Erinnerung an Norbert Dethof (1942-1999)

Norbert Dethof ist tot. Er starb nach kurzer Krankheit Anfang dieses Jahres. Ich lernte Norbert Dethof Ende 1992 auf einem Koordinationsausschuß des lBKA in der Nähe von Potsdam kennen. Unser beider Interesse für Medienarbeit führte dazu, daß wir die AG Medien ins Leben riefen. Norbert war es, der diese AG bis zuletzt mit Leben erfüllt und ihre Aktivitäten geprägt hat. Schnell hatte er sein Aktionsfeld gefunden: den Bürgerfunk. Diese in Nordrhein-Westfalen bestehende Form des Radios, die es Bürgern und Bürgerinnen ermöglichen soll, selbst produzierte Sendungen über den Äther gehen zu lassen, schien ihm eine ideale Gelegenheit, breitere Bevölkerungsschichten mit kirchenkritischen Themen zu konfrontieren. Bis Dezember 1998 waren es über 120 Beiträge, die er in seinem kleinen "Tonstudio" im Keller produziert hatte. Gesendet wurden sie nicht alle. Denn sehr schnell stieß die atheistische Radioarbeit auf Widerstände. Immer häufiger mußte Norbert als AG-Sprecher den Rechtsweg beschreiten, um seine Rechte gegen den Lokalsender Antenne Unna und später auch die Landesanstalt für Rundfunk durchzusetzen. Deren offensichtliche Willkür hat ihn sehr geärgert und oft klang er am Telefon richtiggehend entmutigt. Aber sein äußerst starkes Gerechtigkeitsempfinden führte ihn letztlich doch immer wieder dazu, sich und den anderen zu sagen: "Wir dürfen uns das nicht gefallen lassen!" Politisch aktiv war Norbert Dethof bereits vor seiner Frühverrentung, er arbeitete bei den Grünen mit und setzte sich für den Tierschutz ein. Aber im IBKA hatte er dann "sein" Betätigungsfeld gefunden, das schließlich mehr und mehr seiner Zeit in Anspruch nahm. Wie viele, die spät anfangen, sich politisch zu engagieren, war auch Norbert ungeheuer ungeduldig. Er glaubte fest an die Macht der besseren Argumente und stellte seine ganze Energie dementsprechend in den Dienst der Aufklärung. Ob mit Flugblättern oder auf Veranstaltungen, ob in Parteigremien oder über den Bürgerfunk - immer warb er für die Trennung von Staat und Kirche, für ein Leben ohne Kirchen und Götter. Sogar sein Wohnmobil hatte er in einen fahrenden Comic-Strip verwandelt. Die Ansprüche an sich selbst setzte er dabei stets hoch an und so war er selten zufrieden. Oft war es so, daß ich die Ergebnisse seiner Arbeit als passabel oder sogar ausgesprochen erfolgreich einschätzte, er hingegen hatte immer schon das nächste und übernächste Ziel vor Augen und konnte nicht verstehen, wie ich die erreichten kleinen Schritte überhaupt als ein Vorwärtskommen ansehen konnte. Für seine Partner war es denn manchmal auch schwierig, das von ihm vorgelegte Tempo mitzuhalten. In der Nacht zum 22. Januar 1999 ist Norbert Dethof nach einem Herzinfarkt im Alter von nur 56 Jahren gestorben.

Gunnar Schedel (Mitherausgeber der atheistischen Quartalzeitschrift MIZ)


Tatütata, die Seele brennt, die Öler sind alarmiert!

von

Norbert Dethof

Leute, paßt bloß auf, daß Euch ja nichts passiert - ermahnt Eure Kinder, vorsichtig über die Straße zu gehen, gebt acht, wo Ihr eure Pfeife ausklopft oder Eure Zigarettenkippen hinschmeißt, erhöht eure Aufmerksamkeit dahingehend, daß da ja nichts in Brand gerät. Selbst, wenn's Euch beim Kerzenschein noch so schön gemütlich zumute ist, laßt sie nie ohne Aufsicht brennen, blast sie lieber aus, bevor ihr anfangt zu kuscheln und zu weiteren Taten schreiten möchtet - vorher das Licht zu löschen, gehört sich für waschechte Christen ohnehin - sonst kann's euch künftig passieren, daß euch, wie peinlich, ein alarmierter, ölungseifriger Pfarrer beim Dingens - na, ihr wißt schon was ich meine - erwischt. Im Gegensatz zu ihm, wißt ihr inzwischen aus Erfahrung: es geht auch ohne Öl recht gut, wenn nicht sogar besser. Im Alter mag das ja etwas anders aussehen, aber auch da geht es ohne fremde Hilfe.

Steckt vor allem ja keine Häuser an und achtet darauf, daß sie nicht in Brand geraten. Fallt nicht aus einem fahrenden Zug und paßt auf, daß Ihr nicht unter die Räder kommt, sonst kann es Euch nämlich passieren - je nachdem ihr noch in der Lage seid, euch dagegen zu wehren, sei es, daß ihr aufgrund eures miserablen Zustandes mit all euren letzten Kräften nur noch ein kaum wahrnehmbares "nicht doch" herauspressen könnt -, daß ein klerikaler Abschmierdienst über euch herfällt, um euch womöglich noch mit Öl zu verschmieren, oder aber mit seinen Beschwörungsformeln und Sprüchen sendungsbewußt danach trachtet, euch mit seinen Sprüchen und Formeln zuzusülzen. Wenn ihr euch jedoch infolge eurer erlittenen Verletzung und Unfallschocks gegen die Schmierfinger nicht mehr wehren könnt, dann versucht doch, das Ganze einfach positiv zu sehen!

