Michael Hellmanzik schrieb: Das wirkliche Christen mit Gewalt missioniert haben, des Glaubens und nicht nur der Machtausübung willen, glaube ich Dir nicht! Egon, warum verdrehst Du nur immer die Tatsachen? Nicht Christen sind die bösen, da verkennst Du massiv etwas!
Ein wirklicher Christ kennt keine Gewalt!...Vielleicht solltest Du Dich erst einmal informieren, bevor Du Menschen pauschal verurteilst!'
Michael, Du forderst mich dazu auf mich zu informieren, daß habe ich schon längst getan. Höre endlich auf das verbrecherische Christentum schön zu reden. Nachfolgend stelle ich Dir gerne einige meiner Informationen (mit anschließender Quellenangabe) zu den Verbrechen des Christentums und seiner Führer zur Verfügung.
Die evangelische Kirche und der Holocaust
Welche Verantwortung tragen die evangelische Lehre und die evangelische Kirche für den Völkermord an den Juden?
In den Jahren 1933 - 1945 gibt es in der evangelischen Kirche zwei Flügel, die "Deutschen Christen" und die "Bekennende Kirche". In beiden Gruppen wurde der Treue- und Gehorsamseid gegenüber Adolf Hitler geschworen. Und Verantwortliche und Anhänger beider Flügel fordern oder befürworten auch die Judendiskriminierung und -verfolgung.
Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen (1543; hier das Titelblatt einer "Volksausgabe" von L.Parisius) - Im Jahr 1938 gab Landesbischof Sasse aus Eisenach die Schrift neu heraus unter dem Titel "Martin Luther über die Juden - Weg mit ihnen!" Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird ... die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt.
Die Entstehung der evangelischen Kirche geht auf den Augustinermönch, Priester und Theologieprofessor Martin Luther (1483 - 1546) zurück. Der evangelisch-lutherische Landesbischof Martin Sasse erklärt, Martin Luther sei der "größte Antisemit seiner Zeit". Innerhalb der evangelischen Kirche wird 1933 dokumentiert, wie Luthers antijüdische Schriften Jahrhunderte lang den Boden für den Antisemitismus der Gegenwart bereiten.
Ausgangspunkt des lutherischen Antisemitismus ist die grundlegende Schrift Martin Luthers "Von den Juden und ihren Lügen" (1543). Die Judenverfolgung ist eines der wichtigsten Anliegen von Martin Luther in seinen letzten Lebensjahren.
Martin Luther erklärt den Bürgern, die Juden seien ihr "Unglück":
"Ein solche verzweifeltes durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist´s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Das ist nichts anderes. Da ist kein menschliches Herz gegen uns Heiden. Solches lernen sie von ihren Rabbinern in den Teufelsnestern ihrer Schulen."
(Der achte und letzte aller Bücher und Schriften des teuren seligen Mans Gottes, Doctoris Martini Lutheri, Tomos 8, Jena 1562, S.95)
Der Satz "Die Juden sind unser Unglück" wird zu einer der schlagkräftigsten Parolen der Nazi-Zeit.
Martin Luther empfiehlt, jüdische Mitbürger zu meiden:
"Wenn du siehst oder denkst an einen Juden, so sprich bei dir selbst also: Siehe, das Maul, das ich da sehe, hat alle Sonnabend mein lieben Herrn Jesum ... verflucht, vermaledeit und verspeist, dazu gebetet und geflucht vor Gott, daß ich, mein Weib und Kind und alle Christen erstochen und aufs jämmerlichste untergegangen wären. Er wollte es selber gerne tun, und, wo er könnte, unsere Güter besitzen ... Ich sollte mit einem solchen verteufelten Maul essen, trinken oder reden? So möchte ich aus der Schüssel oder Kannen mich voller Teufel fressen und saufen, so mache ich mich gewiß damit teilhaftig aller Teufel, die in den Juden wohnen." (Martin Luther zit. nach: Landesbischof Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!, Freiburg 1938, S.11)
"Martin Luthers Rat zur Judentaufe"
"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams!" (Tischreden Nr.1795 zit. nach Landesbischof Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!, Freiburg 1938, S.14)
Martin Luther fordert den Staat dazu auf, die jüdischen Mitbürger zu verfolgen:
1.)
