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Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der man der Geschichte um Jesu Geburt kaum entfliehen kann. Da sind einige Hintergrundinformationen nützlich. Am Freitag, 19. November, veranstaltet der Bund für Geistesfreiheit Bayern in Fürth einen Vortrag mit anschließender Diskussion über den "Mythos Weihnachten – Geburt des Jesus-Kindes?" Es wird dargestellt, wie die Legende entstand, verbreitet und ausgenutzt wurde. Gerade mit dem Herannahen des Jahres 2000 soll dieses sogenannte "Ereignis", das nichts anderes ist als ein frommes Märchen, besonders festlich begangen werden. Für die Katholiken beginnt dieses Jahr zu Weihnachten mal wieder ein "Heiliges Jahr". Der Referent weist nach, dass nichts, aber auch gar nichts an der Geschichte von der Geburt Jesus in Bethlehem wahr ist. Letztlich wird dies auch so von der modernen Theologie gesehen. Trotzdem tun die Kirchen so, als wären die Geschichten über Maria und Josef, über die unbefleckte Empfängnis, die Geburt Jesus im Jahre 0, die Flucht nach Ägypten usw. wahre Begebenheiten gewesen. Der Bund für Geistesfreiheit München trifft sich übrigens jeden vierten Donnerstag im Monat, diesmal am 25. November, zu einem "Gottlosenstammtisch" und freut sich immer über neue Gäste. Die genauen Orte, Termine und Hintergrundinformationen zu diesen und anderen interessanten Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps unter der Rubrik "Kultur". (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 24. November 99. Am Dienstag, 23.11.99 (22.25 Uhr / ZDF), geht es in einer "37°-Reportage" um das Thema "Flimmerndes Herz - Nahtoderfahrungen und das Leben danach". Pro Jahr sind etwa 100000 Menschen vom plötzlichen Herztod betroffen. Fast 10 Prozent von ihnen können wieder zurückgeholt werden. Manche haben "Erinnerungen" an das, was die Fachleute Nahtoderfahrungen nennen. Da ist von Gestalten und gleißendem Licht die Rede. Wissenschaftlich lassen sich diese "Nahtoderfahrungen" durch die Ausschüttung körpereigener Drogen erklären - der Organismus und das Hirn sind eben noch nicht tot. Die Wissenschaftssendung "Quarks & Co" (WDR) hatte 1998 zu diesem Thema eine interessante Sendung ausgestrahlt. Hierbei wurde der Sterbeprozess des Körpers untersucht. Die Ergebnisse kann man auf der Website der Sendung nachlesen: "Wie wir sterben". (H.J.)
Jahre mussten vergehen bis Pete Steele und Mitstreiter uns erneut mit einem intensiven Werk beglücken konnten. Einige zeigten sich bei deren letzten Album October Rust enttäuscht. Vielleicht weil man auf temporeichere Songs, die ihr Kultalbum Bloody Kisses zu einem dynamisch abwechslungsreichen Werk machten, verzichtet hatte. Ein gewisser aggressiver Anteil in der Musik verschwand. Umso wichtiger dieses Album. Meisterhaft hat man es geschafft, die gewohnten vom Tempo schleppenden Songs so abwechslungreich zu gestalten, dass dieses Album als würdige Entwicklung aus den vorangehenden Alben gelten kann. Da finden sich machtvolle Passagen, ein, zwei Mal von gregorianisch anmutendem Gesang hinterlegt, Ohrwurmmelodien wie einst beispielsweise bei Black No. 1, drei hörspielartige Einspielungen zwischen den Liedern (dies sollen die 3 Todesarten sein, welche die Bandmitglieder für sich als warscheinlich halten), die an verzweifeltem Ausdruck nicht zu überbieten sind, lange Songstrukturen, die sich genügend Zeit nehmen, um uns in Stimmung zu bringen und der gewohnte plötzliche Liedabbruch, wenn das Lied schon berauschend wirkte. Dazu legte sich Pete Steele diesmal wieder kraftvoll ins Zeug und verband seine verzweifelten, manchmal schon gequälten Gesänge teils zart, teils frei heraus mit kraftvollem Shouten a la Black No. 1. Liedernamen wie Everyone I Love Is Dead, World Coming Down oder Everything Dies sprechen für sich. Die Lieder sind ebenso lieblich beschwingend wie auch zutiefst depressiv. Wer Musik verwendet, um seine Gefühle zu intensivieren, wird voll bedient und wird sich nach mehrmaligem Hören beim Mitsingen erwischen. Es findet sich alles wieder, was wir an Type O lieben. Und man muss wahrlich kein Anhänger des Metals oder Gothics sein, um dieses Album zu mögen. Für mich ist es mehr als ein Reinhören wert.