Sicherlich leidet mancher von ihnen sowieso an zu trockener Haut - da kann so ein wenig Öl - je nachdem, mit welchem Öl da rumgeschmiert wird -  der Haut kaum schaden; es sei denn, die eifrig-heiligen Ölfingerchen und der verwendete Rohstoff ist nicht nur heilig, sondern auch steril. Da hilft wieder nur hoffen und glauben.

Oder, sie, Opfer weiblichen Geschlechts, liegen bereits im, als glücklich empfundenen Komazustand - unmittelbar vor Eintritt des Todes gibt es das ja durchaus - der herbeialarmierte ölungsbereite Pfarrer erscheint ihnen plötzlich als fescher, suchender Jüngling, der ihren Körper liebevoll mit Öl einreibt - da fehlt nur noch der Johannistrieb - Oh happy Dei! - oh happy Fly!

Was zum Beispiel, kann ein Moslem denn schon dagegen haben, wenn sich an ihm ein andersgläubiger Ajatollah mit seinen Ritualen vergeht. Hauptsache, es ist gut gemeint! Im Zweifelsfalle seiner Religionszugehörigkeit kann es ihm passieren, daß er, nach seiner Notoperation auf der Intensivstation erwacht, feststellen muß, daß er plötzlich - je nachdem welcher von der Feuerwehr herangekarrte Berufschrist zuerst nach ihm schnappte, durch eine sogenannte Nottaufe plötzlich evangelisch oder katholisch wurde. Da kann ihn selbst sein Allah nicht mehr helfen. Selbst Leuten, die keine Christen oder sogar erklärtermaßen keine Christen mehr sind kann es hier im Kreis wieder mal passieren, daß sie plötzlich wieder katholisch oder evangelisch sind. Mit viel Glück, kann es den klerikalen Ölern in dem einen oder anderen Fall ja auch durchaus gelingen, daß ihm ein vor Schmerz und Todesangst gepeinigtes Opfer seinen letzten Willen - katholisch oder evangelisch - und seine Nachlaßverfügung ins fromme Notfall-Berufsbeteröhrchen flüstert. Keiner hat's gehört - nur der liebe Gott und Pfarrer hat's verstanden. Wenn sich nach dieser Missio die Gelegenheit bietet, läßt sich das ja dann später, aus einem erzeugten Dankbarkeitsgefühl heraus, auch schriftlich fixieren. Vielleicht läßt sich bei dieser Gelegenheit auch an Gottes Leihgaben, also testamentarisch etwas machen - Gott sei Dank hat man ja überlebt - da sollte man sich überlegen, ob nicht gleich auch die irdischen Leihgaben, zumindest teilweise, für Gotteslohn direkt der Kirche als Leihhaus Gottes, zurückgeben werden sollte.

Alles geschieht nach Gottes Willen und Wille und Gottes Wille geschehe - wie im Himmel, so auch bei der Feuerwehr. So auch dieser Unfall. Daß es überhaupt zu diesem Unfall kam, geschah doch nur deshalb. Weil er uns hierdurch ein deutliches Zeichen setzen wollte und gleichzeitig den Weg wies, auf dem wir zu ihm finden oder zurückfinden sollen - in dieser Situation verkörpert der Pfaffe den Weg, was bei den z.Zt. massenhaften Kirchenaustritten ja auch durchaus verständlich ist. Der liebe Gott sieht schließlich alles - wie kann er da die neuerdings stagnierenden, bis zuletzt jedoch rasenden Wachstumsraten seiner irdischen Konten übersehen!

Dank seiner unendlichen Liebe zu allen Menschen und allen seiner Konten, kann es einem Atheisten neuerdings durchaus passieren, daß dieser als Mensch einen Unfall erleidet und notgetauft, zur Freude eines Unfallhirten, im Krankenhaus als Schaf in einer Herde wieder zu sich kommt und inmitten seiner neuen Gesellschaft, als neues Lamm Gottes und seiner Hirten, geduldig die nächste Schur seiner Wolle abwartet.

Welch große Freude bei den hinterbliebenen Angehörigen, wenn bei ihnen plötzlich ein, womöglich auch noch in einer Retteruniform der Feuerwehr verkleideter Pfarrer auftaucht und z. B. den in dieser Situation völlig hilf- und wehrlosen Eltern beizubringen versucht: - persönlich tue es ihm zwar schrecklich leid, aber der unendlich liebe Gott habe ihr Kind soeben zu sich gerufen, es befinde sich jetzt bei ihm oder gerade noch unterwegs zu ihm.

