Ziele und Strategien für
Konfessionsfreie in Bayern
Vortrag von Dr. Wolfgang Proske, Vorsitzender des Humanistischen Bildungswerks des
bfg Bayern.
Donnerstag - 14. September 2000 - 19.30 Uhr
bfg Geschäftsstelle - Valleystr. 27 - München
U3/6 Haltestelle Implerstrasse
- Eintritt frei -
Der Widerspruch ist offensichtlich:
Einerseits verliert das Christentum immer mehr an Boden, trotz seiner institutionellen
Macht, trotz seines Apparates und trotz der vielfältigen Versuche, seinen Verfall
aufzuhalten. Inzwischen sind 24% der Bayern konfessionsfrei, was heisst, dass sie sich
innerhalb von nur zehn Jahren verdoppelt haben. Die Kirchenaustritte bewegen sich nach wie
vor auf hohem Niveau; nach einigen Jahren des leichten Rückgangs nach 1992 haben die
Konflikte um die Schwangerschaftsberatung für das Jahr 1999 einen neuen Höchststand
erbracht.
Andererseits leben wir in Bayern in einem "quasichristlichen Staat" (Gerhard Czermak), in einer - je nach Region - zuerst katholischen bzw. lutherischen, inzwischen aber zunehmend ökumenischen Dominanzkultur. Zumindest dort, wo die CSU das Sagen hat, hinkt daher die Trennung von Staat und Kirchen weiterhin. Von der politisch gewollten Privilegierung der beiden Großkirchen über die sog. "Christlichen Gemeinschaftsschulen" und dem Zwangskreuz in Klassenzimmern bis hin zum staatlich geförderten Studienfach Theologie an wissenschaftlichen Hochschulen und zur Aushebelung des Subsidiaritätsprinzips durch monopolistische christliche Sozialkonzerne...
In dieser Situation gelingt es den Humanisten der verschiedenen Richtungen nicht, entsprechend dem wachsenden Anteil der Konfessionsfreien Einfluss auf das öffentliche Leben zu nehmen. Was können, was müssen wir tun, um in unseren Forderungen besser wahrgenommen zu werden? Ist der Bund für Geistesfreiheit die Interessenvertretung der nichtglaubenden Bevölkerung Bayerns? Woran liegt es, dass Konfessionsfreie nach vollzogenem Bruch mit Kirche und Religion kaum Anlass sehen, sich zu artikulieren und auf freigeistig-humanistischer Grundlage neu zu organisieren? Verdunstet etwa nicht nur das Christentum, sondern auch die Religionskritik? Wohin geht die Reise?
September 2000 Der Humanist
erstellt von Heike
Jackler