Kultur: News
 11. September 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 19. September 99.

Die Sendung Paternoster berichtet morgen (16.30 Uhr, SWR) über die "Marienerscheinung im Saarland".

Der Wahnsinn in Marpingen nimmt Woche für Woche zu. "Für unseren kleinen Ort ist das alles eine Katastrophe", kommentiert Marpingens Bürgermeister das "Wunder an der Saar". Die Gottesmutter hat sich mal wieder in Marpingen erblicken lassen. Aber wie immer nur von den drei auserwählten Frauen, denen die unbefleckt Empfangene seit dem 17. Mai angeblich die Gnade irdischer Privataudienzen gewährt. 50000 Pilger ließen sich seitdem verdummen. Die Seherinnen sprechen Marias Worte in ein Diktiergerät, dann werden sie über Lautsprecher dem knienden Volk verkündet. Wer's daheim noch einmal hören möchte, kauft eine Kassette, vielleicht auch den Marienwald-Anstecker für vier Mark und ein Fläschchen Wasser aus der Gnadenquelle - das Gesundheitsamt warnt vor bakteriellen Gefahren...

Die katholische Kirche wundert sich, was Maria denn in Marpingen soll, ist sie doch laut Dogma von 1950 leibhaftig in den Himmel aufgefahren. Der Trierer Bischof Spital hat jetzt aber eine Kommission zur Prüfung beauftragt. Am 3. Juli 1876 soll die sagenhafte Jungfrau schon einmal an gleicher Stelle drei kleinen Mädchen erschienen sein. Bismarck schickte Truppen, und Maria wart nicht mehr gesehen... bis eben zum 17. Mai dieses Jahres. Eines der Mädchen gestand übrigens 13 Jahre später, es habe nicht die Jungfrau, sondern ein weißes Stück Holz gesehen. Aber Wunderglaube ist hartnäckig. 1936 wurde im Wald eine Kapelle gebaut, 1968 gründete sich der Kapellen-Verein. Der 81-jährige Pfarrer Helmut Gressung, wichtiger Mann im Verein und deutscher Verantwortlicher der weltweit operierenden Marianischen Priesterbewegung, möchte Marpingen zum deutschen Lourdes machen. Ist es da Zufall, dass der Greis - mit zweitem Namen Maria getauft - auch der Beichtvater der drei Seherinnen von Marpingen ist. Und man sieht sie täglich zur Beichte gehen. (H.J.)

[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 07.09.99]

 8. September 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 15. September 99.

"Monitor" war eine der wenigen Sendungen, die im NATO-Jugoslawien-Krieg kritisch berichteten, ohne den üblichen Sprachgebrauch der "humanitären Luftschläge" und der "kollateralen Schäden" zu übernehmen. Die Unicef berichtete übrigens jetzt von vielen durch NATO-Bomben beschädigte und zerstörte Schulen (darunter etliche Grundschulen) in Serbien und im Kosovo. Im Kosovo sind so immerhin laut Unicef fast die Hälfte aller Schulen "kollateral" zerstört worden.

Nun nimmt sich "Monitor" auch Ost-Timor an. Eine der Themen in der morgigen Sendung (21.00 Uhr, ARD) heißt: "Ost-Timor: Terror auch mit deutscher Hilfe".

Eine technische Neuerung: Damit Lesenswertes nicht so schnell im Archiv verschwindet, finden sich jetzt "Neuigkeiten - Leserbriefe - Reviews" in einer eigenen Datei, abrufbar in den Medientipps. (H.J.)

 5. September 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 12. September 99 mit einem Review zur Sonnenfinsternis.

Heute sind Landtagswahlen in Brandenburg und im Saarland. Interessant für Konfessionslose und alle, denen die Trennung von Staat und Kirche am Herzen liegt, ist vor allem die Wahl in Brandenburg. CDU und Kirchen kämpfen weiterhin gegen die brandenburgische Variante - LER für alle. So sprach sich CDU-Chef Schäuble beim bildungspolitischen Kongress der CDU in Saarbrücken dafür aus, Religion als "ordentliches" Lehrfach an den Schulen zu unterrichten. Formale Werteerziehung wie das Fach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" in Brandenburg sei zu wenig.
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 23.8.99]

Morgen, 20.15 Uhr auf Phoenix, werden die Wahlen mit eingeladenen Gästen der Parteien analysiert.