Martin Luther fordert: Man soll ihre "Synagoga oder Schulen mit Feuer anstecken ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien ..."
Das tun die Nazis, z.B. in der Reichspogromnacht 1938, an Luthers Geburtstag.
Martin Luther fordert: "Summa: ... daß ihr und wir alle der ... teuflischen Last der Juden entladen werden ..."
Sechs Millionen Juden werden beim Holocaust ermordet. Von den Überlebenden wandern die meisten bis 1951 in die USA oder nach Israel aus.
Der Philosoph Karl Jaspers stellt 1962 fest: Luthers "Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt." (Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, München 1962, S.90)
Adolf Hitler selbst rechtfertigt die Judenverfolgung damit, "daß er gegen die Juden nichts anderes tue als das, was, "daß er gegen die Juden nichts anderes tue als das, was die Kirchen in 1500 Jahren gegen sie getan habe." (Friedrich Heer, Gottes erste Liebe, Berlin 1981, S.406)
Judenverfolgung mit evangelischen Mitteln
Die vom evangelischen Prediger Adolf Stöcker gegründete Christlich-Soziale Partei fordert 1903 "die Verdrängung des jüdischen Einflusses auf allen Gebieten öffentlichen Lebens" und das Verbot der Einwanderung von Juden.
Zu den Antisemiten zählen auch die meisten evangelischen Pfarrer, die durch ihre Amtsstellung einen entscheidenden Beitrag für den Durchbruch des Antisemitismus leisten. In den evangelischen Kirchengemeinden werden "Judenvorträge" veranstaltet, so am 4.2.1921 in München - St. Matthäus. Das Thema dort: "Der Christ und der Antisemitismus." Einer der beiden Gemeindepfarrer bekennt sich offen zum Antisemitismus, der andere, der spätere Münchner Dekan Langenfaß, stellt ebenfalls antisemitische Thesen auf. Er sagt: "Denn mit zunehmender Bitterkeit machte unser Volk seine Beobachtungen, im Feld und daheim, an den jüdischen Mitbürgern ... in diesen Kreisen sah man kaum einen, der wie die ehrlichen Deutschen unterernährt war" (zit. nach Björn Mensing, Pfarrer und Nationalsozialismus, Göttingen 1998, S.74).
Der Kirchenhistoriker Carsten Nicolaisen schreibt über die evangelische Presse: "Die evangelischen Sonntagsblätter nach dem Ersten Weltkrieg sind geradezu eine Fundgrube für die antisemitische Orientierung des deutschen Protestantismus."
Evangelische bzw. evangelisch geprägte Schulen dienen als Nährboden für den Nationalsozialismus, z.B. das Gymnasium Windsbach mit angeschlossenem "Pfarrwaisenhaus". Trotz des Namens "Waisenhaus" ist es ein Wohnheim auch für alle Pfarrer-Söhne, nicht nur für die "Waisen".
Im evangelischen Religionsunterricht der Schule werden schon in den 20-er Jahren die Schüler angewiesen, militaristische deutschnationale Flugblätter zu verteilen.
Evangelischer Pfarrer ruft zum Boykott auf: Kauft nicht beim Juden!
Der evangelische Pfarrer Friedrich Wilhelm Auer aus der bayerischen Landeskirche veröffentlicht die antisemitische Studie "Das jüdische Problem". Darin ruft der Pfarrer öffentlich zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. (nach Clemens Vollnhals, Evangelische Kirche und Entnazifizierung 1945-1949, München 1989, S.123)
Anmerkung: Zwölf Jahre später, 1933, organisieren die Nazis - von der evangelischen Kirche unterstützt - einen landesweiten Boykott gegen jüdische Geschäfte. 1942 will Pfarrer Auer die Nazis sogar dazu bewegen, die Endlösung der Judenvernichtung landesweit in einer Nacht zu vollziehen, wenn im Krieg die alliierten Angriffe auf Deutschland nicht aufhören.
Juni 1924 - Evangelische Dekanatsbezirkssynode in München - Dekan Lembert warnt 184 Synodale vor der jüdischen Weltverschwörung.
Hitler sucht aber gezielt auch das Bündnis mit dem Vatikan.