Was für ein Trost - oder was für ein Schlag ins Gesicht der Eltern! Was für ein Gott soll das denn wohl sein, der Eltern ihr Kind wegnimmt - es durch einen Unfall womöglich vor seinem Tod leiden läßt, nur weil er dieses Kind unbedingt sofort bei sich haben will. Waren die Eltern etwa nicht gut genug für ihr Kind, haben sie es verlottern lassen oder verletzten sie ihre Fürsorgepflicht, liebten sie ihr Kind etwa nicht?

Erfahrungsgemäß lassen sich die Eltern diese Sprüche sogar gefallen. Oft genug mußte ich sie auf christlichen Beerdigungen über mich ergehen lassen und ertragen. Ich würde mir das jedenfalls nicht bieten lassen und den Pfarrer bei solchen Sprüchen zum Teufel jagen, dem diese Art des Trostes, gerade in einer solchen Situation, eher zugeordnet werden müßte...

Dieser sog. klerikale Not- u. Trosteinsatz der Berufschristen mit dem Rettungswesen, ist das Ergebnis einer sorgfältig ausgeklügelten, eiskalten Strategie der Kirchen, mit dem die Bundesrepublik künftig großflächig versorgt werden soll. In NRW starteten die Kirchen mit diesem Unsinn vor etwa zwei Jahren mit einem Pilotprojekt in Witten. In ihrer vorgegebenen Zielsetzung versprechen die Kirchen, den Rettungsdiensten, Unfallopfern sowie deren Angehörige mit dieser neuen Dienstleistung mit Trost, und bei Bedarf, selbst der letzen Ölung beiseite zu stehen. Vielleicht fällt für sie ja auch hier und da mal eine Not- oder Rücktaufe ab. Missionierungsabsichten weisen sie gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit entrüstet zurück. So plump werden sie ja auch wohl nicht sein - ihre eiskalte Berechnung basiert jedoch auf eine breit angelegte Ebene:

Siebzig Prozent der Kirchensteuer benötigen die Pfarrer für sich. Die üppigen Bischofsgehälter nicht mal mitgerechnet. Die Zahl der Kirchenaustritte nimmt rasant zu. Der auf Staatskosten ausgebildete Pfarrernachwuchs drängt ebenfalls an die Kirchensteuerkrippe und öffentlichen Steuerkassen - und möchte ebenfalls lebenslänglich gutes Geld leicht und sicher verdienen. Der Prozentsatz von 70 % für Pfarrergehälter läßt sich nicht noch mehr erhöhen - das könnte dann irgendwann unangenehm auffallen und womöglich auch noch die Presse wachrütteln. Jetzt müssen neue Ideen sprudeln, neuer Bedarf erschlossen werden. Ein neues Angebot; erst als kostenlose, zusätzliche Serviceleistung, als Produkt der Nächstenliebe in die Taufe gehoben, diese Serviceleistung dann als Bedarf - diesen Bedarf dann als kostenpflichtiger Dienst dem Steuerzahler in Rechnung gestellt. Das Alleinanbietermonopol beanspruchen und begründen sie dann erfahrungsgemäß mit ihrer Tradition. Wenn ihr Clou gelingt und alles wie geplant läuft, haben die Kirchen ihr akutes Problem, den neu auf den Seelenmarkt drängenden Pfarrernachwuchs artgerecht unterzubringen, gelöst. Dann haben wir nicht mehr zu viele, vielmehr wieder zu wenig Nachwuchspfarrer. Gott zu studieren hat sich immer gelohnt - und so soll es auch bleiben! Rechnen wir den künftigen Bedarf allein der Unfallseelsorge für die Bundesrepublik hoch, werden allein für den neuen Unfallopferölungsdienst künftig Tausende Nachwuchsseelsorger auf Kosten der Steuerzahler beschäftigt werden. Aber wer regt sich hierzulande schon darüber auf.

Unfallopfer oder dessen Angehörige und Hinterbliebene befinden sich infolge des Unfalls in einer psychischen und physischen Ausnahmesituation, die sie in einen Zustand der völligen Hilfs- und Wehrlosigkeit zwingt. In dieser Situation, und das ist die eiskalte Spekulation der christlichen Strategieplaner, schnappen die Berufschristen zu. Da wankt so manches Opfer wieder - wird schwach - fällt um, fällt den Unfallberufspredigern durch ihre einkalkuliert erzeugte Dankbarkeit für den vermeintlich selbstlos gespendeten Trost in die Arme der Kirche zurück. Welcher Angehörige bringt es wohl fertig, den Überbringer der Nachricht, selbst wenn es sich um einen in Feuerwehruniform verkleideten Pfarrer handelt, dieser ihnen mitteilt, ihr Kind sei gerade verunglückt, verlor bei einem Unfall gar sein Leben, diesen verkleideten Pfaffen vor die Tür zu weisen? Das brächte sogar, vor Sorge und Angst um meine Angehörigen gelähmt, selbst ich, als erklärter Atheist, in dieser wehrlosen Situation nicht mal fertig. Von panikartiger Sorge getrieben, möchte der Angehörige ja nun unbedingt wissen, wie es dem Verunglückten geht, was er erlitten hat, wo er sich befindet und wie der Unfall passiert ist. Da öffnen sich den Pfaffen unter Ausnutzung dieser Situation sämtliche Türen, die ihnen sonst ein für allemal verschlossen schienen. Gerade hier liegt die Gemeinheit dieser unappetitlichen Strategie verborgen, die uns wieder einmal unter Einbeziehung unserer Kommunalpolitiker als ein Dienst der Nächstenliebe verkauft werden soll.

