Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 14. Juni 1999 · Kultur: Karlheinz Deschners Lebenswerk jetzt als Film

Deutschlands bekanntester Kirchenkritiker Karheinz Deschner feierte am 3. Mai seinen 75. Geburtstag. Der Humanistische Verband, dessen Ehrenmitglied der Schriftsteller und Publizist ist, ehrt den Jubilar mit der Herausgabe eines Videos, das sein Lebenswerk filmisch aufbereitet. Autorin ist die Düsseldorfer Filmemacherin Ricarda Hinz. Der von ihr gewählte Titel „Die hasserfüllten Augen des Herrn Deschner” spielt ironisch darauf an, dass die mit höchster Genauigkeit und viel Sorgfalt verfassten Darlegungen des Autors von seinen Gegnern oft einfach als „Hasstiraden gegen die Kirche” abgetan werden.

Die öffentliche Auseinandersetzung um Deschners Monumentalwerk „Die Kriminalgeschichte des Christentums” (bisher sind im Rowohlt-Verlag sechs Bände erschienen) ist denn auch das Thema, das das Video behandelt. Prominente Kirchenvertreter kommen in dem Film ebenso zu Wort wie radikale Kirchenkritiker. Ein fiktives Streigespräch über „Die Kriminalgeschichte des Christentums” entwickelt sich: Eine Konfrontation, die in der Realität nie zustande gekommen wäre. Gleichzeitig zeichnet die Montage der verschiedenen Aussagen ein Bild vom Lebenswerk Deschners.

Der Film „Die hasserfüllten Augen des Herrn Deschner” kann beim Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e. V., Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 613 904 31, bestellt werden. (H.J.)

 13. Juni 1999 · Wissenschaft: Verfüttertes Rinderhirn erzeugt BSE bei Affen

Eine neue wissenschaftliche Studie mit Affen belegt die Infektionsanfälligkeit des Menschen für BSE. Fünf Monate, nachdem frankokanadische Experten BSE-infiziertes Rinderhirn an „Kleine Mausmakis“ (Halbaffen) verfütterten, stellten sie BSE-auslösende Eiweisproteine (Prione) fest. Interessant sind die Versuche des Forscherteams zudem, da diese Halbaffenart nahe mit den Menschen verwandt ist. An den Versuchen hatte auch der Nobelpreisträger Carlton Gajdusek teilgenommen.
Zu einem weiteren und sicher brisanteren Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach den Autopsien von 18 Affen aus französischen Zoos, bei denen ebenfalls BSE-Erreger nachgewiesen wurden. Diese Affen wurden nämlich mit britischen Fleisch gefüttert, das auch für die menschliche Ernährung zugelassen war. [Quelle: bild der wissenschaft, 06/1999].

Na – immer noch keine Lust auf Salate? (H.F.)

 13. Juni 1999 · Geld: Ausbeutung 2000

„Wir haben gehalten
in der langweiligsten Landschaft der Welt“
(Tocotronic: „Let there be rock“)

In den sechziger Jahren entwickelte sich in Mexiko ein Wirtschaftszweig, der sich aufgrund seines Erfolges bald auf ganz Mittelamerika ausdehnte. Die maquiladoras (auch kurz maquilas genannt), Niedriglohnbetriebe, von einem Lexikon euphemistisch als „Lohnveredelungsbetriebe“ übersetzt, sind in Freien Produktionszonen nahe der US-mexikanischen Grenze angesiedelt. Daß sich die Löhne im konkurrenzfähigen Bereich bewegen, ist das Ergebnis einer von außen erzwungenen staatlichen Wirtschaftspolitik, die ausländische Investoren von praktisch jedem (Steuer-)Hindernis befreit. Der Staat errichtet die Infrastruktur, baut Straßen und Hafenanlagen. Telefon, Wasser und Energie werden vergünstigt abgegeben. Im- und Exporte unterliegen keinerlei Zollabgaben, da Verkauf und Produktion in den Freien Produktionszonen, die vom nationalen Territorium vollkommen abgeschnitten sind und rechtlich einen extraterritorialen Status genießen, abgewickelt werden. Somit sind auch die Betriebe von Steuern befreit, leisten weder Gemeindeabgaben noch Boden- oder Einkommensteuer. Den Erlaß der meisten der monetären Verpflichtungen preßten die Investoren dem mexikanischen Staat nach der Wirtschaftskrise 1975 mit Abwanderungsdrohungen ab. Seit Errichtung der NAFTA im Januar 1994, der Nordamerikanischen Freihandelszone zwischen USA, Kanada und Mexiko, fällt der Zollvorteil weg. Als Investitionsanreize bleiben Lohnvorteil und kaum vorhandene Arbeitsgesetze.

