Medien-Tips & mehr... 09.-16.04.99
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ARD fördert die kirchlichen Sozialkonzerne

Nachdem die ARD sich bereits für die maroden Kirchenbauten ins Zeug gelegt und uns zu Ostern mit Bibelverfilmungen beglückt hat, zeigt sie bei der Flüchtlingskrise im Kosovo jetzt wieder allen, dass die Kirche bei der ARD in der ersten Reihe sitzt.
Wie bei solchen Katastrophen üblich, senden die Tagesthemen zur Zeit Aufrufe zu Spenden für die Notleidenden des Kosovo. Das Ärgerliche daran: Im Fernsehen werden nur die Konten von Caritas und Diakonischem Werk
genannt, also von kirchlichen Organisationen. Dabei gibt es auch andere Organisationen, die sich um diese Notleidenden kümmern, z. B. Unicef, Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlinge in Montenegro, Cap Anamur, Ärzte ohne Grenzen, Deutsches Rotes Kreuz und andere mehr. Aber auf diese Möglichkeit verweist die ARD nur beiläufig: „Weitere Spendenkonten sind im Videotext abrufbar."
Wir müssen dagegen protestieren, wie das Fernsehen die Wünsche von Menschen ignoriert, die lieber über eine nichtkirchliche Organisation spenden wollen (immerhin ist ca. ein Drittel der Deutschen konfessionslos) -
und wie es sich zugleich vor den Propagandakarren der Kirchen spannen lässt, denen es ja nur zu gelegen kommt, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, es wären vor allem die Kirchen, die sich um Menschen in Not kümmern.
Tja, die Unicef sitzt eben nicht im Aufsichtsrat unserer öffentlich-rechtlichen Zwangsbeglückungssender!


Du bist, was dein Logo ist - Die News-Maker bei SAT 1

Halbwegs hippe Zeitgenossen wissen: Design bestimmt das Sein. Für TV-Formate bedeutet das: Du bist, was dein Logo ist. Nun heißt das neue Nachrichtenmagazin auf SAT 1 nicht etwa „Springer TV” nach dem Verlag, aus dem es kommt, sondern „News Maker”. Und auf dem Logo prangt das Wort „Maker” größer als das Wort „News”. Was will uns das sagen? Etwa, dass die Magazinmacher, die immer montags um 22.15 Uhr spektakulär Neues liefern wollen, bereit wären nachzuhelfen, wenn die Realität mal wieder sensationell versagt hat? Motto: „Keine knalligen News? Egal! Machen wir uns welche!” In guter alter „Bild”-Tradition und nach Vorbild ihres Redaktionsleiters Günter Stampf, der sich journalistisch vor allem durch ein gefaktes „Bunte”-Interview hervortat, in dem US-Star Tom Cruise behauptete, zeugungsunfähig zu sein? Und wenn schon. Wahr ist doch nicht, was war, weiß der Zeitgeist, sondern was im TV war. (TV-Today 8/99)


Review: Bibelverfilmung „Moses”, 3 SAT

Diesmal habe ich es mir doch angetan. Jawohl, ich habe mir eines dieser vielgepriesenen Bibelepen angeschaut. Allerdings nur den 2. Teil von „Moses”. Mich interessierte nämlich brennend, ob diese Bibelverfilmung das Blutbad, das Moses nach dem Tanz ums Goldene Kalb unter seinem Volk anrichten lässt, auch bibelgetreu wiedergegeben wurde. Schließlich wurde der Film nachmittags gesendet und gerade die Christen legen ja viel Wert auf Jugendschutz.
Aber tatsächlich: Im Film fließt an dieser Stelle reichlich Blut. Der wahnsinnig dreinblickende Moses, glänzend mit irre funkelnden Augen gespielt von Ben Kingsley, ruft seine Getreuen auf, ihre Brüder und Schwestern niederzumetzeln. Was diese nach einer ungläubigen Schrecksekunde auch prompt begeistert erledigen. Nach der blutrünstigen Szene (zum Schluss wird Moses das blutige Schwert hingehalten) ist das Volk arg dezimiert. - Allein diese Szene sollte eigentlich für fühlende Menschen abschreckend genug sein, um über den Wahnsinn der Religionen nachzudenken.
Eine andere Szene wurde ganz und gar nicht bibeltreu wiedergegeben: „Als das Volk sah, dass Mose noch immer nicht vom Berg herabkam, versammelte es sich um Aaron und sagte zu ihm: Komm, mach uns Götter, die vor uns herziehen. ... Aaron antwortete: Nehmt euren Frauen, Söhnen und Töchtern die goldenen Ringe ab ..."  Ohne Widerspruch geht Aaron in der Bibel auf die Wünsche ein. Ganz anders im Film. Er windet sich: „Wir dürfen kein Bild von Gott machen.” Das Volk überredet ihn, es sei ja nur ein „Sinnbild”, kein wirklicher Gott. Das Volk brauche so eine Stütze. Von all dem steht in der Bibel nichts. Soll mit diesem Hinweis auf das „Sinnbild” - dieses Wort wird mehrmals erwähnt und nachdrücklich betont - der ausschweifende Bilder- und Reliquienkult der Kirchen entschuldigt werden?