Galeff Schmees, 05.11.99
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 17. November 99. Morgen in Monitor (ARD, 21.05 Uhr) ist ein Thema u.a. "die Hetze gegen die Wehrmachtausstellung". Die Ausstellung wurde vorübergehend eingestellt, um die Dokumente zu überprüfen. Deutsche Historiker haben sich für eine endgültige Schließung der der Schau ausgesprochen. Der Wissenschaftler Schwarz sagte, ein endgültiger Stopp wäre die "natürliche Konsequenz". Der Historiker Gall nannte die Ausstellung "unglaubwürdig." Aber eigentlich berichtet die Ausstellung nichts Neues. Die erdrückende Beweislast führte schon vor Jahrzehnten zum fast einhelligen Urteil der Wissenschaft, dass die Wehrmacht zutiefst verstrickt in die Nazi-Verbrechen und aktiv daran beteiligt war. Deshalb sollten die Aussteller jetzt auch nicht zurückweichen und damit denen entgegen kommen, die immer noch die Geschichte ihrem Wunschbild anpassen möchten. Die Ausstellung zeigt, wozu der Mensch fähig ist. Sie sollte - von Fehlern befreit - auch künftig zu sehen sein. (H.J.) [Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 08.11.99]
Der Humanist hat zwei neue Reportagen über Veranstaltungen der Rubrik "Geschichte" ins Netz gestellt, zum einen ein Bericht über die letzten Ereignisse und Argumente nach Beendigung der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-44" in Osnabrück, zweitens ein Bericht über die Lesung des Kirchenhistorikers Karlheinz Deschner in Bochum zum "Großen Bußakt" des Papstes im Heiligen Jahr 2000. (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 12. November 99. Am Sonntag wird die Missionsorgie der Medien für das "Heilige Jahr" 2000 eingeläutet. Erst klären uns im Bayerischen Rundfunk (10.15 Uhr) Theologen darüber auf, warum es trotz allmächtigem und allgütigem Gott das Leid auf der Welt gibt; in HR2 Radio (11.03 Uhr) wird über das "Gelächter in Bibel und Kirche" gesprochen (nebenbei: Papst Pius II. hat sicher auch über die Menschen gelacht, als er meinte:"Uns und den Unsrigen ist das Märchen vom Jesus zum Segen geworden!"); der WDR (14.30 Uhr) berichtet uns dann über einen verrückten Geschäftsmann und Hobby-Prediger in England; ja und dann beginnt in der ARD (17.15 Uhr) die große Missions-Reihe zu 2000 Jahren Christentum, eine Gemeinschaftsproduktion aller Kirchenfunkredaktionen. Mission, so wird allerdings gesagt, hätte man nicht im Sinn. Es sollen auch Kirchenferne erreicht werden. Man hat sogar eine eigene Internetseite www.2000-jahre-christentum.de eingerichtet. (H.J.)