Mexiko, von anhaltender Rezession geplagt, braucht Arbeitsplätze, und die entstehen vornehmlich in den maquilas. Maquila, leitet sich vom spanischen maquilar ab, das heißt übersetzt „Mahlgeld abliefern“ und das bedeutet, daß der Müller vom Bauern für den Verleih der Mühle einen Teil des produzierten Mehls verlangt. Wer bezahlt, hat das Sagen. Der arbeitsrechtliche Ausnahmezustand ist an der Tagesordnung. Carlos Martín Gutiérrez Ruiz, Ombudsman für Arbeitsrecht in der maquila-Hochburg Tijuana, faßt das in präzise Worte: „Alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt.“ Die maquilas stellen mittlerweile 875.000 Arbeitsplätze in 2600 Betrieben. Vertreten sind sämtliche global players, von Siemens über Panasonic bis General Motors. In den maquilas, die ihre Produktion von Textil auf Elektronik umgerüstet haben, sank der Anteil der Frauen von 1975 bis heute von 78 auf 57 Prozent. Im Textilbereich ist er unverändert hoch. Ein „Anatomieexperte“ des Sekretariats für Wirtschaftsentwicklung in Baja California hat dafür eine „einleuchtende“ Erklärung: „Frauen haben ihre schwersten Körperteile zwischen Knien und Taille, Männer zwischen Taille und Hals. Deswegen können Frauen besser sitzende Tätigkeiten ausüben.“

Sowieso, die Frauen! Nichts bereitet den Unternehmern schlaflosere Nächte, als daß sich eine schwangere Frau bei ihnen einen Arbeitsplatz erschleichen könnte. Nach dem mexikanischen Arbeitsrecht steht Frauen während des zwölfwöchigen Mutterschaftsurlaubs 100prozentige Lohnfortzahlung zu. Diese Leistung deckt die gesetzliche Versicherung IMSS. Die Arbeitgeber werden nur dann zur Zahlung der gesamten Summe verpflichtet, wenn die betroffenen Frauen in den letzten zwölf Monaten weniger als 30 Wochen in die IMSS einbezahlt haben. Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. General Motors in einem Brief an Human Rights Watch: „Würden wir zulassen, daß schwangere Bewerberinnen eingestellt werden, schlichen sich sofort alle schwangeren Arbeitslosen bei uns ein. Das können wir uns nicht leisten.“

Daß in diesen kapitalistischen Brutstätten der Ausbeutung ein heißer Wind weht, bekam auch die 18jährige Silvia Rodríguez Guereca zu spüren. Als sie sich bei der maquila Siemens Sistemas Automotrices in Ciudad Juárez, einer Autoteilefirma im Besitz der Münchner Siemens AG, bewarb, mußte sie bei der Einstellung eine Urinprobe abgeben. Außerdem wurde penibel das Datum ihrer letzten Menstruation vermerkt. Während der dreimonatigen Probezeit – üblich, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben – mußte sie regelmäßig die firmeninterne Krankenstation aufsuchen und ihre gebrauchten Monatsbinden vorzeigen.

Von hier ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis die Firmen Gynäkologenstühle aufstellen, um die nötigen Abtreibungen gleich vor Ort durchzuführen. Ein reibungsloser Arbeitsablauf wäre garantiert. Und noch ein weiterer kleiner Schritt führt zu den Gedankenspielen, die durch die Köpfe einiger US-Bonzen spuken. Arbeitgeber träumen – noch – davon, zukünftige Mitarbeiter einer Genanalyse zu unterziehen, um die Gesunden von den genetischen losern zu trennen. Versicherungskonzerne träumen – noch – davon, zukünftige Versicherungsnehmer genetisch zu durchleuchten, um, für den Anfang, Menschen mit dem Risiko einer möglicherweise tödlich verlaufenden (Erb-)Krankheit zu selektieren. „Das können wir uns nicht leisten.“

„Die Ausbeutung des Menschen
erreicht eine neue Qualität“
(Tocotronic: „Let there be rock“)

(C.B.)
[Quellen: die tageszeitung, 03.01.1994; Le Monde diplomatique, 13.03.1998; Freitag Nr.24, 11.06.1999]

 13. Juni 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Neue Radio- und TV-Tipps bis zum 20. Juni 99. Besonderer Hinweis: Morgen, Montag, geht's bei Fakt (21.15 Uhr, ARD) u.a. um das Thema Patiententestament. Mehr dazu in den Tipps. (H.J.)

 13. Juni 1999 · Geld: Gerhard: Kirchen sollen Beiträge selber eintreiben

Jetzt zeigte auch FDP-Chef Wolfgang Gerhard bei einem Interview im Hessischen Rundfunk dem Finanzgebaren der Kirchen die gelbe Karte. Obwohl er die kirchlichen Werte nicht in Frage stellte, meinteGerhard doch, die Kirchen sollten ihre Beiträge nach einem eigenen System berechnen und eintreiben.