Review:
EKD-Vorsitzender Kock und Fernsehpfarrer Fliege redeten öffentlich - aber nicht miteinander

Fliege passt gut auf sich auf. Die schmalen Lippen fest zusammengepresst, die Füße immer irgendwie verknotet, die Hand fährt durch die Luft, um kurz darauf wieder in der Hosentasche zu verschwinden. Der Fernsehpfarrer und Talkmaster („seit fünf Jahren TV-Marktanteil 14,9 Prozent”) Jürgen Fliege fühlt sich nicht wohl am Dienstag abend, 23.3., im evangelischen Gotteshaus Essen-Werden. Die rheinische Landeskirche, deren - beurlaubter - Pfarrer er noch immer ist, meint es nicht gut mit ihm, glaubt Fliege. Das macht ihn verkrampft. Vor rund 25 Jahren wollte sie ihn nicht als Pfarrer. Die „Kuschel-Kirche”, die Fliege, wo er geht und steht, propagiert, quittiert die real-existierende Religionsgemeinschaft fast immer mit hochmütig gerümpfter Nase. Vor drei Jahren gab es mit dem damaligen Präses Peter Beier einen Riesenkrach um Flieges Aufforderung, die Leute sollten die Volkskirche doch verlassen, wie weiland die Ossis die DDR. Manche beschreiben noch heute das Zerwürfnis als Auslöser für Beiers tödlichen Herzinfarkt, Stunden nach dem Streit. Seitdem herrschte Funkstille zwischen Fliege und seiner Kirche. Bis zum Dienstag, als Manfred Kock, Präses der Rheinischen Kirche und als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland so etwas wie der „Bundeskanzler aller Protestanten” (WDR-Moderatorin Anke Remberg) sich dem öffentlichen Disput mit Fliege stellt. Und nun reden zwei Männer vor 600 Leuten - aber nicht miteinander. Die größte Annäherung schafft Kock in zu häufig gebrauchten „Da-stimme-ich-Ihnen-zu”. Spricht Fliege von „den Gefühlen der Menschen”, redet Kock von der „Aufklärung”, die er nicht vergessen möchte. Schwärmt der Talkmaster von Pfarrern, die „Leichen anfassen und Kinder herzen”, übt der Präses Fürsorgepflicht und erzählt von der Vielfalt der Gaben protestantischer Pastoren. Auch jener, die „kraftvolle Sprache der Bibel” zu gebrauchen. Der Kommunikator Fliege schaut lieber aufs Maul des Volkes, die sich bei ihm eingeprägt hat in Sätzen wie: „Da hört keine Sau mehr zu.”
Fliege, aufgewachsen im rheinischen Pietismus, saugt gierig an Gefühlen der Menschen, sammelt sie zu „den Erfahrungen, den Bedürfnissen der Menschen” und hasst die Aufklärung bis zur Demokratiefeindlichkeit. Kocks Zukunftsprognose „die Zeit der Pfarrerkirche ist vorbei”, gefragt sei statt dessen die „Gemeindekirche”, bringt den Talkmaster in Rage. Wo soll denn in dieser Kirche sein Platz noch sein, nur noch im Fernsehen? „Jede Religion hat Priester, jede Gemeinde versammelt sich um einen Menschen.” Fliege muss es wissen: Seine TV-Gemeinde, zu 68 Prozent Frauen, die in ihrer Vielzahl älter als 65 Jahre sind, betet ihn an. Nicht lachen kann Fliege deswegen über Kocks Einwand, er wünsche nicht die Rückkehr zu den Schwärmern oder „zu einer kleinen Misthaufengemeinde, die soweit reicht, wie es stinkt”.
Der Dialog zwischen Kopf und Bauch ist gescheitert. Tröstlich bleibt: „Sie bewegt sich doch", die Kirche. So jedenfalls war die synchrone Einmann-Show zweier Prediger, die überhaupt als erste Veranstaltung der Kirche im Internet direkt übertragen wurde, überschrieben. Bewegen muß sich nun auch Jürgen Fliege. Dringend. Anke Remberg schließt die Veranstaltung. Fliege springt die Stufen zum Altar hoch. Jetzt ist die allerletzte Chance, die Show für sich zu retten. Er singt und spricht den Segen mit der unorthodoxen Schlussformel „Lassen Sie gut auf sich aufpassen”. Nachher in der Talkshow wird's wie immer heißen: „Passen Sie gut auf sich auf”. Zuletzt steht Jürgen Fliege am zugigen Kirchenportal und verabschiedet die Leute, wie ein guter Hirte, der seine Schafe zählt. Manfred Kock geht ab - hinter den Altar in die Sakristei. [Frankfurter Rundschau / 24.03.99]