Im Jahr 1933 gewährt er der katholischen Kirche in einem "Konkordat" umfangreiche Privilegien, und der Vatikan ist der erste Staat, der Nazi-Deutschland anerkennt. Papst Pius XII., dessen Seligsprechung für 1999 vorbereitet wird, wird später zum Holocaust schweigen.
1.9.1924 - Sitzung des Evangelischen Bundes in München. Der Vorsitzende, Studienprofessor Hoefler, fordert den Kampf gegen das Judentum:
Der völkische Kampf gegen das Judentum sei "vollständig berechtigt und notwendig" "vollständig berechtigt und notwendig", "der Abwehrkampf gegen rassische und geistige Überfremdung sei christliche Pflicht."
15.11.1924 - Unterzeichnung des Staatsvertrags zwischen dem Freistaat Bayern und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Obwohl die evangelische Kirche der Weimarer Republik weitgehend ablehnend gegenüber steht, gewährt ihr der Staat umfangreiche Subventionen. Der Staatsvertrag ist bis heute [1999] gültig und gewährt der Kirche jährlich Millionenzuschüsse aus dem allgemeinen Steueraufkommen zusätzlich zur staatlich eingezogenen Kirchensteuer und der weitgehenden Finanzierung kirchlicher Sozialeinrichtungen. (Der Staatsvertrag ist unter Nummer 110 veröffentlicht in der "Rechtssammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern" im C. H. Beck-Verlag in München)
Zu den Subventionen gehören z.B. die Staatsfinanzierung der Kirchenleitung, des konfessionellen Religionsunterrichts und der theologischen Fakultäten und weitere "vermögensrechtliche Verpflichtungen". Der Vertrag enthält außerdem eine sogenannte "Freundschaftsklausel", worin sich der Staat verpflichtet, den Vertrag nicht ohne die Zustimmung der Kirche zu ändern. Ähnliche Verträge haben beide Amtskirchen auch mit anderen deutschen Bundesländern abgeschlossen, zuletzt mit den neuen Ländern der ehemaligen DDR.
1929/1930
Mit maßgeblicher Unterstützung aus der evangelischen Kirche bekämpft die NSDAP immer heftiger die Weimarer Demokratie. Mit evangelischer Hilfe beginnt der Aufstieg der NSDAP zu einer "Volkspartei".
11.11.1930 - Das "Deutsche Pfarrerblatt" veröffentlicht einen Grundsatzbeitrag über das Verhältnis von NSDAP und Kirche. Der Autor, Pfarrer Friedrich Wienecke, erklärt es zu den Aufgaben der Männer der Kirche, in die "Tiefe der nationalsozialistischen Gedankenwelt" zu schauen und sich nicht durch "äussere Schönheitsfehler" wie Härte, Rohheit und Rachsucht abschrecken zu lassen. Unter der "rauhen Schale" keime möglicherweise sogar "das beste Leben, das je aus der alten deutschen Eiche herauswuchs." Pfarrer Wienecke verweist in diesem Zusammenhang auf Hitlers "Mein Kampf", wo Hitler den Deutschen die Hochachtung vor den Amtskirchen zur Pflicht macht.
1932 - Der Nationalsozialistische Evangelische Pfarrerbund (NSEP) wird gegründet.
12.6.1932 - Die Neue Zürcher Zeitung in der Schweiz berichtet über die Evangelische Kirche in Deutschland: Viele führende Vertreter der evangelischen Kirche, v.a. aber die jüngeren Pastoren, sympathisierten mit Hitler und betätigten sich in der NSDAP. In beinahe allen Landeskirchen bestünden nationalsozialistische Pfarrer-Bünde. Die protestantische Kirche sei dabei, "Parteikirche" [der NSDAP] zu werden.
31.7.1932 - Reichstagswahl: Die NSDAP erhält 37,4% der Stimmen und wird stärkste Partei im Reichstag. Bei den evangelischen Pfarrern erhält die NSDAP weit überdurchschnittliche ca. 50-60% der Stimmen (nach Mensing, in: Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, 1998, S.254).