Das Gesülze, sie nennen es Trost, was die Angehörigen gezwungenermaßen über sich ergehen lassen müssen, kann man sich als in der Schule anindoktrinierter, ehemaliger Christ recht gut vorstellen: Der liebe Gott hatte den verunglückten Angehörigen ja so lieb! Er liebte ihn bereits, bevor er ihn erschuf - deshalb erschuf er ihn dann - und er sah, daß sein Werk gut war! Als er dann feststellte, wie gut oder weniger gut ihm sein Werk gelang, liebte er es aus Mitleid oder Stolz noch mehr, und zwar so ungeduldig und heftig, daß er es ab sofort unbedingt wiederhaben mußte. Er rief es in seiner unerforschlichen gütigen Ungeduld und zum milden Trost seiner Angehörigen wieder zu sich, heim ins Reich. Was aber logischerweise bedeutet, daß sich dieser Gott überall befindet, nur hier bei uns auf der Erde scheint er sich nie aufzuhalten, denn sonst wäre es dem Kindsgott doch völlig egal, ob sich sein Werk im Himmel, oder sich weiterhin glücklich in der Obhut seiner Eltern aufhält und heranwächst. Dem alles sehenden Gott kann es doch schnurzegal sein, wo sich sein angeblich so geliebtes Geschöpf aufhält, wenn es ihm nur gut geht, zumal er doch selbst angeblich immer in seiner Nähe ist. Dem vermeintlich tröstlichen Gesülze des christlichen Berufströsters zufolge, war das Leben des verunglückten Kindes , z.B. bei seinen Eltern, einfach Schitt, soll heißen nicht schön, nicht genug für das Werk Gottes. - Jetzt jedenfalls geht es ihm, im Gegensatz wie bei den Eltern, viel besser, lacht und freut sich sogar, was die Eltern bei ihrem Kind sicherlich vorher nie beobachten konnten. Diese "Kröte" haben die Eltern oder Angehörigen des Unfallopfers in christlicher Demut erstmal zu schlucken - und: sie schlucken sie, Halleluja aber auch, - ohne sich dabei zu verschlucken, weil sie es nun mal so gelernt haben!

Die Angehörigen der Opfer unterzieht Gott im geringeren Fall, wenn er gerade mal Lust dazu verspürt, nur einer Prüfung, weil seine Allwissenheit wieder einmal ihren "Blackout" nahm. So muß er seiner vorausschauenden Allwissenheit auf diesem Wege wieder auf die Sprünge helfen. Dabei hält er sich frei nach dem Motto: "Drum prüfe wer sich ewig bindet." Außerdem macht er in einigen Fällen von seiner Möglichkeit Gebrauch, aus der Kirche Ausgetretene durch einen inszenierten Unfall einen Denkzettel zu verpassen, weil dieser durch einen Sprung von seiner, z.B. römischen Felsenklippe durch seinen Kirchenaustritt die Flucht ergriff, um sich von ihm und seinem geldgierigen römischen Halbgott zu befreien. So bekommen notfalls eben die Angehörigen des aus der Kirche Ausgetretenen von dem gerechten Gott, nur so als Zeichen eben, zur Strafe einen handfesten Unfall verpaßt. Tja, unser gerechter Gott ist ein rechter Zeichenspezialist und läßt als Zeichen völlig unbeteiligte Unschuldige krepieren. Absolut treffsicher beherrschen unsere Berufschristen die Zeichensprache des perfekten Christengottes. Wer also ausgetreten ist, sollte schnellstens wieder eintreten! Die von der Feuerwehr eiligst herangekarrten Wiedertäufer stehen ja bereits als neues Angebot Gottes bereitwillig in der Tür. Bummelanten jedoch müssen sich gedulden bis ihnen ein Unfall in einem mit Unfallopfer-Ölern versorgten Gebiet widerfährt. Bei dieser Gelegenheit kann er direkt beim Rettungsdienst der Feuerwehr seinen Wiedereintritt in die Kirche erklären oder gleich um eine Taufe bitten. An Wassermangel für die Taufe durch den Rettungsdienst der Feuerwehr dürfte die Taufe jedenfalls nicht scheitern.

Außerdem durfte die Frage erlaubt sein, warum die Feuerwehr, wenn für die Rettungsmannschaft nicht gerade eine Taufe oder das Legen einer Ölspur auf einem Unfallopfer ansteht, sie bei einem Feuer überhaupt ausrückt? Eben weil Gottes Wille geschieht, brennt ja das Haus mitsamt Opfer - wie Gott will! Verlöscht das Feuer dieses Brandstifters doch spätestens dann - so sein Wille geschehe: Brauchen wir da noch eine Feuerwehr? Da reichen doch allemal die Pfaffen allein aus, um den ganz dumm gebliebenen die Eignungstests und Prüfungsaufgaben des göttlichen Brandstifters sowie dessen Willen zu erläutern. Gottes Wille geschehe - wie im Himmel, so auch beim Unfall und Häuserbrand auf Erden! Mit ihren Löschversuchen verdirbt die Feuerwehr dem lieben Gott also nur den Spaß und verstößt gegen seinen Willen. Wenn das mal keine Sünde ist?! Aber nun ist ja ein Priester präsent. Bei ihm können die Feuerwehrleute unmittelbar nach diesem Sündenfall ihre Beichte ablegen - aktueller geht's ja nun wirklich nicht, so eine frische Sünde kann in anderen Fällen der Absolution wohl kaum zur Verfügung gestellt werden. . .