Review: Bauernsubventionen finanzieren Kirche

Wie ich erfahren habe, wurde kürzlich in einer aktuellen Sendung mit mehreren Themen u.a. über EU-Bauernsubventionen berichtet. Die EU unterstützt finanziell die Stilllegung von landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die Subvention erhält aber nicht der Bauer, falls er nur Pächter ist, sondern der Eigentümer des Grundstückes. Gefördert werden also nicht die Bauern, die es nötig hätten, sondern die Großgrundbesitzer.
Und wer ist in Deutschland der größte private Grundbesitzer. Na klar, die Kirchen. Die Kirche legt also verpachtete Flächen still und kassiert dafür EU-Geld. Und was macht die Kirche nun? Sie handelt nach dem Gesetzt des Marktes: Da die Angebotsmenge der zur Verfügung stehenden landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ja nun insgesamt kleiner geworden ist bei gleichbleibender Nachfrage, erhöht die Kirche die Pacht, die sie von den Bauern kassieren.
Den Armen geht's nun also nicht besser, sondern schlechter. Und die Kirche denkt an ihren Profit.

 

 Freitag, 9. April 99

19.00 Uhr        ARTE
Tracks
Thema u.a.: Das komplizierte Leben türkischer Drag Queens und Schwuler in Deutschland. 50 min

20.45 Uhr        ARTE
Flucht
Junge Inderin in England sprengt die Ketten ihrer Kultur. TV-Drama, GB 1997.
Ihre Familie stammt aus Indien, jetzt lebt Shikha mit Geschwistern und Eltern bei Manchester in England. Eines Tages wird sie mit ihrem moslemischen Freund erwischt. Grund für Shikhas Vater, den an den Rollstuhl gefesselten Patriarchen Baba, seine Lieblingstochter hart zu bestrafen. Und er verbietet ihr zu studieren. Unerwartet steht Shikha die Mutter bei, sie verhilft ihr zur Flucht nach London.   70 min

In Indien herrschen immer noch Unruhen zwischen Christen und Hindus. Idea spektrum nennt einen Grund:

...Christen sind auch zur Selbstprüfung herausgefordert. So waren einer unter mehreren Auslösern der Unruhen im Bundesstaat Gujarat die großangelegten Veranstaltungen des Heilungsevangelisten Morris Ccrullo. Als sich dann aber seine Heilungen als unecht erwiesen, erregte dies den Zorn militanter Hindus. Darauf nahmen die Verfolgungen von Christen an Intensität zu.  [idea spektrum 9/1999]

 

 Samstag, 10. April 99

20.15 Uhr        Premiere 1
Contact
In Robert Zemeckis' philosophischem Science-fiction-Abenteuer tritt Jodie Foster eine phantastische Reise an. USA 1997.
Gibt es Leben im All? Für Dr. Eleonor Arroway steht die Antwort auf diese Glaubensfrage schon lange fest. Bereits als Kind analysierte sie nächtelang Radiowellen, um gegebenenfalls extraterrestrische Frequenzen abzufangen. An einem grauen Morgen ist es endlich soweit: Die aufstrebende Forscherin empfängt außerirdische Signale, die sich als verschlüsselter Bauplan für ein Sternenschiff entpuppen. Ihre sensationelle Entdeckung löst eine Lawine unterschiedlichster Reaktionen aus: religiöse, ethische und wissenschaftliche Grundsatzdebatten, Intrigen und politische Einmischungen. Entgegen allen Widerständen tritt Ellie schließlich eine Reise zum Planeten Vega an, von dem die kosmischen Nachrichten stammen.  144 min

Unter Media gibt's eine ausführliche Kritik von Christian Barduhn zu diesem nachdenkenswerten Film: „Das Alien in uns”.