Wie der FDP-Vorsitzende sehen immer mehr Politiker die Unsinnigkeit ein, die Vereinsbeiträge der Kirchen starr an das staatliche Steuersystem zu binden. (H.J.)
[Quelle: Radio Vatikan, 02.-05.06.99]

 11. Juni 1999 · Kultur: Neu: Witze-Ecke

Unter Humor: Witze gibt es ab sofort Scherzhaftes. Ergänzungsvorschläge erwünscht!

 11. Juni 1999 · Politik: Hintergrundinformationen zum Zensurversuch gegen Alibri

Am 2. Juni dokumentierten wir eine Pressemitteilung des Alibri-Verlags, in der auf einen Zensurversuch durch den Bund freier Waldorfschulen aufmerksam gemacht wurde. Gunnar Schedel schickte uns noch einige Hintergrundinformationen:


Der Film Rasse Mensch befaßt sich in erster Linie mit Kindern, die aufgrund der Nürnberger Rassengesetze als "Mischlinge" diskriminiert wurden; die Autoren Christian Schüller und Petrus van der Let stellen das Schicksal von fünf Personen vor, zeichnen die Leidenswege ihrer Eltern nach. Das Buch liefert nach, was im Film nur kurz angerissen werden konnte: in fünf Aufsätzen werden die Wurzeln des Rassismus in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen beleuchtet. In diesem Rahmen geht Petrus van der Let in einem Teilkapitel auch auf die rassistischen Anklänge in verschiedenen esoterischen Gedankengebäuden ein und stellt sie als Wegbereiter für den nationalsozialistischen, eliminatorischen Rassismus dar. In diesem Zusammenhang ist es unumgänglich, auch Rudolf Steiner zu nennen, der durch dutzende von Stellen in seinem Werk als geistiger Brandstifter ausgewiesen ist, der die Menschheit in höhere und niedere Rassen einteilt (teilweise in einem "vergeistigten" Sinne, teilweise aber auch unmißverständlich).

Bei den zwei jetzt inkriminierten Stellen handelt es sich um Zitate aus Büchern, die seit Jahren (bis heute) unbeanstandet verkauft werden konnten (Wie frei ist die Waldorfschule, 1991, Ch. Links, später Taschenbuchausgabe bei Heyne; Die Gnosis und der Nationalsozialismus, 1997, Suhrkamp). Da Steiner in dem Teilkapitel zudem nur eine Nebenrolle spielt, geht das Verlagsteam davon aus, daß die Anthroposophen weniger daran interessiert sind, die betreffenden Bewertungen Steiners untersagen zu lassen; vielmehr geht es um die völlige Vernichtung eines Verlags, der sich regelmäßig kritisch mit Esoterik (und so auch mit Anthroposophie) auseinandersetzt. Die Sektierervereinigung setzt dabei auf die bekannte strukturelle Schwäche von Kleinverlagen, die es schwer macht, permanente juristische Streitigkeiten (unabhängig vom Ausgang) unbeschadet zu überstehen. Darin zeigt sich das "klassische" Vorgehen von Sekten gegen KritikerInnen (Scientology hat diese Strategie bis in die 1980er hinein sehr erfolgreich gegen kritische Stimmen angewendet).

Als Auslöser für die anthroposophischen Attacken wird im Verlag die Veröffentlichung des Buches Waldorf Connection (Oktober 1998) angesehen. Dort werden Anthroposophie und Waldorfpädagogik einer umfassenden Kritik unterzogen, was in erster Linie anhand der Worte Steiners selbst und zeitgenössischer Anthroposophen geschieht. Keine acht Wochen darauf ging beim Alibri Verlag einer Unterlassungsaufforderung ein; allerdings bemühten nicht die Anthroposophen selbst die Anwälte, sondern der Wiener "Satanologe" Josef Dvorak, der für diese als "Experte" aufgetreten war (so hatte er in einer Wiener Zeitung den Regisseur Petrus van der Let mit dem Nazipropagandaminister Goebbels in einem Atemzug genannt). Obwohl es (mit einer Ausnahme) auch im Fall Waldorf Connection um Zitate aus längst erschienenen Büchern und Zeitschriften ging (für einen Beitrag hatte Dvorak sogar am Fototermin teilgenommen), entschied das Landgericht München im Februar dieses Jahres, daß diese Zitate nicht weiter verbreitet werden dürften, da sie falsche Tatsachenbehauptungen enthalten würden (da tat es auch nichts zur Sache, daß eines der zitierten Bücher noch im März über den Buchhandel bezogen werden konnte). Im Laufe des Verfahrens zeigte sich immer deutlicher, daß Dvorak nur seine "Expertentätigkeit" mit anderen Mitteln fortgesetzt hatte, die eigentlichen Hintermänner jedoch in anthroposophischen Kreisen zu suchen waren. So wurde offensichtlich bundesweit nach noch in Buchhandlungen vorhandenen Exemplaren gesucht bzw. noch bei den Barsortimenten vorrätige Exemplare bestellt. Diese legte Dvoraks Anwalt (der nun auch den Bund der Freien Waldorfschulen vertritt) bei Gericht vor, um zu "beweisen", daß der Alibri Verlag sich nicht an das verfügte Verkaufsverbot hält und forderte in diesem Zuge eine Bestrafung in Höhe von DM 40.000 (!).

