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"Ich möchte lieber eine einzige Ursache begreifen als der König von Persien sein." – Demokrit von Abdera

Ständige Projekte

Origins of Violence
Diese Seiten beschäftigen sich mit den entwicklungspsychologischen Ursprüngen körperlicher Gewalttätigkeit und Aggression. Dabei werden vor allem die Arbeiten James W. Prescotts aus den 60er und 70er Jahren präsentiert. Sehr lesenswert ist insbesondere der Text "Body Pleasure and the Origins of Violence" (Link auf die deutsche Übersetzung).

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Waffe und Wirkung
Wie funktionieren Waffen, und wie wirken sie auf den Menschen und seine Umgebung? Wenn man sich die Wirkungsweise der Maschinerie des Todes vor Augen führt, wird die Perversion des Krieges und die Notwendigkeit eines rationalen Pazifismus offensichtlich.

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 5. Oktober 1999 · Wissenschaft: Terminator-Gen aufgeschoben

Nach einem Bericht der Online-Zeitung Morgenwelt hat das amerikanische Biotechnologie-Unternehmen Monsanto die Entwicklung eines einjährigen Saatgutes ausgesetzt, das bei Mais und Baumwolle mit Hilfe eines sogenannten "Terminator-Gens" unfruchtbare Früchte hervorbringen sollte. Es wurde von Landwirten, Wissenschaftlern und Umweltschützern befürchtet, dass Insekten die Unfruchtbarkeit auch auf andere Pflanzen übertragen könnten. Bauern in der Nachbarschaft betroffener Felder rechneten mit Ertrags-Einbußen.

Für Monsanto ein Schritt zurück, hätten doch die Landwirte das Saatgut jedes Jahr wieder neu bei Mosanto kaufen müssen! Allerdings hat Monsanto betont, daß man sich die Möglichkeit offen halte, zu einem späteren Zeitpunkt die Entwicklung dieses speziellen Saatgutes weiter zu betreiben.

Im Pressestimmenindex von Monsanto ist u.a. nachzulesen, daß der "Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer" im Buch "Grüne Gentechnik" zum Ergebnis komme, daß nichts gegen Gentechnik spreche.

Unter dem Titel "Verfahren zum Saatgutschutz (Gene Protection Technologies)" schrieb Monsanto im April 99 in einem Positionspapier: Es gehe zunächst nur um die Patentierung einer derartigen Technologie, ohne Rücksicht auf Realisierbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz der kommerziellen Anwendung. Es ginge um Vorteile, besonders um Schutz der hohen Investitionen in der Saatgutentwicklung, die einen Anreiz für unternehmerische Forschung darstellten. Man werde Zweifel sorgfältig abwägen, so habe man bereits "mit international anerkannten Persönlichkeiten aus dem wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Bereich über diese Fragen diskutiert, darunter Ismail Serageldin von der Weltbank, Professor Swaminathan aus Indien, Calestous Juma, ehemaliger Leiter des Sekretariats der "Convention on Biodiversity", Jose Sarukhan, Direktor von CONABIO, dem nationalen Biodiversitäts- Komitee in Mexiko sowie Jim Moody, Präsident von InterAction, einer Dachorganisation von 160 Entwicklungs- und humanitären Hilfsorganisationen."

Ein Aspekt, der geprüft werden solle, so besonders die Praxis, Saatgut des Vorjahres zum Anbau zu verwenden (vor allem in Entwicklungsländern praktiziert). Ferner gehe es u.a. um die kommerziellen Rechte aus den Verfahren. Man wolle sie in den nächsten 5 Jahren, die man wohl noch zur Entwicklung brauchen werde, sorgfältig prüfen.

Es ist wohl ziemlich deutlich, was hier läuft. (U.O.)

[Quellen: BBC / Monsanto, 4.10.99 / http://www.monsanto.de/presse/stimmen/index.htm / http://www.monsanto.de/infos/statements/gpstatement.htm]

 1. Oktober 1999 · Wissenschaft: Menschliches Leben auch ausserhalb der biblischen Apologetik

Vor über 60.000 Jahren haben die ersten Menschen australischen Boden betreten. Zwei Wissenschaftler von der Australian National University, Rainer Grün und Nigel Spooner, beweisen dies durch eine Neudatierung eines als „Mungo Man“ bezeichneten Skeletts. Es wurde 1974 bei Lake Mungo im Südosten Australiens von Alan Thorne gefunden. Das Alter wurde mit der damals bekannten Radiokarbon-Methode auf etwa 30.000 Jahre geschätzt. Bei großen Zeitspannen ist dieses Verfahren allerdings nicht sehr zuverlässig.