22.35 Uhr        WDR
Ende der Unschuld (1)
Die Nazis und die Bombe - zweiteiliges TV-Drama aus Wolfgangs Menges Feder. D 1991.
Zehn deutsche Forscher, die seit Kriegsende in England interniert sind, hören am 6. August 1945 ungläubig die Nachricht im Radio: Amerika hat soeben die Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Otto Hahn, der 1938 die Kernspaltung entdeckte, fragt sich, wie die USA den Wettlauf um die Entwicklung der Bombe gewinnen konnten. Die Briten hingegen interessiert der deutsche Stand der Forschung. - Im Reportagestil erzählt.  95 min

 

 Sonntag, 11. April 99

9.00 Uhr        Phoe
Der Islam (6)
Eine Jugend in Kairo - Leben in einem islamischen Land. Ahmed und Mohammad leben in Ägyptens Hauptstadt. Ahmed besucht eine Grundschule, die der Obhut der Al Azhar Moschee untersteht. Sie ist Universität und höchste religiöse Instanz für alle sunnitischen Muslime. Mohammad besucht eine Elite-Schule, in der die künftigen Imame Ägyptens ausgebildet werden. Der Film schildert den Alltag der beiden Jungen in der Schule und in der Familie und die Bedeutung des Islam für ihr Leben.  30 min

Gegen die Einführung eines islamischen Unterrichtes in Deutschland hat sich Ratzinger, der Inquisitor des Vatikans, ausgesprochen. Nachdem er erst das Bundesverfassungsgericht in Sachen Abtreibung kritisierte und sich über die Distanz der Menschen zur Religion beschwerte, äußerte sich Ratzinger auch zum Islam:

Auch die Einführung von Islam-Unterricht an deutschen Schulen beurteilte Ratzinger skeptisch. Der Islam habe ein anderes Gesellschaftsbild als das Christentum, sehe eine Struktur vor, in der die Religion das Recht, die Gesetzgebung, das ganze Leben bestimme. (Frankfurter Neue Presse / 6.4.99)

Da fordert Ratzinger erst, dass das Christentum das Recht, die Gesetzgebung und unser Leben bestimmt. Was es ja zum Teil auch tut. Und dann wirft er genau dieses dem Islam vor.

9.00 Uhr        BR 2     RADIO
Hoffnungsträger oder Störenfriede?
Die Jugend in der Kirche   30 min

13.15 Uhr        ZDF
Bürgerkrieg in Nordirland
Damals
: Vor 30 Jahren brach der Bürgerkrieg aus.   15 min

16.30 Uhr        SW
Militärseelsorge
Thema u.a. in Paternoster   30 min

17.05 Uhr        NDR 4     RADIO
Gott nach dem Kommunismus
Studie über zehn nachkommunistische Länder   25 min

Diese Studie eines Wiener Theologen hat festgestellt, dass die Kirchenverfolgung im Kommunismus zum größten Teil ein Mythos ist. Kaum ein Christ fühlte sich verfolgt.

18.25 Uhr        Premiere 1
Alien Contact: Sind wir allein?
Doku.
Ist da irgendwo weiteres Leben im Weltall, oder sind wir allein im Universum? Diese Frage beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten. Dokumentarfilmerin Jane Armstrong suchte Antworten. Von den abenteuerlichsten UFO-Theorien bis hin zu den Erfolgen der „Pathfinder”-Mission auf dem Mars im Sommer 1997 stellt sie die verschiedensten Ansätze dar. So interviewte sie z.B. den Chemieprofessor Dr. Richard Zare von der Stanford-Universität, der vor zwei Jahren auf einem Marsmeteoriten winzige Überreste biologischen Lebens nachweisen konnte.   91 min