Ist das Unfallopfer tödlich verunglückt, befindet sich ein Teil im Himmel, der Rest jedoch liegt da noch und muß entsorgt werden. Da der Pfarrer, Gott sei Dank, durch Gottes Fügung nun schon einmal in der Tür steht, kann man mit ihm, bei dieser Gelegenheit, Gott sei Dank, gleich einen kompletten Entsorgungsvertrag für die noch anstehenden irdischen Geschäfte abschließen., Leichenhallengebühren, Friedhofsparzelle, etwas Kohle für das Orgelspiel, dann nur noch etwas Geld - möglichst in Scheinen bitte - für das Glockenläuten, mit sanfter Gewalt auf Spenden drängen - bitte Ruhe bei den Feierlichkeiten, daher möglichst in Scheinen bitte -, eine Trauerrede vom Pfarrer, und schließlich, auch das ist neu bei uns im Kreis: ein Sarg, Totenhemd und Kissen gehört auch dazu, eine Totendecke noch, dieses alles von der Caritas-Beerdigungs-GmbH in Werne als freibleibendes Angebot, nach dem Motto: alles unter einem Dach und Himmel - Leute kauft eure Särge und Kränze bei der Caritas-GmbH. Euer Taufschein wird als Kundenausweis akzeptiert. Für die Totenmessen und Totenandachten erhalten Sie eine gesonderte Preisliste. Um ihnen unnötige Rückfragen zu ersparen: aus buchungstechnischen Gründen können bisher gezahlte Beiträge für die Kirchensteuer für alle angebotenen und üblichen Dienstleistungen leider nicht verrechnet oder gutgeschrieben werden. Mit christlichen Grüßen, Ihre Kirche, GmbH & Co KG.

Nein wirklich, Kleriker schämen sich nicht - Kleriker kennen keine Scham, stellte Deschner treffend fest.

Man stelle sich die dreiste Schamlosigkeit einmal vor: Scharenweise verlassen die Leute die Kirchen. Inzwischen liegt der Anteil der Ausgetretenen oder Andersgläubigen in unserer Gesellschaft bei rund einem Drittel. Bei den restlichen zwei Dritteln unserer Gesellschaft handelt es sich größtenteils nur noch um Karteikartenmitglieder, die bisher z.B. nur aus Bequemlichkeit, Tradition, Unwissenheit oder einfach nur aus Angst um Verlust ihres Arbeitsplatzes, zur Sicherung eines Kindergartenplatzes, Problemvermeidung in der Schule, noch nicht aus der Kirche ausgetreten sind. Laut Allensbach haben nur doch 31 Prozent der Katholiken und 14 Prozent der Protestanten einen festen Bezug zu ihren Kirchen.

Da werden die Kirchen natürlich nervös, das versetzt sie in Panik. Da müssen sie sich was einfallen lassen - und wie die neue Unfall-Seelsorge beweist, sprudeln ihre Ideen nur so dahin. Das ist nichts als reiner Aktionismus - Hyperaktionismus, der die Kirchen aus Unruhe über ihren schwindenden Einfluß in der Bevölkerung, aus Sorge um ihre schmaler werdenden Pfründe treibt. Vom schwindenden Einfluß in der Politik sind sie allerdings noch weit entfernt - den müssen sie auf absehbare Zeit noch nicht befürchten. Im Gegenteil sogar, wie das Beispiel der neuen Unfall-Zu- u. Rückgriffseelsorge zeigt. Die Kirchen haben es immer meisterhaft verstanden, Parteien, und ihre Gremien mit ihren Leuten zu unterwandern und diese Leute in entscheidende Schlüsselpositionen zu positionieren. Sei es im Parteivorstand, Kultur- und Jugendring, Schul-, Sozial- u. Wohlfahrtsverbände, bis hin, wie unser neues Beispiel zeigt, jetzt auch bei der Feuerwehr. Eigentlich sollte man davon ausgehen, daß infolge des rasanten Mitgliederschwundes der Kirchen die klerikalen Freiräume zwangsläufig zunähmen. Leider ist jedoch gerade das Gegenteil zu beobachten: die klerikalen Freiräume schwinden mit der Zunahme der Kirchenaustritte. In Zukunft brennt im Kreis Unna kein Haus mehr ohne Pfaffe ab - fährt niemand mehr, nüchtern oder besoffen, in einen Straßengraben, ohne einen Pfaffen sehen zu müssen. Fällt im Kreisgebiet jemand die Treppe herunter, muß er aufpassen, daß er nicht gleich auf einen Pfaffen stürzt, wenn ihm der liebe Gott mit Hilfe der Feuerwehr einen ganz schnellen Prediger entgegenschickte. Da nützt es ihm wenig, keinen Pfaffen sehen zu wollen oder gar auf einen stürzen zu müssen, weil er z.B. lieber etwas härter abstürzen würde, als mit einem Pfaffen in Kontakt zu kommen, - der Pfaffe ist dann einfach eben schon da, na und? - Dem sprachlosen Opfer von der Feuerwehr einfach ganz eilig mit Tatü-tata zwangsweise, ungerufen vor die Nase gesetzt.

