Medientipps & mehr... | 13. - 20. Februar 99 |
Sonntag, 13. Februar 00
15.05 Uhr WDR 3
RADIO
Warum können wir nicht frei leben wie andere Jugendliche auch?
Kinder der iranischen Revolution
RadioFeature. Ein Großteil der iranischen Bevölkerung ist unter 25
Jahre alt - eine Generation, die ihr ganzes Leben unter der konservativen Herrschaft der
Mullahs verbracht hat. Staatliche Kontrollen und Bevormundungen durch die Sittenwächter,
Indoktrination und die strikte Geschlechtertrennung prägen ihren Alltag. Die Jugend ist
unzufrieden mit ihrem Leben und den politischen Verhältnissen. Die Märtyrer von gestern
sind nicht ihre Vorbilder. 55 min
17.15 Uhr ARD
2000 Jahre Christentum: Pforten der Hölle - Kirche und
Religion und der Terror unter Hitler und Stalin
Doku. Das 20. Jahrhundert beginnt voller Optimismus. Technischer
Fortschritt und Weltverkehr scheinen ein goldenes Zeitalter heraufzuführen. Wenig später
taumelt Europa in den Ersten Weltkrieg. In nationalistischer Verblendung fallen die
'christlichen' Völker über einander her. In der 'Blutmühle' von Verdun werden die
Menschen zum anonymen Objekt der Materialschlacht. Der Zusammenbruch stürzt vor allem das
landeskirchliche Luthertum in eine tiefe Krise. In Russland bringt die Oktoberrevolution
eine atheistische Diktatur an die Macht. Für Stalin ist die Vernichtung des Christentums
erklärtes Ziel. Zahlreiche Priester, Mönche und Gläubige fallen den großen
Säuberungen zum Opfer. In Italien findet die 'Römische Frage' in den Lateranverträgen
eine Lösung. Der Vatikan wird zum unabhängigen Staat. Unter dem Nationalsozialismus
verwandelt sich Deutschland in eine rassistische Diktatur. Alle Großgruppen der
Gesellschaft werden gleichgeschaltet. Der Vatikan hofft über ein Konkordat auf
berechenbare Verhältnisse. Die Evangelische Kirche soll in eine rassisch reine 'deutsche
Reichskirche' verwandelt werden. 'Pfarrernotbund' und 'Bekennende Kirche' organisieren den
Widerstand. Inzwischen sind die jüdischen Mitbürger der systematischen Vernichtung
ausgesetzt. Die Kirchen wagen keinen öffentlichen Protest. Widerstand oder Anpassung? Das
persönliche Bekenntnis zu Christus und zum christlichen Menschenbild wird zur inneren und
äußeren Überlebensfrage. Während die Kirchenorganisationen versuchen, mit mancherlei
Kompromiss zu überwintern, gehen einzelne Christen in den Widerstand. Viele werden
verhaftet und ermordet. Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, Maximilian Kolbe, Edith Stein
oder die Widerstandsgruppe der 'Weißen Rose' ziehen dem verbrecherischen Staat eine
unwiderrufliche Grenze und retten das Christentum über den Untergang der Diktatur hinweg.
[Zit. aus: www.wdr.de] 45 min
Na, da sind wir doch gespannt, wie das Verhalten der Kirche unter Hitler in der Sendung dargestellt wird. Schließlich unterzeichneten der Vatikan und Hitler am 20. Juli 1933 das sogenannte Reichskonkordat, ein Abkommen, das heute noch Gültigkeit hat und der Kirche viele Vorteile brachte. Bis auf wenige Ausnahmen haben die Kirchen mit dem Katholik Hitler gemeinsame Sache gemacht. Zum Beispiel wünschte der damalige Papst Pius XII. dem Führer Adolf Hitler "nichts sehnlicher als einen Sieg" und die deutschen Kirchenglocken läuteten nicht nur aus Anlass von Führerbesuchen, sondern auch nach der Niederlage Polens im Jahre 1939. Sieben Tage hintereinander haben die Bischöfe zwischen 12 und 13 Uhr festläuten lassen, um Hitlers Angriffskrieg zu feiern. Alles nur "Anpassung"?
Wer über die Doku-Reihe mit Gläubigen, Ungläubigen und den Verantwortlichen für die Sendungen diskutieren will, kann dies unter "Lernsystem" der Web-Site: www.2000-jahre-christentum.de tun.
Montag, 14. Februar 00
22.30 Uhr WDR
Der Plastinator
Porträt. Der Plastinator kommt mit seiner Aufsehen erregenden
Ausstellung "Körperwelten" in der Zeit vom 12. Februar bis 31. Juli 2000 nach
Köln. Rund 200 präparierte und konservierte Leichen wird der Anatom Professor Gunther
von Hagens (55) auf dem Heumarkt in der Altstadt der Öffentlichkeit präsentieren. Eine
Million Besucher werden erwartet.
Gunther von Hagens ist ein Präparator und Erfinder, dessen Alltag vom Umgang mit Leichen
bestimmt wird. Er hat in seinem Heidelberger Institut eine neuartige Methode entwickelt,
Körper verstorbener Menschen mit Kunststoff für die Ewigkeit zu konservieren - in
Scheiben oder als sogenannte Ganzkörperplastinate. Lange Zeit hatte von Hagens
ausschließlich für die medizinische Forschung gearbeitet. Bis er dann ein Tabu brach und
seine Menschenpräparate in Japan und Deutschland (Mannheim) ausstellte. Den Besuchern
wurde erstmals ein faszinierender Einblick in die Welt des Körperinneren ermöglicht.