19.30 Uhr        ZDF
Himmel, Hölle und Nirvana (2)
Doku
über Leben und Wirken Buddhas. Etwa 300 Millionen Menschen bekennen sich heute zum Buddhismus. Siddharta Gautama, der später Buddha (Sankskrit: der Erwachte) genannt wurde, war ein indischer Fürstensohn. Mit 29 kehrte er Luxus und Privilegien den Rücken und zog aus, um Erleuchtung zu suchen. Nach sieben Jahren Askese soll er sie bei der Meditation gefunden haben. Indes: Vieles, was über das Leben des Religionsstifters überliefert ist, gehört ins Reich der Legende. Wer war der historische Buddha?   45 min

22.25 Uhr        ORB
Fahrenheit 451
Science-fiction
von Truffaut. GB 1966. 451 Grad Fahrenheit entsprechen einem Wert von 232 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur beginnt Papier zu brennen. Damit ist der Hintergrund von Francois Truffauts einzigem englischsprachigem Film bereits beschrieben. Der Science-fiction-Klassiker schildert einen totalitären Zukunftsstaat, in dem Druckerzeugnisse aller Art verboten und Bücherverbrennungen an der Tagesordnung sind. Feuerbrigaden stöbern illegale Bibliotheken auf und setzen sie in Brand. Bei einem dieser Einsätze muss der Feuer(wehr)mann Montag miterleben, wie eine Frau gemeinsam mit ihren Büchern verbrennt, weil sie sich von ihnen nicht trennen will. Der Vorfall verändert sein Leben. Er nimmt Kontakt mit den Gegnern des Regimes auf und wird schließlich selbst einer von ihnen. - Nach dem gleichnamigen Roman von Ray Bradbury. Eine Hommage an die Literatur.   110 min

 

 Montag, 12. April 99

15.15 Uhr        N 3
Adenauer (6)
Doku
-Reihe. Mitte der 50er Jahre war Konrad Adenauer so mächtig und angesehen wie nie zuvor. In Moskau gelang es ihm 1955, die letzten Kriegsgefangenen heimzuholen, ein Jahr später setzte er die Wiederbewaffnung endgültig durch. Die Wähler lohnten es ihm mit der absoluten Mehrheit bei der Wahl 1957. Damit begann die letzte Amtsperiode des greisen Kanzlers. Die Doku zeigt, wie es zum Ende der Adenauer-Ära kam.   45 min

16.00 Uhr        3 SAT
Glaube, Cash und Kitsch
Über den Umgang mit Devotionalien und Reliquien. Dokumentation von Franz L. Schmelzer.
Feder kennt die „heiligen Bilder”, Rosenkränze, Kreuze, Papstporträts auf Tellern und Gläsern, die Kitschmadonnen, die mit Weih- oder Wunderwasser gefüllten Flaschen. Vielen Gläubigen verhelfen solche Gegenstände in Notsituationen zu verstärkter Glaubenskraft. Warum aber brauche Menschen diese materiellen Dingen, wenn es um den glauben geht? Der Zwiespalt zwischen den oft berührenden Zeugnissen des Glaubens und ihrer industriellen Vermarktung ist der rote Faden dieser Dokumentation.  45 min

Zu diesem Thema kann ich nur allen das Buch von Karlheinz Deschner „Kriminalgeschichte des Christentums Band 3” empfehlen: „Fälschung - Verdummung - Ausbeutung - Vernichtung”.

20.15 Uhr        KABEL                                                                  TIP
Die Opfer von St. Vincent: Schrei nach Hilfe
Schandtaten im Namen Gottes - zweiteiliges TV-Drama nach wahren Vorkommnissen aus den 70er Jahren. The Boys Of St. Vincent, Kanada 1993. Regie von John N. Smith.
Das katholische Waisenhaus St. Vincent ist die Hölle auf Erden. Tagsüber wird in dem neufundländischen Kloster Nächstenliebe gepredigt. Abends, sobald das Licht im Schlafsaal erloschen ist, brechen die Geistlichen die Gebote der Kirche: Sie vergehen sich an den minderjährigen Jungen, quälen sie körperlich und seelisch. Keiner wagt den Aufstand - gedroht wird mit Aussetzung in die Einöde, geprügelt wird mit Gürtelschnallen. Klosteroberhaupt Bruder Lavin hat den zehnjährigen Kevin zum Liebling erkoren. Er muss im Zimmer seines Peinigers perverse Spiele über sich ergehen lassen. Erst als ein Hausmeister den schwerverletzten Jungen ins Krankenhaus bringt, wird die Polizei aufmerksam.   87/110 min

Was soll man dazu noch sagen? Hat die Kirche überhaupt noch das Recht, von Nächstenliebe zu sprechen? Einzelfälle können vorkommen, aber dies sind keine Einzelfälle mehr. Außerdem schützt die Kirche die Täter durch Schweigen.

