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News - Leserbriefe - Reviews


Weich und belanglos
Review zur Sendung "Hart aber Fair", WDR, 9.05.01

Zur Sendung "Hart aber Fair" konnte Manfred Oppdehipt dem WDR nur eins mailen:

Der Bereich 'Staat und Kirche' kam zu kurz. Hat sich der Katholik Plasberg aus vorauseilendem Gehorsam dem kirchenbestimmten Rundfunkrat gebeugt?!
Teilweise hat sich die Kirche lächerlich gemacht; Todgeburt, Priesterehe, Frauen: das war sehr erhellend, wie verstaubt die Amtskirche ist, Hoffnung machen allenfalls die Laien. Die auch prompt als Feigenblatt herhalten mussten..Insgesamt hätte die gestrige Sendung nicht 'Hart aber fair' sonder 'Weich und belanglos' heißen sollen.

Weiter meint er:

Wann kommt mal eine wirklich kritische Sendung mit mehr Atheisten und Humanisten als Kritiker?
Also, ich war von der Sendung schon sehr enttäuscht. Zumal die Telefonleitung zusammengebrochen war und ich nicht durchkam. Wenn man die Berücksichtigung der Zuschauermeinung innerhalb der Sendung betrachtet, haben die wohl kaum dieselbe zur Kenntnis genommen. Und: Im Live-Publikum saßen eindeutig fromme Katholiken. Rudolf Ladwig konnte keine Pluspunkte sammeln. Schade.

Und anscheinend gibt es keine soziale Wärme mehr in Deutschland, wenn sich die Kirche nicht drum kümmert. [Wobei die Anruferstimmen im Gegenteil von der Kälte der Kirchenleute sprachen, aber darauf sind die Funktionäre so wenig wie eben möglich eingegangen. Alles Einzelfälle?] So klang es immer wieder durch zur Rechtfertigung der Kirchensteuer. Die Skrupellosigkeit der Kirchenvertreter bezüglich dieser war erschreckend: Nicht "nur", sonder "immerhin" 20% der Kirchensteuer sei für soziale Zwecke. Und: auf das Kichgeld sowie den Zwang, austreten zu müssen anstatt eintreten zu können, ging man gar nicht ein (außer Ladwig; der wurde aber abgeblockt und ausgebremst).

Frechheit zum Schluß: Ladwigs Ausführung zur Zukunft der Kirche kommentierte Plasberg höhnisch als "Predigt"; entschuldigte sich im herablassenden Ton umgehend.

Soweit das Statement unserers Lesers. Der Humanist kann aus gut informierter Quelle noch mehr Informationen beisteuern:

Die Flottmannhallen waren angeflüllt mit älteren Kirchenmitgliedern, welche Donum Vitae, die Initiative Regenbogen usw. herangekarrt hatten. Vor Sendeaufzeichnungsbeginn wurden die "Experten" bereits vorab dem Saalpublikum vorgestellt. Der einzige Nichtgläubige Rudolf Ladwig wurde prompt vom "nächstenliebenden" Publikum ausgebuht!

Der WDR hat eine getroffene Absprache, auch mit dem Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft "Trennung von Staat und Kirche" zu seinem Themenfeld ein Einzelgespräch am Extratisch zu führen nicht eingehalten. Der WDR hatte zugesagt, das "Unternehmen Kirche" wäre der Hauptschwerpunkt der Sendung. Der WDR soll vor der Sendung massiver Kritik von Seiten der katholischen Kirche ausgesetzt gewesen sein, so dass das Sendekonzept kurzfristig umgeschmissen wurde.

Der evangelische Vizepräses und der Vetreter der Deutschen Bischofskonferenz sprachen sich übrigens direkt vor der Sendung ab, sich wechselseitig argumentativ zu unterstützen. Dies taten sie nicht etwa heimlich, sondern ganz ungeniert, so dass es Zuhörer gab. Außerdem gaben sie sich sehr indigniert, dass der WDR so hochrangige Gäste wie sie selbst mit einem Politiker konfrontierte, der noch nicht einmal Landtagsabgeordneter war.

Der WDR hat einige Zeit vor der Sendung auch beim Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) um einem Experten für Religionskritik als möglichen Gast der Sendung nachgefragt. Man hatte also durchaus ursprünglich ein ausgewogeneres Konzept geplant. Allerdings hat der WDR dann plötzlich einen katholischen Kirchenkritiker, einen Professor der Theologie, vorgezogen. (Mit diesen kann die Kirche nämlich ganz gut leben. Sie kritisieren in der Regel nur so, dass es nicht zu sehr weh tut. Außerdem heben innerkirchliche Kritiker das Image der Kirche, ohne aber wirklich an Entscheidungen teilzuhaben.)

Es war ein weiteres Mal, dass wir erlebt haben, dass öffentlich-rechtliche Sender nur Nichtgläubige einladen, um ihnen den bequemen Alibigottlosen abzugeben, damit niemand sagen kann, sie hätten ja mal wieder nur Kirchenleute eingeladen. (H.J.)


"Teuflische Verführung" im KiKa?