Grün und Spooner haben nun mit drei weiteren Methoden das Alter des "Mungo Man" bestimmt. Die verschiedenen Messungen - die auf radioaktiven Zerfall von Uran-Atomen und der Häufigkeit angeregter Elektronen beruhen – ergaben übereinstimmend ein Alter von etwa 60.000 Jahren.
Es wird jedoch angenommen, dass die ersten Menschen bereits sehr viel früher über das Meer von Indonesien oder China auf den australischen Kontinent gelangten, da es Jahrtausende gedauert haben muss, bis sich die Menschen an das dortige Klima anpassen, respektive bis sie das Landesinnere besiedeln konnten. (H.F.)

[Quelle: bdw, 09/99]

 26. September 1999 · Wissenschaft: Studien: Gewalt gegen Tiere Indikator für Gewalt gegen Menschen

Im Rahmen einer kanadischen Polizeistudie wurden die Lebensläufe von 63 der Tierquälerei verdächtigen Personen unter die Lupe genommen. "Tierquälerei" bedeutet hier alles von schwerer Vernachlässigung bis hin zur Tötung des Tieres. Dabei stellte sich heraus, daß 78 Prozent der Verdächtigen sich auch wegen Gewaltdelikten oder Gewaltdrohungen gegen Menschen zu verantworten hatten. Die Ontario Society for the Prevention of Cruelty to Animals hatte bereits im letzten Jahr eine Studie über 24 Frauen durchgeführt, die von ihren Partnern mißhandelt wurden und in Zufluchtsstätten für mißhandelte Frauen lebten. 61 Prozent dieser Frauen sagten aus, daß ihre Lebenspartner auch ihr Haustier mißhandelt oder getötet hatten. [1]

Etwa zeitgleich mit der neuen Studie aus Toronto stellte die US-Psychologin Stephanie Verlinden eine weitere Studie vor, welche die Hintergründe der jüngsten Schulmassaker in den USA untersucht. Dabei überprüfte sie die Täter der Schießereien von Springfield, Littleton, Moses Lake, Bethel (Alaska), Pearl, Paducah, Jonesboro, Edinboro und Conyers. Bei den Tätern stellte sie verschiedene mehrheitlich auftretende Risikofaktoren fest. Dazu zählt bei mehr als der Hälfte der Täter die Anfertigung gewalttätiger Zeichnungen und Schriften. Ebenfalls etwa die Hälfte der Angreifer hatte in der Vergangenheit Tiere gequält. [2]

Was bedeutet das? Muß man jetzt "härter" gegen Tierquäler vorgehen? Tierrechte engagierter vertreten? Kleine Kinder, die Tiere quälen, präventiv einsperren? Nein, denn diese Vorschläge fußen auf dem alten Verständnis von Moral, Schuld und Sühne. Man könne, wenn man nur hart genug drohe und hinreichend über Gut und Böse aufkläre, das Böse vernichten, sagt diese Vorstellung. Wenn man es nicht vernichten könne, müsse es zumindest gesühnt werden. Solche Ideen gehen zurück auf die Zeiten in denen Formulierungen wie "vom Teufel besessen" geprägt wurden.

Die Wissenschaft weiß schon lange, daß dies Unsinn ist. Nach verschiedenen Studien sind sich Gewalttäter durchaus der Tatsache bewußt, daß sie etwas "Böses" tun, daß ihre Taten dem gängigen Wertesystem widersprechen. Sie begehen sie nicht, weil ihnen "Ethikkunde" fehlt, sie nicht wissen, daß es falsch ist, ein Tier zu quälen und zu töten. Sie wissen es und genießen es. Sie sind emotional, d.h. neuronal falsch programmiert. In ihren Gehirnen ist die biologische Ursache zu suchen. In den USA, wo man Serienmörder regelmäßig röstet oder sonstwie dem Verwesungsprozeß zuführt, ist eine solche Suche jedoch trotz eines gigantischen Outputs an Perversen und Massenmördern offensichtlich unmöglich.