22.00 Uhr         VOX
Besuch im Jenseits
Faktor X
: 13-teilige Doku des BBC von 1998 über das Übernatürliche.
Plötzlich sind die Schmerzen weg. Die Angst ist fort. Der Mensch tritt aus seinem Körper, beobachtet sich selbst und schwebt durch einen langen Tunnel auf ein gleißendes, wunderschönes Licht zu. - Schilderungen von Menschen, die nur knapp dem Tode entgangen und aus tiefer Bewusstlosigkeit ins Leben zurückgekehrt sind, ähneln sich in erstaunlichem Maße, unabhängig von Alter oder Kulturzugehörigkeit. Doch ist diese rätselhafte Grenzregion zwischen Leben und Tod schon Beweis für ein „Leben danach” oder die Existenz Gottes? 
60 min

Wissenschaftler sind sich heute sicher, dass diese Phänomene durch körpereigene Drogen und durch Sauerstoffmangel des Gehirns zustande kommen.

 

 Dienstag, 13. April 99

16.45 Uhr        3 SAT
Bei Menschenfressern und Himmelssöhnen: Victor Segalen
Entdeckungen. Doku-Reihe
. „Das Anderssein ist eine bedrohte Art.” Zeit seines Lebens empfand der französische Ethnologe und Schriftsteller Victor Segalen (1878-1919) Sympathie für die Schwachen, für die Völker, die unter dem kolonialen Eifer der Europäer litten. Reisen nach China und Tahiti lieferten ihm Anregungen für seine Romane, darunter „Die Unvordenklichen” über die Christianisierung der Maori. Markus May stellt Segalen vor.   30 min

19.00 Uhr        ARTE
Wann und wo fand der Urknall statt
Thema u.a. bei Archimedes: Animation: Vor 15 Milliarden Jahren. Wann und wo fand der Urknall statt? Oder wie es den Wissenschaftlern gelang, die Stunde Null des Universums zu berechnen.  50 min

Tip: die Web-Site Utes Own.

19.30 Uhr        BR
Mörderische Diagnose
Reportage
über pränatale Diagnostik. Die Neufassung des §218 von 1995 hob die 22-Wochen-Frist auf. Das bedeutet, dass behinderte oder fehlgebildete Föten bis zur Geburt getötet werden können.    45 min

Sachliche Diskussionen, die in diesem Fall dringend erforderlich sind, werden durch Hetzkampagnen sogenannter Lebensschützer und kirchlicher Stellen oft unmöglich gemacht. Diese „Kämpfer für das Leben” bejammern oft den Druck, der auf den schwangeren Frauen liegt; ein Druck, der aber oft erst durch die von ihnen hervorgerufenen Schuldgefühle erzeugt wird.
Informationen und ein Beispiel zum Thema bietet die Homepage Tim lebt.

21.00 Uhr        WDR
Die Gehirnakrobaten - Alles über den Denkapparat
Quarks & Co.
Leonardo da Vinci untersuchte die Anatomie des Gehirns, indem er Wachs in Ochsenschädel goss und menschliche Leichen sezierte. Heute kennen die Forscher die Architektur der grauen Masse genau, haben sie vermessen und jede Windung analysiert. Doch was beim Denken und Fühlen im Hirn geschieht, liegt noch immer im Dunkeln. Phänomene wie die Synästesie, bei der Menschen Farben riechen oder Töne schmecken können, geben nach wie vor Rätsel auf. Ein Geheimnis wurde aber kürzlich gelüftet: Das Hirn kann Nervenzellen neu bilden. Quarks-Moderator Ranga Yogeshwar erklärt diese Neurogenese - und vieles mehr.   45 min

 

