Kultur: Musik: -CD Tips

Type O Negative/World Coming Down (Gothic/Metal)

Jahre mussten vergehen bis Pete Steele und Mitstreiter uns erneut mit einem intensiven Werk beglücken konnten. Einige zeigten sich bei deren letzten Album October Rust enttäuscht. Vielleicht weil man auf temporeichere Songs, die ihr Kultalbum Bloody Kisses zu einem dynamisch abwechslungsreichen Werk machten, verzichtet hatte. Ein gewisser aggressiver Anteil in der Musik verschwand. Umso wichtiger dieses Album. Meisterhaft hat man es geschafft, die gewohnten vom Tempo schleppenden Songs so abwechslungreich zu gestalten, dass dieses Album als würdige Entwicklung aus den vorangehenden Alben gelten kann. Da finden sich machtvolle Passagen, ein, zwei Mal von gregorianisch anmutendem Gesang hinterlegt, Ohrwurmmelodien wie einst  beispielsweise bei Black No. 1, drei hörspielartige Einspielungen zwischen den Liedern (dies sollen die 3 Todesarten sein, welche die Bandmitglieder für sich als warscheinlich halten), die an verzweifeltem Ausdruck nicht zu überbieten sind, lange Songstrukturen, die sich genügend Zeit nehmen, um uns in Stimmung zu bringen und der gewohnte plötzliche Liedabbruch, wenn das Lied schon berauschend wirkte. Dazu legte sich Pete Steele diesmal wieder kraftvoll ins Zeug und verband seine verzweifelten, manchmal schon gequälten Gesänge teils zart, teils frei heraus mit kraftvollem Shouten a la Black No. 1. Liedernamen wie Everyone I Love Is Dead, World Coming Down oder Everything Dies sprechen für sich. Die Lieder sind ebenso lieblich beschwingend wie auch zutiefst depressiv. Wer Musik verwendet, um seine Gefühle zu intensivieren, wird voll bedient und wird sich nach mehrmaligem Hören beim Mitsingen erwischen.  Es findet sich alles wieder, was wir an Type O lieben. Und man muss wahrlich kein Anhänger des Metals oder Gothics sein, um dieses Album zu mögen. Für mich ist es mehr als ein Reinhören wert.
 Galeff Schmees, 05.11.99

Nine Inch Nails / The Fragile

Trent Reznor ist Nine Inch Nails. Für seine Fans ist er einfach nur Gott, für viele Kritiker und Musikerkollegen ist er der wichtigste Musiker der 90er Jahre. Für den Rest der Welt ist Trent Reznor ein völlig durchgeknallter Psychopath, dem absolut nichts heilig ist. Nicht nur Amerikas Sittenwächter hatten mit dem Mann mit der Vorliebe für provokante Videos und Texte in der Vegangenheit arge Probleme, sondern auch MTV weigerte sich einige Videos von Nine Inch Nails zu zeigen. Ein halbes Jahrzehnt hat uns der zweifache Grammygewinner nun auf ein neues Album warten lassen, doch das Warten hat sich mehr als gelohnt. Reznor schafft das eigentlich Unmögliche: Er wird den hohen Erwartungen tatsächlich gerecht und liefert mit The Fragile den musikalischen Wegweiser ins neue Millenium ab. Mir fällt es schwer das Gehörte in Worte zu fassen. The Fragile ist ein Doppelalbum, das die Rockmusik in völlig neue Dimensionen führt. Reznor schafft es für die Rockmusik untypische Instrumente wie Cello, Mandoline und Kontrabaß mit harten Gitarren und elektronischen Sounds zu verbinden und wird so zum Schöpfer seines eigenen musikalischen Genres. Die Spannweite der Songs reicht dabei von wunderschönen Balladen bis zu wütenden Industrialattacken, wie wir sie vom Vorgängeralbum The Downward Spiral her kennen. Auch auf lyrischer Ebene betritt Reznor Neuland. Waren die Vorgängeralben noch geprägt von rüden und agressiven Ausdrucksformen, so finden wir nun durchaus auch romantische Texte. Eine Passage aus dem potentiellem Hit The Fragile:

she shines
in a world full of ugliness
she matters
when everything is meaningless
fragile
she doesn´t see her beauty