Am 13. November findet in Erzbischof Dybas Heimat Fulda ein Vortrag zum Thema "Heiliger Zwang und politische Zensur" statt. Michael Schmidt-Salomon referiert zum Straftatbestand "Gotteslästerung" mit Auszügen aus dem verbotenen Stück "Das Maria-Syndrom". Veranstalter ist der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e.V., der an diesem Wochenende in Fulda seine Mitgliederversammlung abhält. Bereits jetzt möchte ich auf den "6. Friedenspolitischen Ratschlag: Was folgt nach dem Jahrhundert der Kriege? - Alternativen der Friedensbewegung" am 4./5. Dezember hinweisen. Das ausführliche Programm dieser Tagung, wie auch die genauen Orte, Termine und Hintergrundinformationen zu diesen und anderen interessanten Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps unter der Rubrik "Kultur". (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 8. November 99. Am Donnerstag, 22.00 Uhr, macht der WDR in seiner Reihe Frau-TV auf eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung aufmerksam. In der Sendung "Für unsere Töchter - wie mutige Afrikanerinnen ihre Kinder vor der Beschneidung schützen" wird über ärztliche Initiativen in Deutschland, über Hilfsmodelle in England und über den Kampf der Afrikanerinnen, die eigenen Töchter vor einer Verstümmelung zu bewahren, berichtet. Noch fehlt die einheitliche Rechtsprechung, die den Mädchen und ihren Müttern einen sicheren Aufenthalt in Deutschland garantiert - und die drohende Beschneidung der Kinder als Asylgrund anerkennt. In Deutschland leben etwa 20.000 Afrikanerinnen, die als Kinder genital verstümmelt wurden. In späteren Jahren leiden sie durch die Beschneidung häufig an komplizierten Entbindungen, chronischen Entzündungen und Unterleibsschmerzen. Nur wenige Gynäkologinnen und Gynäkologen sind hierzulande mit diesen medizinischen Problemen der Genitalverstümmelung vertraut, nur wenige können ihren Patientinnen auch emotional und psychisch helfen. Organisationen und deren Adressen, die den Kampf gegen diese Verstümmelung im Namen der Tradition aufgenommen haben, sind in den Medientipps aufgeführt. (H.J.)
Am 6. November findet in München die Tagung "Gütliche Trennung von Staat und Kirche - Ein verdrängter Auftrag" statt. Referenten sind u.a. Prof. Dr. Johannes Neumann und Prof. Dr. Horst Herrmann ("Die Kirche und unser Geld"). Der katholische Beratungsschein und das Kruzifix im Klassenzimmer sind der aktuelle Anlass, erneut die Verflechtung von Staat und Kirche in Frage zu stellen. Schon in der Weimarer Verfassung wurde die Trennung von Staat und Kirche festgelegt, und das Grundgesetz übernahm diese Bestimmungen. Heute, 80 Jahre später, ergibt sich also auch ein historischer Anlass, eine Bilanz der Umsetzung dieses Verfassungsauftrags zu ziehen. Die Tagung soll informieren und zur Diskussion stellen: Ein Wochenende später, am Samstag, den 13. November, findet in Mainz u.a. mit unserem Mitarbeiter Erik Möller (www.violence.de) eine Tagung über das Thema "Pornografie und Jugendschutz heute" statt. Beide Tagungen werden von der Humanistischen Union veranstaltet. Die genauen Orte, Termine und Hintergrundinformationen zu diesen und anderen interessanten Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps unter der Rubrik "Kultur". (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 5. November 99. Am Montag bringt der WDR um 23.05 Uhr die Sendung "Tödliche Mischung - Das erste Todesurteil in New York". Ca. 3500 Häftlinge sitzen in den Vereinigten Staaten in der Todeszelle. 1995 führte nach 20 Jahren auch New York die Todesstrafe wieder ein. Der Wahlsieg der Republikaner brachte den Tod im Namen des Volkes zurück. Als der chilenische Staatspräsident Eduardo Frei 1996 von seinem Recht Gebrauch machte und ein Todesurteil umwandelte, tat er dies mit den Worten: »Ich kann nicht glauben, daß der Staat töten muß, um Leben zu verteidigen und einen Mörder zu bestrafen. Die Todesstrafe ist ebenso unmenschlich wie das ihr zugrunde liegende brechen.« So beginnt der Jahresbericht von amnesty international zur Todesstrafe 1999. Mehr... (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 29. Oktober 99. Am Sonntag bietet der NDR 4 im Radio ein besonderes Schmankerl: einen "Gottesdienst mit Atheisten" - wie immer das aussehen mag. Damit aber nicht zu viele zuhören und an ihrem Glauben zweifeln, läuft die Sendung bereits um 6.05 Uhr. (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 22. Oktober 99. Für die Kid's, die Null Bock auf Kindergottesdienst haben, setzt der Kirchenfunk im Kinderkanal seine Missionsversuche zu bevorzugter Sendezeit fort. Am Sonntag um 10.30 Uhr meint Ralph Casper in seiner Gesprächsrunde zum "Thema: Gott: Irgendeiner muss das ganze doch steuern". Kinder, lasst euch nichts vormachen! Ansonsten gibt's wieder jede Menge Tipps, News, Hintergrundinformationen, Surftipps und mehr (u.a. die ultimative Schöpfungsgeschichte). (H.J.)