Ganz offensichtlich geht es den Waldörflern darum, eine kritische Debatte über Rudolf Steiner zu verhindern, da die dabei ans Licht kommenden teilweise reichlich wirren, teilweise schlicht menschenverachtenden Auffassungen viele Eltern davon abhalten könnten, ihre Kinder in nach dessen Vorstellungen arbeitende pädagogische Einrichtungen zu geben. Inhaltlich jedenfalls haben die Anthroposophen bislang wenig Überzeugendes entgegnet. Die Zeitschrift Flensburger Hefte widmet dem "Feldzug gegen Rudolf Steiner" zwar ein ganzes Heft, doch die meisten Einwendungen zielen auf völlige Nebensächlichkeiten oder bewegen sich auf der Ebene persönlicher Diffamierung. So schreibt Stefan Leber, Dozent für Waldorfpädagogik und als Vertreter des Bundes der Freien Waldorfschulen nun bemüht, auch Rasse Mensch verbieten zu lassen, über die Autoren von Waldorf Connection: "Sie fragen nach einer Charakteristik dieses Journalismus. Da fällt mir nur ein Bild ein: Wenn ich in der Nähe meines Hauses spazierengehe, gibt es dort auch andere Spaziergänger. Sie führen ihre Hunde aus. Während mein Blick auf Bäume, Vorgärten, die Blumen, die mir begegnenden Menschen fällt, bewegen sich unten die Hunde, schnüffelnd von Duftmarke zu Duftmarke und jeweils ihre eigene hinterlassend. Sie folgen einer Spur, sie riechen Urin und Kot; Rosenduft und Veilchen interessieren sie nicht. Es besteht ein inniger Zusammenhang zwischen dem Erschnüffeln und der eigenen Ausscheidung. So wird hier Steiner verarbeitet. Die Grandts beispielsweise..." (Flensburger Hefte 63, S. 65; Hervorhebung hinzugefügt). Allein der Tiervergleich belegt deutlich, daß die Anthroposophen bis heute in genau jener Denktradition stehen, in der zu stehen sie vehement leugnen. So wird verständlich, warum sie sich bis heute nicht von den rassistischen und okkultistischen Äußerungen Rudolf Steiners abgrenzen, sondern diese verharmlosen. Und so erklärt sich auch, warum sie eine öffentliche Debatte fürchten: denn der Blick könnte hinter die Fassade aus abgerundeten Ecken, Holzspielzeug und Pastellfarbtönen fallen und das Fazit könnte bei der Mehrheit der Menschen nicht sonderlich positiv ausfallen.

Guido und Michael Grandt
Waldorf Connection
Rudolf Steiner und die Anthroposophen
365 Seiten, kartoniert, DM 36.-
zweite Auflage, ISBN 3-932710-09-6

Guido und Michael Grandt
Erlöser
Phantasten, Verführer und Vollstrecker
310 Seiten, kartoniert, DM 36.-
ISBN 3-932710-10-X
(derzeit nicht lieferbar)

Christian Schüller/Petrus van der Let (Hrsg.)
Rasse Mensch
Jeder Mensch ein Mischling
175 Seiten, kartoniert, DM 28.-
ISBN 3-932710-14-2

VHS Video, 45 Minuten, DM 49.-
Koproduktion mit dem ORF, Erstausstrahlung in 3sat am 14.4.1999
ISBN 3-932710-04-5

 10. Juni 1999 · Geld: Die Tricks der Manager

Die Stadtwerke Bochum wollen ihr milliardenschweres Versorgungsnetz an ein US-amerikanisches Unternehmen vermieten, es zugleich wieder zurückmieten und dabei kräftig verdienen. Möglich ist dies durch eine Lücke im amerikanischen Steuergesetz. Der amerikanische Investor schöpft beträchtliche Steuervorteile ab, die zum Teil an die Stadtwerke durch eine niedrige Rückmiete weitergegeben werden. 78 Mio. DM sollen bei dem Deal herauskommen. Mit anderen Worten: Die Stadtwerke lassen sich ihr Geschäft durch eine nicht ganz feine Steuertrickserei von den amerikanischen Bürgern subventionieren.
Die örtliche Westdeutsche Allgemeine Zeitung bejubelt diesen „genialen Schachzug” und preist die „Weitsicht der Geschäftsführung”. Auch der Fraktionsführer der SPD im Rat, Heinz Hossiep, freut sich über den „attraktiven Plan”. Warum sich auch schämen? Es sei legitim und andere machen's schließlich auch, meint Hossiep. (H. J.)
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 10.06.99]