Dennoch kann man heute mit Sicherheit sagen: Repressive, meist religiös begründete Moralvorstellungen sind die eigentliche Ursache von Gewalttätigkeit in unserer modernen Kultur, und je stärker sie wieder erwachen, desto schlimmer wird auch die Gewalt. Sexuelle Prüderie, genitale Verstümmelung und gewalttätige Erziehung sind das Resultat konservativer "Moral" und die Ursache von Gewaltwünschen, die in Fantasien, in tatsächlicher Gewalt gegen Tiere oder auch gegen Menschen befriedigt werden. Dies wies bereits 1975 der Neuropsychologe James W. Prescott in seiner wegweisenden Studie "Body Pleasure And The Origins Of Violence" nach. Dafür hat man ihm nicht den Nobelpreis verliehen, sondern ihn rausgeschmissen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dabei handelt es sich mit Sicherheit um den größten Wissenschaftsskandal dieses Jahrhunderts, denn keine andere Erkenntnis könnte unsere Kultur so grundlegend verändern wie diese. (EMÖ)

[1] Reuters, 24.9.99
[2] Business Wire, 24.9.99

 23. September 1999 · Wissenschaft: Ungewollt, ungeliebt: Studie zu Mutter-Kind-Beziehung

Schon der gesunde Menschenverstand sagt, daß ein Kind, das nie geboren werden sollte, aufgrund moralischen Drucks oder gesetzlicher Verbote dann aber doch zur Welt kam, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die gleiche Zuwendung erfährt wie ein gewolltes Kind. Das wahre Ausmaß der durch die Anti-Abtreibungsideologie verursachten Schäden wird in einer an der Uni Michigan durchgeführten Studie deutlich, die in der September-Ausgabe des Journal of Health and Social Behavior veröffentlicht wurde.

Dabei wurden zwei große statistische Erhebungen ausgewertet, die National Survey of Families and Households, die 2 Jahre umfaßt (n=2100) sowie die Intergenerational Panel Study of Parents and Children (IPS), in der Mütter und deren Kinder von deren Geburt 1961 an bis zu ihrem 31. Lebensjahr begleitet wurden (n=882).

Laut den Daten der IPS war die Mutter-Kind-Beziehung durch den Faktor "ungewollte Geburt" bis ins 31. Lebensjahr (also bis zum Ende der Studie) beeinträchtigt, und die elterliche Unterstützung und Zuwendung war bei ungewollten Kindern geringer. Aber auch die Mütter sind betroffen. Diejenigen, die nicht nur gewollte Kinder zur Welt brachten, litten der ersten Erhebung zufolge stärker an Depressionen als solche, die nur Wunschkinder zeugten. Auch auf eventuelle Geschwister wirkt sich die Geburt ungewollter Kinder oft negativ aus. [1]

Die Folgen einer restriktiven Abtreibungslegislative sind somit fatal. Kinder, die von ihren Eltern nicht liebevoll erzogen werden, neigen eher zu Gewalt, Drogenmißbrauch und religiös-konservativen Haltungen als solche, die in einer zärtlichen, repressionsfreien Umgebung aufwachsen [2]. Das Recht auf Abtreibung ist deshalb nicht nur das Recht der Frau, frei zu entscheiden, wann sie ihr eigenes Leben auf die Ankunft eines neuen Lebewesens umstellen will, sondern auch das Recht des Kindes auf eine liebevolle Erziehung. (EMÖ)

[1] bdw-Ticker, 23.9.99
[2] www.violence.de

 22. September 1999 · Wissenschaft: Neue Anhaltspunkte für ein flaches Universum

Wissenschaftler der Hebrew University in Jerusalem haben weit entfernte Supernovae beobachtet und außer ihrer Rotverschiebung auch die Beeinflussung durch nahegelegene Messen untersucht. Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, daß die Kosmologische Konstante positiv ist. Dies würde bedeuten, daß das Universum flach ist, d.h. immer weiter auseinanderdriften wird, statt, wie man bisher anzunehmen geneigt war, nach einer langen Zeit der Ausdehnung wieder zu kollabieren.

Hintergrund:

Die heutige Kosmologie geht davon aus, daß sich das Universum seit dem Urknall explosionsartig ausdehnt. Die Geschwindigkeit dieser Ausdehnung wird durch die Hubble-Konstante gemessen. Ungeklärt ist noch, ob diese Ausdehnungsgeschwindigkeit im Laufe der Zeiten konstant blieb, abnahm (wegen der allgemeinen Massenanziehung) oder sogar zunahm.

Letzteres würde die erstmals von Einstein in seine Gleichungen eingefügte "Kosmologische Konstante" wiederauferstehen lassen. Er hatte sie aus formalen Gründen eingeführt, damit die Lösung der Gleichungen ein statisches Universum ergab (damals wußte man noch nicht, daß es sich ausdehnt). Als man entdeckte, daß es expandiert, bezeichnetet Einstein diese Konstante später selbst als "die größte Eselei meines Lebens".