Gegner der Ausstellung "Körperwelten" warfen von Hagens Pietätlosigkeit und
Entwürdigung des Leichnams vor. In der emotionalen Auseinandersetzung fielen Begriffe wie
"Leichenshow" und "Dr. Mabuse".
Gunther von Hagens blieb unbeirrt und stellte weiter aus, mit beachtlichem Erfolg auch in
der Schweiz und in Österreich. Mehr als vier Millionen Menschen haben bisher die
Ausstellung gesehen.
Für die WDR-Reihe "Menschen hautnah" hat die Autorin Carmen Eckhardt den
Plastinator längere Zeit aus nächster Nähe beobachten können: Beim Treffen von
Körperspendern im Heidelberger Institut und auch auf den Spuren historischer Vorbilder
der Anatomie in Italien. Entstanden ist ein vielschichtiges Porträt eines eigenwilligen
Mediziners, der in naher Zukunft am Neckar ein eigenes Menschenmuseum errichten will.
[Zit. aus: www.wdr.de] 45 min
Tod und Teufel droht den Kölnern, das scheint festzustehen.
Um dies abzuwenden, üben sich die Oberhäupter beider Konfessionen in ökumenischem
Schulterschluss: "Objekte des Gruselns" würden da demnächst auf dem Heumarkt
ausgestellt, heißt es höchst alarmiert. "Um Voyeurismus zu bedienen, werden große
Geschäfte gemacht", wettert der Evangelische Stadtkirchenverband. Dompropst Bernhard
Henrichs befürchtet einen "Angriff auf die menschliche Würde". Derweil wird
hinter geschlossenen Kirchenportalen geprüft, ob dem drohenden Unheil nicht doch noch mit
Hilfe des Staatsanwalts Einhalt geboten werden kann. [...]
Die Kölner Kirchenvertreter sehen durch den Besucherandrang nur das Interesse der
Menschen an Horror und Show befriedigt. Sie sprechen der Ausstellung jeglichen
aufklärerischen Wert ab und fühlen sich an alte Jahrmarktstraditionen erinnert, als
Missbildungen und Fehlentwicklungen neugierig beäugt werden durften.
Für Gunther von Hagens sind die Angriffe aus Köln nur der erneute Beweis dafür, dass er
mit seiner Ausstellung "am Beerdigungsmonopol der Kirche kratzt. Ich hole die Toten
aus der alleinigen Verfügung der Ärzte, Theologen und Bestatter heraus und mache die
Anatomie dem Laien zugänglich." Genau dies scheine die Kirchenvertreter zu fuchsen.
Derweil fetzen sich Befürworter und Gegner seiner "Körperwelten" in der
Lokalpresse: Während die einen Schauder-Effekt und Leichenfledderei fürchten, kontert
der Kölner Sänger und Schauspieler Gerd Köster frechweg: "Wenn sich die
katholische Kirche so sehr über die Ausstellung aufregt, werde ich auf jeden Fall
hingehen. Denn dann muss das was sehr Interessantes sein." Und Publizist Martin
Stankowski hält die ganze Diskussion deshalb für verlogen, weil sich im Dom
Reliquienschränke befinden, über und über voll mit menschlichen Körperteilen. Und
daran hat noch niemand Anstoß genommen. [Zit. aus: Frankfurter Rundschau, 25.01.2000]
Siehe zur Ausstellung "Körperwelten" auch unter unseren Veranstaltungstipps.
Dienstag, 15. Februar 00
9.30 Uhr HR 2 RADIO
Ein verstockter Ketzer oder ein Märtyrer der Wissenschaft?
Vor vierhundert Jahren, am 17. Februar 1600, wurde Giordano Bruno in
Rom als Häretiker verbrannt. Seit der Aufklärung ist er für viele zu einer
Identifikationsfigur geworden. Bertold Brecht hielt ihn für einen großen
Mann", für Jose Ortega y Gasset war Bruno ein Riese". Papst Leo XIII.
dagegen fand ihn unaufrichtig, verlogen und vollkommen selbstsüchtig, intolerant
gegen jede gegenteilige Meinung". Für die Kirche war er lange nicht mehr als ein
Ketzer, für die anderen ein Märtyrer der Geistesfreiheit. Tatsächlich jedoch wurde
Bruno keineswegs wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten hingerichtet. In den acht Jahren
seines Prozesses ging es nur am Rande um den Kopernikanismus. Im Mittelpunkt standen
vielmehr Brunos Ablehnung des christlichen Gottesverständnisses und seine angeblichen
Kontakte zu Ketzern. [Zit. aus: HR-Hörerinfo] 30 min
17.05 Uhr HR 2
RADIO
Christen in der Politik
An der Spitze des Staates steht mit Johannes Rau ein Mann, der sich zu
seinem Christsein offen bekennt und sich bewusst auch als christlichen Politiker versteht.