28.3.1933 - Die katholischen Bischöfe widerrufen ihre frühere Ablehnung des Nationalsozialismus. Nachdem die katholischen Bischöfe bislang - im Unterschied zum Protestantismus - die Mitgliedschaft in der NSDAP verboten hatten, heben sie das Verbot der NSDAP-Parteimitgliedschaft am 28.3.1933 auf. Ausschlaggebend ist die Zusicherung der "Unverletzlichkeit des katholischen Glaubens" durch Adolf Hitler. (in: H. Müller, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, dtv 1965, S.88f.; zit. nach Georg Denzler/Volker Fabricius, Christen und Nationalsozialisten, Frankfurt/M.1991, S.60)
5.9.1933 - Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union beschließt auf ihrer Generalsynode die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche - Die Folge: Ausschluss aller jüdischstämmigen Christen aus dem hauptamtlichen kirchlichen Dienst. Knapp 50% aller deutschen Protestanten gehören dieser Kirche an.
29.9.1939 - Die Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei sendet allen Landeskirchen eine Kanzelabkündigung zum Erntedankfest zu: Darin wird Gott für die "reiche Ernte auf Feld und Flur" gedankt und für die "nicht weniger reiche Ernte" auf den polnischen Schlachtfeldern (zit. bei Süddeutsche Zeitung 26.11.98. Weiter heißt es über Gott: "Wir danken Ihm, daß ER unseren Waffen einen schnellen Sieg gegeben hat." (zit. nach Vollnhals, a.a.O., S.131)
Anmerkungen: 1) Die deutsche Wehrmacht verübt auch Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung.
2) In Bayern weist Landesbischof Meiser alle evangelischen Pfarrer an, die Kanzelabkündigung zu verlesen.
30.10.1939 - Landesbischof Meiser und der Landeskirchenrat geben Richtlinien für die evangelische Verkündigung im Krieg heraus. In den Richtlinien heißt es:
"Wir spüren hinter dieser ernsten Wirklichkeit Gottes gewaltige Hand ... Wir haben den einzelnen wie die Gemeinde vor allem stark zu machen, daß sie wirklich tun können, was ihre Pflicht und Schuldigkeit ist, daß sie tapfer und treu sein können in dem Stande, in den sie der Herr berufen hat."
1939 - Der evangelische Theologe D. Hans Lauerer, Rektor der evangelisch-lutherischen Behinderteneinrichtungen in Neuendettelsau, gibt mit Berufung auf die lutherische Zwei-Reiche-Lehre eine theologische Zustimmung für den bevorstehenden Massenmord an Behinderten: "... darum können wir Lutheraner nicht anders als grundsätzlich bejahend zum Staat, zu unserem Staat stehen. Von diesem Standpunkt aus haben wir kein Recht, es zu beanstanden, wenn der Staat ... die Tatsache minderwertigen Lebens konstatiert und auf Grund dieser Konstatierung dann auch handelt." (Lauerer, Das Menschenleben in der Wertung Gottes, 1939; zit. nach Klee, Die SA Jesu Christi, a.a.O., S.180f.; siehe auch Anhang über die Zwei-Reiche-Lehre)
Anmerkung: Nach D. Hans Lauerer ist bis heute ines der beiden Wohnheime für Diakonissen in Neuendettelsau benannt.
Juli1941 - Sofortige Massenerschießungen von verhafteten Juden
Auf die Frage, warum er dabei stand und schwieg, antwortete ein Pfarrer bei einem Prozess im Jahr 1958: Er habe gemeint, nun erfülle sich an den Juden das Bibelwort, das anläßlich der Kreuzigung von Jesus von Juden gesagt worden sein soll: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder." (zit. nach Rudolf Pfisterer, Verantwortung, Informative Texte, Jüdisch-Christlicher Dialog, Strafvollzug, Neuhausen-Stuttgart 1985, S.217)
1.2.1943 - Amtsblatt der Evang. - Luth. Kirche in Bayern - Bekanntmachung: Betreff: "Judenmatrikeln": "Nach dem im Kirchl. Amtsblatt Nr.1 bekannt gegebenen Runderlaß des Reichsjustizministeriums und Reichsministers des Innern vom 28.12.1942 Ziff.3c sind die von kirchlichen Stellen aufbewahrten Register über Personenstandsfälle von Juden an das Reichssippenamt Berlin abzuliefern ... Ev. - Luth. Landeskirchenrat; D. Meiser."
