Religion: News "Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten." Arthur Schopenhauer |
Mann, hört mir bloß Weihnachten? Interessiert sich dafür tatsächlich noch jemand? Eigentlich nicht, aber die bourgeoisen Medien haben jedes Jahr nichts besseres zu publizieren als die Weihnachtspredigten der christlichen Führungsriege. Aufgerufen wurde dieses Jahr u.a. zur Solidarität mit jenen, die im Schatten stehen. Ein guter Anfang, um dieses Problem zu lösen, wäre es, die Kirchen abzureißen. Es gäbe mit einem Schlag etliche Schatten weniger auf dieser Welt. Der Mainzer Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, forderte mehr Solidarität und Bereitschaft zum Verzicht, dieses sei nämlich nötig, um der BRD die erforderliche moralische und politische Runderneuerung zu verpassen. Da spricht natürlich wieder unverhohlen diese typisch christliche Askese. Das Resultat ist dann eine Bevölkerung wie hierzulande, die nur noch mit verkniffenen Schweppes-Gesichtern durch die Gegend zuckelt. Lehmann prangerte dann auch noch die Marktwirtschaft an, einmal im Jahr dürfen die das, an Weihnachten genießen die Narren alle Freiheiten, Narrenfreiheit, sozusagen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, der Lehmann findet eine gesunde Portion Eigennutz und Gewinnstreben nicht automatisch verwerflich. Aber, und das möge man dann doch, bitte schön, berücksichtigen: „Ungezügelter Kapitalismus“? „Aggressiver Markt“? Also wirklich, nöhö, so geht das nicht, da müsse schon ein Ordnungsrahmen her, um das Soziale nicht auszugrenzen. Gesagt, nicht getan. Wie auch immer. Es schloß sich an die obligatorische Festtagsdrohung, nach der Kürzungen bei den kirchlichen Sozialleistungen aufgrund drohender Einnahmeverluste nicht mehr im Bereich des Unmöglichen liegen. „De facto zahlt nur jeder Dritte oder Vierte, der Mitglied der Kirche ist, Kirchensteuer, weil er kaum oder gar nicht Einkommensteuer zahlt. Dabei müsste die Kirchensteuer eigentlich eine Art Mitgliedsbeitrag sein.“ Sprach’s und verzog sich beleidigt in seinen Kirchturm. Same procedure as every year. Äußerst grimmig beging der Limburger Bischof Franz Kamphaus das Weihnachtsfest. Er gönnte den Menschen nicht einmal ein rudimentäres Weihnachten. Für ihn ist Weihnachten lediglich eine Inszenierung, ein „Kuschel-Event für Harmoniesüchtige“. Und erst der ganze Hokuspokus mit den Träumen: „Statt dass Gott Mensch wird, wird Weihnachten zur realitätsfernen Träumerei.“ Wer keine Probleme hat, erträumt sich welche. Ganz anders Josef Homeyer, der katholische Bischof von Hildesheim, der in seiner Predigt ein Bündnis, nein, nicht für Arbeit, sondern ein Bündnis der Hoffnung anmahnte. Hoppla, das klingt ja richtig originell, denn die Message zu Weihnachten sei die „Geschichte der Sehnsucht und der geretteten Hoffnung“. Wenn das nicht hoffen läßt. Und erst seine Definition für die christliche Nacht der Nächte: „In diese Nacht gehören alle Lieder des Lebens, die gegenwärtigen und die vergessenen, alle Träume, die bunten und die wiederkehrenden, alle Mühe und alle Leichtigkeit.“ Da sollten sich der Kamphaus und der Homeyer mal kurzschließen, wie das denn nun ist, mit den Träumen und den Lebensliedern und der unerträglichen Leichtigkeit des Seins. Schon besser dagegen der evangelische Bischof von Magdeburg, Axel Noack: „Misstrauen ist angesagt gegen alle, die uns versprechen, den Himmel auf Erden schaffen zu wollen.“ Da will man schon lachen, weil man meint, jetzt kloppen die Evangelen und die Katholen wieder aufeinander ein, aber gemeint war gar nicht die Konkurrenz, sondern, wie schade, nur das tagespolitische Geschehen. Vom tiefen Fall des Polit-Sauriers Helmut Kohl will natürlich auch der kleine Pfaff’ profitieren. Laut Noack sind bedeutende Persönlichkeiten (hmm? Ob der wirklich den Kohl damit meint?) Menschen mit Schwächen und Fehlern, die nicht zu kleinen „Göttern“ stilisiert werden dürften: „Bekannte Politiker müssen zugeben, sich Familienfeiern haben sponsern zu lassen, schwarze Konten geführt zu haben und möglicherweise wichtige politische Entscheidungen von lukrativen Zuwendungen zur eigenen Partei abhängig gemacht zu haben.“ Die Gier nach persönlicher Bereicherung ist im Kapitalismus systemimmanent. Daß Noack diese Raffke-Mentalität als „Enttäuschung“ bezeichnet, zeigt, wie wenig er begriffen hat. Einer von der begriffsstutzigen Art ist auch Heinrich Herrmanns, der evangelische Bischof von Schaumburg-Lippe. Er sieht das größte Problem darin, daß es im Land keine positive Grundstimmung gibt: „Es herrscht keine Begeisterung, es gibt um uns her keine intensive Aufbruchstimmung, keine hohen Ziele, die sich große Teile des Landes zu Eigen machen. Es erscheint vieles so mühsam, so zäh, und nicht weniges löst Enttäuschungen aus.“ Enttäuschung löst zuallererst die Existenz der Kirchen aus, merk Dir das gefälligst, Herrmanns! Aber Herrmanns wäre ja kein richtiger Pfaffe, wenn er nicht auch gleichzeitig eine bibelkonforme Lösung in der Bethand hätte: „Durch manche mürrische Zwischenstimmung hindurch, die einen befallen kann, leuchtet Gottes Zusage, dass er mit uns geht.“ Sehen Se, so einfach isses. Sowieso, das Licht muß dieses Jahr der absolute Renner gewesen sein auf den Grabbeltischen des christlichen Ausverkaufs. Der evangelische Regionalbischof Dekan Michael Bammessel, Nürnberg, unterwarf sich sogar der Mühe, zwei Blicke auf dieses Land zu schmeißen. Und als er das erste Mal hinsah, da sah er ein „glitzerndes Land“. Und als er das zweite Mal hinsah (für gewöhnlich der Blick, der dann unter die Oberfläche zielt, aber vielleicht auch schon geblendet von der glitzernden Oberfläche), da sah er ein „finsteres Land“. Uns was er sah, das gefiel ihm nimmer: Bankräuber allerorten, als Schüler getarnte Mordbuben und einen gesetzesbrechenden Ex-Kanzler. Aber das Schlimmste, das sah er nicht: Einen radebrechenden Pfaffen! „Wir sind ein Volk, das im Finstern wandelt.