Diese klerikale Zumutung der Kirchen mit Hilfe der Feuerwehr muß man sich mal vorstellen! Seitens der Kreisverwaltung und einiger frommer Löscher bei der Feuerwehr wird uns dieser klerikale Dienst als echter Bedarf, Opfern, Angehörigen und Helfern Trost und Zuspruch zu spenden, verkauft. Da wird solange gemischt, bis es sich einfach schön anhört. Auf die Kirchen bedarfsgerecht zugeschnitten, so wie es den Kirchen paßt - die somit mit Gottes Hilfe einem weiteren Clou der Nächstenliebe, Halleluja, wieder einmal auf unsere Kosten - warten wir's ab - entgegenkommen. Glauben wir den Presseberichten, stellen die Kirchen ihren Dienst bei der Feuerwehr kostenlos zur Verfügung. Daß das so bleibt, ist in der Zukunft so gut wie ausgeschlossen, wenn man weiß, daß die Kirchen z.B. in ihren Krankenhäuser die Kosten für ihre Messen und Andachten einschließlich Meßwein, Kerzen , Ausstattung, Ausschmückung und sonstigem Zubehör, sogar die seelsorgerischen Gespräche am Krankenbett und höre und staune: sogar die letzte Ölung, über die Einbettung in die Pflegesätze abkassieren - und da sollen diese Kosten bei den Rettungsdiensten der Feuerwehr auf Dauer umsonst angeboten werden? Wer`s glaubt ist oder wird selig!

Hierzu nur ein paar kurze Richtigstellungen. Der eigentlich hierzulande geltende Grundsatz "Trennung von Staat und Kirche" wird wieder einmal dreist unterlaufen. Die Sicherstellung des Rettungswesens obliegt dem Kreis, bzw. den Kommunen, und nicht bei den Kirchengemeinden. Hierzu gehört auch die nach anerkannten Grundsätzen erforderliche Betreuung der Opfer und falls nötig, im Rahmen der Fürsorgepflicht der Behörden, auch die der Retter durch gesetzlich anerkannte Fachkräfte der medizinischen Versorgungseinrichtungen. Für die Benachrichtigung der Angehörigen sind in erster Linie unsere Polizeibeamten zuständig, die allesamt für diesen Beruf eine spezielle Ausbildung erfahren haben. Falls sich also im Rettungswesen eine Ergänzung über den bisher anerkannten Bedarf hinaus ergibt, ist es einzig und allein Aufgabe der zuständigen Behörden, diesen zusätzlichen Bedarf abzudecken bzw. sicherzustellen.

Gerade im Fall Unna könnten zwischen den althergebrachten Rettern, primär zuständig für das körperliche Heil, und der neu hinzugekommenen klerikalen, zunächst Hobby-Rettergeneration, zuständig für das Seelenheil, interessante Auseinandersetzungen um das Opfer zu beobachten sein.

Man stelle sich vor: Ein Unfall, ein Schwerverletzter muß notversorgt und geborgen werden.

Die Feuerwehr wird alarmiert. Feuerwehr, Arzt und Pfaffe treffen zusammen am Unfallort ein. Bisher hatte der Arzt als Erster Zugang zum Opfer, zuerst Zugang, um alles zu tun, durch seine Erstversorgung des Patienten die Überlebenschancen des Unfallopfers zu sichern. Jetzt aber will der ölungswütige Seelenversorger ran - er will ja schließlich nicht umsonst alarmiert worden sein, sein Gott hat ja bekanntlich wenig Zeit, und wie wir ja alle wissen, noch weitaus weniger Geduld. Also beansprucht er sein Unfallopfer-Erstzugriffsrecht und sieht sich so zwangsläufig mit seinem ärztlichen Retterkonkurrenten, falls dieser seinen Beruf standes- und eidesgemäß nachkommt, einer handfesten Auseinandersetzung um das Erstbegehungsrecht um sein Opfer ausgesetzt. Hier im Kreis Unna zieht der für das leibliche Wohl des Unfallopfers besorgte Arzt zwangsläufig den Kürzeren, wenn er nicht seinen seinen Job als Krankenhausarzt im Kreis Unna aufs Spiel setzen will. Er muß sich dem Willen seines Krankenhausarbeitgebers und durch diese Funktion, sein Dienstvorgesetzter, den Weisungen des Pfaffen beugen und ihm den Vortritt überlassen. Setzt sich ein couragierter Unfallarzt im Interesse des Unfallopfers über all das hinweg, kann nur die Polizei schlichten, die ja dann hoffentlich inzwischen ebenfalls am Unfallort eingetroffen ist. Ab sofort hat der Arzt einen neuen Job bei der Bundesanstalt für Arbeit. Wenn er Pech hat - sogar mit einer vom Arbeitsamt verhängten Sperrfrist. Wenn die Entwicklung so weiter geht, sitzen die Pfaffen ja auch bald im Peterwagen - spätestens dann  weiß ich allerdings auch keinen Rat mehr. Daher sollten wir sie spätesten bei dieser Gelegenheit wieder dahin schicken, wo sie hingehören, nämlich in ihre Kirchen. Dort können sie die Seelen derer heilen und fangen, die aus eigenem Antrieb freiwillig zu ihnen kommen.

