Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 14. Juli 1999 · Politik: Sierra Leone: Krieg gegen Journalisten und Pressefreiheit

In keinem Land der Welt wurden in diesem Jahr so viele Journalisten ermordet wie in Sierra Leone.
Nach ihrem Einmarsch in der Hauptstadt Freetown am 6. Januar dieses Jahres machten die Rebellen der RUF (Revolutionary United Front) und ihr Verbündeter AFRC (Armed Forces Revolutionary Council) gezielt Jagd auf Journalisten. Bereits nach ihrem durch Johnny Paul Koroma angeführten Staatsstreich vom 25. Mai 1997 hatten diese beiden Organisationen die unabhängigen Medien des Landes mit Repressalien überzogen - insbesondere diejenigen, die den im März 1996 gewählten Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah unterstützten.

Die RUF ermordete während der Kämpfe in Freetown im Januar 1999 sieben einheimische Journalisten: James Ogogo, Jenner Cole, Mohamed Kamara, Paul Abu Mansaray, Alpha Amadu Bah Bah, Munir Turay und Mabay Kamara. Der AFP-Kameramann Myles Tierney starb am 10. Januar, als er eine ECOMOG-Patrouille begleitete, die in einen Hinterhalt geriet. Ein weiterer Journalist, Abdul Juma Jalloh (Redakteur des African Champion), wurde am 2. Februar von ECOMOG-Soldaten erschossen. All diese Morde sind bislang unaufgeklärt, keiner der Verantwortlichen ist bestraft worden.

Unzählige Journalisten wurden Opfer von Morddrohungen, Inhaftierung und Folter. Viele gingen in den Untergrund; um sie aufzuspüren, schreckten ihre Verfolger vor nichts zurück. Der Journalist Sulaiman Timbo berichtet, daß die Rebellen einige Tage nach dem Angriff auf Freetown in sein Haus eindrangen, ihn zwei Stunden lang verprügelten und als "Verräter-Journalisten" beschimpften. Sein Vater und seine Schwester wurden ermordet. Junior Michael, Mitarbeiter des Independent Observer, wurde zwei Tage lang an einen Baum gefesselt - die Leiche seines erschossenen Bruders zu seinen Füßen.

Viele Journalisten, die während der Koroma-Junta bereits verfolgt wurden, waren während der Kämpfe um Freetown Ziel der Rebellen - und erhalten auch jetzt, nach deren weitgehender Vertreibung durch die ECOMOG- und Regierungstruppen, weiterhin Morddrohungen. Weder von der ECOMOG noch von der Regierung Präsident Kabbahs können sie Schutz erwarten. (H.F.)

[Quelle: ROG, PM vom 06.07.1999]

 12. Juli 1999 · Kultur: Update der Medientipps

Nach längerer Pause gibt es wieder neue TV- und Radiotipps - auch ein atheistischer Geist braucht schließlich mal Urlaub. Eine Sendung möchte ich besonders empfehlen: Am Sonntag, den 18. Juli, läuft im WDR-Fernsehen um 21.00 Uhr eine Dokumentation über den Mord an Roberto Calvi, dem sogenannten Bankier Gottes. Die Verwicklungen und dunkle Geschäfte des Vatikans - bis zum Mord - werden hier sehr gut dargestellt. (H.J.)

 11. Juli 1999 · Politik: Richtige Entscheidung

„Wer zerstört denn die Ehrfurcht vor dem Leben mehr als gerade jene Frauen, denen nicht einmal das Leben ihrer eigenen Kinder heilig ist? Sie sind die eigentlich Schuldigen, die Gott als den Herrn des Lebens mißachten; ich möchte fast sagen: Man hat bei den Kriegsverbrecherprozessen die Unrechten aufgehängt!“
(Der Katholik J. Binder – zitiert nach Karlheinz Deschner: Das Kreuz mit der Kirche)

Kurz nach der Bundestagswahl schrie der Kölner Kardinal Meisner: „Ein Skandal bahnt sich an!“ Er ahnte, daß die rot-grüne Regierung über die Zulassung der Abtreibungspille „Mifegyne“ (vormals: RU 486) positiv entscheiden würde. Allerdings mußte man kein Visionär Meisnerscher Größe sein, um zu wissen, daß dies bloß eine Frage der Zeit war: Am Dienstag (06.07.1999) wurde „Mifegyne“ für die BRD zugelassen. Meisner nutzte die Gelegenheit, um sich in christlicher Rhetorik zu üben (ändern wird das alberne Zähnegefletsche freilich nichts, das widerliche Wortgebimmel diente lediglich zur Übertünchung einer empfindlichen Niederlage). Er diffamierte „Mifegyne“ erneut als „Todespille“ und die Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin als „Rechtsbruch“. In gewohnt ungehobelter Manier polterte der Kardinal, das Bundesinstitut habe sich zum „Sklaven von Interessengruppen“ machen lassen, die Zulassung sei „von öffentlichen Kampagnen und auch von Politikern herbeigezwungen“ worden. Desweiteren verstieg sich der Kardinal zu der Anschuldigung, das Bundesinstitut verharmlose „ganz bewußt die Tötung ungeborener Menschen“ und sprach in biblisch-apokalyptischer Tradition von einem „schwarzen Tag für Deutschland“. Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) wies die Vorwürfe „mit Nachdruck“ zurück. Weil das Bundesinstitut, „unabhängig davon, ob ein Arzneimittel gesellschaftlich umstritten ist“ (Fischer), gesetzlich verpflichtet sei, unter rein wissenschaftlichen Aspekten über die Zulassung von Arzneimitteln zu entscheiden, forderte die Ministerin Meisner auf, sich bei den Mitarbeitern zu entschuldigen.