Ebenfalls morgen, um 21.00 Uhr, ARD, geht es bei Report um das "Angriffsziel Wirtschaft: Der Scientology-Vormarsch in Osteuropa". Der scheidende Verfassungsschutz-Chef von NRW, Baumann, meinte jetzt, die Scientology-Organisation wird in ihrer Gefährlichkeit für den Staat überschätzt. Er plädierte dagegen, Scientology weiterhin vorrangig vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen.
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 1.9.99] (H.J.)

 1. September 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 8. September 99 mit Reviews und News.

Die Kirchenskandale reißen nicht ab: Morgen bringt das auslandsjournal (21.00 Uhr, ZDF) einen Beitrag über "Die Kirche und die missbrauchten Kinder - Ein Skandal erschüttert Irland". Im Videotext-Programm steht allerdings noch ein "voraussichtlich". Bei solch heißen Themen ist die Gefahr der vorauseilenden Selbstzensur immer sehr groß. Also alles ohne Gewähr. (H.J.)

 1. September 1999 · Kultur: Veranstaltungskalender erweitert

Unser Veranstaltungskalender wurde durch aktuelle Termine erweitert. Zur Veranstaltung "Heiliger Zwang und politische Zensur", im November in Fulda, sind die Erfahrungen lesenswert, die Michael Schmidt-Salomon mit seinem Comical "Das Maria-Syndrom" gemacht hat.

Der aktuelle Veranstaltungskalender kann jetzt auch unter der Rubrik KULTUR - "Veranstaltungstips" - abgerufen werden - oder unter www.humanist.de/veranstaltungen. (H.J.)

 30. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 6. September 99. Gestern redeten Dyba, der Glöckner von Fulda, und christliche Politiker bei Sabine Christiansen über Moral und machten für die Unmoral der Gesellschaft den wachsenden Atheismus verantwortlich. Die Kirchen müssten hier die Gemeinschaft stärken. Da es vor allem auch um Wirtschaftskriminalität ging, dürfen wir also annehmen, dass die Kirchenfunktionäre hier eine Vorbildfunktion einnimmt?

Schönes Vorbild! Morgen, 21.00 Uhr bei Frontal wird über "Dunkle Geschäfte - Trierer Caritas-Manager im Zwielicht" berichtet. (H.J.)

 30. August 1999 · Kultur: "Bravo" begeht Kniefall

"Es gibt ein Recht auf Blasphemie, sonst gibt es keine wahre Freiheit."
Voltaire, Philosoph 1694-1778

Da ist er wieder, dieser "Heilige Zwang" zur Selbstzensur. Kürzlich brachte die freizügige Jugendzeitschrift "Bravo" ein Porträt über den Sänger der Stuttgarter Hiphop-Gruppe "Freundeskreis", Maximilian Herre. Darin bezeichnete das Blatt den Vollbärtigen als "Jesus von Benztown", den Szeneclub als "Tempel", seine Fans als "Pilger" und seine Freunde als "Jünger".

Bravo-Leser protestierten entsetzt gegen diese Art der religiösen Vergleiche. Obwohl - das Magazin wird laut der evangelischen Zeitschrift idea spektrum wegen seiner Sex-Seiten von "Christen weithin abgelehnt". Aber gelesen wird es wohl doch und zwar ganz genau - man könnte ja etwas unerhört Unmoralisches verpassen... Und wer sollte dann protestieren und die Öffentlichkeit auf die Schande aufmerksam machen, wenn nicht christliche Bravo-Leser. Ein Schelm, der da an Doppelmoral denkt.

"Bravo" nahm sich die Kritik der Gläubigen jedenfalls zu Herzen. Vielleicht wollten sie nicht auch noch ihre treuesten Leser vergraulen - das Blatt leidet unter Auflagenschwund. In einem Offenen Brief bat die Zeitschrift den Sänger um Verzeihung: "Ich möchte mich auf diesem Wege bei Ihnen und allen Menschen, die an Gott und Jesus glauben, entschuldigen. Lange Haare, ein Bart und idealistische Aussagen machen eben noch keinen Jesus." (H.J.)

[Quelle: idea spektrum 34/99]

 29. August 1999 · Kultur: Neue Rubrik: Veranstaltungshinweise

Ab heute gibt es bei Der Humanist für Humanisten, Skeptiker und alle aufgeschlossenen Menschen besonders interessante Veranstaltungen.

Weitere Hinweise nehmen wir gerne unter unserer bekannten E-mail-Adresse entgegen. (H.J.)

 28. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis zum 4. September 99. Morgen plaudert Sabine Christiansen in ihrer Talkshow (21.45 Uhr, ARD) über das Thema: "Sind wir eine Gesellschaft ohne Moral?"