 10. Juni 1999 · Religion: Rückwärts ins 21. Jahrhundert

Damit die PR-Maschinerie des Jubel-2000-Jahres nicht durch störende Enthüllungen und sonstige Unpässlichkeiten ins Stolpern kommt, hat Papst Johannes Paul II. neue „Vorschriften für die römische Kurie” erlassen. Darin wird den 4000 Mitarbeitern ein Maulkorb verpasst. Sie dürfen ohne Genehmigung keine Interviews mehr geben. Als Begründung für diese rigorose Maßnahme wurde angegeben, man wolle in Zukunft „peinliche Enthüllungen” vermeiden. Daraus können wir nur schließen: Wenn dieses Plauderverbot nötig ist, muss es wohl etwas Peinliches zu enthüllen geben.

Außerdem hat JP II. etwas an der Kleiderordnung seiner Kirchenmänner und Helfer auszusetzen. Von den Priestern wird nun ohne Ausnahme Dienst im Talar verlangt, und die Laien sollen zumindest „anständig” angezogen sein. Über diese Anordnung wird manch ein moderner Geistlicher, der die Jugend durch lockere Atmosphäre in die Kirche locken wollte, nur noch den Kopf schütteln. Es geht rückwärts in 21. Jahrhundert. (H. J.)
[Quelle: dpa, 10.06.99]

 9. Juni 1999 · Religion: Neues Buch über die Sektenjäger

Der ehemalige Bundesminister Hans Apel von der SPD hat unter Mitarbeit von Soziologen, Juristen, Philosophen und Theologen ein 1000seitiges Buch herausgebracht, das zu lesen wohl lohnen wird. In dem zweibändigen Werk „Die neuen Inquisitoren - Religionsfreiheit und Glaubensneid” wird nämlich endlich einmal die Tatsache aufs Korn genommen, dass zwischen Großkirchen und Sekten ein Unterschied gemacht wird. Ein Unterschied, der oft gar nicht so beträchtlich ist. Auch die Enquete-Kommission des Bundestages, die 1998 zum dem Thema „Sogenannte Sekten und Psychogruppen” Gesetzesinitiativen zur Überwachung von religiösen Gruppen einbrachte, ließ eine kritische Betrachtung der kirchlichen Aktivitäten außen vor. Im Gegenteil: Die kirchlichen Sektenbeauftragten wurden als Experten geschätzt und hatten großen Einfluss auf die Kommission. Dass die Kirchen oftmals ähnliche Methoden wie die Sekten aufweisen und in ihren Machtstrukturen sich gleichen, wen interessiert das schon.
Apel schreibt in seinem Buch, dass unbequeme Konkurrenten um die Gunst der Gläubigen von den kirchlichen Sektenbeauftragten diffamiert werden, um nicht noch mehr Kirchenmitglieder zu verlieren. Der evangelische Apel fordert die Kirchen auf, sich dem Wettbewerb zu stellen und nicht als „Glaubens-TÜV” zu fungieren. Die Herausgeber des Buches - der Kirchenhistoriker Prof. Gerhard Besier und der Soziologe Prof. Erwin Scheuch - sehen durch die „Sektenjäger” die Religionsfreiheit in Deutschland bedroht. So würden nicht-kirchlichen Gruppierungen wie den Zeugen Jehovas der Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts verweigert.

Na, das Buch wird doch wohl nicht dafür plädieren, nun alle - auch die abstrusesten - Weltanschauungsgemeinschaften in öffentliche Körperschaften umzuwandeln und somit diesen Organisationen die Unterstützung des Steuerzahlers zukommen zu lassen. Ziel der Trennung von Staat und Kirche kann nur der umgekehrte Weg sein, nämlich keiner weltanschaulichen Gemeinschaft den Status zu- und den Großkirchen den Status abzuerkennen. (H. J.)
[Quelle: idea, 07.06.99]

 8. Juni 1999 · Religion: Geistlicher säte Hass

Vor neun Jahren wurde in Albanien das Religionsverbot aufgehoben und nicht nur die katholische Kirche hat den Hang zur Ausweitung ihres Glaubens. Auch die Moslems wollen das ehemals religionsfreie Land beackern. Seit einigen Jahren missionieren bei den Albanern islamische Geistliche aus Irak, Iran und Saudi-Arabien. Entsprechend wächst bei den Behörden die Furcht vor religiösem Terror der Fundamentalisten.
Ein islamischer Geistlicher aus dem Irak, der es mit der Mission zu weit trieb, wurde nun ausgewiesen. Statt Frieden zu predigen, säte der 39-jährige in Südalbanien Hass zwischen Moslems und den dort ansässigen 40 Prozent Christen. (H. J.)
[Quelle: dpa, 26.05.99]

