Die christlichen Wurzeln des Nationalsozialismus


Millenaristische Bewegungen und das Reich Gottes - Schluß

Zusammenfassung

Diese nur kleine Auswahl des verfügbaren Materials zeigt, daß im Gegensatz zu heutigen Beteuerungen und dem heute verbreiteten Bild die Mehrheit der frommen Christen und insbesondere ihrer Hirten keineswegs gegen die Machtergreifung durch Adolf Hitler und die Zerstörung der ersten deutschen Demokratie opponierten. Der Nationalsozialismus kam keineswegs als antichristliche Ideologie daher, die deutschen Christen zu verführen. Vielmehr war es die Mehrheit der Nichtchristen, der Konfessionslosen, Atheisten, Juden, Kommunisten, Demokraten und Sozialisten gewesen, die Hitlers Machtantritt zu verhindern versucht hatten.

Im Gegenteil: einer Mehrheit der Christen war Hitler geradezu willkommen, sie empfanden Erleichterung, als Hitler sie von einer Demokratie befreite, in der sie jahrelang von im Parlament debattierenden, gewählten Abgeordneten regiert worden waren, einer Demokratie, die sie als "liberal", "parlamentaristisch" oder gar "marxistisch" verabscheut hatten. Hitler wurde als Erlöser gefeiert, als der Mann, der nun endlich Gesetz und Ordnung wiederherstellen würde, und das Vaterland von demokratischen, jüdischen, kommunistischen und anderem unchristlichen, undeutschen Einfluß befreien. Nun würde alles gut werden. Außerdem konnte Hitler nun endlich den Deutschen ihren Nationalstolz zurückgeben, den sie nach der niederschmetternden Niederlage des Ersten Weltkrieges verloren hatten, und zwar durch den Wiederaufbau einer stolzen und schlagkräftigen Armee, was die entwürdigenden Bestimmungen des Versailler Vertrages verboten hatten.

Eine solche Weltanschauung ist nicht von ein paar obskuren Extremisten begründet worden. Jahrhunderte christlichen Denkens, christlichen Millenarismus, christlicher Verachtung von Gedankenfreiheit, Demokratie, Redefreiheit, Atheismus und Liberalismus hatten dafür einen fruchtbaren Boden bereitet.

Und man findet solches Gedankengut auch heute noch in christlichen Kreisen, zum Beispiel unter protestantischen Fundamentalisten und anderen christlichen Extremisten in den U.S.A. Zum Abschluß soll deshalb einer der bekanntesten amerikanischen Fernsehprediger zu Wort kommen, Pat Robertson, früherer U.S. Präsidentschaftskandidat und Gründer der fundamentalistischen Organisation Christian Coalition sowie Moderator der populären christlichen Fernsehsendung The 700 Club:

"Man sagt, wir sollen nett sein zur Episkopalkirche, zu den Presyterianern, zu den Methodisten, und diesen, jenen und so weiter. Unsinn! Ich muß nicht nett sein zum Geist des Antichrist. Ich kann die Leute lieben, die falsche Ansichten vertreten, aber ich muß nicht nett zu ihnen sein."
Pat Robertson, The 700 Club, 14. Januar 1991

"Der Kommunismus war die Ausgeburt Deutsch-Jüdischer Intellektueller."
Pat Robertson, "Die Neue Weltordnung" (The New World Order), 1991, S.17.

"Wie kann es Frieden geben, wenn Trunkenbolde, Drogendealer, Kommunisten, Atheisten, New-Age-Anhänger, Satansanbeter, Säkulare Humanisten, unterdrückerische Diktatoren, geizige Geldwechsler [=Juden!], revolutionäre Attentäter, Ehebrecher, und Homosexuelle obenauf sind?"
Pat Robertson, "The New World Order" 1991, S.227.

Wie damals bei den Nationalsozialisten - und nicht im Widerspruch zur christlichen Bibel - Juden als Unkraut oder gar Ungeziefer bezeichnet worden waren, wird auch hier der politische Gegner in ähnlicher Weise diffamiert:

"Die Termiten haben nun die Herrschaft übernommen, und so sollte es nicht sein, und die Zeit ist jetzt reif für eine göttliche Ausräucherung."
Pat Robertson, im New York Magazine, 18. August 1986.

Ironischerweise ist es eine der Konsequenzen des immensen Unheils, das Adolf Hitler über die Menschheit gebracht hat, daß er nun selbst oft als der "Anti-Christ" bezeichnet wird.


Nachweise
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Die christlichen Wurzeln des Nationalsozialismus © kelsos 1998-1999