Als "Moralexperten" sind eingeladen:

(H.J.)

 21. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 28. August 99, diesmal mit einer News zum neuen österreichischen Fernsehsender K-TV - Kultur, Kirche, Wanderungen ... zu Klöstern. Der Sender will sich angeblich mit Werbung finanzieren. Vielleicht finden sich ja ein paar christliche Unternehmer, denn die Quote wird's sicherlich nicht bringen.

Im sonntagmorgendlichen, weltanschaulichen Phoenixprogramm geht's morgen um 8.30 Uhr in der Sendung "Unter dem Himmel von Amsterdam" um "fromme Huren, neue Mönche und falsche Kirchen". In Amsterdam wurden in den letzten 20 Jahren 50 Kirchen geschlossen, verkauft und abgerissen. Die Grachtenstadt gilt als gottlos. Neuerdings entdecken Prostituierte aber den Glauben, Drogenabhängige gründen eigene Gemeinden, und wer Geld hat, mietet sich einen privaten Theologen. Da wird die eine Sucht mit der anderen bekämpft: Religion als Opium fürs Volk. (H.J.)

 18. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 25. August 99, mit einem Review zu der Sendung "Jesus von Nazareth - Rebell oder Messias?". Die Sendung, die Licht ins Dunkel der Geschichte bringen sollte, diente stattdessen der Verklärung des Gottessohns.
Morgen, Donnerstag, geht es bei der Sendung "Kontraste" (21.00 Uhr, ARD) u.a. um die Inflation der Marienerscheinungen im saarländischen Marpingen: "Religion und Geschäft: Marienerscheinung im deutschen Lourdes". (H.J.)

 15. August 1999 · Kultur: Wieviele Talkshows erträgt der Mensch?

Diese Frage muss man sich stellen, denn Talkshow Nummer 13 und 14 treten an, um den Deutschen ihr Hirn zu zermatschen. Oliver Geißen und Ricky Harris heissen die neuen Tratschonkel im Mittagsprogramm. Diesmal sind es also Männer, die das meist weibliche Publikum begatten ...ähm beglücken sollen. Und jetzt Achtung! Die neuen Formate sollen weg vom Schmuddel Image, hin zu ernsthaften Konfliktlösungen und Versöhnungen. Ein Schauspieler (Geißen) und ein ehemaliger Homeshopingverkäufer (Harris) als Seelenklempner. Warum studieren Psychologen eigentlich? Wir freuen uns jedenfalls auf Themen wie:
- Hilfe! Mein Goldhamster ist schwul.
- Meine Freundin ist Friseuse und ich fahre Manta.
- Männer die früher mal Frauen waren, die früher mal Männer waren und jetzt lesbisch sind.

Oliver Kalkofe, warum hast du uns verlassen? Wir wollen die Mattscheibe wieder, damit diese Sendungen nicht ungestraft davon kommen. Kalkman hilf !!!

 14. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 21. August 99.
Für alle, die mehr über die Historie des Menschen Jesus wissen möchten, ein kurzfristiger Tipp: Morgen, 9.30 Uhr bei Phoenix, läuft in der Reihe "Himmel, Hölle und Nirwana - Die großen Erlöser" der Beitrag "Jesus von Nazareth - Rebell oder Messias?" Der Film nähert sich - lt. WDR.de - der historischen Gestalt Jesu und bringt Licht in das Dunkel der Geschichte. (H.J.)

 12. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 19. August 99.
Nun ist es doch nichts geworden mit dem Weltuntergang, Drittem Weltkrieg oder sonst was. Die Sternwarte Bochum meldete, die dritthäufigste Frage der Anrufer war die nach der Apokalypse. Obwohl - manche meinen ja, Nostradamus hätte mit "sieben Monate" den SEPTember... nein, ich will hier keinen auf dumme Gedanken bringen.
Heute abend, 23.00 Uhr, frönt die ARD noch einmal der nicht stattgefundenen Katastrophe mit der Dokumentation "Das Ende ist nah". Die Sendung untersucht die verschiedenen Prognosen notorischer Schwarzseher. (H.J.)

 6. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 13. August 99. Am Sonntag, den 8. August um 16.30 Uhr, fragt der SWR in der Reihe Der Herr der Finsternis "Ist der Teufel tot? Das 20. Jahrhundert und der Teufel."