In letzter Zeit interpretiert man die Kosmologische Konstante als Kraft des Vakuums des Raums, hervorgerufen durch Vakuum-Fluktuationen. Diese Kraft soll nicht an Massen gebunden sein (wie die Gravitation) und mit wachsender Entfernung steigen.

Überwiegt diese Kraft die Gravitation, dann dehnt sich das Universum immer weiter aus (flaches oder offenes Universum), überwiegt die Gravitation (abhängig von der Gesamtmasse im Universum), dann wird es in der Zukunft wieder zusammenschrumpfen (geschlossenes Universum).

(U.O.)
[Quelle: bdw Online-Ticker]

 30. August 1999 · Wissenschaft: Kräuter-Sex

An der Universität Texas testeten 120 Frauen und Männer eine Pflanzenmischung aus grünem Hafer und Brennessel-Extrakt, die die sexuelle Stimulanz anregen sollte. Im wahrsten Sinne des Wortes half die sechswöchige Einnahme dieser Mischung den Probanden "auf die Sprünge". Die sogenannte „Kopulationshäufigkeit“ nahm enorm zu und die Zahl der sexuellen Aktivitäten verzehnfachte sich in vielen Fällen. Als Ursache hierzu wurde festgestellt, dass das „Kräutersüppchen“ die Hormonproduktion und die Durchblutung des männlichen Glieds steigert. Ausserdem werden Blutgefässe und Nervenbahnen gestärkt.

Ob das ´mal eine Alternative zu Viagra wird? (H.F.)

[Quelle: natur & kosmos, September 1999]

 9. August 1999 · Wissenschaft: Multi-Mondfinsternis?

Könnte man sich vorstellen auf dem Uranus zu leben, genösse man das Vorhandensein von mehreren Monden. Erst kürzlich gelang es Wissenschaftlern auf zwanzig Jahre alten Fotos der Raumsonde „Voyager“ zwei bisher unbekannte Uranus-Trabanten zu entdecken. Kanadische Astronomen der McMaster-Universität von Hamilton in Ontario konnten mittlerweile mit einem 3500mm-Spiegelteleskop die Nummer 19 und 20!! ausfindig machen. Lediglich als kleine Lichtpunkte waren die noch unbenannten Monde erschienen. In unserem Sonnensystem garantiert dies dem Uranus den Rekord mit der höchsten Mondanzahl eines Planeten. Die beiden zuletzt entdeckten Monde befinden sich etwa 25 respektive 10 Millionen Kilometer vom Uranus entfernt.

Alle paar Jahre eine totale Sonnenfinsternis - der Rummel wäre gar nicht auszudenken. (H.F.)

[Quelle: DIE ZEIT, Nr. 32/99]

 21. Juli 1999 · Wissenschaft: Walverwandtschaften

Molekulargenetiker in Japan (Tokyo), Schweden und den USA (Texas) haben herausgefunden, dass die nächsten Verwandten der Wale die Flusspferde sind.
Seit Jahrzehnten ist bereits bekannt, dass die Wale (Ordnung Cetacea) von ehedem am Land lebenden Säugetieren abstammen. Die Paläontologen hatten sie allerdings als Abkömmlinge hyänenartiger Fleischfresser eingeordnet. Die enge Verwandtschaft der Wale mit den Paarhufern (Ordnung Artiodactyla) wurde jedoch erst vor etwa einem Jahrzehnt erkannt. Zu den Paarhufern zählen neben Schweinen, Rindern, Kamelen, Hirschen und Giraffen auch die Flusspferde.
Die Analyse des Erbmoleküles DNA ergab nun die Überraschung, dass Wale und Flusspferde zu sogenannten Geschwistergruppen gehören (Science, Bd. 284, S. 2081). Damit ist offenkundig, dass Flusspferde näher mit den Walen verwandt sind als mit Rindern, Hirschen oder Schweinen. Weiterhin wurde festgestellt, dass der letzte gemeinsame Vorfahr vermutlich vor etwa 54 Millionen Jahren gelebt hat. (H.F.)