“ Und Weihnachten bedeute doch, das Licht anzuschauen (reicht eine Blendung wirklich nicht?) und sämtliche „dunklen Ecken“ zu vergessen. Noch mehr Dekorationsbeispiele aus dem klerikalen Leuchten-Studio? „Das ist ja das Erstaunliche, das Wunder, dass Menschen immer wieder Licht sehen konnten in der Finsternis“, sagte Bischöfin Käßmann in der Marktkirche in Hannover. Für gewöhnlich betätigt man dazu einen Lichtschalter. Aber halt, der Bischöfin schwebt natürlich Größeres vor den in gleißendes Licht getauchten Augen. Denn das Weihnachtsfest habe immer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wachgehalten – auch in Zeiten von Hunger, Krieg und Gerechtigkeit. Kann mich nicht erinnern, daß es jemals eine Zeit ohne Hunger, Krieg und Ungerechtigkeit gab. Deshalb ist, laut der Bischöfin, Weihnachten so wichtig, weil es Millionen Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Die Käßmann: „Es ist an der Zeit, endlich an das zu denken, worum es Weihnachten wirklich geht: an das Geschenk der Nähe Gottes.“ Das heißt: Nichts mit gefüllten Bäuchen, Frieden und Gerechtigkeit, sondern nur der Verweis auf ein besseres Leben in einer vagen Zukunft, am besten im Jenseits. Also ist Weihnachten nicht mehr als der sprichwörtliche Schiß in die Hand. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, forderte, etwas militant, die Verweigerungshaltung gegen die Weihnachtsbotschaft zu durchbrechen. Fragt sich nur womit? Mit Krupp-Stahl? Meinen atheistischen Panzer bricht niemand! Sicher war sich der Kardinal in diesem Punkt: „Wir sind nicht dem Verderben und dem Untergang ausgeliefert.“ Mit euch Brüdern schon. Richtiggehend einfallslos klingt dagegen das Geseiere des Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche, Johannes Friedrich, irgendwo in Bayern oder so, dem das Wohl der Kinder am Herzen liegt. „Es gibt nichts Wichtigeres als das Wohl unserer Kinder.“ Wer könnte diesen Satz nicht unterschreiben? Immer diese Allgemeinplätze. Aber das kann der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, besser. In einem Interview mit der WELT vom 27. Dezember 1999: „Die Einheit von Mann und Frau, die im Kind zum Dreierbund wird, ist eine der deutlichsten irdischen Entsprechungen des Mysteriums der Dreifaltigkeit. Wer Gott nicht kennt, kennt auch nicht mehr den Menschen. Darum ist heute eine solche Verwirrung in Bezug auf Ehe und Familie festzustellen.“ Klingt vollkommen logisch. Noch besser ist diese Stelle aus dem Interview: „Eines der größten Defizite christlichen Bewusstseins ist heute das mangelnde Sündenbewusstsein. Das hängt mit der Ausgrenzung Gottes aus dem gesellschaftlichen Leben zusammen. Indem der Mensch sich selbst an die Stelle Gottes setzt, bestimmt er, was gut oder böse, was recht oder unrecht ist. Wenn er selbst zum Gesetzgeber wird, schafft er nur Gesetze, an denen er nie selbst scheitern wird.“ Der Umkehrschluß bedeutet dann, daß mensch an den Gesetzen Gottes, die, das wissen wir, auch nur von Menschen stammen, zum Scheitern verdammt ist. Da macht das Leben noch Spaß. (Wie war das mit den Schweppes-Gesichtern?) Aber Meisner ließ sich auch in seiner Weihnachtspredigt nicht lumpen und hing diversen Großmachtsphantasien hinterher. Erst das Gejammere, daß die Kirche in vielen (!) Teilen der Welt zu einer Minderheit geworden sei. Aber diese Entwicklung, da ist er ganz der normale pfäffische Protzer, werde sich umkehren und, das läßt sich dann wohl nicht umgehen, zu einem neuen Aufbruch führen. Einmal in Rage, prophezeihte er dann noch schnell, quasi im Handumdrehen, eine neue Evangelisierung auf den alten, fast ungläubig gewordenen Kontinenten. Zuversicht hat der Mann ja, das muß man ihm lassen. Wolfgang Huber, der mit allen Waschmitteln gehuberte Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, sah ungelöste Aufgaben im Zusammenleben der Völker, Stichwort: Tschetschenien blablabla, setzt aber die Hoffnung und das Vertrauen in Gott, das stärker sein sollte als die Angst, dagegen. Das klingt fast wie der Käse der Käßmann (siehe irgendwo weiter oben im Text). Aber beim Huber klingt das alles noch viel besser: „Für die Verhältnisse in unserer Welt brauchen wir uns nicht zu entschuldigen. Denn Gott lässt sich auf diese Verhältnisse ein, er wird Mensch. Gott nimmt an unseren ungelösten Fragen teil, er wird zum Kind in der Krippe.“ Ein Kindskopf war der Huber schon immer. Und Polen-Paule, der Obermotz der bösen Brut, will doch tatsächlich den Ablaßhandel wieder einführen. Nicht so richtig, freilich, nur so tralala, damit den Frömmelnden nicht gleich der Himmel zu Kopfe steigt und der Christen Fähigkeit zum Bösen hemmungslos hervorbricht. Aber ist das tatsächlich eine gute Idee? Nein. Eine gute Idee wäre es, der Papst gibt heute, am 31. Dezember 1999, wenige Stunden vor Mitternacht den Löffel ab und der ganze klerikale Schrotthaufen driftet führungslos ins nächste Jahrtausend. DAS hätte Symbolcharakter! Aber den kriminellen Kasperkappen würde das wahrscheinlich gar nichts ausmachen. Die würden dann ganz einfach dem Leichnam ein paar Schnüre um Arme und Kopf binden und auf dem Balkon des Vatikans die Puppe tanzen lassen. Hauptsache der (Heiligen-)Schein wird gewahrt. Guten Rutsch
mit diesem Weihnachtsscheiß auf!
