Die Reportage                 [Inhalt]

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"Mythos Weihnachten -

Geburt des Jesus-Kindes?"

 

Vortrag von Helmut Steuerwald

 

vom 19.November 1999 beim Bund für Geistesfreiheit Fürth

 

In seinem Vortrag über den "Mythos Weihnachten" bezog sich Helmut Steuerwald auf christliche und vor allem auf vorchristliche Quellen des Festes. Der Referent betonte, dass nichts an Weihnachten genuin christlich ist: Alles war schon vorher da, alles gab es in ähnlicher Form auch in anderen Religionen.

Lange vor der Entstehung des Christentums finden wir ähnliche Geburtslegenden, vor allem bei den im Römischen Reich verbreiteten Mysterien. Ja - zum Teil ist die Wortwahl sogar die gleiche.

Das frühe Christentum zeigte wenig Interesse am Lebensweg Jesu, stand doch bei den ersten Christen die Erwartung des nahen Weltunterganges - die Apokalypse - im Zentrum ihres Daseins. Außerdem war im ersten und Anfang des 2. Jahrhunderts das sogenannte „Alte Testament" von zentraler Bedeutung, und man bemühte sich damals, das Leben Jesu mit diesen Schriften in Einklang zu bringen.

Im ältesten Evangelium, in dem des Markus, steht kein Wort zur Kindheit Jesu. So ließ man dann in den wesentlich später entstandenen Evangelien des Lukas und Matthäus den angeblichen Gottessohn in Bethlehem zur Welt kommen, schon um erklären zu können, dass er aus dem Geschlecht David komme, aus die Ankunft eines Messias erwartet wurde.

Heute sind auch die meisten Theologen der Überzeugung, dass Jesus nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde, und dass es sich bei der ganzen Geburtsgeschichte um eine reine Legende handelt. In den Weihnachtsgottesdiensten wird das dem Volk natürlich nicht gesagt. Es wird weiter die bekannte Legende von der Krippe im Stall von Bethlehem gefeiert.

Helmut Steuerwald wies auch auf viele Widersprüche in der Bibel hin. Er ging auf die nicht in den Kanon der Bibeltexte aufgenommenen Schriften ein, die Apokryphen, und er stellte Vergleiche an. Zum Beispiel wurde gefragt: Woher stammt die Legende von Ochs und Esel im Stall? Wie ist sie entstanden? Denn in der Bibel steht darüber nichts.

Dann kam der Referent auf die Hintergründe des Geburtstages Jesu, den 25. Dezember, zu sprechen, auf den es in der Bibel keinerlei Hinweise gibt. Gerade an diesem Beispiel lässt sich der heidnische Ursprung des Festes zeigen. Das Christentum hat diesen Tag willkürlich aus anderen Religionen übernommen. So war der 25. Dezember der Geburtstag des Gottes Mythras; außerdem wurde er im spätrömischen Kaiserreich mit dem Sonnenkult von Emesa, dem Kult um „Sol invictus", in Verbindung gebracht.

Papst Gregor hat im Jahr 354 den 25. Dezember willkürlich als das Geburtsdatum Jesu festgelegt.

Das Geburtsjahr ist ohnehin nicht feststellbar. Kein Theologe behauptet heute, dass dies im Jahre 0 war. Heute geht man davon aus, dass Jesus zwischen den Jahren 8 und 4 vor unserer Zeitrechnung geboren wurde. Insofern entbehrt das Jahr 2000 einer nachweisbaren realen Grundlage.

In der anschließenden Diskussion wurden Fragen zum Thema gestellt und beantwortet. Ein interessanter Abend, der zum Nachdenken anregte!

 

berichtet von:
Gunnar Meister


Copyright © Dezember 1999  Der Humanist
erstellt von
Heike Jackler