[DIE ZEIT, Nr.: 29/1999]

 20. Juli 1999 · Wissenschaft: Krebskranke Krebse

Amerikanische Forscher des Great-Lakes-Umweltforschungslabors in Ann Arbor fanden überraschend im Michigan-See an Zellwucherungen erkranktes zoologisches Planton, darunter auch winzige Wasserkrebse. Bei räuberischen Planktonarten, die sich von anderen Winzlingen ernähren war die Krebsrate besonders hoch. „Vegetarische“ Varianten wiesen in der Regel keine Veränderungen auf. Krankhafte Zellwucherungen treten bei den nur millimetergrossen Wasserkrebsen nur sehr selten auf. Bei Weichtieren, Insekten und Flachwürmern dagegen eher.
Das Teammitglied Henry Vanderploeg ist ueberzeugt, dass Tumore gewöhnlich durch Umwelteinflüsse ausgelöst werden. Er ist jedoch darüber verwundert, dass die Geschwüre gerade jetzt auftreten, obwohl die Konzentration der meisten Schadstoffe im Wasser des Michigan-See stark zurückgegangen ist. Die exakte Ursache ist bislang noch nicht erforscht. (H.F.)

[GREENPEACE MAGAZIN, 04/99]

 15. Juli 1999 · Wissenschaft: Vorbild Bonobo: Friedlich dank Sex

Bonobo-Baby

Bonobos, eine den Schimpansen eng verwandte Affenart, zeichnen sich vor allem durch ihr vielfältiges Sexualverhalten aus – sie treiben es in so ziemlich jeder denkbaren Konstellation. Sex dient ihnen primär der Konfliktlösung und nicht der Fortpflanzung. Bonobo-Weibchen zum Beispiel paaren sich zu diesem Zweck sogar mit Männchen aus feindlichen Gruppen. So kann das Sozialgefüge stabilisiert werden, und Konflikte enden seltener in gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Neuesten Forschungsergebnissen eines Projekts zur Menschenaffenforschung am MPI für evolutionäre Anthropologie zufolge sind Bonobos außerdem im Matriarchat organisiert, die Weibchen beherrschen die Jagd, teilen untereinander die Nahrung auf, schirmen sie von den Männchen ab und verjagen diese von den Futterplätzen. Die Affengesellschaften müsse man sich, so Projektleiter Gottfried Hohmann, wie "Großkommunen in den 68ern" vorstellen.

Wer glaubt, man könne die Forschungsergebnisse nicht auf den Menschen übertragen, irrt gewaltig. Siehe exklusiv bei uns: The Origins of Violence. Die interkulturellen Vergleiche "primitiver" Kulturen in den hier präsentierten Studien zeigen unter anderem, daß matriarchalische Kulturen deutlich sexualliberaler sind als patriarchalische (und daß sexualliberale friedlicher sind als antiliberale). Es überrascht also nicht, daß bei den Bonobos eine entsprechende Konstellation vorzufinden ist.

Es bleibt zu hoffen, daß der Mensch eines Tages vom Affen lernt. (EMÖ)
[bild der wissenschaft-Ticker/dpa, 14.7.99]

Link: Bonobo Sex and Society. The behavior of a close relative challenges assumptions about male supremacy in human evolution.

Buchtip: Frans de Waal, Frans Lanting: Bonobos. Die zärtlichen Menschenaffen. Basel, Birkhäuser, 1998.

 10. Juli 1999 · Wissenschaft: Mikrowelle zum Mitnehmen

In einer Studie des Forschungsinstituts Wireless Technology Research, das von der Mobilfunk-Industrie mit 27 Millionen US$ unterstützt wird, kamen Forscher zu dem Schluß, daß die Funkemissionen von Handys eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefährdung darstellen. Bei Menschen wurde eine leichte Korrelation zwischen Handys und höherer Wahrscheinlichkeit von Gehirntumoren sowie die Gefahr von Zellwachstum in den Mikronuklei des Blutes festgestellt. Bei Versuchen mit Ratten kam es zu Erbgutschädigungen. Vertreter der Industrie spielten die Ergebnisse herunter, mit denen offenbar niemand gerechnet hatte. Es gebe unzählige Studien, die weder bei Menschen noch bei Tieren Gesundheitsrisiken ausmachen konnten.

Weltweit benutzen derzeit etwa 200 Millionen Menschen Mobiltelefone. (EMÖ)
[WIRED, 21. Juni 1999]

 8. Juli 1999 · Wissenschaft: Carl Sagans und Ann Druyans Artikel zur Abtreibungsfrage

Ab heute, passend zur Legalisierung von Mifegyne, ist ein wichtiger Artikel zur Abtreibungsfrage, vielleicht einer der wichtigsten, bei uns zu lesen. The Question of Abortion: A Search For Answers (Parade Magazin, April 1990) von Carl Sagan und Ann Druyan beschäftigt sich mit dem Menschwerdungsprozeß und seinen moralischen Implikationen. Wann ist ein Mensch ein Mensch? Wann ist Abtreibung Mord? Die Schlußfolgerung dieses Artikels in englischer Sprache, untermauert von überzeugenden Argumenten: Jede Frau sollte das Recht haben zu wählen.