Johannes Paul II. weiß es da ganz genau. Der Heilige Geist muss ihm wieder etwas geflüstert haben. Der Papst, der so gerne von Religion und Vernunft spricht und sich (manchmal) mit Wissenschaftlern umgibt , hat wieder einmal Unglaubliches von sich gegeben: Nach seinen Worten gibt es nicht nur das Paradies und die Hölle, sondern für Unentschlossene auch noch das Fegefeuer. Dies sei aber kein realer Ort, sondern ein Seelenzustand nach dem Tod, sagte er. Es erwarte diejenigen, die im Moment des Todes zwar eine "Öffnung zu Gott" vollzogen, diese aber nicht vollständig erreicht hätten.
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 05.08.99]

Alles klar? Es gibt also das Paradies, die Hölle und das Fegefeuer. Die Angst davor dient dem Machterhalt der Kirche. Wer die übrigen Folgen der oben genannten Sendereihe (in verschiedenen Programmen) gesehen hat, weiß, dass der "Teufel" vor allem die Kirche selber war. Aber ... (Zähne-)Klappern gehört zum Handwerk. (H.J.)

 2. August 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 09. August 99, diesmal mit fast täglichen Sendungen zur Sonnenfinsternis. Mal seriös wissenschaftlich, mal nostradamus-mäßig katastrophengeil. Also für jeden etwas. Außerdem ein Hinweis in eigener Sache: Wer möchte für den Humanisten Reviews zu gelaufenen Sendungen schreiben? Welche Sendungen betreiben nach Eurer Meinung besonders gute Aufklärung, welche pflegen den Aberglauben des Mittelalters? Mehr dazu in den Tipps. (H.J.)

 1. August 1999 · Kultur: Eine schrecklich nette Familie

*brrzzt* ... regelmäßig zur Kirche geht oder andere religiös motivierte Tätigkeiten ausübt, hat größere Chancen auf ein längeres Leben als andere, die sich selten oder gar nicht am religiösen Leben beteiligen. Dies zeigt eine Studie über 4.000 ältere Einwohner des US-Bundesstaats North Carolina, die Forscher ... *brrzzt* [bdw Ticker, 23.7.99]

Habgier, Religion und Intelligenz: eine manchmal tödliche Kombination. So auch im Fall des gelernten Chemikers Mark O. Barton, der am Donnerstag in zwei Daytrading Investment-Firmen in Atlanta, Georgia, USA, das Feuer auf Angestellte eröffnet und dabei 9 Menschen getötet hatte. Bereits am Dienstag und am Mittwoch hatte er seine Frau und seine zwei Kinder ermordet. In seinem Abschiedsbrief kündigte er an, er werde alle "diejenigen umbringen, die gierig" seine "Zerstörung angestrebt" hätten. "Ich habe begonnen, das Leben in diesem System zu hassen." Natürlich wiegelten Repräsentanten der Investment-Gruppen sofort ab. Die Schüsse hätten kaum etwas mit Aktienverlusten zu tun. Worum es im Detail ging (und welche Bedeutung eine bei Barton gefundene Liste mit nach neuesten Quellen insgesamt drei Namen hatte), bleibt zunächst offen. Offen bleibt auch, welche Rolle Barton bei der Ermordung von seiner Ex-Frau und deren Mutter spielte, die nie aufgeklärt wurde, deren Durchführung Barton aber in seinem Abschiedsbrief erneut abstritt.

Wie in dieser Gegend üblich forderte der Bürgermeister von Atlanta, Bill Campbell, die Bürger der USA zum Gebet auf. Auch der Todesschütze war um ein Gebet selten verlegen. Er wird als "sehr frommer" Kirchgänger beschrieben (was, wen wundert's, in den amerikanischen Medien kaum erwähnt wird) und engagierte sich bei den Pfadfindern. Auf drei handgeschriebenen Zetteln vertraute er seine umgebrachte Familie "Jehova" an. "Ich weiß, daß Jehova sich um sie alle im nächsten Leben kümmern wird. [...] Wenn Jehova will, würde ich sie gerne alle in der Auferstehung wiedersehen, um eine zweite Chance zu bekommen." Der "perfekte Schwiegersohn", so Bartons erster Schwiegervater Spivey kurz vor dem Mord an seiner Tochter. (EMÖ)
[CNN 30., 31. Juli 1999, AP 30. Juli 1999]

*brrzzt* ... hat keine nachweislich gesundheitsfoerdernde Wirkung. Zu diesem Schluss kamen US-Forscher in einer neuen Studie. Sie widersprechen damit einer erst kuerzlich vorgelegten Untersuchung, nach der eine religioese Haltung und der Besuch von Gottesdiensten die Gesundheit von Patienten verbessern koenne. Diese Theorien wuerden oft von denen ins Feld gefuehrt, die ohnehin an die Macht der Religion glaubten ... *brrzzt* [dpa, The Lancet, 19.2.99, zit. nach Morgenwelt, 19.2.99]

 28. Juli 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 04. August 99. Besonderer Hinweis: Am Freitag, den 30. Juli um 20.10 Uhr, kommt im Deutschlandfunk-Radio die Sendung "Der Staat ist nicht der Handlanger der Kirche", ein Gespräch mit Verfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach. (H.J.)