Ab Mai 1945 - Die Siegermächte beginnen mit Prozessen gegen Nazi-Verbrecher. Aus Unkenntnis über die Haltung der evangelischen Kirche in den vergangenen Jahren und in der Gegenwart bitten die Amerikaner am Beginn ihrer Ermittlungen immer wieder die evangelische Kirche um Hilfe und fragen die Pfarrer um Rat. Dies wird von der Kirche ausgenutzt, um einerseits Verbrechen von Kirchenanhängern zu rechtfertigen und die Betroffenen zu "entlasten" und um andererseits Gegner der Kirche durch die Militärregierung verurteilen zu lassen.
Beispiel Coburg/Bayern: Der evangelische Dekan setzt sich für den Nazi-Kreisleiter ein, da er auch ein "Verfechter kirchlicher Interessen" war. Bei einem Lehrer, der kein NSDAP-Mitglied war, betreibt der lutherische Dekan aber die Entlassung aus dem Dienst. Der Lehrer hatte während der Nazi-Zeit die Kirche scharf angegriffen. (Vollnhals, a.a.O., S.135)
9.5.1945 - Die USA bitten Landesbischof Meiser um Zusammenarbeit und um Personalvorschläge "für höhere und höchste Staatsämter". So bringt die Evangelisch-Lutherische Kirche z.B. den Vizepräsidenten des Landeskirchenrates, Oberkirchenrat Meinzolt, gleich als "Staatsrat im Kultusministerium" unter. Damit ist ein Kirchenmann ab 1945 oberster Verwaltungsbeamter der neuen bayerischen Staatsregierung (nach Vollnhals, a.a.O., S.135f.). Ähnliches geschieht auch in anderen Regionen Deutschlands.
Ab 1945 - "Rom ist in den Nachkriegsjahren der beliebteste Wallfahrtsort flüchtiger Nazis. In der Ewigen Stadt finden sie Unterschlupf und falsche Papiere zur Flucht ins Ausland." (Ernst Klee, in: Persilscheine und falsche Pässe, Frankfurt/M. 1991, S.25)
Dank katholischer Hilfe können z.B. der Organisator der "Endlösung", das evangelische Kirchenmitglied Adolf Eichmann, und der Auschwitz-Arzt Josef Mengele (Konfession?) nach Südamerika fliehen.
Eichmann sagt dazu am 14.5.1961: "Ich erinnere mich in tiefer Dankbarkeit an die Hilfe katholischer Priester bei meiner Flucht aus Europa und entschied, den katholischen Glauben zu honorieren, indem ich Ehrenmitglied wurde."
30.6.1945 - Absprachen der Kirchenverantwortlichen mit Landesbischof Meiser hinsichtlich ihres Verhaltens bei der "Vernichtung unwerten Lebens". Dazu Pfarrer Ratz aus Neuendettelsau an Pfarrer Harleß aus Bruckberg:
"Wie ich neulich von Frau Dr. Asam - Bruckmüller hörte, interessieren sich die Amerikaner sehr für die Sache. Es scheint auch, daß sie versuchen, einen verantwortlichen Mann zur Rechenschaft zu ziehen. Da ist es natürlich nötig, daß unsere Angaben über das, was wir taten, übereinstimmen. Als in dieser Woche Herr Landesbischof Meiser hier war, wurde auch über diese Sache gesprochen und auch von ihm betont, wie nötig es sei, gerade in diesen Dingen möglichst Vorsicht walten zu lassen." (zit. nach: Müller/Siemen, Warum sie sterben mußten, Leidensweg und Vernichtung von Behinderten aus den Neuendettelsauer Pflegeanstalten im "Dritten Reich", Neustadt/Aisch 1991, S.168f.)
Seit 1945 - Landesbischof Meiser setzt sich für Kriegsverbrecher ein. Immer mehr Kriegsverbrecher wenden sich deshalb an den Bischof. Meiser bleibt bis zu seinem Ruhestand 1955 als Landesbischof unangefochten im Amt.