Hinweisen möchte ich besonders auf zwei Ausstellungen, die wir in unsere Tipps aufgenommen haben. Bis zum 31. Oktober 1999 befindet sich die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung noch in Osnabrück. Ebenfalls sehenswert ist die Wanderausstellung "4 Millionen Jahre Mensch. Das einzigartige Schauspiel zur Menschheitsgeschichte", die bis zum 9. Januar 2000 in Duisburg besucht werden kann. Die genauen Orte, Termine und Hintergrundinformationen zu diesen und anderen interessanten Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps unter der Rubrik "Kultur". Neu: Die Reportage: Der Humanist berichtet über Veranstaltungen und Aktionen. (H.J.)
Trent Reznor ist Nine Inch Nails. Für seine Fans ist er einfach nur Gott, für viele Kritiker und Musikerkollegen ist er der wichtigste Musiker der 90er Jahre. Für den Rest der Welt ist Trent Reznor ein völlig durchgeknallter Psychopath, dem absolut nichts heilig ist. Nicht nur Amerikas Sittenwächter hatten mit dem Mann mit der Vorliebe für provokante Videos und Texte in der Vegangenheit arge Probleme, sondern auch MTV weigerte sich einige Videos von Nine Inch Nails zu zeigen. Ein halbes Jahrzehnt hat uns der zweifache Grammygewinner nun auf ein neues Album warten lassen, doch das Warten hat sich mehr als gelohnt. Reznor schafft das eigentlich Unmögliche: Er wird den hohen Erwartungen tatsächlich gerecht und liefert mit The Fragile den musikalischen Wegweiser ins neue Millenium ab. Mir fällt es schwer das Gehörte in Worte zu fassen. The Fragile ist ein Doppelalbum, das die Rockmusik in völlig neue Dimensionen führt. Reznor schafft es für die Rockmusik untypische Instrumente wie Cello, Mandoline und Kontrabaß mit harten Gitarren und elektronischen Sounds zu verbinden und wird so zum Schöpfer seines eigenen musikalischen Genres. Die Spannweite der Songs reicht dabei von wunderschönen Balladen bis zu wütenden Industrialattacken, wie wir sie vom Vorgängeralbum The Downward Spiral her kennen. Auch auf lyrischer Ebene betritt Reznor Neuland. Waren die Vorgängeralben noch geprägt von rüden und agressiven Ausdrucksformen, so finden wir nun durchaus auch romantische Texte. Eine Passage aus dem potentiellen Hit The Fragile: she shines Auf dem Vorgängeralbum The Downward Spiral hieß das noch: i wanna fuck you like an animal! Wenn das Thema aber auf seinen ehemaligen Protege Marylin Manson zu sprechen kommt, dann findet Reznor zur bekannten Ausdrucksweise zurück. Dank dem Manson gewidmeten Lied Starfuckers Inc. prangert auch auf diesem Album dieses lächerliche Warnschild für fromme Eltern - Explicit Lyrics. Das sollte aber niemand davon abhalten sich dieses grandiose Album in das CD Regal zu stellen. Ein Album, das so gar nicht in unsere Zeit passen will, aber dennoch - oder gerade deswegen – Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts belegte. Nine Inch Nails vor den Backstreet Boys! Ein in Deutschland undenkbares Szenario. Ein wirklich außergewöhnlicher Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Charts sonst eher von banalen Weichspülsounds, hirnlosem Techno und rappenden Recyclern beherrscht wird (Besonders in Deutschland!). Mögen die Diether Bohlens, die Blümchens und die Puff Daddys dieser Welt angesichts dieser Platte vor Ehrfurcht erstarren und - nie wieder - in die Öffentlichkeit treten. (F.W.)
in a world full of ugliness
she matters
when everything is meaningless
fragile
she doesn´t see her beauty
Weitere Musiktipps finden sich unter der Rubrik Kultur!