 Mittwoch, 14. April 99

19.30 Uhr        BR
Spurensuche in Bayern (2): Ritterstolz und Burgenelend
Doku
von Felix Heidinger. Manche Spur erweist sich für Archäologen im wahrsten Sinne des Wortes als „Griff ins Klo”: Ausgerechnet die Abfall- und Fäkaliengruben bayerischer Burgen sind oft die ergiebigsten Fundorte. Dort befinden sich zuhauf Relikte mittelalterlichen Lebens, anhand derer die Wissenschaftler versuchen, „das finstere Zeitalter” möglichst genau zu rekonstruieren.  45 min

Auch ich begab mich in Bayern auf Spurensuche und zwar im katholischen Bamberg. Dort fand ich im Dom nicht nur etliche Reliquien, wie die Schädel einiger Heiliger, sogar den eines der Evangelisten, sondern auch folgende Bemerkung im Stadtführer zum Mittelalter:

Verschärft seit 1628 tobten die von der Obrigkeit inszenierten Hexenverfolgungen, denen im Hochstift Bamberg Hunderte von Menschen, v.a.Frauen, aber auch Männer und Kinder, unter unvorstellbaren Qualen zum Opfer fielen. Besonders hervorgetan hat sich hier Bischof Fuchs von Dornheim, der von den Hingerichteten auch noch 500 000 Gulden konfiszierte. Das Mittelalter war nicht finster, aber das 17. Jahrhundert war es.

Es ging den heiligen Herren also nicht allein um den 'wahren' Glauben, sondern vor allem um Bereicherung.

20.15 Uhr        3 SAT
Rasse Mensch
Doku
, Österreich 1999. Jeder Mensch ein Mischling. Führende Humanbiologen zeigen, dass der Begriff „Rasse” bei Menschen nicht der Klassifizierung, sondern der Ausgrenzung gilt. - Erst 1997 wurde der sogenannte „Rassensaal” im Naturhistorischen Museum in Wien geschlossen. Dort wurde dargestellt, nach welchen scheinbar wissenschaftlichen Kriterien die Unterteilung (und Hierarchisierung) der Menschheit nach Rassen vollzogen wurde. Der Dokumentarfilm zeigt, dass der Begriff „Rasse” beim Menschen eine willkürliche Konstruktion ist und nicht der menschlichen Vielfalt gerecht wird, weil sich die Menschheit durch Mischung und Migration herausgebildet hat.   45 min

21.45 Uhr        ARD
Die russische Oktoberrevolution
Aus der Doku-Reihe: 20. Tage im 20 Jahrhundert. Wütendes Volk auf den Straßen, Matrosen und Arbeiter, rote Fahnen im Pulverdampf und in den Himmel gereckte Fäuste: So etwa stellt man sich die Revolutionsereignisse vom 25.10.1917 (7.11. nach unserem Kalender) in Sankt Petersburg vor. Denn so etwa sind sie x-mal verfilmt worden. In Wahrheit verlief der Tag weit weniger stürmisch: Die Cafés waren gut besucht, und an der Oper wurde „Don Carlos” gegeben, während die Bolschewiki das Winterpalais eroberten, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Der Film stellt die Frage: War die Oktoberrevolution überhaupt eine Revolution?   45 min

22.05 Uhr        RTL
Fauler Zauber, großes Geschäft
Thema u.a. in stern TV: Der Esoterik-Schwindel    115 min

 

 Donnerstag, 15. April 99

8.30 Uhr        SWR 2     RADIO
Gotteslästerung
Pro und kontra zum Paragraph 166 Strafgesetzbuch.   30 min

Kürzlich witterten Bochumer Christen eine Gotteslästerung:

Rund 60 Demonstranten versammelten sich vor dem Schauspielhaus: Sie protestierten gegen das Theaterplakat zur „Groß und klein”-Inszenierung. Die Schauspielerin Maren Eggert, mit unverhüllter Brust an Kreuz geschlagen und dabei dennoch lächelnd - das war zuviel für den Probst Wilhelm Sternemann, der „alle wachen und zeugnisbereiten Christen” zur Schweigeminute auf dem Theaterplatz zusammenrief. „Ich schäme mich als Bochumer für die Initiatoren und die Verantwortlichen der Stadt”, hatte Sternemann zuvor erklärt. Transparente mit Aufschriften wie „Wir lassen uns von Gottlosen nicht in die Knie zwingen” prägten das Bild vor dem Theater. Die Einladung des Kulturdezernenten, zunächst gemeinsam die Inszenierung anzuschauen, um später darüber zu diskutieren, schlug Sternemann aus. Im Anschluss an die Protestaktion hielt er stattdessen eine Sühneandacht ab.
Als „gottlos” möchte sich das Schauspielhaus indes keineswegs bezeichnen lasse, immerhin gäbe es Zusammenhänge zwischen dem Plakat und der Aufführung. „Die gekreuzigte Frau soll auf einen Hauptaspekt des Schauspiels von Botho Strauß verweisen, in dem die Hauptfigur an der Welt zuschanden geht”, heißt es in einem Brief. Dass sich der Propst mit seiner Beschwerde nicht zunächst ans Theater, sondern sofort an den Oberbürgermeister gewandt habe, sei im Haus auf „heftige Irritation” gestoßen.  (WAZ / 22.3.99)