Der Text befindet sich in der Rubrik Wissenschaft:Texte. Unsere Publikationsrechte enden am 30. Dezember 1999. Danach wird der Artikel gelöscht. Die Lektüre ist also dringend empfohlen. (EMÖ)

 7. Juli 1999 · Wissenschaft: Älteste Mondkarte wurde entdeckt

Bislang galt die 1505 von Leonardo da Vinci gezeichnete Mondkarte als die älteste der Welt. Nun hat Philip Stooke (von der University of Western Ontario) eine Mondkarte noch älteren Datums in Irland entdeckt. Stooke, der normalerweise Asteroidenkarten aus den Daten von Raumsonden aufbereitet (auch bereits an detaillierten Mondkarten mitarbeitete), konnte einfach nicht glauben, dass die bisher älteste Mondkarte nur 500 Jahre alt sein sollte. Sein „Ziel“ suchte er in alten historischen Schriften und Aufzeichnungen von Ausgrabungsstätten auf den Britischen Inseln.
Fündig wurde der Wissenschaftler nun in einer schätzungsweise 5.000 Jahre alten Grabstätte (in Knowth) in Irland. Diese Grabstätte wurde offenbar von Menschen mit einem enorm genauen Wissen über den Lauf der Gestirne gebaut.
Die prähistorische Mondkarte wurde nämlich in einen Felsen geritzt, der nur an bestimmten Tagen durch einen langen Gang vom Mondlicht beschienen wird. Beim Verifizieren mit einem Fotoabzug des Vollmondes war Stooke erstaunt, dass alle Oberflächenstrukturen richtig eingezeichnet wurden. Es steht somit völlig ausser Zweifel, dass es sich um eine Mondkarte handelt.

Dieser prähistorische Fund läd erneut zu der Diskussion ein, ob nicht die jahrhundertelange Unterdrückung der Wissenschaften im Gebiet des christlichen Hegemonialbereiches (siehe ptolemäisches Weltsystem), ein "Rückschritt" für die Menschheit war? (H.F.)

[Quelle: Star Observer, 06/99]

 2. Juli 1999 · Wissenschaft: 1998 - Das bisher wärmste Jahr im 20. Jahrhundert

Das Worldwatch Institut berichtet, dass die weltweite Jahresdurchschnittstemperatur mit 14,57 Grad gegenüber 1997 um weitere 0,17 Grad angestiegen sei. Dabei sei die Kohlendioxidkonzentration CO(2) in der Atmosphäre so hoch wie nie gewesen. Die höchsten regionalen Luftverschmutzungswerte wurden dabei in Peking (China) gemessen. Die größte Dreckschleuder in Sachen Umweltverschmutzung waren und bleiben jedoch die USA. Gerade sie setzten auf dem UN-Klimagipfel 1998 in Buenos Aires durch, dass keine Obergrenzen für den eigenen Kohlendioxidausstoß festgelegt wurden.

Der Grund für die Erwärmung ist der Treibhauseffekt. Primär verursacht wird dieser durch den menschengemachten Ausstoß von sogenannten Klimagasen wie CO(2).
Abnehmende Fertilität (etwa 50% in den letzten 70 Jahren) bei europäischen, US-amerikanischen und chinesischen Männern, wurden durch weitere Studien als Folge dieser Umweltverschmutzung belegt.
Stärkere Stürme und zunehmende Niederschläge sind auf vorgenannte Rekordtemperatur zurückzuführen. Die dadurch entstandenen Verwüstungen werden mit 170 Milliarden Dollar für das Jahr 1998 beziffert.
Als weitere Folge der Erderwärmung wird im nächsten Jahrhundert mit einem höheren Anstieg des Meeresspiegels gerechnet, als ursprünglich von der IPCC (von den UN organisierte Wissenschaftlergruppe) angenommen. Die errechneten Erwartungen gehen nun von einer Erhöhung von bis zu 99 Zentimeter aus. (H.F.)

