt Erstaunliches zu Tage. Sie zeigt, wie die Feindseligkeit gegenüber Juden gerade zu dem Zeitpunkt zunahm, als man infolge der Durchsetzung moderner Rationalität hätte erwarten können, daß sie verschwände.
Im Zeitalter der Aufklärung, in der Epoche beginnender Säkularisierung, wurden die Juden zu gleichberechtigten Bürgern des Staates und zu Gliedern der Gesellschaft erklärt. Damit bot sich eine Möglichkeit, die Judenfeindschaft zum Verschwinden zu bringen. In der Tat haben das viele Zeitgenossen, Juden wie Nicht-Juden, gerade im Zeitalter der Aufklärung mit Recht hoffen dürfen. Doch jeder Versuch der jüdischen Minderheit, die ihr nun zugestandene Gleichberechtigung tatsächlich wahrzunehmen und sich vor allem auch wirtschaftlich zu emanzipieren, verstärkte die latent vorhandene Feindschaft der Mehrheit gegen den jüdischen „Paria“. Die Konflikte mit der jüdischen Minderheit – vor allem in der Abneigung gegenüber ihrer Religion begründet – blieben so nicht nur erhalten, im 19. Jahrhundert schlugen sie in den Haß auf den jüdischen Charakter selbst um – und hier findet sich dann der Grund für die grauenvolle Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus.
Wohl bezieht Jacob Katz Österreich, Ungarn und Frankreich mit in seine Untersuchung ein, da sich in diesen Ländern verwandte Züge des Antisemitismus zeigen. In der letzten Phase – der Vernichtung – konzentriert sich der Blick zwangsläufig auf Deutschland.
Dieses große Werk des jüdischen Gelehrten kann man sicher den herausragenden Beitrag zur Geschichte der jüdischen Minderheit in Europa nennen – denn es vermittelt wie kaum ein anderes das tiefere Verständnis für eine unauslöschliche, für unser aller Vergangenheit.

Autor:

Jacob Katz, geb. 1904, ist Prof. em. für jüdische Sozialgeschichte an der Hebrew University in Jerusalem und Direktor des Leo-Baeck-Instituts.

Union Verlag – ISBN: 3-372-00379-9


Erstellt von Christian Barduhn    Titelliste: Religion    Index    Der Humanist