 7. Juni 1999 · Religion: Riesenrummel für den Papst

Der Papst besucht mal wieder seine Heimat und ganz Polen dreht durch. Alles muss schöner, besser, größer sein. Für Papa Woityla ist nichts zu teuer und nichts zu kitschig. Die Städte, die das Rennen um eine Stippvisite des katholischen Oberhauptes gewonnen haben, versuchen sich gegenseitig mit monumentalen Bauten und Projekten zu überbieten.
In Elbin wurde eigens für den Papst auf dem Flughafen ein sieben Meter hoher Hügel aufgeschüttet. In Bydgoszcz wurde ein 32,5 Meter hoher Altar errichtet. Der Papst sitzt dort in sechs Meter Höhe zwischen einer Kopie des Sarges eines Heiligen und des nachgebauten Portals einer Kathedrale. Wie romantisch.
Was die anderen können, können wir schon lange, dachten die Bürger von Pelplin und stellten für den hohen Besuch ein 33 Meter hohes Kreuz auf, das in 20 Meter Höhe von zwei Schwänen gesichert wird. Die 33 Meter sollen übrigens auf das Alter von Jesus hinweisen. Ist doch klar, oder? Ach ja, und der päpstliche Thron steht vor einer riesigen Hostie mit zehn Meter Durchmesser. Die 60 Meter lange Treppe, auf die der Papst zum Altar wandelt, ist umkränzt von künstlichen Wasserfällen. Ist in Polen der Wahnsinn ausgebrochen?
Wer sich solche Art der Verehrung nicht leisten kann, ließ sich etwas anderes einfallen, um den Papst Johannes Paul II. zu beglücken. Der Ort Elk brachte „nur” 1,7 Millionen Mark auf. Dafür haben sie aber beschlossen, Empfängnisverhütungsmittel und künstliche Befruchtung zu verurteilen. Und in der Stadt Danzig ist während der Visite jede Plakatwerbung für Damenunterwäsche oder Strümpfe verboten - man gönnt dem Papst auch gar nichts.
Vereinzelt wagt mal ein Stadtrat auf die übertriebenen Kosten für das Spektakel hinzuweisen. Aber dann wird er ganz schnell von Regierung, Opposition und Kirche zurückgepfiffen. JP Two for ever! (H. J.)
[Stuttgarter Nachrichten, 06.06.99]

 6. Juni 1999 · Politik: Kein ordentliches Unterrichtsfach Religion!

In Berlin ist es um die Einführung von Religion als ordentliches Unterrichtsfach zu einem heftigen Streit zwischen den Koalitionspartnern SPD und CDU gekommen. Der Kultur-Staatssekretär von Pufendorf (CDU) hat mit der evangelischen Kirche einen Staatsvertrag geschlossen, der vorsieht, Religion als Wahlpflichtfach an den Berliner Schulen einzuführen. Dies würde bedeuten, dass diejenigen SchülerInnen, die nicht an dem Fach Religion teilnehmen wollen - und dies sind zur Zeit in Berlin etwa drei Viertel - den Unterricht in einem Ersatzfach besuchen müssen. Der Staatsvertrag wird erst gültig, wenn er von Senat und Abgeordnetenhaus bestätigt wird.
Die bisherige Regelung, dass Religion entgegen dem Grundgesetz kein ordentliches Fach ist, beruft sich auf die Bremer Klausel (§141, Grundgesetz). Danach darf Berlin wie in Bremen eine eigene Regelung treffen, weil das Berliner Schulgesetz von 1948 kein ordentliches Unterrichtsfach Religion vorsieht. Der Koalitionsvertrag von SPD und CDU sieht vor, dass in der Frage des Religionsunterrichts die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, wo dementsprechende Klagen anhängig sind, abgewartet wird. [1]

Die PDS hat sich in einer Presseerklärung vom 02.06.99 gegen die Einführung von Religion und Ersatzfächern als Wahlpflichtbereich ausgesprochen. Wenn es darum ginge, „Wissen über Philosophie, Ethik und Religionen zu vermitteln und Verständnis für ethische Fragen, politische, historische und kulturelle Zusammenhänge zu vermitteln, so müsse dies in der Schule in allen Fächern und fächerübergreifend in Projekten geschehen”. Die Einführung von Religion als Wahlpflichtfach würde die Trennung von Staat und Kirche im Berliner Bildungswesen aufheben. [2]

Zu den Ersatzfächern ist anzumerken, dass die Großkirchen diese vehement bekämpft haben, solange das Fach Religion gut besucht wurde. Seit aber immer mehr Schüler auf die kirchliche Missionierung verzichten wollen, wurde auf Drängen der Kirchen in vielen Bundesländern Pflichtersatzfächer eingeführt. Und der Einfluss der Kirchen sowohl auf den Lehrplan dieser Ersatzfächer als auch auf die Ausbildung der Lehrkräfte ist zum Teil recht groß.
Eine Ausnahme bildet das Fach Lebenskunde in Berlin, das vom Humanistischen Verband angeboten wird. Die Nachfrage nach diesem Angebot wächst trotz Freiwilligkeit, was den Kirchen ein Dorn im Auge ist. (H. J.)