Oktober 1945 - Ein vom Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Auftrag gegebenes Gutachten des früheren Leiters der Apologetischen Centrale in Berlin und derzeitigen Dekans von Erlangen, Walter Künneth, erscheint. Künneths Gutachten behandelt die Nazi-Vergangenheit von evangelischen Pfarrern. Er kommt dabei zu dem pauschalen Ergebnis:
Der Beitritt von Pfarren zur NSDAP sei "aus einer ethisch einwandfreien, das Beste erstrebenden Gesinnung erwachsen." Ein "klares kompromißloses Eintreten" der Kirche "für ihre Pg.-Geistlichen" (Anm.: = Parteigenossen-Geistlichen = NSDAP-Geistlichen) sei als "stellvertretender Kampf für das ganze Volk" zu werten. Die Kirche dürfe nicht schweigen, wenn die Amerikaner versuchten, einen NSDAP-Pfarrer zu verurteilen.
Wenn z.B. Wehrmachtsoffiziere oder andere Nazi-Funktionäre der "Erfüllung ihrer Staatsbürgerpflichten" gemäß der Bibel nachgingen, sei dies christlich gerechtfertigt. Künneth wörtlich: "Was 1933 kirchlich erlaubt war, kann 1945 kirchlich nicht verboten sein." (zit. nach Vollnhals, a.a.O., S.142f.).
Anmerkung: Im Jahr 1933 forderte Künneth in einem für die Evangelische Kirche Deutschlands geschriebenen Gutachten die "Ausschaltung der Juden als Fremdkörper im Volksleben" (siehe Zeitablauf: 1933).
Künneths Gutachten sind jeweils wegweisend für die Haltung der Kirche zu diesem Thema. 1946 wird Künneth zum Honorarprofessor für Evangelische Theologie an der Universität Erlangen ernannt, 1953 zum ordentlichen Professor, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1969 und darüber hinaus lehrt. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern verleiht ihm den Ehrentitel "Kirchenrat".
Und vom Freistaat Bayern erhält Künneth den Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und den Bayerischen Verdienstorden. In der Todesanzeige des Freistaats Bayern für Künneth bezieht sich Ministerpräsident Stoiber nur auf die weltanschauliche Auseinandersetzung Künneths mit Alfred Rosenberg über die lutherische Lehre und erklärt: "Walter Künneth war ein Mann der Heiligen Schrift. Aus ihr schöpfte er den Bekennermut und die Unerschrockenheit, die er der nationalsozialistischen Ideologie und dem Zeitgeist nach 1945 entgegensetzte." (Süddeutsche Zeitung, 29.7.1997; vgl. Zeitablauf: 1937)
April 1946 - Landesbischof Marahrens aus Hannover verteidigt die SA. Die SA-Männer seien Opfer gewesen.
"Sie erstrebten lediglich eine Erneuerung des deutschen Volkes auf vaterländischer Grundlage und wurden durch die spätere Entwicklung bitter enttäuscht ... Weil sich hier eine Möglichkeit der christlichen Verkündigung bot, fanden sich auch überzeugte Christen und Theologen zur Mitgliedschaft in der SA bereit ..." (zit. nach Klee, Persilscheine, a.a.O., S.16)
Anmerkung: Die SA war spätestens seit 1932 als gewalttätige Truppe bekannt, die z.B. in Versammlungen Andersdenkender einbrach. Die SA-Männer schlugen auf die Anwesenden ein und ermordeten auch gezielt politische Gegner.
1946 - Konrad Adenauer, 1945 Mitbegründer und seither Vorsitzender der CDU, über die Schuld der Bischöfe:
"Im übrigen hat man aber auch gewußt - wenn man auch die Vorgänge in den Lagern nicht in ihrem ganzen Ausmaße gekannt hat -, daß die persönliche Freiheit, alle Rechtsgrundsätze mit Füßen getreten wurden, daß in den Konzentrationslagern große Grausamkeiten verübt wurden, daß die Gestapo, unsere SS und zum Teil auch unsere Truppen in Polen und Rußland mit beispielloser Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung vorgingen. Die Judenpogrome 1933 und 1938 geschahen in aller Öffentlichkeit. Die Geiselmorde in Frankreich wurden von uns offiziell bekannt gegeben. Man kann also wirklich nicht behaupten, daß die Öffentlichkeit nicht gewußt habe, daß die nationalsozialistische Regierung und die Heeresleitung ständig ... gegen die einfachsten Gebote verstießen. Ich glaube, daß, wenn alle Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhindern können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung." (zit. nach Spiegel 34/1998)
Anmerkung: Es hat auch kein Bischof um Verzeihung gebeten. Eine gemeinsame Kanzelabkündigung in dem von Adenauer genannten Sinne stand nie zur Diskussion.