Und auch Parlamentspräsident Wolfgang Thierse ist Christ und engagiertes Kirchenmitglied
im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Aber wo sonst prägen Christen die Politik?
Gerade engagierte Christen in der CDU", der einzigen Partei, die das
Christliche im Namen führt, vermissen ein Profil, das dem C" entspricht. Und
bei den Grünen gibt es zwar eine eigene Gruppierung, die Christen bei den
Grünen". Aber schaffen Sie es angesichts zahlloser Sachzwänge", Politik
in diesem Sinne mitzugestalten? Die früheren Reservoirs für christliche"
Politiktalente, die kirchlichen Jugendverbände, liefern kaum noch Nachwuchs".
Viele haben keine Lust mehr auf die Ochsentour in der Partei. Wo bleiben also die Christen
in der Politik in Zeiten der Berliner Republik"? [Zit. aus: HR-Hörerinfo]
55 min
0.30 Uhr ZDF
Dracula - Tatsachen und Legenden
The History Channel. 45 min
Mittwoch, 16. Februar 00
13.30 Uhr BR
Die Kreuzzüge (4):
und führten das Kreuz in die
Schlacht - Die christliche Landnahme
Doku-Reihe von Peter Milger. Die Kreuzfahrer richten sich in
Palästina ein. Dies geschieht nicht ohne Differenzen untereinander. Im Jahr 1099 feiern
alle zusammen in Bethlehem das Weihnachtsfest: Bohemund, Herr über Edessa, Tankred, Herr
über Galiläa, und Gottfried, Herr über Jerusalem. Doch die Eintracht ist nur
vermeintlich: In der Übertragung des abendländisch europäischen Feudalsystems auf
Palästina ist schon der Zündstoff für die kommenden Jahre programmiert. [Zit. aus: www.br-online.de] 60
min
18.30 Uhr Phoenix
Gretchenfrage - Von Kindsmord und Abtreibung
Zu allen Zeiten hat es Frauen gegeben, die Kindsmord begingen - in den
meisten Fällen, nachdem sie völlig allein und ohne Hilfe ihr Kind zu Welt gebracht
hatten. Der Kindstötung gingen nicht selten fehlgeschlagene Abtreibungsversuche voraus.
Erst die Aufklärung brachte die Einsicht, dass es sich bei Kindstötungen häufig um
Verzweiflungstaten aus höchster Not handelte.
Der Film beleuchtet die Problematik, die großen Dichtern reichlich Stoff für Dramen und
Balladen lieferte... 45 min
Im Mittelalter war Kindsmord auch in vielen Klöstern gang und gäbe, weil nicht Schreien durfte, was nicht sein durfte. So fand man im Stralsunder Birgittenkloster oder im Kloster Mariakron bei dessen Abbruch "in den heimlichen Gemächern und sonst - Kinderköpfe, auch ganze Körperlein versteckt und vergraben" [Zöckler, Askese und Mönchtum, 1897; Bauer, Das Geschlechtsleben in der deutschen Vergangenheit]. Auch wird von angeblich drei- oder sechstausend Kinderköpfen berichtet, die aus einem römischen Klosterteich gefischt wurden [Bauer, Das Geschlechtsleben]. Woher so viele Babys kommen? Nun, im Mittelalter wurden die Klöster oft genug "Hurenhäuser" genannt, Nikolaus von Clemanges, ein Theologe und Rektor der Pariser Universität meinte: "Heutzutage ein Mädchen verschleiern heißt geradezu, es der Prostitution auszuliefern."
20.15 Uhr 3 SAT
Jesus, Marx und Microsoft - Wirtschaft ohne Moral
Grenzenlos. In seiner ersten Ausgabe will 'Grenzenlos' Antworten
und Visionen auf die Herausforderungen einer grenzenlos globalisierten Wirtschaftswelt
liefern. Das Primat der Politik ist in Gefahr. Günter Grass schrieb unlängst in 'Die
Zeit': 'Nicht mehr die gewählte Regierung, kein Kanzler bestimmt die Richtung der
Politik: An ihrer Stelle herrschen unlegitimiert die Vorstände der gebündelten und sich
global verflüchtigenden Wirtschaftsmacht.' Der Vertrauensverlust in die demokratischen
Institutionen wächst. Ob Marx und Engels nicht doch vor 150 Jahren mit ihrem
Kommunistischen Manifest den Finger in die richtige Wunde gelegt haben? Oder braucht die
globale Gesellschaft wieder mehr Jesus, wie der frühere sowjetische Staatspräsident
Michail Gorbatschow fordert?
Franz Alt diskutiert unter anderem mit dem früheren sowjetischen Staatspräsidenten,
Mitbegründer und aktuellem Präsidenten des Internationalen Grünen Kreuzes, Michail
Gorbatschow. [Zit. aus: www.wdr.de] 45
min
20.45 Uhr ARTE
Hitlers Kinder (2) - Hingabe
Doku-Reihe. "Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen
Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre zukünftigen Pflichten
vorbereitet werden", heißt es im Gesetz über die Hitlerjugend von 1936. Die
Mädchen sollten im Bund Deutscher Mädel auf die Mutterschaft vorbereitet werden.