Dabei dachten wir, daß die Christen ihr Problem mit der Unfallseelsorge in ihrem Sinne und Zufriedenheit längst geregelt hätten. Schon seit Jahrzehnten rüsten sie ihre Autos mit einem Fischaufkleber als Zeichen dafür auf, daß ein Pfarrer hinzugezogen werden soll, falls sie durch Gottes Hilfe durch Unfall geprüft werden sollten. Auf einmal soll dieses Zeichen nicht mehr ausreichen - dafür aber wir alle dran glauben müssen. Welch eine Zumutung, ja mehr noch: eine nicht hinnehmbare Vergewaltigung des freien Bürgers, der hier im Kreis einen Unfall erleidet. Wenn die Christen, weil inzwischen von ihnen so wenig durch einen Fischaufkleber als bekennende Christen allenfalls nur noch als einzelne Exoten im Straßenverkehr auszumachen sind, sie sich dabei natürlich aufgrund ihrer Seltenheit der Gefahr ausgesetzt sehen, daß ihre Zeichen dank ihres Seltenheitswertes nicht mehr erkannt werden, ihrem Zeichen, den aufgeklebten Fisch allein nicht mehr trauen, so mögen sie sich doch so ein Exemplar auf den Arm, die Stirn oder sonst wo, wo sie es denn gerne hätten, wo zuerst nachgesehen werden sollte, eingravieren lassen. Sie können sich ja auch des Kreuzes bedienen, nur einigen müßten sie sich können, aber damit haben ja gerade Christen erfahrungsgemäß die allergrößten Probleme.

Mit der neu eingeführten Unfall-Zwangsseelsorge verstoßen die Pfaffen, in Mittäterschaft der Feuerwehren, gegen die im GG garantierte Bekenntnisfreiheit. Das Menschenrecht und die Menschenwürde religionsfreier und andersgläubiger Bürger unseres Landes werden in eklatanter Weise skrupellos verletzt. Ebenso das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Eine, durch einen Kleriker vorgenommene Ölverschmierung eines wehrlosen Unfallopfers ist eine körperliche Beleidigung und erfüllt außerdem den Straftatbestand der Körperverletzung.

Wir jedenfalls haben unsere Angehörigen angewiesen, unmittelbar Strafanzeige zu erstatten, falls sich an eines unserer Mitglieder nach einem Unfall unter Ausnutzung seiner Wehrlosigkeit ein Prediger heranmacht, um ihm gar sogar noch mit Öl zu beschmieren. Die Anzeige ergeht auch gegen diejenigen, die das Treiben der Prediger dulden, zulassen oder sogar unterstützen. In diesem Fall wird der Rahmen der positiven Religionsfreiheit mehr als nur überstrapaziert - das ist , gelinde ausgedrückt, schon eine Religionsdreistigkeit.

Zur Vermeidung dessen könnten die Rettungsleute während der ersten Notfallversorgung durch den Arzt sich ja darauf beschränken, einen Pfarrer zu benachrichtigen, sobald sie auf ein Fischsymbol am Unfallfahrzeug, Kleidung oder Körper des Opfers aufmerksam werden, bzw. das ansprechbare Unfallopfer den Wunsch äußert, einen Pfarrer sehen zu wollen. Dagegen kann dann niemand etwas haben. Dann bin ich sogar bereit, rechts ranzufahren, wenn mich ein eiliger Pfarrer mit seinem mit ewigen Lichtern und Glocken ausgestatteten Sonderzeichen, meinetwegen sogar mit Blaulicht und Martinshorn ausgestatteten Ölungs- u. Trösterfahrzeug überholen möchte oder entgegenkommt. Nur sein Öl sollte er nicht verlieren. Gegen Ölspuren auf der Straße hab ich auch so meine Bedenken.

So wie die Unfall-Zwangs-, Neu- und Nachmissionierung der Unfallopfer und deren Angehörigen bei den Feuerwehren im Kreis Unna jetzt geregelt wurde, verspricht die künftige Weiterentwicklung spaßig zu werden. Zumindest weiß man nicht, ob man darüber nun weinen oder lachen soll: Der Funkverkehr der Rettungsdienste wird überlastet. Erst muß die Religionszugehörigkeit der Opfer geklärt werden, damit auch ja der richtige Spezialpfaffe vor Ort erscheint. Ist das Opfer "Zeuge Jehova", muß ein Zeuge-Jehova-Prediger herangebaggert werden. Die Scientologen werden das Angebot auch nicht ausschlagen wollen. Vorher machen die Moscheenbeter aber auch noch ihren Anspruch geltend. Man stelle sich vor: ein Baustellenfahrzeug verunglückt - alle gängigen Religionen sind unter den Opfern - da muß dann womöglich noch zusätzlich ein Rollkommando der Polizei ausrücken, um die streitbaren Missio-Unfallpfaffen auseinanderzubringen: Na dann, allzeit gute Fahrt und ein kräftiges Halleluja - Allah ist groß, Jesus führt und Gott ist mächtig. Dreimal ein Kölle Alaaf und um schließlich allen gerecht zu werden, meinetwegen auch noch ein dreifach kräftiges Helau und Amen für heute und, bevor wir's vergessen: ab morgen sind sie tolerant - wie gestern auch - wie sie immer waren - Das müssen wir ja auch mal sagen, weil es sich ja schließlich sozusagen um ihr Markenzeichen handelt - wie sollten wir sie sonst erkennen, wenn sie gerade, trotz Fisch am Auto, zu Fuß, und ohne Fischmal unterwegs sind.