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 16. Oktober 99. Morgen geht es um 8.30 Uhr im Radiosender WDR 3 um die "Jahrtausendwende: Allzeit bereit zum Jüngsten Gericht. Endzeitsekten". Eine dieser Endzeitsekten ist Uriellas "Fiat Lux", die allerdings schon mehrmals das angekündigte Ende verschoben hat, aber immer noch täglich auf die Katastrophe und die sie rettenden Raumschiffe wartet. Zuhause ist die Sekte in dem 430 Einwohner zählenden Dorf Ibach im Schwarzwald. Dort herrscht jetzt Unruhe, denn trotz Endzeiterwartung will die Sekte am 24. Oktober mit einer Liste von acht Kandidaten bei den Kommunalwahlen antreten - sie glauben wohl an ihre eigenen Prophezeiungen nicht. Ihr Einzug in den Gemeinderat gilt als sicher, denn der umstrittenen Gruppierung gehören nach deren Angaben 33 der 304 Wahlberechtigten in dem Ort an. Der Spitzenkandidat will für mehr Göttlichkeit in Ibach sorgen. Uriella selbst hat allerdings mehr mit den irdischen Gerichten zu tun. Sie hat immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, zuletzt im Dezember vergangenen Jahres, als sie vom Landgericht Mannheim wegen Steuer- und Zollabgabenhinterziehung zu einer zur Bewährung ausgesetzten Haftstrafe von 22 Monaten verurteilt wurde. Sektenmitglieder haben in ihrem Auftrag Waren geschmuggelt. (H.J.) [Quelle: Lycos, 23.9.99]
Vom 13. - 18. Oktober findet in Frankfurt die Buchmesse statt. Auch am Rande der Messe finden im ExZess interessante Veranstaltungen statt. So hält Colin Goldner am 15. Oktober einen Vortrag mit Diskussion zu seinem neuen, vom Alibri-Verlag herausgebrachtem Buch: "Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs". Der Autor will aufzeigen, was hinter der Fassade des Friedensnobelpreisträgers von 1989 und der angeblich sanftmütigen und weisen buddhistischen Religion steckt. Hierzu noch eine Zusatzinformation: Nachdem der Alibri Verlag, dessen Programmschwerpunkte auf Kritik von Religion und Esoterik liegen, seit Dezember letzten Jahres von den Anthroposophen und ihren Handlangern wegen kritischer Texte zu Rudolf Steiner und seinen okkulten Lehren mit Prozessen überzogen wird, ist nun das oben genannte Verlagsprojekt ins Visier religiöser Fanatiker geraten. Der Alibri Verlag präsentiert seine Neuerscheinungen auf der Frankfurter Buchmesse am Stand der Assoziation Linker Verlage (aLiVe) in Halle 6.1 F 132. Dort kann in alle Bücher & Zeitschriften reingeschaut, mit AutorInnen und Verlagsleuten gesprochen, Wünsche, Ideen und Kritik an den Mann gebracht werden. Die genauen Orte, Termine und Programme dieser und anderer interessanter Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps unter der Rubrik "Kultur". (H.J.)
Beim Verlag ging Mitte September ein anonymes Schreiben ein, in dem Colin Goldner mit dem Tod gedroht wird. An den Verlag erging die Aufforderung, das Buch zurückzuziehen, "solange es noch Zeit ist". Für den Autor sei die Zeit bereits "vorbei", für seine "Lügen und Verleumdungen" werde er "bezahlen" müssen. Unterzeichnet ist der Brief mit "Tod dem Verräter". Goldner, Mitarbeiter der Zeitschrift MIZ und Leiter des Forum Kritische Psychologie, bringt in seinem Werk zahlreiche Fakten zutage, die den tibetischen Buddhismus allgemein und den Friedensnobelpreisträger von 1989 insbesondere in keinem guten Licht erscheinen lassen. Die Todesdrohung kommentierte er mit den Worten: "In jeder Religionsgemeinschaft gibt es einen Bodensatz an Fanatikern, die auf Kritik, sei sie noch so berechtigt und fundiert, nur mit Gewalt reagieren können."