 23. Juli 1999 · Kultur: Breite Mehrheit für uneingeschränktes Nacktbaden

Ohne Feigenblatt: Adam und Eva?Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung (GEWIS) stimmen 77 % "der Deutschen" (Sample Size und Repräsentativität unbekannt) dem Nacktbaden auch außerhalb abgesteckter FKK-Badestrände zu. Lediglich 8 Prozent sind der Meinung, Nacktbaden gehöre generell verboten.

Die Mainstream-Medien (ursprünglich die Neue Revue) kolportierten die Meldung genau andersherum: "Nackt am Textil-Strand: Jeder vierte dagegen". Wenn man die Statistik schon nicht fälschen kann, kann man sie wenigstens emotional so präsentieren, daß sie akzeptabel klingt.

Es bleibt abzuwarten, ob die abstrusen Exhibitionismus-Verbote tatsächlich aufgehoben werden. (EMÖ)
[ots, 21.7.99]

 15. Juli 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue TV- und Radiotipps bis 30. Juli 99. Wer Neues über Komplott und Intrigen im Vatikan wissen möchte, schaut heute Abend um 21.15 Uhr ins auslandsjournal beim ZDF. Ein Geistlicher hat mal wieder aus dem Nähkästchen geplaudert und darüber auch noch ein Buch geschrieben. Dafür wird er auch vors Kriegs- - äh ... Verzeihung - Kirchengericht zitiert. Der Papst soll allerdings mit der aufgedeckten Korruption nichts zu tun haben. Was auch passiert, der Papst muss rein bleiben. Es ist, wie immer, nur die Kurie. - Auch Kardinal Ratzinger hat vor einigen Tagen den Bischöfen Karrierestreben vorgeworfen. Will er dadurch die unliebsame Konkurrenz ausschalten, nachdem er selbst Karriere gemacht hat? (H.J.)

 12. Juli 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Nach längerer Pause gibt es wieder neue TV- und Radiotipps - auch ein atheistischer Geist braucht schließlich mal Urlaub. Eine Sendung möchte ich besonders empfehlen: Am Sonntag, den 18. Juli, läuft im WDR-Fernsehen um 21.00 Uhr eine Dokumentation über den Mord an Roberto Calvi, dem sogenannten Bankier Gottes. Die Verwicklungen und dunkle Geschäfte des Vatikans - bis zum Mord - werden hier sehr gut dargestellt. (H.J.)

 5. Juli 1999 · Kultur: Keine Flugerlaubnis für Fliege

Jürgen Fliege, Deutschlands Sabbel-Talkmaster Nr. 1, hat bald ausgeflattert. Die ARD will nach einem Bericht der für ihre Zuverlässigkeit und Seriosität bekannten Zeitschrift Neue Bildpost den Vertrag mit dem umstrittenen Seelentröster nicht verlängern. Auch RTL, Sat.1 und Pro Sieben sind nicht an der Omi-Talkshow mit Weichspüler interessiert. Fliege war nach einem Interview mit dem Softporno-Magazin "Penthouse" in die öffentliche Kritik geraten. Dort hatte er die nichtexistente Vaterfigur aller Christen, genannt Gott, als "Gangster da oben" bezeichnet. "Aber dieser Gangster da oben läuft hinter mir her. Und dann schlägt er so lange auf meine Seele und meinen Körper, bis ich irgendwann keinen anderen Ausweg mehr weiß, als ihm zu folgen." (EMÖ an Gott: Nächstes Mal fester zuschlagen!) Flieges Fehler bestand darin, daß er verkannt hatte, wo die wahren Gangster sitzen, nämlich unter der Wolkendecke.