(Christian Barduhn am 23. Dezember 1999)
Fehlen darf im betroffenheitsbesoffenen Reigen natürlich nicht Manfred Kock, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in der BRD. Bedeutungsvoll salbaderte er: „Dieser Jahrtausendwechsel verdient seine besondere Bedeutung nur, wenn er mehr sein wird als eine festliche Inszenierung für Wohlhabende.“ Mal abgesehen davon, daß diesem Jahrtausendwechsel überhaupt keine Bedeutung beigemessen werden sollte, ändern wird sich schließlich nischt, weiß man ja, von welch wohlhabenden Fatzkes diese Aussage kommt. Aber, und, hey, Kock zeigte doch tatsächlich so etwas wie einen luziden Moment als er sagte: „Es kommt darauf an, jene Lebenssituationen zu verändern, die insbesondere in den Städten den Nährboden für Gewalt bilden.“ Damit hat er die Ursachen der urbanen Gewalt zumindest besser erkannt als die bourgeoisen Feuilletonschmierfinken, die die Ursachen für diese städtische Gewalt nur in den Medien verorten wollten. Aber unterlaufen wird diese Aussage durch ein kirchentypisches Eigentor. Huber verstieg sich doch glatt zu der Aussage, daß an dem kalten, von Machtstreben und Besitzdenken geprägten Klima die Menschen innerlich und äußerlich zu Grunde gingen. Jetzt weiß man endlich, woher der desolate Zustand der Kirchen rührt. Danke, Manfred. Aber Manna-Manni hat noch mehr auf Lager: „Uns Christen verbindet mehr als uns trennt.“ Klar, die Geldgier – sonst nichts.
C.B.
Das Jubeljahr der katholischen Kirche hat mit Öffnung der Heiligen Pforte im Vatikan begonnen. Und damit der Rubel in den nächsten 371 Tagen auch ordentlich rollt, wurde das Großereignis in allen Medien herausragend gewürdigt. Nicht berichtet wurde in den Massenblättern von einer Aktion der Gruppe "Freie Christen für den Christus der Bergpredigt", darunter auch Deutsche. Die Kirchenkritiker verteilten während der Feierlichkeiten auf dem Petersplatz antiklerikale Informationsschriften - und wurden prompt verhaftet. Die Kriminalpolizei und sogar die Anti-Terror-Einheit waren sofort zur Stelle, rissen die Flugblätter an sich und durchsuchten die Hotelzimmer der Festgenommenen. Die Freien Christen beklagten die Ablasspraxis der katholischen Kirche und wiesen darauf hin, dass die Kirche für deren Verbrechen der vergangenen 2000 Jahre noch keine Wiedergutmachung und Entschädigung erbracht habe. Nach Aussage der verhinderten Protestler hätten die Polizisten später auf der Wache bekundet: "Der Inhalt [der Informationsschriften] entspricht zwar der Wahrheit, doch an einem Abend, an dem die ganze Welt nach Rom blickt, könnt ihr sowas nicht verteilen." Der schöne Schein muss gewahrt bleiben und alle spielen mit: Kirche, Staat und Medien. - Die Deutsche Botschaft in Rom erwirkte mittlerweile die Freilassung aller Festgenommenen. (H.J.) [Quelle: ots, 28.12.99]
Papst Johannes Paul II. kann sich über ein ganz besonders wertvolles Weihnachtsgeschenk freuen. Heiligabend soll er den Platz vor dem Petersdom in seinem neuen Papamobil überqueren. Das Gefährt kostet umgerechnet fast drei Millionen Mark. Das berichtet das italienische Auto-Magazin "Quattroruote". Das fürstliche Geschenk überreichte der Automobilriese Fiat dem Papst anlässlich des hundertsten Jahrestages der Firmengründung. Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk - Newsletter
Künftig wird sich das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem gepanzerten Unikat aus dem Hause Lancia fortbewegen, das die Kennzeichen "SCV 1" für "Stato della Citta del Vaticano" trägt. Für den päpstlichen Segen kann das Dach des Luxusfahrzeuges geöffnet werden. Zu der Komfortausstattung gehört natürlich auch ein Telefon.
Wieder einmal ist es fraglich, ob der Papst auch nur annähernd im Namen des Herrn handelt. Jesus hätte sich wohl etwas Sinnvolleres gewünscht. Selbst angesichts des zweitausendsten Jubiläumjahres kümmert man sich kaum um die ursprünglichen christlichen Werte. (G. S.)
Anfang November fand in Duisburg nach dem Erfolg im letzten Jahr wieder eine "Antiklerikale Woche" in statt. Geladen waren einmal mehr erlesene Gäste. Der Humanist berichtet. (H.J.)