Die sicherste, ja sogar idiotensicherste, gerechteste, preiswerteste Lösung für alle Beteiligten ließe sich etwa so regeln. Alle bekennenden Christen lassen sich ein Kruzifix, je nach Geschmack und Geldbeutel, mit oder ohne Leiche, farbig oder uni, als deutliches, unverwechselbares Zeichen auf die Stirn tätowieren. So können sie sicher sein, daß selbst ein sehbehinderter Unfallretter dieses deutliche Zeichen nicht übersieht und sofort einen Pfarrer herbeiruft. Damit der Unfallretter auch den richtigen Konfessionsprediger erwischt, können die Protestanten, weil sie sich ja dem Ruf nach mehr Freizügigkeit verpflichtet fühlen, ihren Jesus am Kreuz mit einem kurzen Lendenschurz, mit einem Mini also, versehen, aber natürlich nicht zu kurz, weil da anatomisch bedingt unten etwas herausragen könnte - die Katholiken statten ihre Figur dann im Gegensatz dazu mit einem üppiger gehaltenen Lendenschurz, einer sogenannten Midi-oder Maxi-Version, aus. Dann kann keiner mehr was zu meckern haben, der richtige Pfarrer ist ihnen dann gewiß. Und noch ein positiver Aspekt dieser Regelung: Die vorgegebenen Konturen dieses Symbols markieren gleichzeitig die vom Pfarrer nur noch nachzuziehende Schmierspur.

Das durch das BVG-ergangene Kruzifixurteil in Bayern verursachte Kruzifixvakuum ließe die laut aufheulende, christlich-bayrische Urbevölkerung, einschließlich ihrer Stimmungskanonen, durch diesen Kompensationsvorschlag um einige Dezibel leiser werden lassen.

Also Leute, paßt schön auf, daß euch im Kreis Unna kein Unfall widerfährt - sonst habt ihr sofort einen Unfallbeter am Hals, der mit seinen öligen Fingern nach euch trachtet um euch abzuschmieren, damit ihr als Wiederholungschrist wieder wie geschmiert funktioniert. Wenn ihr aber noch soeben laufen könnt, dann lauft und lauft so schnell ihr könnt, um dem heranrasenden Pfaffen zu entkommen. Dies ist kein Aufruf zu Unfallflucht - dessen ihr euch natürlich auch nicht schuldig machen wollt - ja dann bleibt euch nur noch: Gottes Wille geschehe - wie im Himmel, so auf Erden und am eurem Unfallort. Halleluja hat wieder mal gewonnen und - Jesus siegt noch immer!

Wie so oft zum Schluß unser Steuerspartip durch Kirchenaustritt, wie es geht und was man hierzu benötigt: Also ganz einfach: Das Mindestalter beträgt 14 Jahre. Man benötigt lediglich einen gültigen Personalausweis und geht damit zum Amtsgericht. Dort gibt es eine Stelle an der Sie ihren Austritt erklären können (beim Pförtner zu erfragen). Dort erklären Sie mündlich und völlig formlos, daß Sie aus der Kirche austreten wollen. Das ist alles. Ihr Fall wird notiert, die Bestätigung über Ihren Austritt wird Ihnen vom Amtsgericht einige Tage später nachgeschickt. Das war alles - es ist also viel einfacher, als sich die meisten Menschen vorstellen. Es kann natürlich passieren, daß Ihnen der Pfarrer - wie es hier in Holzwickede praktiziert wird - einen Drohbrief schreibt, indem er Sie auffordert, Ihre Verwandten zu informieren, damit die im Falle Ihrer Beerdigung nicht erschrecken, weil angeblich kein Trauerredner zur Verfügung steht und bietet Ihnen gleich bei dieser Gelegenheit die Chance, sich Ihren Schritt noch einmal zu überlegen. Lassen Sie sich von diesem Brief nicht irritieren: Jedes Beerdigungsinstitut, außer wahrscheinlich das der Caritas-GmbH in Werne, organisiert Ihre Beerdigung wie jede andere auch und vermittelt Ihnen einen freien Trauerredner, der seine Aufgabe durchweg sehr ernst nimmt und seine Reden in jedem Einzelfall sorgfältig vorbereitet. Lassen Sie sich von dieser Art des Psychoterrors nicht beirren.

Ein Rundfunkbeitrag des Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e.V., überarbeitet für Der Humanist und Gegen den Strom. Die Ausstrahlung erfolgte am 18.03.96