[Quelle: GREENPEACE-MAGAZIN, 4/99 sowie Tageszeitung „junge Welt“, Ausgabe vom 01.07.99]

 25. Juni 1999 · Wissenschaft: Neues Konzept in der Nanotechnologie

Physiker der Michigan State University und der University of Toronto wollen mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen Elemente schnell und präzise Atom für Atom auf Oberflächen schreiben. Das Röhrchen wird dazu mit den Atomen des Elements gefüllt, zwei Laser "pumpen" diese auf die Oberfläche.

Nanotechnologie ist die Schlüsseltechnologie des nächsten Jahrtausends. Mittels selbstreproduzierender Roboter von atomarer Größe (sog. Assemblern) lassen sich Atome in hoher Geschwindigkeit exakt positionieren und zusammensetzen, womit die Erzeugung nahezu beliebiger Strukturen zu vernachlässigbaren Kosten möglich ist. Das vorgestellte Konzept ist zwar noch weit vom ersten nichtreproduzierenden Assembler entfernt, könnte aber mit entsprechenden Ergänzungen bereits eine Revolution in der Computertechnologie auslösen, sind doch beispielsweise Speicherkapazitäten von mehreren Terabytes auf einer Fläche von der Größe eines Daumennagels im Nanometer-Bereich (milliardstel Meter) ohne weiteres denkbar.

Wer sich mit Nanotechnologie beschäftigen will, sollte als Einstiegslektüre mit Engines of Creation: The Coming Era of Nanotechnology oder Unbounding the Future: the Nanotechnology Revolution von Eric Drexler bzw. Drexler und Chris Peterson beginnen, beide Bücher sind im Volltext im Internet abrufbar. (EMÖ)

[Quelle: bild der wissenschaft Ticker, 24.6.99]

 21. Juni 1999 · Wissenschaft: Verursachen Pestizide die Parkinson-Krankheit?

Zu einem brisanten Ergebnis kamen die Wissenschaftler des Parkinson`s Institute in Sunnyvale (Kalifornien). Die Parkinson-Krankheit wird vermutlich durch Umweltgifte und nicht - wie bisher angenommen - durch ein defektes Gen ausgelöst.
Etwa 20.000 männliche (eineiige) Zwillinge wurden auf Parkinson untersucht. Nur ganz selten waren beide Zwillinge an Parkinson erkrankt. Auf die Möglichkeit, dass Pestizide diese unheilbare Erkrankung auslösen, kam William Langston, Mitautor einer Studie, die einige Jahre zuvor Jugendliche untersuchte, die durch verunreinigtes Heroin plötzlich an der Parkinson erkrankten. Die Nervenzellen im Gehirn werden durch einen ganz bestimmter Stoff, der chemischen Pestiziden stark ähnelt, zerstört. (H.F.)
[Quelle: GREENPEACE MAGAZIN, 03/99]

 15. Juni 1999 · Wissenschaft: Tödliche Umwelt

Eine Studie über Umweltverschmutzung der Cornell University (Ithaca/New York) ergab, dass weltweit etwa 40 Prozent aller menschlichen Todesfälle auf Umweltbelastungen zurückzuführen sind. Als Faktoren werden genannt: Umweltverschmutzung, Bevölkerungsentwicklung, Ausbreitung von Krankheiten und Klimaveränderungen.
Hunger, Unterernährung und die rapide zunehmende Wasser-, Boden- und Luftverseuchung schwächen das menschliche Immunsystem. Darüber hinaus fördert gerade die konzentrierte Urbanisierung, zum Teil in hoffnungslos überbevölkerten Städten, immens die Ausbreitung von Krankheiten. (H.F.)
[Quelle: bild der wissenschaft, 06/1999]

 13. Juni 1999 · Wissenschaft: Verfüttertes Rinderhirn erzeugt BSE bei Affen

Eine neue wissenschaftliche Studie mit Affen belegt die Infektionsanfälligkeit des Menschen für BSE. Fünf Monate, nachdem frankokanadische Experten BSE-infiziertes Rinderhirn an „Kleine Mausmakis“ (Halbaffen) verfütterten, stellten sie BSE-auslösende Eiweisproteine (Prione) fest. Interessant sind die Versuche des Forscherteams zudem, da diese Halbaffenart nahe mit den Menschen verwandt ist. An den Versuchen hatte auch der Nobelpreisträger Carlton Gajdusek teilgenommen.
Zu einem weiteren und sicher brisanteren Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach den Autopsien von 18 Affen aus französischen Zoos, bei denen ebenfalls BSE-Erreger nachgewiesen wurden. Diese Affen wurden nämlich mit britischen Fleisch gefüttert, das auch für die menschliche Ernährung zugelassen war. [Quelle: bild der wissenschaft, 06/1999].