Mittlerweile ist eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Am Dienstag, den 28. September, war den gesamten Nachmittag Polizei im Verlag, da ein verdächtiger Brief angekommen war. Ein Sprengstoff-Team aus Ingolstadt öffnete schließlich die Sendung. Heraus kam glücklicherweise keine Bombe, sondern eine Mischung aus Papier und Fäkalien. Unklar ist derzeit noch, ob es das nun war oder ob der Brief als weitere Aufforderung verstanden werden soll, das Buch - wie im ersten Schreiben gefordert - vom Markt zu nehmen.
Vorschau derTV- und Radiotipps bis zum 13. Oktober 99. Morgen (21.40 Uhr, ARD) geht es in der Sendung "Kontraste" um die Frage: "Kriminelle Kinder bleiben straffrei. Sollen Kids in den Knast?" Zu den Hardlinern bei der Behandlung von Jugendkriminalität gehört sicherlich Bayern. Wie wir wissen, schiebt das süddeutsche Bundesland, das so gerne die Fahne der christlichen Moral hochhält, sogar 14-Jährige ins Ausland ab, nur weil sie eine andere Staatsbürgerschaft in ihrem Pass stehen haben. Immer nach dem Motto: Sollen sich doch andere mit dem Problem befassen, was geht uns das an? (H.J.)
Im November hält Karlheinz Deschner mehrere Vorträge zum "Großen Bußakt" des Papstes im Heiligen Jahr 2000. Im Jubeljahr will sich der Papst in einem Großen Bußakt für seine Organisation entschuldigen bei all den Millionen Opfern der im Namen Christi per saecula saeculorum begangenen Verbrechen. Deschner hilft dem Heiligen Vater bei der katholischen Gewissensforschung. Aus jedem Beispiel seiner erschütternden Fallsammlung dringt der Schrei: "Gedenke!" - "Memento!" "Memento!", so heißt denn auch Deschners neues Taschenbuch, aus dem der Historiker bei seinen Veranstaltungen liest. In Duisburg findet Anfang November gleich eine "Antiklerikale Woche" statt, während der neben Deschner auch andere Kirchen- und Religionskritiker Vorträge halten. Die Woche endet mit einem Kirchenaustrittsfrühstück und einer Party für Schwule, Bisexuelle, Lesben und Heterosexuelle: Abhotten und den lieben Gott 'nen guten Mann sein lassen! Die genauen Orte, Termine und Programme dieser und anderer interessanter Veranstaltungen finden sich in den Veranstaltungstipps. (H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 6. Oktober 99. Das Medienereignis ist zur Zeit die Krise der Katholischen Kirche. Auch Bednarz & Co. nehmen morgen in MONITOR (21.00 Uhr, ARD) die "Schwangerenberatung: Katholiken-Aufstand gegen den Papst" aufs Korn. Nach jeder Monitor-Sendung kann man übrigens als Zuschauer bei "Monitor im Kreuzverhör" im WDR ab 22.00 Uhr zu den Themen seine Meinung sagen. Die Telefon- und Faxnummern finden sich in den Medientipps. Zwei besondere Tipps für Radiohörer gibt's für Sonntag, den 3. Oktober. Um 8.40 Uhr behandeln NDR 3/SFB 3/ORB 3 das Thema "Der deutsche Eiertanz - Die Ehe zwischen Kirche und Staat". Auch diesmal geht es natürlich wieder um die Abtreibung. Besonders eng ist hierbei die Ehe zwischen Staat und Kirche in Bayern: Bayerns Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) hat sich "enttäuscht" über den offenbar bevorstehenden Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenberatung gezeigt. Die Ministerin forderte von den Bischöfen eine angemessene Übergangsfrist. Diese dürfe "nicht unter sechs Monaten" liegen. Für Bayern, das der Kirche mit einer eigenen, vom Verfassungsgericht teilweise wieder kassierten Sonderregelung zur Abtreibung weit entgegengekommen war, bedeutet der Ausstieg der Kirche einen schweren Schlag. "Dass wir das katholische Element in der Schwangerenberatung brauchen, ist klar", sagte Stamms Sprecher Anton Hausmann. Dass andere Organisationen wie etwa pro familia jetzt in Bayern stärker zum Zuge kommen werden, gilt als unwahrscheinlich. [1] Ebenfalls am Sonntag, 12.05 Uhr, geht es im Radiosender SWR 2 um das Thema: "Der religiöse Supergau: Im Osten boomt der Atheismus." (H.J.) [1] Frankfurter Rundschau, 22.09.99]
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 2. Oktober 99. Langsam, aber sicher scheinen auch die Pfarrer aus der Kirchengeschichte zu lernen. Morgen (8.30 Uhr, WDR 3 RADIO) geht es in der Hörfunk-Sendung "Der Talar" um die Abschiedspredigt eines theologischen Aussteigers. Als der Vikar die Kanzel besteigt, ist er fest entschlossen, seine letzte Predigt zu halten. Die Desillusionierungen der wissenschaftlichen Bibelkritik und die Widersprüche, die den praktischen Alltag des Seelsorgers begleiten, reizen ihn, seine Zweifel vor der Gemeinde zu bekennen und sich dann öffentlich seines Talars zu entledigen. Der zweite Tipp des morgigen Tages ist die Sendung "Gott und die Welt". Hier geht es diesmal um die Frage "Kabarett darf alles?" Diskussionsgäste sind u. a. Jürgen Becker, Kölner Kabarettist, der mit seinen Sketchen die Kirche aufs Korn nimmt, aber auch gerne in Kirchengemeinden auftritt, und Rudolf Hammerschmidt, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Die Kirchen, vor allem die katholische, sind immer wieder Zielscheibe von Kabarettisten. Wie viel Spott und Hohn vertragen Gläubige und wie viel ist erlaubt? Im Kulturreport (22.50 Uhr, ARD) geht es u.a. um "Pius XII: Der Papst und der Holocaust". Wie wir unter "Geschichte - News" am 10.09.99 berichteten, bringt John Cornwell ein neues Buch mit Enthüllendem zum Thema heraus. Kirchenvertreter und Jesuiten beeilen sich schon mit Dementis: Es gäbe nicht Neues. Da haben sie allerdings recht. Kritische Zeitgenossen haben auch vorher schon nicht den kirchenamtlichen Darstellungen von der reinen Unschuld des frommen Papstes geglaubt. (H.J.)
Wieder einmal übertrifft die Realität jede Satire. Da gibt es einen Internet-Suchdienst namens Infoseek, in den auch die Walt Disney Corporation massiv investiert hat, und der hat einen leitenden Angestellten namens Patrick J. Naughton. "Naughty" wurde am Donnerstag letzter Woche von FBI-Agenten festgenommen. Er wird beschuldigt, mit der Absicht zum Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen eine zwischenstaatliche Reise angetreten zu haben. Der eigentliche Witz bei der Sache ist, daß die Minderjährige gar nicht existiert. In einem Internet-Chat hatte sich ein FBI-Agent als 13jähriges Mädel ausgegeben, wie die LA Times am Samstag berichtete. Das FBI hat also ein nichtexistentes Verbrechen aufgeklärt, das es zudem noch selbst inszeniert hat. Eine wahrlich beachtliche Leistung der amerikanischen Kriminalisten, die auch gerne mal weibliche Beamte als Prostituierte auftreten lassen, um anschließend deren Kunden zu verhaften. (EMÖ)
[AP, 20.9.99]
Vorschau derTV- und Radiotipps bis zum 27. September 99, wieder mit vielen Filmempfehlungen von Christian Barduhn.(H.J.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 25. September 99. Sonntags gibt es nicht nur Gottesdienste auf fast jedem Radiosender. Auch der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern darf seine Weltanschauung unters gottlose Volk bringen. Allerdings nur einmal im Monat und nur für absolute Frühaufsteher. Im Kampf um den Sendeplatz schneiden die Kirchen bei weitem besser ab. Also, wer's schafft: morgen um 7.15 Uhr in BR 2 RADIO. Oder ein programmierfähiges HiFi-Gerät anschaffen. (H.J.)
Update der Veranstaltungstipps: www.humanist.de/veranstaltungen
Hey, Dave, what are you doing?
„Before the release of the film, Kubrick had insisted it should be released everywhere in its entirety. Or else, it should not be released at all. ... Since we can already foresee its future with the Censor Board, we see no point in importing it here. The CBFC Central Board of Film Certification is definitely going to chop it drastically.“ So sagte es Denzel Diaz, zuständig für den Verleih von Filmen der Warner Bros. in Indien. Demnach hat Stanley Kubricks letztes Werk, EYES WIDE SHUT, wohl kaum eine Chance, in indischen Kinos gesehen zu werden. Denzel verschweigt dabei, daß auch die Zuschauer in den USA nicht die vom Regisseur intendierte Fassung zu sehen bekamen. Denn in der US-Fassung wurden, um eine kassenträchtigere Altersfreigabe zu bekommen, in einer 65sekündigen Orgiensequenz die „schärfsten“ Stellen mit nachträglich eingefügten computergenerierten „Personen“ verdeckt. Diese Änderungen wurden vom Studio erst nach Kubricks Tod im März dieses Jahres vorgenommen. Das trug dem Studio erhebliche Schelte ein. Das Filmmagazin „Premiere“ nannte die Maßnahme „absurd“. Und auch die Filmkritiker von east coast und west coast waren sich einmal einig: Die New Yorker Filmkritiker rügten das Studio öffentlich, weil die Eingriffe den Film ihrer Meinung nach „verschlimmbessert“ habe. Der Vorwurf der Vereinigung der Filmkritiker von Los Angeles an Warner Bros. lautete, Wirkung und Bedeutung des Films „verwässert“ zu haben.
EYES WIDE SHUT sollte in Europa in einer unzensierten Version laufen. Das stimmt zumindest für die visuellen Aspekte. Doch nachdem das Studio Beschwerden erhielt, daß die während der Orgienszene verwendeten Gesänge religiöse Texte beinhalten, entschlossen sich die Verantwortlichen, die Texte zu entfernen. An der entsprechenden Stelle ist jetzt in der europäischen und der südafrikanischen Fassung nur noch Instrumentalmusik zu hören. „We didn’t know. Mr. Kubrick didn’t know“, sagte eine Sprecherin von Warner Bros. Fraglich ist, ob der Detailbesessene Kubrick dieser Änderung zugestimmt hätte. Aber Tote können sich bekanntlich nicht mehr wehren.
Noch fraglicher ist, ob der Film EYES WIDE SHUT, so wie er momentan in den Kinos läuft, tatsächlich Kubricks Vision darstellt. In „Vanity Fair“ berichtete Michael Herr, Associate Producer und Drehbuchmitarbeit bei Stanley Kubricks FULL METAL JACKET, über eine Äußerung Kubricks, daß er den Verantwortlichen bei Warner Bros. und den beiden Hauptdarstellern, Nicole Kidman und Tom Cruise, wegen deren Zustimmung zu den Nacktszenen seine letzte Schnittfassung vorführen müsse. Michael Herr: „Ich konnte seiner Stimme entnehmen, wie er es haßte, das tun zu müssen.“ Kubrick bat Michael Herr um zwei Wochen Aufschub, um ihm dann den fertigen Film zeigen zu können, denn „die Musik sei nicht fertig, eine Menge kleiner technischer Korrekturen an Farbe und Ton zu machen“. Und darauf, daß ursprünglich eine kürzere (!) Filmlänge angekündigt war, weist Amy Taubin in „Film Comment“ hin. Beabsichtigte Kubrick, seinen Film noch zu kürzen? Sehen wir wirklich den EYES WIDE SHUT, den Kubrick im Kopf hatte? Die Spurensuche nach Mr. Kubricks final cut dürfte Filmwissenschaftler und Cinéasten in den nächsten Jahren in Atem halten. (C.B.)
[Quellen: The Internet Movie Database, 09.09.1999; Kölner Stadt-Anzeiger, 11.09.1999]
(Der Computer HAL 9000 in 2001: A SPACE ODYSSEE von Stanley Kubrick)
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