Gleich auf der Hauptseite des Internet-Angebots der "Alleinseligmachenden" [2] befindet sich das fragwürdige Video: Ein Junge, höchstens drei Jahre alt, nicht nur sexuell, sondern auch körperlich mißbraucht mit an seinem Rücken befestigten Vogelflügeln, der apathisch lächelnd und nur mit einer Unterhose bekleidet (was in den fortschrittlichen USA immerhin zur Zensur von Calvin-Klein-Unterwäschewerbung reichte) rhytmische Bewegungen eindeutig sexueller Natur durchführt. Die wirklichkeitsnahe Darstellung (im Sinne des § 184 StGB ausreichend zum Verbot wegen Kinderpornographie) ist zweifellos geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren! Noch skandalöser ist die Tatsache, daß das Motiv eindeutig darauf ausgerichtet ist, pädophile Käuferschichten innerhalb des Mitgliederkreises der Sekte anzulocken: "SPEZIAL" steht über dem Bild in Großbuchstaben, und auf der nächsten Seite wird dem heiß gemachten Internet-Surfer eine CD zum Verkauf angeboten, welche sich mit dem sekteneigenen Ritual "Weihnachten" (oft eine Gelegenheit, die eigenen Kinder mit Geschenken gefügig zu machen) befaßt. Kinderpornos als Lockvogel für den Kommerz, das hatten wir doch in anderer Form schon beim Stern! Gerade das feministische Bollwerk gegen den neuen Pornographismus, die Emma, ist nun aufgefordert, einen Prozeß anzustrengen! Auch die engelhafte Darstellung entspricht dem pädophilen Interessenprofil, ist doch bei kinderpornographischen Darstellungen immer wieder das Kind als gott- oder engelsgleich abgebildet, das "Kind als König", in Wahrheit natürlich als jederzeit bereites (wie auch die nicht endenden wollenden rhythmischen Bewegungen des "Engels" ausdrücken sollen) Sexualobjekt für den Pädophilen oder Päderasten. Gerade angesichts der Prävalenz pädophiler Netzwerke innerhalb der katholischen Kirche (man denke an die zahllosen Skandale im In- und Ausland, bei denen Kinder durch Priester sexuell mißbraucht wurden) ist dieses Vorgehen der Kirche eine Unverfrorenheit und ein Schlag mit der hohlen Faust von hinten durch die Brust ins Auge aller Kinderschützer. Jetzt ist der Staat gefordert, einzuschreiten. Pornographische Propagandaschriften der Sekte sind zu verbieten (z.B. der gewaltpornographische Klassiker der sekteneigenen Literatur, die sog. "Bibel", in der Männer, Frauen und Kinder zu Tausenden abgeschlachtet werden), und der Webserver ist zumindest zeitbegrenzt zu schließen. Alle Gebäude der Sekte und ihrer Mitglieder sollten nach kinderpornographischem Material, insbesondere den euphemistisch als "Engelsfiguren" bezeichneten sexuell aufreißerischen Darstellungen wie der hier abgebildeten, durchsucht werden. Im Interesse der Kinder sollten die entsprechenden Personen bei erwiesenem Besitz kinderpornographischen Materials sofort in Haft genommen werden. Zum Schutze der Gesellschaft ist möglicherweise die chemische Kastration aller Katholiken langfristig erstrebenswert. Kirche, Du hast den Bogen überspannt! (EMÖ) [1] dpa, 8.12.1999
Skandal! Gerade ist die deutsche Dezember-Ausgabe der Modezeitschrift Vogue wegen Kinderpornos auf dem Index gelandet [1], da demonstriert ausgerechnet die katholische Kirche einstmals die oberste moralische Instanz in Deutschland nach dem BDI in aufreißerischer Manier eine Haltung zum Thema Pädophilie, die man seit dem Ende der finsteren Antike und dem Beginn des goldenen Mittelalters überwunden glaubte.
[2] www.kath.de
In London grassiert das Weihnachtsfieber. Cliff Richards stürmt - trotz Boykotts der Radiosender und seiner Plattenfirma - mit seinem "Millenium-Prayer", ein musikalisch grauenvolles Vater-Unser, die Charts. Und das zwingt die britische Intelligentsia in einschlägigen Zeitungen und Fernsehsendungen erschrocken zu der Frage, wie der massenmediale Wiederaufstieg des fundamental-christlichen Schlagerstars, wiedergeborener Christ und Freund Billy Grahams, mit dem Image eines modernen liberalen Großbritannien in Einklang gebracht werden kann. Um die Gunst der Stunde zu nutzen, ruft Sir Cliff jetzt ganz Britannien zum Gottesdienst auf. [1] Aber was erwartet die Christen in der Kirche? In der St. Mary's Bredin-Kirche in Canterbury zum Beispiel wird ein modernes Krippenspiel aufgeführt: Die Engel, dargestellt von Kindern der Gemeinde, schießen mit Spielzeugpistolen in James-Bond-Manier auf alle, die sich einer Verbreitung der Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu in den Weg stellen. Der Pfarrer meinte, durch die 40 "wild um sich schießenden Kinder" in dem Stück "Secret Angels" werde die Geschichte auch für Zehn- bis 14-Jährige "relevant". Die "Regisseurin" der Aufführung, Alis Vile, selbst Mutter zweier Kinder, ist über den Protest des zuständigen Erzbischofs, der eine Untersuchung eingeleitet hat, verwundert: "In der Bibel wird ganz deutlich, dass die Engel Funken sprühende Schwerte tragen - und Pistolen sind dazu nur das moderne Gegenstück." Engel seien "die Kämpfer Gottes und nicht mit Lametta und Ballettröckchen bekleidete Figuren", meinte sie. Die Idee der mit Waffen ausgerüsteten Agenten-Engel soll übrigens von den Kindern selbst stammen. Da scheint doch die Ausgabe des "Wort Gottes" als spezielle Kinderbibel, in der alles Gewalttätige der Bibel herausgeschnitten wurde bzw. umformuliert wurde, überflüssig zu werden. [2] [1] Berliner Zeitung, 08.12.99
[2] dpa, 07.12.99
Im November referierte Helmut Steuerwald beim Bund für Geistesfreiheit Fürth über den "Mythos Weihnachten - Geburt des Jesus-Kindes?". Er zeigte auf, dass die Geburtslegenden nicht originär christlich sind, und erklärte, warum Weihnachten ausgerechnet am 25. Dezember gefeiert wird. Der Humanist berichtet. (H.J.)
"Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl, Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht, durch Strafe und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten. Es ist also verständlich, dass die Kirchen die Wissenschaft von jeher bekämpft und ihre Anhänger verfolgt haben." (Albert Eistein, Physiker, 1879-1955) Diese und viele andere Zitate finden sich in unserer umfangreichen Zitatensammlung. (H.J.)
Über eine Stunde dauerte die mündliche Urteilsbegründung von Amtsrichter Helmer Heinke am Montag Abend: Der Vorrang der Schulpflicht vor dem Elternrecht sei durch das Wohl des Kindes gerechtfertigt, sagte der Vorsitzende, nachdem er nach umfangreicher Beweisaufnahme den Bussgeldbescheid des Landratsamtes Roth gegen ein Elternpaar aus der Gemeinde Kammerstein bestätigt hatte. Insgesamt vier Verhandlungstage und die Vernehmung einer Vielzahl von Zeugen waren erforderlich, ehe Richter Heinke das Urteil verkündete. Gegen dieses können die Eltern nun nur noch Rechtsbeschwerde zum Bayerischen Obersten Landesgericht einlegen. Nach umfangreicher Beweisaufnahme verwarf Amtsrichter Helmer Heinke jedoch die Begründung der Eltern für ihre Weigerung. Die Kinder seien verpflichtet, die Schule zu besuchen und die Erziehungsberechtigten müssten dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder dieser Schulpflicht nachkommen. Der Besuch der Regelschule könne nur umgangen werden, wenn die Kinder zum Besuch einer staatlich anerkannten Privatschule angemeldet seien. Doch dies sei hier nicht gegeben. Die Privatschule, die die Beschulung der drei betroffenen Kinder vornehme, sei im Bundesland Bayern nicht anerkannt, führte Richter Heinke aus. Weiterhin stellte der Richter in der Urteilsbegründung nicht in Abrede, dass es an Schulen Gewalt, Drogenmissbrauch oder sexuelle Belästigung gebe. Dies seien Erscheinungen der Gesellschaft und des Zusammenlebens. Der Staat habe aber Sanktionsmöglichkeiten. Die Schule sei beileibe kein Ort gesteigerter Gewalttätigkeit. Damit könne den Eltern aber auch keine „rechtfertigende Pflichtenkollission“ zugebilligt werden, so der Richter. Das Grundgesetz fordere keine Toleranz gegenüber einer bestimmten religiösen Überzeugung, sondern allgemein gegenüber religiösen Überzeugungen, leitete Richter Heinke zum Komplex Okkultismus und Spiritismus in der Schule über. Toleranz könne man aber nur üben, wenn man auch von anderen Überzeugungen gehört habe, so der Vorsitzende. Um unterstellen zu können, dass Schamanismus, Hinduismus und Buddhismus an bayerischen Schulen gelehrt würden, müsste man davon ausgehen, dass dies auf meditative und spirituelle Art geschehe. Doch dafür habe die Beweisaufnahme keinerlei Anhaltspunkte ergeben. Als einziges sei dabei in Erscheinung getreten, dass möglicherweise harmlose Elemente daraus in bayerischen Schulen angetastet worden seien. Elternrecht sei auch Elternpflicht, so der Richter, und dieses reiche auch in die Schule hinein. Es gebe kein ausschließliches Erziehungsrecht der Eltern. Das Elternrecht werde durch die allgemeine Schulpflicht verfassungsgemäß eingeschränkt. Wenn sich Eltern der Schulpflicht ihrer Kinder widersetzten, gefährdeten sie den weiteren Lebensweg der Kinder auf das allerschwerste, so Richter Heinke. Man wolle, dass die Kinder im Glauben aufwachsen und nach dem Evangelium erzogen würden. „Wir handeln aus Gewissensgründen und können nicht anders handeln als wir bisher handeln“, fügte der Vater noch an. Werden durch Religionslose aus weltanschaulichen und bundesverfassungskonformen Gründen einzelne Kruzifixe aus bayerischen Schulen entfernt, geht ein Aufschrei durch das Bayernland – werden Kinder durch gläubige Elten aus dem Schulpflichtsystem entfernt, findet dies gerade ´mal ein Echo in der Lokalpresse. (H.F.) [Quelle: "Schwabacher Tagblatt" vom 24.11.1999]
Das christliche Ehepaar weigert sich beharrlich, ihre drei Kinder in die Grundschule zu schicken. Hintergrund: Die tief religiösen Eltern haben angeführt, in bayerischen Schulen würden spiritistische und okkultische Inhalte vermittelt, außerdem gebe es Gewalt und sexuelle Belästigung.
Die Schule, so argumentierte der Richter aber in seinem Urteil, werde von allen Tendenzen menschlichen Zusammenlebens erfasst und müsse sich damit auseinander setzen, stehe allem nicht ohnmächtig gegenüber. Die gläubigen Eheleute haben bislang ihren Nachwuchs nicht zum Unterricht geschickt und haben damit gegen Bestimmungen des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes verstossen, das eine Schulpflicht begründet. Das zuständige Landratsamt reagierte mit Bußgeldbescheiden, die die Eltern jedoch nicht akzeptierten, so dass es zur Verhandlung vor dem Schwabacher Amtsgericht kam.