Auf dem Vorgängeralbum The Downward Spiral hieß das noch: i wanna fuck you like an animal! Wenn das Thema aber auf seinen ehemaligen Protege Marylin Manson zu sprechen kommt, dann findet Reznor zur bekannten Ausdrucksweise zurück. Dank dem Manson gewidmeten Lied Starfuckers Inc. prangert auch auf diesem Album dieses lächerliche Warnschild für fromme Eltern - Explicit Lyrics. Das sollte aber niemand davon abhalten sich dieses grandiose Album in das CD Regal zu stellen. Ein Album, das so gar nicht in unsere Zeit passen will, aber dennoch - oder gerade deswegen – Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts belegte. Nine Inch Nails vor den Backstreet Boys! Ein in Deutschland undenkbares Szenario. Ein wirklich außergewöhnlicher Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Charts sonst eher von banalen Weichspülsounds, hirnlosem Techno und rappenden Recyclern beherrscht wird (Besonders in Deutschland!). Mögen die Diether Bohlens, die Blümchens und die Puff Daddys dieser Welt angesichts dieser Platte vor Ehrfurcht erstarren und - nie wieder - in die Öffentlichkeit treten.

Frank Welker,11.10.99

Ministry/The Dark Side Of The Spoon (Industrial)

Diese CD ist definitiv nichts für schwache Nerven. Wer eher auf zartfühlige Musik steht, sollte um dieses Album einen weiten Bogen machen. Ministry präsentieren uns mit dieser Platte Endzeitmusik, wie sie düsterer nicht sein könnte. Im Vergleich zu Ministry sind die deutschen Industrialcombos, wie Rammstein, Richthofen und weitere noch peinlichere Rammsteinklone, die reinsten weinerlichen Muttersöhnchen. Niemand ist härter und gemeiner als Ministry! Insbesondere die erste Singleauskopplung Bad Blood unterstreicht dies in beeindruckender Weise. Weitere Highlights sind der monotone Opener Suparmaniac Soul und das psychedliche Vex & Siolence. Leider fehlt auch dieser Minstry CD wieder die Textbeilage , was bei dieser Lärmorgie zu dem Problem führt, dass man kaum ein Wort versteht. Na ja, das kann man verschmerzen, aber musste es denn unbedingt eine derart fette Frau als Coverfoto sein? So gemein können eigentlich nur Ministry sein!

Frank Welker, 06.06.99

Deine Lakaien/Kasmodiah (Dark Wave)

Das dynamische Duo, bestehend aus Sänger Alexander Veljanov und Chefmusiker Ernst Horn ,veröffentlicht mit Kasmodiah bereits das fünfte Album. Es gelingt den beiden auf Kasmodiah erneut düstere Popmusik mit mittelalterlichem Flair zu kombinieren. Herausragend ist wiederum die beeindruckende und düstere Stimme Veljanovs, die Deine Lakaien so unverwechselbar macht. Lediglich ein Überhit wie Love me to the end vom 91`er Album Dark Star fehlt auch dieser Platte. Mit dem Titel Return ist aber zumindest ein Song dabei, der sich zum Tanzfächenfüller in den einschlägigen Clubs der Indie- Szene entwickeln könnte. Mit der Unterstützung ihrer neuen Vertriebsfirma Columbia/Sony, sollte es der Band mit diesem Album endlich gelingen sich auch in den oberen Regionen der Charts wiederzufinden..Verdient hätten sie es allemal. Traurig ist nur, dass wiedermal das Kapital nachhelfen muss und es nicht einfach nur ausreicht gute Musik zu machen.

Frank Welker, 20.04.99


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