Doch Flieges Gotteslästerung war wohl nur der vordergründige Grund für den Rausschmiß. Weitere Zitate aus dem Interview, z.B. auf die Frage, ob das Folterinstrument Kreuz als Symbol des Christentums ausgedient habe: "Man kann das an Kindern ausprobieren. Wenn sie den Mann am Kreuz sehen, dann werden sie dunkel und depressiv, und die Tränen fließen, ... es ist die schlechteste, es ist schwarze Pädagogik."
In einem Interview mit der "Bunten": "Den Papst brauchen wir wirklich nicht, weil wir uns auf den Heiligen Geist verlassen können." Aber den Todesstoß dürfte sich Fliege verpaßt haben, als er nicht nur die Serben als durchaus denkbare Diskussionspartner benannte, sondern auch noch Peter Handkes Position (Handke ist notorischer Serbenliebhaber, der leider meistens Schwärmereien anstelle von Argumenten setzt) verteidigte. Fliege: "Ja, und er hat als einziger mutig seine Stimme erhoben, und das war wichtig und richtig, und es ist ihm nicht gut bekommen."

Wieder einmal zeigt sich, daß die Amtskirchen und ihre Helfershelfer am härtesten mit Kritikern aus den eigenen Reihen verfahren. Das ist in diesem Fall gut so. Denn wenn sich Flieges Ansichten durchsetzten, könnten die Kirchen im Wettkampf der Sekten wieder wettbewerbsfähig werden: Mit einem modernen Logo, einer an die Zielgruppe angepaßten Sprache, ja, ggf. sogar mit einer neuen Version der Bibel. Auch eine seichte Kriegsopposition hätte der Kirche mit Sicherheit neuen Zulauf beschert. Hinter Flieges Dackelantlitz verbirgt sich eine gefährliche Innovationsmaschine. Glücklicherweise verbirgt sich hinter dem Grimassen seiner wütenden Opponenten lediglich luftleerer Raum. (EMÖ)
[AP 5.7.99, epd 2.7.99]

 21. Juni 1999 · Kultur: Neu: Literatur-Datenbank

Das Warten hat sich (hoffentlich) gelohnt: Ab sofort kann unter Kultur: Literatur gelesen werden, was das Zeug hält. Bücher aus den Bereichen Politik, Religion, Film, Fernsehen, Literatur sind hier katalogisiert. Zusammengestellt und betreut von Christian Barduhn. (EMÖ)

 31. Mai 1999 · Kultur: Stolte weist Vorwürfe zurück

In der letzten Monitor-Sendung (WDR) wurde der Vorwurf erhoben, ZDF-Intendant Dieter Stolte habe auf Betreiben des Medien-Konzerns Bertelsmann bei der Kulturzeit-Redaktion (3SAT) interveniert, um weitere Recherchen zu der Nazi-Vergangenheit von Bertelsmann zu verhindern (siehe auch News vom 22. Mai, Rubrik: Kultur).

Stolte hat nun einen bitterbösen Brief an WDR-Intendant Fritz Pleitgen geschrieben, in dem er alle Vorwürfe zurückweist. Die von Monitor „unterstellten Verdächtigungen” seien „nicht belegt”. Bertelsmann sei nie mit der Bitte an ihn heran getreten, die Recherchen zu unterbinden. Außerdem sei er nicht Aufsichtsratsmitglied, sondern im wissenschaftlichen Beirat.

Falls der ZDF-Intendant den Brief von Bertelsmann wirklich nicht erhalten hat, muss wohl etwas mit dem firmeneigenen Postweg nicht stimmen. Denn das Schreiben, das Monitor vorliegt, ist an die 3SAT-Intendanten gerichtet. Und dazu gehört auch Dieter Stolte. Und ob er nun Aufsichtsratsmitglied oder nur im wissenschaftlichen Beirat sitzt: freundschaftliche Beziehungen sind vorhanden. Laut Berliner Zeitung bleibt Monitor-Redaktionsleiter Klaus Bednarz bei der Darstellung. (H.J.)
[Quelle: Frankfurter Rundschau, 31.05.99]

 22. Mai 1999 · Kultur: Das verlorene Image des Bertelsmann-Konzerns

Es war einmal der größte deutsche Medienkonzern. Der kaufte sich im letzten Jahr in Amerika die ehemals jüdische Verlagsgruppe Random House. Und so legte man sich zur Imagepflege die Legende vom Widerstandsverlag während der Nazi-Zeit zu. Doch böse Historiker fanden heraus, dass Bertelsmann nicht - wie in der Firmenhistorik erwähnt - wegen subversiver Schriften geschlossen wurde, sondern der Verlag dank bester Beziehungen zum Propagandaministerium bis zum Schluss sehr gut am Krieg verdiente. So meint Jörg Räuber von der Deutschen Bücherei Leipzig zur Literatur während des Zweiten Weltkrieges: „Diese Literatur vermittelte stark anti-semitische, rassistische, militaristische Inhalte und die nationalsozialistische Propaganda, und der Bertelsmann-Verlag war einer der herausragenden Vertreter, der solche Literatur produzierte. ”