55 min
Freitag, 18. Februar 00
21.15 Uhr ZDF
Die Karawane der Sünder
Reportage. Der
Monsignore hat, wie Don Camillo, stets einen Scherz auf der Zunge. Als er die Reisenden
aus Berlin durch die "Heilige Pforte" in den Petersdom führt, sagt er
sarkastisch: "Nun habt Ihr den Ablass und könnt getrost sterben." Antonio
Tedesco ist im Vatikan für die deutschen Pilger zuständig und hat eine Menge zu
erzählen. 26 Millionen Besucher werden zum "Heiligen Jahr" in Rom erwartet. In
15000 Bussen, Hunderten von Sonderzügen und Chartermaschinen, viele davon aus
Deutschland. Nicht nur Katholiken, auch viele Protestanten ziehen - auf Martin Luthers
Spuren - in die "Ewige Stadt". Die Reisebüros wittern das große Geschäft.
"Rom an einem Tag" oder "Den-Papst-sehen-und-zurück" - nur zwei von
vielen Angeboten. Das "Heilige Jahr" für Eilige - dieser Fast-Food-Tourismus
macht dem Vatikan Sorgen. Auf dem Petersplatz tummeln sich immer mehr fliegende Händler
mit frommen Schnickschnack. Und in den Geschäften drumherum kann man den
"Original-Papstsegen" auf Pergament für rund 50 Mark kaufen. [Zit. aus: www.zdf.de] 30 min
Der Beginn des Pilgerstromes nach Rom im Heiligen Jahr war ein totaler Fehlstart: Das Chaos war perfekt. Zehntausende Kinder bibberten bei eisiger Kälte auf dem Petersplatz - nicht mal für heiße Getränke war am "Tag der Bambini" gesorgt. Wenig später beängstigende Szenen auf dem Bahnhof in Rom: Zehntausende stürmten die Züge, die Luft zum Atmen wurde knapp. Und auch auf den Straßen der Ewigen Stadt ging nichts mehr. "Notstand in Rom", meinten Kommentatoren. Nur eines scheint sicher: Der erste Härtetest fürs Heilige Jahr ging daneben. Jahrelang hatte Rom Zeit, sich auf das Mega-Ereignis vorzubereiten. 30 Millionen Pilger werden im "Großen Jubeljahr" 2000 erwartet. Ausgerechnet den Kindern war das erste Großereignis gewidmet. 50000 hatte der Papst geladen, im Morgengrauen trudelten die ersten Busse ein. Doch zu spät entdeckten Begleiter und Veranstalter, dass weder Frühstück noch heiße Getränke bereitstanden. Die nächste Enttäuschung folgte vor dem Petersdom. Zwar hielten die Knirpse ihre Eintrittskarten für die Messe fest in der Hand, doch war die Kirche längst von "ganz normalen" Touristen überfüllt. "Alles vorhersehbar", meint der Präfekt von Rom, Enzo Mosino, lakonisch. "Die Organisatoren wussten sehr genau, dass höchstens 10000 Leute in die Kirche reinpassen, mindestens 40000 Kinder mussten draußen bleiben". Zwar war das "Jubiläum der Kinder" ein glanzvolles Medienereignis, der Papst sprach gegen Kinderarbeit und Abtreibung, doch den Heiligen Vater bekamen nur die allerwenigsten der kleinen Gäste zu sehen. "Eine Pilgerfahrt ohne Messe ist schon etwas bitter", meint ein Begleiter. Zum Angelus-Gebet immerhin zeigte sich Johannes Paul II. am Fenster. "Aber er sprach so leise, dass ich gar nicht verstehen konnte, was er gesagt hat", meint der zehnjährige Paolo enttäuscht. Am Ende verteilten die Carabinieri heißen Tee. Schon fragen sich Experten besorgt, wie es bei den nächsten Großveranstaltungen wird. Am 11. Februar steht das "Jubiläum der Kranken" an, am 1. Mai das "Jubiläum der Arbeiter", im August das Welttreffen der Jugend. Meint der Urbanist Paolo Portoghesi: "Wir sind einfach unfähig, große Veranstaltungen zu organisieren." Drei Millionen Gläubige kamen offiziellen Angaben zufolge seit Weihnachten nach Rom. "Drei Millionen Pilger am Rande der Nervenkrise", kommentiert die Zeitung "La Repubblica". Schon die Silvesterfeiern endeten in Katerstimmung. Zwar ließen bombastische Feuerwerke den Himmel erstrahlen, doch in Niederungen ging es herbe zu. "Die Straßen wurden zu Latrinen", meint das Blatt angesichts des Mangels an Toiletten angeekelt. Auch sonst war alles überfüllt. "Horden von Barbaren drangen in einige Restaurants ein und warfen die Gäste hinaus." [Zit. aus: Schweriner Volkszeitung, 4.1.00]
22.20 Uhr ARTE
Schwuler Mut - 100 Jahre Schwulenbewegung
Doku von Rosa von Praunheim. Dieser Film soll den mutigen
Vorkämpfern der Schwulenbewegung ein Denkmal setzen. Am 15. Mai 1897 gründete der
Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld in Berlin das 'Wissenschaftlich humanitäre
Komitee' zum Kampf gegen den Schwulenparagraphen 175, der übrigens erst 1994 in
Deutschland gänzlich abgeschafft wurde. Aber schon Anfang und Mitte des letzten
Jahrhunderts gab es mutige Einzelkämpfer wie den Schweitzer Hutmacher Heinrich Hössli
und den deutschen Rechtsanwalt Karl Heinrich Ulrichs, der die Schwulen als Urninge und die
Lesben als Urninden bezeichnete. Das Wort 'Homosexualität' hat sich erst spät im letzten
Jahrhundert etabliert.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde Berlin zur Hochburg des schwulen Lebens. Ein Dutzend