Da der Richter die „christlichen“ Motive der Eltern durchaus anerkannte, reduzierte er die Höhe der Geldbuße deutlich. Während das Landratsamt Roth 1000 Mark für jedes Kind gefordert hatte, müssen die Eltern nun eine Buße von 250 Mark je Kind bezahlen. In seinem Schlusswort hatte der Vater nochmals darauf hingewiesen, dass man die Kinder im Glauben an Gottes Sohn, Jesus Christus erziehen wolle und dabei das Wohl der Kinder im Auge habe. Man müsse feststellen, so der Mann, dass Esoterik schleichend Einzug in die Schulen halte, Sexualerziehung geschehe in der Schule auf eine immer schamlosere Art und Weise, klagte der religiöse Familienvater.
Das Landratsamt wartet nun ab, ob das Urteil des Schwabacher Amtsgerichts Rechtskraft erlangen wird. Auf jeden Fall werde man dann die Schulpflicht der Kinder durchsetzen. Das kann nach den Worten des juristischen Vertreters des Landratsamtes auch so weit gehen, dass man eine Beschränkung des Aufenthaltsbestimmungsrechts für die Dauer des vormittäglichen Unterrichts gegenüber den Eltern durchsetzen wolle.
Endgültig ist geklärt: Es ist möglich und sogar einfach, das Kruzifix aus Bayerns Schulen entfernen zu lassen. Im April 1999 hat das Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz klargestellt:
Das Bundesverwaltungsgericht weist also eine religiöse Bevormundung durch den Staat zurück und ermuntert jede/n zu ernsthafter Selbstbestimmung. Diese Regeln gelten sowohl für die Volksschulen als auch für die weiterführenden Schulen.
Daran will sich auch das Kultusministerium in München halten. Auch an Gymnasien und Realschulen im süddeutschen Bundesland Bayern soll künftig den Wünschen von Eltern auf Abhängen der Kruzifixe stattgegeben werden. Zwar gelte das Kruzifix-Gesetz nur für Grund- und Hauptschulen, erklärte das Kultusministerium im Oktober. Da aber das Bundesland bei Streitigkeiten vor Gericht keine Aussicht auf Erfolg sehe, werde die Regelung auch bei den anderen Schulformen angewandt. Aus diesem Grund musste auch das Gymnasium Bad Aibling in Oberbayern dem Kruzifix-Gegner Josef Obermeier nachgeben und die Kreuze im Klassenraum seiner Tochter abhängen.
Auslöser des erneuten Streits war der Wechsel von Obermeiers Tochter von der Grundschule in Bruckmühl bei Rosenheim auf die weiterführende Schule in Bad Aibling. Nachdem der Vater bereits an der Volksschule das Abhängen erstritten hatte, beantragte er zu Schuljahresbeginn auch eine einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht München, um die religiösen Symbole im Gymnasium entfernen zu lassen.
In seinem Aufsehen erregenden "Kruzifix"-Urteil hatte das deutsche Verfassungsgericht 1995 die damalige Regelung des Freistaats zum Anbringen der Kreuze aufgehoben. Daraufhin erließ Bayern eine "Kruzifix"-Verordnung, die die Kreuze in Volksschulen weiterhin vorschreibt, aber eine Widerspruchsregelung einführte.
In Streitfällen soll demnach versucht werden, eine gütliche Einigung zwischen Schulleitung und Erziehungsberechtigten zu finden. Letztlich entscheidet das Schulamt. Im April dieses Jahres hatte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin das bayerische Gesetz als verfassungskonform bestätigt, den Leiter der Volksschule in Bruckmühl allerdings dazu verpflichtet, das Kreuz in den Klassenzimmern von Obermeiers Tochter zu entfernen.
Wie geht man vor? Mit dem Wunsch, das Kreuz aus dem Klassenzimmer Ihres Kindes entfernen zu lassen, müssen Sie sich an die Schulleitung wenden. Die "Arbeitsgruppe für Trennung von Staat und Kirche" hat einen Musterbrief entworfen, dessen Formulierung nicht auf Konfrontation angelegt ist, sondern der an das Verständnis der Verantwortlichen appelliert.
Hier geht's zum Musterbrief, der auch über den "Bund für Geistesfreiheit" als Word-Dokument abgerufen werden kann.
[Quellen: bfg, 23.11.99; dpa, 21.10.99]
"...und doch meine ich, dass es auch in unserer so heterogenen Gesellschaft feste, von allen akzeptierte Werte geben muss, Werte, die nicht von ungefähr ihre Basis haben im Christentum, das ja das Fundament der bayerischen Kultur bildet. Dostojewskis Worte "Wenn es Gott nicht gibt, dann ist alles erlaubt" konnten niemals überzeugend widerlegt werden. Daher besitzen die in der Bayerischen Verfassung genannten obersten Bildungsziele „Ehrfurcht vor Gott“ und „Achtung vor religiöser Überzeugung“ nach wie vor volle Berechtigung und müssen an den bayerischen Schulen engagiert vermittelt werden. Gerade weil heute weltanschauliche Konturen zunehmend verschwimmen und einfache Erklärungen schon längst nicht mehr greifen, brauchen unsere Kinder und Jugendlichen einen festen Orientierungsrahmen, den ein lebendiges Christentum anbietet." (Monika Hohlmeier, Staatsministerin für Unterricht und Kultus in Bayern).
[Quelle: "aufgeschlossen", Evangelisches Magazin für Bayern 1999/2000]
Nun denn, auf zum grossen Missionieren an bayerischen Schulen. Wie war das doch...Brot und Spiele, respektive: Wasser für das Volk, Wein... äääh Schreiber-Millionen für die Politiker. - Bringt mir den Spucknapf herbei! (H.F.)
Die "erwürdige" und mit 1.400 Plätzen großräumig erbaute Lorenzkirche in der Nürnberger Innenstadt wird nun offenkundig zu klein. Nicht immer, aber immer öfter. Gerade zur Weihnachtszeit, wenn auch die Taufscheinchristen die Kirchenchöre füllen, wird es eng in den Reihen der scheinbar Gläubigen. Doch nicht nur dann. Auch wenn Königin Sylvia aus Schweden anreist, um am Nürnberger Friedensmahl teilzunehmen, platzt das Gotteshaus aus allen Nähten.
Am 21.11.1999 ist es nun wieder soweit: Der frühere Nürnberger Dekan, Johannes Friedrich wird in sein neues Amt als evangelischer Landesbischof eingeführt. Doch in dem göttlichem "Volksdom" werden nur wenige ausgesuchte Nürnberger zu finden sein. Die Mehrzahl der Plätze bleibt für geladene Gäste aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft, den Mitgliedern der Landessynode und den Vertretern aus den 72 Dekanatsbezirken Bayerns vorbehalten. Für das Nürnberger Dekanat blieben gerademal 30 Einlasskarten.
Doch die (Platz-)Not macht erfinderisch. Für die Nürnberger Gäste haben sich die Organisatoren – Kaufmannstradition verpflichtet eben – etwas Ausgefallenes und einfallen lassen. Ein Ausweichquartier ganz besonderer Güte:
Die Amtseinführung des Landesbischofes wird aus der Kirche live in die große Kundenhalle der Stadtsparkasse übertragen!!
Dabei soll jedoch den versammelten (gläubigen) Gästen keineswegs nur eine "Video-Session" geboten werden. Dass sie hier, wenn`s ums Geld geht, an einer guten Adresse sind, wollen Posaunenbläser vergessen lassen. Und an einem Altar, vermutlich dem ersten in einem Nürnberger Kreditinstitut, wird Kreisdekan Karl-Heinz Röhlin die Besucher zum Abendmahl einladen.
Es geht eben nichts über gute (Bank-)Verbindungen. (H.F.)
[Quelle: Nürnberger Nachrichten, 09.11.99]
Die evangelische Kirche ist um zwei Mitglieder ärmer. Der ehemalige SPD-Kriegsminister Hans Apel und seine Frau kehrten dieser Tage der nordelbischen Kirche den Rücken.Wer nun glaubt, bei den Apels sei die Vernunft ausgebrochen, der muß enttäuscht werden. Ganz im Gegenteil, die Apels bezeichnen sich auch weiterhin als aufrechte Christen, die von der evangelisch-lutherischen Kirche enttäuscht sind. „Besonders peinlich hat uns die Neigung der Nordelbischen Kirche berührt, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen“, sagte Hans Apel dem Hamburger Abendblatt. Peinlich, die Intoleranz dieses feinen bigotten Christenpaars, intoleranter als manche Kreise der Kirche selbst. O-Ton Apel: „Die kirchliche Segnung von Pastor Jarchow und seines Weggefährten ist dafür nur ein letzter Beleg. Bis heute haben wir vergeblich auf eine Stellungnahme der Kirche gewartet. Das Maß ist voll. Meine Frau und ich treten aus.“ Und weiter: „Seit Jahren verfolgen wir mit wachsender Sorge, wie Tagespolitik und gesellschaftliche Trends zunehmend Einfluss auf das Handeln und das Erscheinungsbild von Nordelbien nehmen.“ Die Entscheidung kam dann auch nicht über Nacht. Noskes Enkel erinnert sich: „Große Probleme mit meiner Kirche bekam ich bereits als Verteidigungsminister, als mir viele Pastoren wegen meiner Unterstützung des NATO-Doppelbeschlusses mein Christsein bestritten. Auf dem Hamburger Kirchentag 1981 kam es dann zur Explosion: Teilnehmer bewarfen mich mit Schafsblut-Beuteln und faulen Eiern, um mich am Reden zu hindern.“ Herrlich, wenn sich Christen untereinander streiten. Da kriegt der eine Christ von anderen Christen Eier an die Birne, bloß weil er mit dazu beitragen wollte, die gottlosen Russen totzurüsten. [Quelle: Hamburger Abendblatt, 04.11.1999]
Pressepastor Hinrich Westphal nahm den Austritt mit Bedauern zur Kenntnis, auch Apels Vorwurf einer zu großen politischen Rolle der nordelbischen Kirche entkräftet er: „Hören Sie sich doch die Predigten von Bischöfin Jepsen oder anderen an: Da geht es immer wieder um zentrale Fragen des Glaubens und höchst selten um Tagespolitik.“
Die Apels aber suchen nun eine neue religiöse Heimat bei den Freikirchen, die ja für eine besonders reaktionäre Haltung bekannt sind. Apel sagte dazu: „Wir gehen jetzt sonntags in Hamburg zu Gottesdiensten der Freikirchen, um zu sehen, ob wir dort eine religiöse Heimat finden können. Für uns beide wird es nicht einfach sein.“
Na, dann, Helm ab zum Gebet. (T.S.)
Der katholische Erzbischof von Bamberg, Karl Braun, hat sich dezidiert für die eindeutige Redeweise von (seinem) Gott als "Vater" ausgesprochen. Er argumentiert feinsinnig, es sei "abwegig, die Geschlechtsunterschiede in Gott hineinzulegen und den Begriff Gott Vater zugunsten eines radikal-emanzipatorischen Freiheitsverständnisses aufzugeben". Gott müsse "Vater" und nicht etwa "Mutter" genannt werden, weil "die Macht nach außen über andere, die segensreich sein soll", mehr "mit dem Mann und Vater als mit der Frau und Mutter" verknüpft sei. Dass diese Überlegung oft auf Unverständnis stoße, liege an der "Verteufelung von Macht überhaupt".
Eigentlich war ja keine gegenteilige Aussage zu erwarten. Lediglich die suggestive, linguistische Formulierung dieser Apologetik ist auffallend, und dient lediglich den sinistren Bestrebungen des Episkopates, die Macht zu erhalten.
[Quelle: Offenes Forum im Bistum Eichstätt: „Aufbruch“ 2/99]
Dennoch, der Erzbischof scheint einen guten Draht nach oben zu haben, da er offenkundig das Geschlecht (seines) Gottes explizit kennt. Zudem stellt sich die Frage, woher der Kleriker die Eingebung für seinen Argumentationsversuch hat, dass segensreiche Macht „mehr“ mit männlichen Erdenbewohnern assoziiert wird? (H.F.)
So etwas hat man im Land von Heinz Becker und Karlsberg Ur-Pils noch nicht erlebt. Das saarländische Provinznest Marpingen in der Nähe von St.Wendel wurde von 25.000 Schwachsinnigen (Ja das muss an dieser Stelle so deutlich gesagt werden) heimgesucht. Der Grund für diesen Pilgersturm war die 13. und letzte Erscheinung der Mutter Gottes für dieses Jahr. Gesehen hat leider mal wieder niemand die werte Dame, da nur drei so genannte Seherinnen Maria wahrnehmen können. Diese geben die gehörten Botschaften via Lautsprecheranlage an die dumpfe Masse weiter. Stundenlang warteten die Gläubigen bei eisiger Kälte auf den Auftritt der drei Betrügerinnen. Mit Gesängen und Gebeten vertrieben sich die Menschen die Zeit und die Tiere des Härtelwaldes. Über mögliche psychische Schäden bei den Tieren, durch die lautstarke Beschallung und das geistige Vakuum, kann zum gegebenen Zeitpunkt nur spekuliert werden.
" Do muss jo irjend was drahn sin!" So lautete das überzeugende Argument eines saarländischen Gläubigen. "Oh, geh fort", hätte Heinz Becker wohl dazu gesagt. Doch nicht alle im Saarland teilen diese Begeisterung für das geistige Mittelalter. Die lokale Saarbrücker Zeitung kämpft seit Wochen gegen diese Verdummungsaktion von fundamentalistischen Katholiken. Angesichts der Zahl von 25.000 Besucher anscheinend erfolglos. Aber beim Glauben half ja noch nie so etwas wie Logik.
Die Bewohner von Marpingen stehen nun vor der schwierigen Entscheidung, ob das Dorf Wallfahrtsort werden soll oder nicht. Angesichts des Pilgerterrors den Marpingen in den letzten Monaten über sich ergehen lassen musste, scheint eine Entscheidung gegen den Wallfahrtsort als sicher. Dennoch dürfte im Ort keine Ruhe einkehren, denn der verantwortliche Kappelenverein dürfte sich um die Entscheidung der Bewohner wenig kümmern. So wird das ganze Theater im neuen Jahr wieder weiter gehen.(F.W.)
Quellen: dpa, 18.10.99 und persönliche Recherchen
Linux wird immer beliebter und nun haben auch die Christen es für sich entdeckt. Das dabei manchmal recht seltsame Ideen bei rauskommen, beweist das US-Unternehmen Jesux Developers. Dort will man eine Linux-Distribution für fundamentalistische Christen auf den Markt bringen. „Jesux“, schon der Name ist ein schlechter Jux, ist vor allem für christliche Hacker, Schulen, Familien und Kirchen gedacht und soll die einzige Linux-Distribution sein, „die Dich nicht in Versuchung führt.“ Erreicht wird dies durch geringfügige Änderungen und so sollen die Hintergrundbilder religiöse Motive enthalten, es werden Bibelzitate eingebaut und im Kalender sind die christlichen Feiertage enthalten. Doch als Krönung will man die unter Unix/Linux üblichen Befehle wie „kill“ und „abort“ durch andere, mehr dem neuen Testament entsprechende Formulierungen ersetzten. Auch das Wort „daemon“ soll nicht vorkommen. Und als besonderer Leckerbissen für christliche Gemüter sollen „verbotene“ Internetseiten mit Jesux nicht angesteuert werden. Wer seinen Rechner mit Jesux ausstattet, wird übrigens eine leichte Zielscheibe für Hacker abgeben, denn Verschlüsselungssoftware wird nicht mitgeliefert. Laut Angaben des Herrstellers „haben Christen nichts zu verbergen.“ Seltsames gibt es auch mal wieder aus den Gemäuern des Vatikans zu berichten. Das Wort Ablass ist immer noch im Sprachschatz der göttlichen Moralapostel enthalten und so hat der Vatikan kürzlich erweiterte Ablassregeln herausgegeben, mit denen gläubige Katholiken die Vergebung von Sünden erreichen können. Heute muß es nicht mehr der Taler sein, der im Kasten klingt, auf, daß die Seele aus dem Fegefeuer springt. Nein, es reichen kleinere Dinge, beispielsweise für einen Tag das Rauchen aufzugeben oder der spontanen Entsagung eines Wunsches. Das könnte so aussehen: Pfarrer Aloisius denkt sich, er habe gesündigt und beschließt: „Heute lasse ich meine Messdiener in Ruhe.“ An so ein Beispiel mag Vatikan-Vertreter Monsignore Dario Rezza wahrscheinlich nicht gedacht haben und so schweben ihm noch andere Handlungen vor. Jemand könne auch Vergebung erlangen, wenn er ein „öffentliches Zeugniss seines Glaubens unter bestimmten Umsständen des täglichen Lebens ablege.“ Ein gutes Beispiel könne beispielsweise ein von fluchenden Kollegen umgebener Fabrikarbeiter setzen, indem er das Zeichen des Kreuzes mache. Oder Pfarrer Aloisius installiert sich Jesux und kann nicht mehr die Sex-Seiten im Netz anwählen...(T.S.)
[Quellen: taz Nr. 5942 vom 18.9.1999, Yahoo Schlagzeilen vom 28.09.1999]