1996
Die Chefredakteurin des Evang. Sonntagsblattes in Bayern, Johanna Haberer, gibt ein Buch über Landesbischof Meiser heraus mit dem Titel: "Er liebte seine Kirche." Darin schreibt der evangelische Oberkirchenrat Bogdahn: "Oberstes Ziel Meisers war der Erhalt der Kirche ... In seiner Liebe zu seiner Kirche sah sich Meiser zur Lieblosigkeit gegenüber Schwachen und Hilfsbedürftigen gezwungen ...
29.11.1998 - Die Würzburger Zeitung "Prima-Sonntag" weist unter der Überschrift "Wo liegt der Ursprung des Holocaust?" auf die "erschreckende Ausstellung" "Ecclesia und Synagoga" hin. Mit Hinweis auf Darstellungen in der kirchlichen Kunst heißt es: "So entstand aus dem Willen der christlichen Kirche, das Judentum in der geistigen und weltlichen Welt abzulösen, eine tödliche und erschreckende Macht der Symbole, die bis heute noch ... greift."
März/April 1999 - Die führenden Vertreter der Evangelischen Kirche befürworten die Beteiligung Deutschlands am Kosovo-Krieg der NATO. Die Kirche betrachte den Krieg aufgrund ihrer "verantwortungspazifistischen Haltung" als äußerstes Mittel (Landesbischof Wolfgang Huber aus Berlin), bzw. er gelte als "einzig wirksames letztes Mittel" nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen (Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock). Und die Frau des bei den NATO-Truppen in Mazedonien eingesetzten evangelischen Militärpfarrers Herbert Kampmann spricht aus, was viele denken und bekennt im Zusammenhang des Krieges: "Ich teile das Gottvertrauen meines Mannes". (zit. nach idea-spektrum 13/99)
Anmerkung: Zum Vergleich: Auch im 2.Weltkrieg wurden die Angriffe Deutschlands von der Kirche befürwortet. Und auf dem Koppelschloss der Soldaten war der Satz eingraviert: "Gott mit uns!"
Sommer 1999 - Eine Initiative "Ein Mahnmal für die Millionen Opfer der Kirche" wird gegründet. Die Initiatoren schreiben: "Der Holocaust an den Juden im Dritten Reich wäre ohne die jahrhundertelange Vorbereitung durch kirchliche Hetze undenkbar gewesen." Namentlich genannt wird Martin Luther. Als weitere Opfer neben den Juden werden unter anderem erwähnt: "Heiden", Kreuzzugsopfer, Inquisitionsopfer, Indianer, "Hexen", Sklaven und - in jüngerer Zeit - von Pfarrern und Priestern "missbrauchte Kinder". In dem Aufruf heiß es: "Diese Verbrechen dürfen sich niemals wiederholen. Deshalb fordern wir ein Mahnmal für die Opfer zu errichten als sichtbares Zeichen gegen das Vergessen. Das Denkmal soll ein Zeichen des Erinnerns, des Gedenkens und der Scham setzen, ein Zeichen unserer Trauer, auch ein Zeichen unserer Geschichte. Die ehemalige Bundetagspräsidentin Rita Süsmuth stellte in der Aussprache des Deutschen Bundestages zum Holocaust-Mahnmal die Frage: `Wie haltet ihr es mit den anderen Opfern?` Die Antwort für eine große Anzahl von Opfern soll dieses Mahnmal darstellen." (www.kirchenOpfer.de - 30.7.1999)
Der Holocaust und die kirchliche Lehre von der ewigen Verdammnis
Die Nazis haben nach anfänglichem Bekenntnis zum kirchlichen Christentum den Antisemitismus von seinen kirchlichen Wurzeln zu lösen versucht. Dies hat es der Kirche erleichtert, sich nach 1945 als "Opfer" darzustellen anstatt sich als Anstifter bzw. Vorläufer zu erkennen.