Schwulen- und Lesbenzeitschriften entstanden, über 100 Lokale hatte man zur Auswahl, doch
1933 war alles vorbei. Nach der Ermordung des schwulen SA-Chefs Ernst Röhm verschärften
sich die Gesetze gegen Schwule. Schon Blickkontakte genügten, um ins Gefängnis zu
wandern. Über 50 000 Prozesse fanden statt. Fünf bis 15.000 Schwule starben in den
Konzentrationslagern der Nazizeit. In den fünfziger Jahren blieben die Gesetze gegen
Schwule wortwörtlich erhalten und bis 1969 fanden ebenfalls 50.000 Prozesse statt. Erst
1969 wurde in Westdeutschland der Paragraph 175 liberalisiert (in der DDR schon 1968). Mit
seinem Film NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION IN DER ER LEBT half
der Filmemacher mit, die neue deutsche Schwulenbewegung zu gründen. Doch bald wurden alle
Freiheiten wieder in Frage gestellt. Die achtziger Jahre standen im Zeichen von Aids, und
die Schwulen mussten lernen, ihre Kranken zu pflegen, ihre Toten zu betrauern. In den
neunziger Jahren reden viele Schwule in Deutschland vom Ende der Schwulenbewegung. Die
Szene ist unpolitisch, Partykultur ist angesagt. Doch wir vergessen, dass in über hundert
Ländern der Erde Homosexualität noch strafrechtlich verfolgt wird, dass im Iran und
Saudi Arabien die Todesstrafe gegen Schwule herrscht, dass in Brasilien Todesschwadronen
Transvestiten ermorden. Doch es gibt auch positive Beispiele. Das Ende des Filmes
berichtet von der schwulen Zukunft, die in der schwulsten Stadt der Welt, in San
Francisco, schon geprobt wird. Hier kämpfen Lesben und Schwule um politischen Einfluss,
hier versucht man mit Hilfe von Spermabänken alternative Familienstrukturen. Hier
versuchen transsexuelle und sexuelle Zwischenstufen die starren Rollen von männlich und
weiblich aufzulösen, und hier versuchen auch andere Rassen und Kulturen wie Latinos und
Asiaten schwule Rechte zu fordern, die sie in ihren Heimatländern nicht haben. Die
Homosexuellenbewegung in San Francisco wird zur 'Queer Bewegung', die alle mit
einschließt, die anders leben und lieben wollen. [Zit. aus: www.wdr.de]
90 min
In Großbritannien gab es jetzt eine Abstimmung. Mit 210
gegen 165 Stimmen wurde festgestellt, dass Beziehungen zwischen Homosexuellen im
britischen Schulunterricht weiterhin nicht als gleichwertig dargestellt werden dürfen.
Die geplante Aufhebung des von vielen als diskriminierend empfundenen "Paragrafen
28" scheiterte im Oberhaus. Das 1988 unter der konservativen Premierministerin
Margaret Thatcher erlassene Gesetz verbietet es Schulen und Stadtverwaltungen,
homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen auf eine Stufe zu stellen. Oppositionsführer
William Hague sagte: "Die große Mehrheit der Eltern im ganzen Land wird mit einem
Seufzer der Erleichterung reagieren." Auch Jonathan Sacks, der oberste britische
Rabbi, warnte, Homosexualität sei "moralisch keineswegs gleichwertig". [Quelle:
dpa, 08.02.00]
23.20 Uhr 3 SAT
Die Vergessenen
Drama, Mexiko 1950. In einem Außenbezirk von Mexiko-Stadt lebt der
Straßenjunge Pedro. Seine Mutter, die noch drei weitere Kinder durchbringen muss, hat
keine Zeit für ihren ältesten Sohn. In einem Traum, der all die Sehnsüchte des Jungen
widerspiegelt, reicht sie ihm ein Stück Fleisch, doch in Wirklichkeit hat sie wenig für
ihn übrig. So ist Pedro ganz dem harten Überlebenskampf auf den Straßen ausgesetzt, wo
verschiedene Jugendbanden ihr Unwesen treiben. Als er versucht, in einer Schmiede auf
ehrliche Weise Geld zu verdienen, taucht der hinterlistige Jaibo auf, der selbst vor Mord
nicht zurückschreckt, und stiehlt einen Dolch. Pedro wird der Diebstahl angelastet. Auch
als er in einer Anstalt für schwer erziehbare Kinder für den Direktor eine Besorgung
erledigen soll, lauert ihm Jaibo auf und raubt ihn aus. Pedro verfolgt ihn und bezichtigt
Jaibo öffentlich als Dieb und Mörder. Bei nächster Gelegenheit folgt allerdings die
unerbittliche Rache: Pedro wird von Jaibo erschlagen. Seine Mutter, die von einem
schlechten Gewissen geplagt ist und sich nun Sorgen macht, sucht vergebens in den Straßen
nach ihrem Jungen. [Zit. aus: www.wdr.de] 75
min
Samstag, 19. Februar 00
14.05 Uhr DLF
RADIO
Können Lieder Sünde sein? Musik und Zensur
Corso Extra . 120
min
18.00 Uhr 3 SAT
Letzte Chance Amerika - Zur Strafe ins Land der Freiheit
Doku. Seit Jahren wächst die Ratlosigkeit bei
Politikern und Justizexperten, wie jungen, stets gewaltbereiten und zuweilen auch brutalen
Straftätern zu begegnen sei. Eine kleine Gruppe deutscher Jugendrichter, Jugendamtsleiter
und Kriminologen glaubt, eine Alternative gefunden zu haben: die
Konfrontations-Pädagogik. Sie wird schon einige Zeit in Gien Mills/USA an jungen
Gang-Leadern praktiziert. Die Initiatoren des Projekts sprechen von einem großen Erfolg
und geringen Rückfallquoten.
Seit kurzem darf auch ein Dutzend deutscher Delinquenten, vermeintlich 'Unverbesserliche',
an dem US-Versuch teilnehmen.
Die Autoren haben die Auswahlverfahren amerikanischdeutscher Teams in den
Justizvollzugsanstalten Vechta und Iserlohn mit der Kamera beobachtet und die drei
'Auserkorenen' nach Amerika begleitet. [Zit. aus: www.wdr.de]
30 min
19.05 Uhr WDR 5
RADIO
Schöpfungsmythen. Der Jaguar, der die Seele verschlingt
Lebenszeichen. Lateinamerikanische Indianer und die Entstehung des Universums
35 min
20.15 Uhr TM 3
Black Mic Mac
Komödie, Frankreich 1986. Thomas Gilous Regiedebüt erzählt vom
Leben afrikanischer Einwanderer in Paris, von ihrer sympathischen Art, mit Krisen fertig
zu werden und vom Umgang mit allzu pflichtverliebt arbeitenden Beamten. Um einen solchen
handelt es sich bei Monsieur Le Gorgues von der Pariser Gesundheitsbehörde. Als er ein
kleines afrikanisches Viertel in der Metropole inspiziert, ist er entsetzt: Es gibt viel
zu wenig Badewannen und viel zu viele Haustiere. - Humorvoller Anti-Rassismusappell. [Zit.
aus: TV Today] 88/110
min
Sonntag, 20. Februar 00
17.15 Uhr ARD
2000 Jahre Christentum - Chancen und Gefahren
Doku-Reihe. Am Ende des Zweiten Weltkriegs steht der Blitz
über Hiroshima. Seitdem bedroht die Atombombe alles Leben auf dem Planeten, seine
Vergangenheit und seine Zukunft. - Die christlichen Kirchen stellen sich nur langsam auf
die neue Situation ein. Sie bekennen sich mitschuldig an der Katastrophe. Sie beginnen
zögernd, sich aus der engen Verbindung mit der weltlichen Macht zu lösen. Die
verschiedenen Bekenntnisse gehen aufeinander zu.
Fernziel: Einheit der Christen. Die Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt verschiebt
die Gewichte. Die 'jungen' Kirchen finden und behaupten eigene Gestaltungen der
christlichen Botschaft. - Das Zweite Vatikanische Konzil stößt die Türen und Fenster
der katholischen Kirche auf. Sie hofft auf eine wichtigere Rolle in der modernen Welt,
ohne sich dem Zeitgeist zu unterwerfen. Für den polnischen Papst Johannes Paul II. ist
der Vatikan nur noch die Basis für Reisen in zahlreiche Länder der Erde. Gegen Ende der
80er Jahre bricht der 'geregelte Konflikt' des Ost-West-Systems zusammen. Damit wachsen
die Chancen einer friedlichen Weltgesellschaft, es brechen aber auch grausame
Bürgerkriege zwischen ethnischen Gruppen auf. Wieder steht die Welt vor neuen Aufgaben -
und mit ihr das Christentum. Globale Wirtschaftsmacht bedarf globaler Moral. Raubbau an
der Natur bedroht die Umwelt, Dauerarbeitslosigkeit, Drogenhandel, blinder Konsumrausch
entwurzeln viele Menschen. Weltweite Armutswanderungen erfordern die belastbare
Solidarität der reichen Länder. Die mikrobiologischen Patente des lieben Gottes sind
abgelaufen. Der Mensch übernimmt die Steuerung der Evolution, mit welchem Ziel? zu wessen
Nutzen? auf wessen Kosten? - Das Christentum verfügt über einen großen Fundus von
Erfahrungen und innerer Zuversicht. Es ankert nicht an sich selbst und bietet deshalb
dynamischen Halt.
Aber wo es auf seine befreiende Kraft verzichtet, wird es zum Instrument der
Unterdrückung. Kein Grund zur Resignation. Die Botschaft jenes Wanderpredigers aus
Nazareth scheint es nicht dauerhaft zu dulden, dass sie in 'Kurien' erstarrt, von
Machthabern missbraucht wird oder in Vergessenheit gerät. Immer wieder sucht sie sich
Menschen, die nachdenken, nachfragen und auf(er)stehen. [Zit. aus: www.wdr.de] 45 min
Dies ist der letzte Teil der 13-teiligen Medienverbund-Sendung über die Geschichte des Christentums. Wer über die Doku-Reihe mit Gläubigen, Ungläubigen und den Verantwortlichen für die Sendungen diskutieren will, kann dies unter "Lernsystem" der Web-Site: www.2000-jahre-christentum.de tun.
18.15 Uhr ZDF
Wo warst du, mein Gott? - Sexueller Missbrauch durch
Geistliche
ML Mona Lisa. Unser Pfarrer tut das nicht! Aber der ehemalige
Erzbischof von Wien, Hans Hermann Groer, hat es doch getan, und der Skandal in Österreich
war perfekt. Der hochrangige Kirchenmann hatte sich nicht nur einmal an seinen Zöglingen
vergangen. Das ungeheuerliche Phänomen des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche kommt
weltweit vor - brandmarkt und zerstört allzu oft die betroffenen Familien. Denn einen
Bischof oder auch nur einen Pfarrer solch einer Tat zu beschuldigen, ist tabu! In den USA
wurden in den letzten Jahren hunderte katholischer Priester des sexuellen Missbrauchs an
Kindern beschuldigt, hohe Entschädigungen gefordert. Aber welche Konsequenzen, außer
einer Versetzung, haben sie wirklich zu befürchten? "ML Mona Lisa" fragt:
Werden durch das Zölibat, durch die Tabuisierung von Sexualität perverse Neigungen bei
Priestern geradezu hervorgerufen? Macht sie das Fehlen von menschlicher Nähe zu Tätern
an unschuldigen Kindern? "ML Mona Lisa" bricht das Tabu und wagt sich in eine
Welt der doppelten Moral. [Zit. aus: www.zdf.de]
45 min
Vor einiger Zeit (16.09.99) berichtete Der Humanist über einen besonders krassen Fall sexueller und körperlicher Misshandlung durch Zölibatäre:
Im Kreis Coburg bescherte Weihnachten 1998 ein
Gottesdienstbesucher dem Pfarrer einen Erlebnisgottesdienst der besonderen Art. Aber der
Geistliche war davon nicht sehr erbaut: Er zeigte den Besucher wegen Störung der
Religionsausübung an. Was war geschehen? Der Vater eines 9-jährigen Kindes beschuldigte
den katholischen Priester noch vor Beginn der heiligen Messe, seinen Sohn mehrmals
missbraucht zu haben. Auch andere Familien sagten daraufhin aus, der Geistliche habe ihre
Kinder des öfteren auf dem Nachhauseweg vom Gottesdienst belästigt. Der Pfarrer hatte
sie netterweise nach Hause gefahren.
Nun hat der Staatsanwalt Anklage wegen sexuellen Missbrauchs erhoben. 13 Fälle werden dem
58-Jährigen vorgeworfen. Die Kirche hat den Mann vom Religionsunterricht freigestellt. Er
war übrigens bereits 1987 wegen eines ähnlichen Falles zu einer Geldbuße verurteilt
worden. Der Pfarrer seinerseits zeigte nicht nur den betroffenen Vater, sondern auch einen
Beamten aus dem Landratsamt an: Da hatte doch jemand des Priesters Geheimnisse
ausgeplaudert ... [1]
Nun könnte man hier noch - mal wieder - von einem "Einzelfall" reden, der
überall vorkommt. Oder ist es doch ein kirchenimmanentes Problem, hervorgerufen durch
Zwang zur Keuschheit? Die jahrzehntelange Erfahrung mit bischöflichen
Verdrängungsmechanismen lässt befürchten, wieder einmal werde von Hirt und Herde
eingewandt, in jeder größeren Organisation gebe es schwarze Schafe, Fehlleistungen,
Sünden. Also auch im Kirchenfürstentum. Müssen es aber gleich so viele, grauenvolle,
strukturell bedingte, über alle Jahrhunderte nachgewiesene sein? Steht nicht auch für
die Catholica geschrieben: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen"? [2]
Ein Dokumentarfilm über die 50er Jahre hat dieses Jahr Irland aufgerüttelt, er bereitet
der Mär vom "Einzelfall" ein Ende. Ein Skandal erschüttert die katholische
Kirche, die "Säule" der irischen Gesellschaft. Jahrelang hat der Staat einem
katholischen Orden Kinder aus sogenannten "sozial schwachen" Familien
anvertraut, um sie zu erziehen und ihnen Gottesfurcht beizubringen. Aber statt Fürsorge
erhielten sie Gewalt, statt Liebe Missbrauch. Hier ist nicht mehr die Rede von einzelnen,
nein, hunderte von Kindern haben in der Obhut der Kirche die Hölle auf Erden erlebt. Und
Kirche, Orden und Staat haben ein Kartell des Schweigens aufgebaut.
Eines der Opfer, der 54-jährige John Prior, kämpft für Gerechtigkeit. Als Dreijähriger
holte ihn der Staat aus seiner Familie heraus und steckte ihn in ein katholisches
Erziehungsheim des Ordens der "Christian Brothers". John hatte fortan keinen
Namen mehr und keine Rechte: Er heißt 892 Prior. Prior klagt an: "Die schlimmsten
Prügel, die ich je erhalten habe, war, als ich einer Krankenschwester erzählt habe, dass
ich von einem Bruder sexuell missbraucht wurde. Ich war 9 oder 10. Sie hat mich erst
geschlagen, es dann dem Bruder erzählt. Der hat mich weggebracht und dann haben mich zwei
Brüder geschlagen und geschlagen und geschlagen..."
Hunderte erlebten das gleiche Schicksal wie John Prior. In den 50er Jahren lebten und
arbeiteten in den "Industrial Schools" 7000 Kinder. Und die Nonnen und Brüder
konnten mit ihnen machen, was sie wollten. Erst in den 70er Jahren wurden die Schulen
aufgelöst. Prior erzählt von einem Bruder, mittlerweile verstorben, der in die
Schlafsäle und Duschen der Jungen kam. Er zog sich aus, missbrauchte die Jungen vor den
Augen der anderen. John: "Er hat mich anal vergewaltigt, hat mich über sein Bett
geschmissen, mich genommen, mich aufgerissen..." John wurde sieben Jahre lang von
zwei Ordensbrüdern und einem katholischen Priester sexuell missbraucht. Er erzählt auch
vom Tod seines Freundes: Dieser wurde geschlagen und getreten, bis er zusammenbrach. Er
wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort starb er - angeblich an Leukämie.
Der Dokumentarfilm beweist, dass Kirche und Staat jahrzehntelang vom Missbrauch und
Misshandlungen in den kirchlichen Schulen gewusst haben. Der Staat finanzierte die
Unterbringung der Kinder trotzdem weiter. Prior hat Anklage gegen einen überlebenden
Täter gestellt. Außerdem verklagt er Kirche und Staat auf Schadensersatz. Das
ZDF-auslandsjournal bemühte sich um ein Interview mit dem Orden, aber der verwies auf
seine Public-Relation-Firma. Auch die verweigert Auskünfte.
Die Tatsachen aber kann niemand mehr abstreiten, Entschuldigungen gibt es zuhauf:
Im März 1998 haben sich die Christian Brothers öffentlich für den Kindesmissbrauch in
ihren Schulen entschuldigt. Sie richteten zusammen mit anderen Orden ein Hilfstelefon ein.
Über 8000 Anrufe gab es, die Kirche hat 600 Opfer an Therapeuten vermittelt.
Martin Clarke, Sprecher der katholischen Bischofskonferenz Irland: "Es gibt keinen
Zweifel, dass körperlicher und sexueller Missbraucht stattgefunden hat, absolut keinen
Zweifel. Die irische Kirche hat das zugegeben und sich öffentlich entschuldigt." Man
müsse jetzt herausfinden, warum es passiert ist. (Der Mann sollte den Pfaffenspiegel von
Otto von Corvin [3] lesen.)
Der Premierminister versprach Gesetzesänderungen und entschuldigte sich für das
Fehlverhalten des Staates, der diese Kinder ungeschützt ihren Peinigern überlies. Der
Staat setzte eine Untersuchungskommission ein und stellte 10 Millionen Mark für die
Therapie der Opfer bereit.
Es gab auch gute Nonnen und Brüder, sagt John Prior, aber die haben ihn nicht gerettet,
sie haben geschwiegen. Die irische Kirche feiert nächstes Jahr das 1000-jährige
Jubiläum der Christianisierung. Um Entschädigung müssen ihre Opfer noch kämpfen. [4]
(H.J.)
[1] Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 04.09.99
[2] Horst Herrmann, Hirtenwort und Schäferstündchen, 1992
[3] Otto von Corvin, Pfaffenspiegel, 1868. Corvin wusste schon im letzten Jahrhundert,
warum die Geistlichkeit so ein "Schandleben" trieb. In seinem Essay "Sodom
und Gomorrha" schreibt er: "Die schaffende und erhaltende Kraft oder Macht, die
wir Gott nennen, hat allen lebenden Geschöpfen den Geschlechtstrieb gegeben. Sie machte
ihn zu dem mächtigsten Triebe, weil sie damit die Fortpflanzung verband, worauf sie bei
allen organischen Geschöpfen besonders vorsorglich bedacht war; ja, sie stellte es nicht
in den freien Willen, dem Geschlechtstriebe zu folgen, sondern zwang dazu, ihm zu folgen,
indem sie die unnatürliche Unterdrückung desselben empfindlich strafte. Der gewaltsam
unterdrückte Geschlechtstrieb macht Tiere toll und Menschen zu Narren."
[4] ZDF-auslandsjournal, 02.09.99
22.35 Uhr BR
Malcolm X
Biografie, USA 1992. Für die einen war er ein Held, für andere ein
Fanatiker. Am 21.2.1965 kam Malcolm X, Kämpfer für die Rechte der Schwarzen, durch ein
Attentat ums Leben. - Der junge Malcolm träumt davon, so zu sein, wie die Weißen. Als er
wegen Einbruchs mehrere Jahre hinter Gitter muss, öffnet ihm das die Augen. Ein
Mitinsasse bringt ihn in Kontakt mit der schwarzen Religionsgemeinschaft Nation of Islam.
Mehr über Malcom X gibts auf dieser Website.
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