In einer der letzten Ausgaben der evangelikalen Zeitschrift idea spektrum beklagte man sich über das Niveau des Fernsehprogramms. Empört war man vor allem darüber, dass die Kirchen, die schließlich Vertreter in den Aufsichts- und Rundfunkräten der Sender sitzten hätten, dabei nicht ihren Einfluss geltend machen würden.

Etliche Sendungen lassen niveaumäßig ja wirklich zu wünschen übrig. In der aktuellen Ausgabe druckt die Zeitschrift unter der Überschrift "Unmoral im Kinderkanal" allerdings einen Leserbrief ab, in dem sich ein Christ gar über harmloseste Kindersendungen aufregt und gleich den "Teufel" an die Wand malt. Ein Professor H. T. aus W. sorgt sich um die Erziehung des christlichen Nachwuchses:

"Über den Artikel habe ich mich sehr gefreut, da endlich dieses wichtige Thema behandelt wird. Letztes Jahr hatte ich einen längeren enttäuschenden Briefwechsel mit zwei maßgeblichen Vertretern der EKD über die Sendungen des Kinderkanals (des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ARD und ZDF) „Mama ist unmöglich“, „Schloß Einstein“
und „Süderhof“. Ich sah an mehreren Tagen diese drei Sendungen an. ... Ich war schockiert wegen der unverhohlenen Aufforderung zu unmoralischem Handeln.... Beim „Süderhof“ lautet das Fazit: Rücksichtslosigkeiten und Frechheit von Kindern sind spaßig. Eltern sind beliebt, wenn sie Kindern in totaler Freiheit alles erlauben. Hinter der scheinbaren Fassade der Harmlosigkeit des Kinderkanals verbirgt sich eine teuflische Verführung von Kinderherzen, was gerade von uns Christen entschieden zu brandmarken ist."


Kirche und ARD/ZDF: Vertrauensvoll weiter

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF wollen ihr Online-Angebot intensivieren. Und da man ja schon so gut in anderen Bereichen zusammenarbeiten, unterstützen die Katholische und Evangelische Kirche in Deutschland ARD und ZDF bei diesen Aktivitäten. Mit dem offenen und vertrauensvollen Informations- und   Meinungsaustausch setzten Kirchen und Sender eine langjährige Tradition fort, so heißt es seitens der Teilnehmer - darunter der neue ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Fritz Pleitgen, ZDF-Intendant Prof. Dieter Stolte, der stellvertretende Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Friedrich Ostermann, der Verwaltungsratsvorsitzende des Gemeinschaftswerks der evangelischen Publizistik, Dr. Eckhart von Vietinghoff sowie die ARD-Intendanten Prof. Peter Voß (SWR), Prof. Albert Scharf (BR), Dr. Heinz Glässgen (Radio Bremen). Sie vereinbarten eine weitere Intensivierung ihrer Zusammenarbeit.

Unterstützung finden die Rundfunkanstalten bei den Kirchen in ihrer Position, die Mischfinanzierung aus Gebühr und Werbung beizubehalten. Hierbei handele es sich um ein bewährtes und zukunftsfähiges Modell, heißt es. - Dass Kirchensendungen als Werbesendungen in Rechnung gestellt werden und so zur Entlastung des Etat beitragen, davon war allerdings nicht die Rede.

[Quelle: ARD, 01.02.01]


Großkirchen halten sich ans Bewährte

Bonn/Hamburg. Deutschland wohl im Herbst einen Bibel-Fernsehkanal bekommen. In dem über digitalen Satelliten ausgestrahlten Programm sollten vorwiegend Bibelfilme gezeigt werden. Hinter dem Sender steht der Bonner Verleger Norman Rentrop, der auch die Anteilsmehrheit halte. Der Sender soll kostenlos in ganz Europa zu empfangen sein, um "möglichst viele Menschen mit der Bibel in Verbindung zu bringen". Neben der bereits feststehenden Ausstrahlung von Bibel-Spielfilmen sollten möglicherweise Lesungen aus der Heiligen Schrift zum Programm gehören. Gespannt darf man sein, ob die bekannten Gewalt verherrlichenden Bibelszenen entsprechend als Spätausgabe gesendet werden...

Das Programm soll von Rentrop und den Gesellschaftern finanziert werden. Werbung ist bisher nicht geplant. Wer neben Rentrop noch an Bibel-TV beteiligt sein wird, steht nach Angaben der  gegründeten Stiftung noch nicht
endgültig fest. Die evangelische und katholische Kirche in Deutschland wollen sich allerdings nicht an dem Sender beteiligen. Meldungen, die Gegenteiliges behaupteten, wurden sofort dementiert. Die EKD gab bekannt, sie sehe das Projekt zwar "mit großer Sympathie". Die EKD habe aber eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und beteilige sich grundsätzlich nicht an privatrechtlichen Programmen. Ein Sprecher der Bischofskonferenz sagte, die katholische Kirche sei "in der Angelegenheit nicht involviert".

Man kann die großen Kirchen verstehen: Warum für etwas möglicherweise viel Geld bezahlen, was man über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk umsonst bekommt...

[Quelle: Kieler Nachrichten, 11.01.01]

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erstellt von Heike Jackler

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