21.00 Uhr        ARD
Wahrheit, Zensur und Propaganda - Die Medien und der Krieg
Thema u.a. in Panorama   45 min

22.00 Uhr        BR
Gefährliche Verführung
TV-Thriller
"Il piccolo Popolo" IT/D 1990. Der kleine Junge, der Oscar auf der Straße folgt, heiß Jan: ein außergewöhnliches Kind mit außergewöhnlichem Verhalten. Gemeinsam mit seiner Freundin Alice verständigt der Jurist die Polizei. Doch die Eltern bleiben unauffindbar, und eines Tages ist auch Jan verschwunden. Oscar findet heraus, dass der Junge zu einer Sekte gehört, und meldet sich unter falschem Namen bei dieser an.   190 min

23.00 Uhr        ZDF
Spuren in Höhle XI
Neues aus der Jesus-Forschung
Dokumentation.
Während die Kirchen unter Mitgliederschwund leiden, erlebt das Interesse an Jesus einen regelrechten Boom. Das beweisen die ungezählten Buchveröffentlichungen, die in jüngerer Zeit über Leben und Persönlichkeit des Mannes aus Nazareth erschienen sind. Oft gründen diese Publikationen allerdings auf wilden Spekulationen. Die Doku stellt fundierte neuere Erkenntnisse der Jesus-Forschung vor.  30 min

Diese neue israelische Dokumentation war bereits für Januar im Programmplan vorgesehen. Aus „rechtlichen Gründen” wurde diese Sendung kurzfristig abgesetzt. Nun kommen wir also doch in den Genuss. Sogar 75 Minuten früher und nicht erst nach Mitternacht.

23.25 Uhr         ARTE
Mord am Bankier Gottes
Roberto Calvi und der Vatikan. Dokumentation
Banco Ambrosiano - einst wichtigste Privatbank Italiens. Ihr Zusammenbruch 1982 war der größte Bankenkollaps des Landes und fügte der IOR (Vatikanbank) schwere Finanz- und Imageschäden zu. Die Ursache waren angeblich dunkle Geschäfte des Direktors Roberto Calvi mit dem Leiter der IOR, Kardinal Marcinkus. 1982 fand man Calvi erhängt unter einer Londoner Brücke. Wer ihn tötete, ist bis heute nicht geklärt.  45 min

0.10 Uhr         ARTE
Der Tod des Pharao
Anwar al Sadat und die Heiligen Krieger. Dokumentation über die letzten Tage des ägyptischen Präsidenten, der am 6. Oktober 1981 von islamischen Fundamentalisten ermordet wurde.   45 min

Sadat wollte Frieden mit Israel. Das war den religiösen Fanatikern zuviel.

 

 Freitag, 16. April 99

13.30 Uhr        MDR
Jugendorganisationen im Nationalsozialismus
Glauben und rein sein - Mädchen im BDM   30 min

22.30 Uhr        ARTE
Jenseits des Krieges
Dokumentation
. Ruth Beckermann zeigt, wie die Besucher auf die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944” reagierten, die 1995 in Wien eröffnet worden ist. In Saarbrücken verübten Unbekannte am 9. März einen Sprengstoffanschlag auf die umstrittene Ausstellung. - Es ist ein distanzierter Film ohne alle Effekte. Ein Film über die zwiespältige Arbeit des Erinnerns, voller Defekte, Verschiebungen, Verdrängungen. Wie schafft es das Gedächtnis, lästige Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen? Neben der Fähigkeit, Erinnerungen und Informationen zu Verzweiflung und Einsicht werden zu lassen.115 min


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