Na – immer noch keine Lust auf Salate? (H.F.)

 1. Juni 1999 · Wissenschaft: Hubble-Konstante neu bestimmt

Am 25. Mai wurde die Hubble-Konstante neu bestimmt, auf ca. 70 km/sMparsec mit einem Fehler von 10%. Damit liegt das Alter des Universums bei ca. 12 bis 13 Mrd. Jahren. Bisher schätzte man es auf zwischen 10 und 20 Mrd. Jahre.
[Quelle: bild der wissenschaft Ticker, 27.5.99]

 15. Mai 1999 · Wissenschaft: Inoffizieller Start von SETI@home

Wer Spaß an der Suche nach Außerirdischen am heimischen PC hat, kann sich bereits vor dem offiziellen Start am 17. Mai die Windows-Version des SETI@home ("Search for extraterrestrial intelligence at home") Clients downloaden: http://setiathome.ssl.berkeley.edu. Das Prinzip des Projekts ist einfach: Gesammelte Daten des Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico werden in kleine Pakete á 250 K unterteilt und an Tausende von Internet-Benutzern verteilt, die die SETI-Software benutzen. Auf diesen Rechnern wird in der freien Rechenzeit - z. B. in Kaffeepausen - ein Screensaver aktiviert, der die Datenpakete nach auffälligen Mustern durchsucht, z. B. sich ständig wiederholenden Zeichenketten. Ist das Datenpaket komplett analysiert (was auch auf einem schnellen Pentium-PC ein paar Tage dauern kann), holt sich die Software ein neues aus dem Netz, wobei die Internet-Verbindung auf Wunsch nur mit ausdrücklicher Bestätigung aufgebaut wird, um keine unkontrollierten Gebühren entstehen zu lassen.

Und sollte es dann tatsächlich zur Entdeckung möglicher ET-Signale kommen, kann man als Mitendecker in die Geschichte eingehen. Wenn das nichts ist - sinnvoller als die ständige Code-Knackerei vergangener Distributed Computing-Projekte ist's allemal. Alle anderen können ihre Zeit ja mit der Suche nach intelligenten Lebensformen in ihrer näheren Umgebung verbringen. Wer fündig wird, möge es mir bitte mitteilen - das wäre nämlich eine echte Entdeckung. (EMÖ)

 17. April 1999 · Wissenschaft: Multi-Planeten-System entdeckt

Unabhängige Wissenschaftler-Teams der San Francisco State University, des Englisch-Australischen Observatoriums und des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts haben das erste Multi-Planeten-System im Orbit eines sonnenähnlichen Sterns entdeckt. Da die meisten Planeten keine eigenen Strahlen aussenden und nur das Licht ihres Zentralgestirns reflektieren, sind gerade kleine Planeten nur sehr schwer zu entdecken - in großer Entfernung sind sie für unsere Teleskope praktisch unsichtbar. Deshalb liegen alle bisher entdeckten Planeten in der Größenordnung Jupiters oder deutlich darüber. Zwar gibt es auch Spekulationen über die Möglichkeiten außerirdischen Lebens auf dem Jupiter [1], doch gilt es als sehr unwahrscheinlich, daß unter den Schwerkraftbedingungen der bisher entdeckten Planetengiganten intelligentes Leben möglich ist.

So ein Gigant ist auch der 1996 von den Astronomen Geoffrey Marcy und Paul Butler entdeckte Planet im Orbit des Sterns Upsilon Andromedae. Und auch bei den beiden jetzt neu entdeckten Planeten im Orbit von Upsilon Andromedae handelt es sich erwartungsgemäß um Riesen: Der mittlere hat etwa die doppelte Größe Jupiters und der äußerste Planet ist viermal so groß. Neu ist, daß die Planeten gemeinsam einen Stern umkreisen - bisher hatte man immer nur Einzelgänger ausfindig machen können. Unser eigenes Sonnensystem hat nur einen vergleichbar großen Giganten, nämlich Jupiter selbst. Wenn sogar Multi-Giganten-Systeme möglich sind, wie viele Sonnensysteme mit kleineren, lebensfähigen Planeten existieren dann erst, unsichtbar für unsere Instrumente? (EMÖ)
[Quelle: National Science Foundation, 15. April 1999]

[1] Siehe z.B. Carl Sagan: Unser Kosmos (München 1982), S. 52 ff.


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