[1] Berliner Morgenpost, 06.06.99
[2] Presseerklärung der PDS, 02.06.99

 5. Juni 1999 · Religion: Pat Robertsons Schottlandfeldzug gescheitert?

Von Zeit zu Zeit steht die Geldgier der einen im Widerspruch zum religiösen Fundamentalismus der anderen: US-Fernsehprediger Pat Robertsons geplanter 50-Millionen-Dollar-Deal mit der Bank of Scotland, der darauf abzielte, mittels einer neu zu schaffenden "Bank Direct USA" den fanatischen Anhängern Robertsons finanzielle Dienstleistungen anzubieten, scheint vorerst gescheitert. Grund sind Robertsons Äußerungen im Mai dieses Jahres: "In Europa ist das Schlagwort Nummer eins Toleranz. Homosexuelle sind ganz oben in den Medien ... Es ist kaum zu glauben, wie stark die Schwulen in Schottland sind. Es ist einfach unglaublich. Der Mangel an Glaubenstiefe in einem Land mit einer christlichen Geschichte wie Schottland ist erschreckend." Die BOS sah in dem Deal eine reelle Chance, einen Fuß auf den US-Markt zu bekommen - über die riesige Schäfchendatenbank Robertsons. (Das wäre natürlich eine eklatante Verletzung des Datenschutzes durch eine angeblich nicht-profitorientierte Religionsgemeinschaft.) Nachdem die Pläne für den Deal bekannt wurden, sanken die Aktien der Bank of Scotland, und prominente Kunden stiegen aus Protest gegen Robertsons diskriminierende Äußerungen aus. Um weitere Verluste zu verhindern, wollte BOS-Vorstand Peter Burt nach BBC-Berichten am Freitag den Deal in einem persönlichen Treffen für geplatzt erklären.

In den meisten Fällen allerdings vertragen sich Glaubens- und Finanzkapital ganz wunderbar. Für weitere Schlagzeilen sorgte Robertson nämlich mit einem Abbau-Abkommen zwischen seiner Freedom Gold Ltd. und Liberias Präsident Charles Taylor, von Menschenrechtsorganisationen wegen seines blutigen Regimes verurteilt. Freedom Gold-Sprecher Joseph Matthews sagte, Robertson wolle damit dem krisengeschüttelten Land wirtschaftlich wieder auf die Beine helfen. Das ist christliche Nächstenliebe in Reinkultur. (EMÖ)
[Quellen: American Atheists Newsletter vom 4.6.99, CNN-Bericht vom 2.6.99.]

 5. Juni 1999 · Politik: Zensurversuch gegen den Alibri-Verlag

Wir dokumentieren eine Pressemitteilung des Alibri-Verlags (EMÖ/R.H.):

2. Juni 1999 - Pressemitteilung
Anthroposophen versuchen erneut, Buch verbieten lassen

Der Bund der Freien Waldorfschulen will die weitere Verbreitung des im April im Alibri Verlag erschienenen Buches Rasse Mensch verbieten lassen. Das Buch zum gleichnamigen, am 14.4.1999 in 3sat ausgestrahlten Film beschäftigt sich mit verschiedenen Traditionslinien, an die der Rassismus anknüpfen konnte (u.a. in Anthropologie, Humanbiologie, Religion, Kunst) und auf wenigen Seiten auch mit dessen Wurzeln in der Esoterik (in diesem Zusammenhang kommt der Begründer der Waldorfpädagogik Rudolf Steiner vor).

Mit den von ihnen eingeleiteten juristischen Schritten versuchen die Anhänger Rudolf Steiners zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres, eine Veröffentlichung, die sich kritisch mit der Anthroposophie und den rassistischen und okkulten Tendenzen in Steiners Denken befaßt, vom Markt zu klagen. Ende Februar hatte das Landgericht München entschieden, daß die Titel Waldorf Connection und Erlöser in der damaligen Fassung nicht mehr verbreitet werden dürfen. Wie auch diesmal ging es damals fast ausschließlich um Zitate aus der Sekundärliteratur (teilweise seit Jahren erschienene Bücher), die nie juristisch belangt worden waren. Im Verlag wird deshalb davon ausgegangen, daß die Attacken der Anthroposophen darauf abzielen, den Verlag über permanenten juristischen Druck von der Bildfläche verschwinden zu lassen, da die Kritik esoterischer Heilslehren einen Programmschwerpunkt bei Alibri bildet. Bislang ist diese Rechnung nicht aufgegangen: in Kürze wird die zweite, in einigen Nebensächlichkeiten korrigierte Auflage von Waldorf Connection lieferbar sein.