Doch die "Endlösung" des Holocaust steht in vieler Hinsicht in Beziehung zum evangelischen und katholischen Glauben.
Mehrere Jahrhunderte lang werden die Juden als angebliche "Christusmörder" verfolgt. Zu unterschwelligen Rachegefühlen kommt aber noch ein wesentlicher Aspekt der kirchlichen Lehre hinzu, der die Verfolgung bis zum Tod erst begründete: Der katholische und der evangelische Glaube wähnen sich gemäß ihrer Dogmen und Bekenntnisschriften im Besitz der seligmachenden Wahrheit, und katholische und evangelische Kirche lehren bis heute die mögliche ewige Verdammnis für viele Andersgläubige. Deshalb lautet eine Frage: In welcher Beziehung stehen der Holocaust und die Lehre von der ewigen Verdammnis?
In der Vergangenheit wurden Millionen der vermeintlich ewig Verdammten auf Veranlassung der Kirche auch hingerichet. Der kirchliche Glaube an die ewige Verdammnis ihrer Opfer trägt dabei entscheidend zum Abbau der Hemmschwelle gegenüber Folter und Mord bei. Was seien schon die paar Minuten Qual auf dem Scheiterhaufen gegenüber dem ewigen Höllenfeuer, das Gott angeblich dem Opfer sowieso bald bereitet? Das vermeintlich "Positive" dabei aus kirchlicher Sicht: Die Hingerichteten können andere Katholiken und Evangelische nicht mehr "verführen", und ihr qualvoller Tod ist auch eine Abschreckung für Schwankende.
Zu den vermeintlich ewig Verdammten gehören gemäß der Lehre Martin Luthers auch die jüdischen Mitbürger - und zwar dann, wenn sie nicht zum Christentum übertreten. Und auch die jüdischen Bürger werden von den Kirchen schon lange vor den Ereignissen des 20. Jahrhunderts verfolgt.
Die Kirchen sollen zahlen
- nicht der Staat, oder wir, seine Bürger. Über Jahrhunderte haben die Kirchen das Geld wehrloser Opfer [Juden, Andersgläubige, "Hexen", Indianer usw.] geraubt, und auch heute noch bekommen sie vom Staat [in Deutschland] jährlich ca. 17 Milliarden DM. Steuern, die jeder von uns zahlen muss, zahlen sie nicht. Die Kirchen waren auch die Wegbereiter des Antisemitismus, dem Millionen jüdischer Mitbürger in diesem Jahrhundert zum Opfer fielen. Adolf Hitler und Julius Streicher beriefen sich bezüglich der Verfolgung der Juden auf Martin Luther, der auf furchtbare Weise gegen jüdische Mitbürger hetzte. Nach dem antisemitischen Landesbischof Meiser sind in vielen Städten noch immer Straßen benannt. In München residiert der heutige evangelische Landesbischof in einer Meiserstraße ...
Was haben die Amtskirchen von den Millionen an die Opfer (oder ihre Nachfahren) zurückgegeben, die sich über Jahrhunderte ermorden ließen?
(www.das-weisse-pferd.com - 31.10.1999)
Anmerkung: 1) Die ca. 17 Milliarden DM sind weder die Kirchensteuer noch die weitgehende Staatsfinanzierung kirchlicher Sozialeinrichtungen. Es handelt sich um zusätzliche Subventionen, die immer noch aus dem allgemeinen Steueraufkommen an die Kirchen bezahlt werden.
Archive öffnen!
Im Jahr 2000 halten die evangelischen Landeskirchen immer noch Personalakten mit Informationen aus der Zeit des Dritten Reiches verschlossen. Erst 50 Jahre nach dem Tod eines Amtsträgers wollen die Kirchen Akteneinsicht ermöglichen, im Fall des 1956 verstorbenen Landesbischofs Meiser also z.B. erst im Jahr 2006. Wir fordern aber schon heute: Archive öffnen! Damit die ganze Wahrheit ans Licht kommt!
Quellen- und Literaturverzeichnis: