Hannes Heer, Klaus Naumann (Hg.): Vernichtungskrieg Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944
Inhalt:
Nach der Niederlage des Nationalsozialismus haben ehemalige
Generäle und Stabsoffiziere eine Legende verbreitet die
Legende von der sauberen Wehrmacht. Die Truppe, so
hieß es, habe Distanz zu Hitler und dem NS-Regime gehalten, habe
mit Anstand und Würde ihre soldatische Pflicht erfüllt und sei
über die Greueltaten von Himmlers Einsatzgruppen allenfalls
nachträglich informiert worden. Mit dieser Fiktion gelang es
Tätern und Mitwissern großer Verbrechen, sich schuldlos zu
sprechen. Die deutsche Militärgeschichtsschreibung hat die
Unhaltbarkeit dieser Legende zwar nachgewiesen, weigert sich aber
einzugestehen, daß die Wehrmacht an allen Verbrechen
des NS-Systems aktiv und als Gesamtorganisation beteiligt war.
Der vorliegende Band ist ein längst überfalliger
Versuch, diesen Beweis zu führen.
Er dokumentiert die Komplizenschaft der Militärs an drei
Großverbrechen: an der Vernichtung der Juden, am Massenmord der
Kriegsgefangenen und am Terror der Zivilbevölkerung. Diese
Verbrechen, die außerhalb des Völkerrechts und jenseits aller
Regeln der Kriegführung verübt wurden, bestimmten vor allem den
Charakter des Krieges gegen die Sowjetunion. Aber sie fanden in
derselben Intensität auch an anderen Fronten statt: auf dem
Balkan oder in Italien. Denn dieser Krieg, das ist die These des
Bandes, folgte einer eigenen Logik. Die seit Clausewitz immer
wieder gestellte Frage nach dem Primat der Politik in der
Kriegführung greift nicht mehr im nationalsozialistischen
Vernichtungskrieg sind politische Ziele und Kriegsziele
ununterscheidbar geworden.
Nach 1945 kehrten Tausende Täter und Hunderttausende Mitwisser
zurück. Sie nahmen ihre Plätze in der deutschen
Nachkriegsgesellschaft ein und verschwiegen wortreich, was
geschehen war. Wie gering in den folgenden Jahren das Interesse
an Aufklärung und Strafverfolgung war, welche verhüllenden
Nebelschwaden in Illustrierten und Literatur erzeugt wurden und
wie bereitwillig sich die militärgeschichtliche Forschung der
fünfziger und sechziger Jahre der bequemen Konvention anschloß,
thematisieren weitere Aufsätze dieses Bandes.
Herausgeber:
Hannes Heer, Jg. 1941, Historiker und Filmregisseur, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Veröffentlichungen: Burgfrieden oder Klassenkampf, Neuwied 1971; Ernst Thälmann, Reinbek 1975; Als ich neun Jahre alt war, kam der Krieg., Reinbek 1983; Leiter des Austellungsprojekts Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 19411944.
Dr. Klaus Naumann, Jg. 1949, Historiker und Journalist, Koordinator des Projekts 1995/1945 Angesichts unseres Jahrhunderts im Hamburger Institut für Sozialforschung. Veröffentlichung: Wehrmacht und NS-Verbrechen. Überlegungen zu einem Austellungsvorhaben, in: Mittelweg 36, 5/1992.
Zweitausendeins ISBN: 3-86150-198-8
Erstellt von Christian Barduhn | Titelliste: Politik | Index | Der Humanist |