Kontakt Alibri: Gunnar Schedel

 4. Juni 1999 · Religion: Bischöfe haben es manchmal schwer

Diese Erfahrung mußte auch ein spanischer Bischof aus Leon machen. Seine aufgebrachten Schäfchen verabschiedeten sich von ihm nach dem Kirchgang mit Buhrufen und faulen Eiern. Sie beschimpften ihn als „Lebemann“, „Pharisäer“, „Diktator“ und „Antichristen“.
Hintergrund dieser Wut war der Neubau einer Kirche und der Rücktritt des Gemeindepfarrers Juan Fernandez. Er zog sich von seinem Amt zurück, nachdem es Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Nutzung des alten Gebäudes gegeben hat. Der Pfarrer wollte das Gemeindehaus der alten Kirche für soziale Zwecke nutzen. Dem Bischof dagegen war mehr am Wohle der klerikalen Finanzen gelegen und hat die Räume an eine Supermarktkette vermietet.
Bleibt nur zu hoffen, daß sich die zornigen Gläubigen mal intensiver mit dem Finanzgebaren ihrer geistlichen Obrigkeit auseinandersetzen und die richtigen Schlüsse ziehen.... (T.S.)
[Quelle: WAZ, 23.03.1999]

 4. Juni 1999 · Religion: Glaube ist offenbar angeboren

Angeblich entscheidet genetisches Erbe darüber, ob Menschen religiös sind oder nicht. Zwillingsstudien sollen zeigen, dass Religion scheinbar in den Genen verankert ist. Unser genetisches Erbe soll für den Glauben ebenso wichtig sein wie Umwelteinflüsse.
Begründung: Um die Zusammenarbeit innerhalb eines Stammes zu fördern, war Nächstenliebe für unsere Vorfahren sehr nützlich. Sie baute Konfliktpotentiale ab – wichtige Punkte im menschlichen Überlebenskampf. [Quelle: Illustre Wissenschaft, Ausgabe 06/1999]

War nun die "Liebe zum Nächsten" zuerst da, oder die (daraus resultieren, christlichen) Religionen? (H.F.)

 3. Juni 1999 · Politik: Oranier-Orden wird zurückgepfiffen

Viele Jahre lang hat die anglikanische Kirche in Nord-Irland die Gewalttätigkeiten des protestantischen Oranier-Ordens beim traditionellen Marsch durch Portadown geduldet. Zum Teil wurden die Umzugsteilnehmer im Gottesdienst der Kirche von Drumcree noch aufgehetzt, so dass es zu schweren Ausschreitungen mit britischen Sicherheitskräften rings um die Kirche kam.
Damit es dieses Jahr am 4. Juli friedlicher zugeht, will die Kirche nun endlich strenge Verhaltensregeln für den Umzug aufstellen. Falls der Marsch von den Behörden verboten wird, soll sich der Oranier-Orden an die staatliche Anweisung halten.

Auslöser für das Umschwenken der Kirche war der Tod dreier katholischer Kinder bei einem Brandanschlag am 12. Juli letzten Jahres. Nach gewalttätigen Belagerungen der gesperrten Route durch Ordensmitglieder - sie durften nicht wie sonst durch ein katholisches Viertel zur Kirche ziehen -, kam es im Städtchen Ballymoney zu dem verheerenden Anschlag. Nun sind die Marschierer nur in der Kirche willkommen, wenn sie sich an die Gesetze halten. (H.J.)
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 02.06.99]

 2. Juni 1999 · Religion: Auf dass sich der Beutel fülle

Nun wollen auch die evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen beim verdienenden konfessionslosen Ehepartner eines Kirchenmitgliedes den Geldbeutel aufhalten. (Das gilt auch, falls der verdienende Partner einer Weltanschauungsgemeinschaft angehört, die ihre Beiträge nicht als Steuern vom Staat eintreiben lässt.) Das sogenannte „Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe” soll zum 1. Januar 2000 eingeführt werden. Grundlage der Berechnung für das Kirchgeld soll der Anteil am Familieneinkommen sein, das dem nichtverdienenden Partner zusteht.

Dagegen wird das alleinverdienende Kirchenmitglied selbstverständlich nicht entlastet, falls Ehepartner und Kinder ausgetreten sind, d.h. der Verdiener und Kirchensteuerzahler das einzige die Kirche nutzende Familienmitglied ist. Dort wird weiterhin der volle Beitrag vom Lohn kassiert. Ganz abgesehen davon, dass Verheiratete bei dieser Regelung schlechter abschneiden als Nichtverheiratete. Denn für diese gilt die Regelung nicht. Soweit zum Schutz der Ehe seitens der Kirche. (H.J.)
[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 02.06.99]

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