Über diese Zusammenhänge berichtete vor einigen Monaten das 3sat-Magazin „Kulturzeit”. Als die Journalisten weiter recherchieren wollten, intervenierte der mächtige Medienkonzern bei den Intendanten des Gemeinschaftssenders. Bertelsmann-Pressechef Manfred Harnischfeger nannte die Arbeit der Journalisten in einem Brief, der jetzt in der Monitor-Sendung in Auszügen veröffentlicht wurde, „unheimlich und gefahrvoll”. Der Brief endet mit einer Aufforderung an die 3sat-Verantwortlichen: „Wir wären Ihnen dankbar, wenn ... Sie die notwendigen vorsorglichen Veranlassungen treffen.”
Und so stellte die „Kulturzeit”-Redaktion ihre Recherchen ein. Nur ein vor Eigenlob stinkendes Interview mit dem Bertelsmann-Vorsitzenden Middelhoff wurde gesendet. Der verkündete stolz, dass eine unabhängige Historikerkommission eingesetzt sei. - Deren Ergebnisse liegen dann in zwei bis drei Jahren vor.

Volker Lilienthal, der Medienexperte des Evangelischen Pressedienstes, hält vor allem den ZDF-Intendanten Dieter Stolte für den Recherche-Stopp verantwortlich. Er sitzt im Aufsichtsrat bei Bertelsmann, in der Jury für den Carl-Bertelsmann-Preis, und auch sonst sollen die freundschaftlichen Bande recht eng sein. Das ZDF weist diese Vorwürfe natürlich strikt zurück. Wenig glaubwürdig allerdings. Denn Stolte bestritt gegenüber Monitor jedweden Beeinflussungsversuch von Seiten Bertelsmann. Zu dumm nur, dass den Journalisten dieser Brief an die Intendanten in die Finger geraten ist ... (H.J.)
[Quelle: www.monitor.de, 20.05.99]

 9. Mai 1999 · Kultur: Keine Spenden für die Kleinen

Nun sammeln sie wieder. Es ist schließlich Krieg. Gesammelt wird für die Flüchtlinge - und vor allem für die großen Hilfsorganisationen. Um die Spenden tobt ein erbitterter Konkurrenzkampf in den Medien. Dabei gehen die kleinen Organisationen in der Regel leer aus und kämpfen ums nackte Überleben. Es entstehen immer größere Monopol-Hilfswerke.

Warum das so ist? Die Medien, d.h. die Sender und Tageszeitungen, gehen Partnerschaften mit den Organisationen ein. So wirbt die ARD für die beiden kirchlichen Sozialkonzerne Caritas und Diakonie, das ZDF rührt die Werbetrommel ausschließlich fürs DRK und für Cap-Anamur, Unicef ist der offizielle Partner von RTL. Die Sender fühlen sich von den Spendeneintreibern unter Druck gesetzt. "Es gibt Organisationen, die bieten uns die Finanzierung einer kompletten Sendung an, wenn sie im Gegenzug dafür um Spenden werben dürfen", meint der Kommunikationschef von RTL Richard Mahkorn. In Wahrheit ist es wohl eine Partnerschaft auf Gegenseitigkeit, bei der alle Parteien gut verdienen.

Vertreter der kleinen Organisationen, wie z.B. Medica mondiale, dürfen im Fernsehen zwar von ihrer Arbeit berichten, werden hochgelobt, und das war's dann. Spendenkonto Fehlanzeige. Bitten die kleinen um die Veröffentlichung der Kontonummer, verweisen die Sender auf ihre Partner. Das war während des Bosnienkrieges noch anders. Klaus Brodbeck vom ZDF hält diese Art der Spendeneintreibung aber für vollkommen richtig, und zwar aus lauter Sorge um die kleineren Helfer: "Wir müssen die Spenden kanalisieren. Kleinere Organisationen sind schnell überfordert." Ihn treibt also reine Fürsorge dazu, nur den Großen die Millionen zukommen zu lassen.

Die ARD wird von der Deutschen Stiftung für Uno-Flüchtlingshilfe zumindest dafür gelobt, nach Einblendung der Konten von Caritas und Diakonie wenigstens auf weitere Konten im Videotext und Internet zu verweisen. Nur, wer schaut da schon rein? Und bei den Sondersendungen fällt auch dieser Hinweis unter den Tisch. (H.J.)
[Quelle: Der Spiegel, 03.05.99]

 9. Mai 1999 · Kultur: Nothing Compares 2 U

Das waren noch Zeiten, als die irische Sängerin Sinéad O´Connor auf offener Bühne Papstbilder zerriß, um gegen die restriktive Haltung von JP II in der Frage der Abtreibung zu demonstrieren. Dann spielte sie 1997 in Neil Jordans THE BUTCHER BOY (dt. Titel: DER SCHLÄCHTERBURSCHE) eine Marienerscheinung. Und diese Rolle muß ihr so gut gefallen haben, daß sie sich jetzt zur Priesterin weihen ließ. Ihre zukünftigen Platten wird sie unter ihrem neuen Namen Mother Bernadette veröffentlichen. Der Name geht auf eine gewisse Bernadette Soubirous zurück, der vor knapp 150 Jahren im Wallfahrtsort Lourdes angeblich die Jungfrau Maria erschien. Deppen gab es zu jeder Zeit. Eine Frau zur Priesterin zu weihen, ist aus der Sicht der katholischen Kirche ein Akt der Ketzerei. Und so vollzog die geheime Zeremonie der abtrünnige katholische Bischof Michael Cox, der berichtet, daß er die Mutter von zwei Kindern nicht geweiht hätte, „wenn ich nicht wüßte, daß sie einer wahren Berufung folgt“. Den Überlieferungen zufolge tanzten Cox und Mother Bernadette zum Abschluß des Rituals gemeinsam zu einer Reggae-Aufnahme. Titel: „Vampire Slayer“. (C.B.)
[Quelle: DER SPIEGEL 18/1999]

 9. Mai 1999 · Kultur: Joan Chen – The Banned Girl

Für ihre erste Regiearbeit begab sich die chinesische Schauspielerin Joan Chen, die vornehmlich in den USA arbeitet und dort vor allem durch ihre Mitwirkung in David Lynchs Meilenstein-Fernsehserie TWIN PEAKS bekannt wurde, in ihr Heimatland und handelte sich ein Arbeitsverbot ein. Für ihr Regiedebüt XIU XIU: THE SENT-DOWN GIRL filmte sie ohne offizielle Genehmigung in einer abgelegenen ländlichen Gegend. Der Film lief bereits auf der Berlinale 1998, doch die chinesischen Behörden reagierten erst, nachdem er in Taiwan sieben Golden Horse Awards gewann und Reporter berichteten, daß der „normale“ Weg umgangen wurde. Voraussetzung für eine Dreherlaubnis ist die Abnahme des Drehbuchs sowie des abgedrehten Films durch das chinesische Filmbüro. Bei Verletzung drohen Arbeitsverbot und Geldstrafe. In Joan Chens Script monierten die Zensoren „sexuelle und pessimistische Passagen“. Die Regisseurin verweigerte die Änderungswünsche und schmuggelte während der sechswöchigen Dreharbeiten das Filmmaterial aus dem Land. Weil Joan Chen „abscheuliche Mittel benutzt“ habe, „um die Regierung zu täuschen“, verhängte das Filmbüro jetzt den Bannstrahl über sie. Dieser wird chinesische Kinos und TV-Sender davon abhalten, frühere Filme mit ihr zu zeigen. (C.B.)
[Quelle: Süddeutsche Zeitung, 05.05.1999]

 26. April 1999 · Kultur: MPAA strikes again

Einer ungenannten Quelle zufolge, hat die US-Zensurbehörde, die Motion Picture Association of America (MPAA), Stanley Kubricks filmischem Vermächtnis, EYES WIDE SHUT, eine NC-17-Freigabe aufgedrückt. Kubrick war vertraglich verpflichtet, dem Produktionsstudio Warner Bros. einen Film mit einer R-Freigabe abzuliefern. Bis jetzt steht noch nicht fest, ob das Studio den Film schneiden wird, um die ertragreichere R-Freigabe zu erhalten. Der Hauptdarsteller des Films, Tom Cruise, ließ verlauten, daß er jeden Versuch, den Film neu zu schneiden, mit allen Mitteln bekämpfen werde. Nach Aussagen der ungenannten Quelle bei der MPAA enthält der Film „some of the most sexually explicit material ever encountered in a mainstream film". (C.B.)
[Quelle: The Internet Movie Database, 23.04.1999]

NC-17: No children under 17 admitted.
R: Restricted – Persons under 16 not admitted unless accompanied by parent or adult guardian.


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