Ins selbe Horn der unverschämten Vorwürfe bliesen die üblichen Verdächtigen: Während der stellvertretenden Fraktionschefin der Union, Hannelore Rönsch (CDU), nicht mehr einfiel, als die lahme Warnung vor der Verharmlosung der Pille, malte die CSU-Politikerin Stamm gar grausige Schreckenslandschaften auf die geistige Leinwand der Gesellschaft. Sie halluzinierte eine „schreckliche Bagatellisierung der Tötung ungeborener Kinder“ herbei. Allein die Vorstellung, frau müsse nur eine Pille einschmeißen und das „Problem“ (Stamm) sei aus der Welt, nein, das dürfe doch einfach nicht sein. Im kollektiven Haßwahn durfte natürlich Karl Lehmann, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, nicht fehlen. Er fürchtete seinerseits ein Absinken der Hemmschwelle für eine Abtreibung, weil die Einstufung der „Todespille“ als Medikament dazu führe, das „ungeborene Kind als zu beseitigender Schaden“ zu betrachten.

Auch Wolfgang Huber, der mediengeile evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg, der keiner Kamera und keinem Mikrofon aus dem Weg gehen kann, ließ es sich nicht nehmen, die Zulassung von „Mifegyne“ zu bekritteln. Huber betonte ausdrücklich, der Einsatz müsse unbedingt darauf reduziert werden, daß er nur nach dem entsprechenden Beratungsvorgang unter kontinuierlicher ärztlicher Aufsicht erfolge. Er warnte vor einer Herabsetzung der Schwelle zum Schwangerschaftsabbruch und befürchte einen „Dammbruch mit unabsehbaren Folgen“, wenn die Pille als Mittel der Familienplanung legalisiert werde.

Was Huber hier in seiner ihm eigenen denunziatorischen Art und Weise den Journalisten zum Fraß vorwirft, ist billigste Demagogie. Aber kann man von der Pfaffenschaft bei diesem (nur diesem?) Thema anderes erwarten? Huber weiß sehr genau, daß der Bundesrat für „Mifegyne“ einen Sondervertriebsweg beschlossen hat. Demnach darf das Medikament nicht wie sonst üblich über den Großhandel oder die Apotheke abgegeben werden. Um Mißbrauch auszuschließen, werden die Ärzte und Einrichtungen, die den Abbruch vornehmen, direkt vom Hersteller beliefert. Vertrieb und Verwendung muß lückenlos dokumentiert werden. Damit wird sichergestellt, daß nur Frauen, die einen Abbruch nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen vornehmen lassen, die Arznei erhalten. Trotzdem weckt Huber mit seinen Aussagen den Gedanken, als würde frau statt dem Kondom in der Handtasche gleich eine ganze Packung Abtreibungspillen mit sich führen, würde der § 218 mit der Zulassung von „Mifegyne“ ausgehebelt, würde dem hemmungslosen Abtreiben Tür und Tor geöffnet. Aber das ist, man muß es offen sagen, eine typisch christliche Desinformation, eine typisch christliche Lüge. In Frankreich geht die Zahl der Abtreibungen seit der Einführung von „Mifegyne“ 1988 stetig zurück. Huber geht es mit seinem perfiden Geschwafel nur darum, christlichen Psychodruck auf die Frauen auszuüben.

Ungeklärt ist nach wie vor, ob das erforderliche Prostaglandin „Cytotec“ (nähere Informationen siehe Politik-News vom 20.06.1999: Frauenhasser unter sich) für Abtreibungszwecke zugelassen wird. Wolfgang Niedermaier, Geschäftsführer der Herstellerfirma Heumann Pharma, lehnt einen Antrag auf Erweiterung der Indikation „aus ethischen Überlegungen“ weiterhin ab. Armin Malter, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, rät zu großer Sorgfalt: „Wir müssen unsere Patientinnen aufklären, daß sie ein nicht zugelassenes Medikament nehmen, müssen sie unterschreiben lassen und all dies dokumentieren.“ Im Falle eines Rechtsstreits liegt die Nachweispflicht, warum dieses Medikament verabreicht wurde, beim Arzt. Aufgrund der Koppelung an „Mifegyne“ dürfte der Nachweis, so Malter, relativ leicht zu erbringen sein.

Irmingard Schewe-Gerigk, die frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, erklärte: „Gerade für frühe Schwangerschaftsabbrüche ist Mifegyne eine schonendere Methode als die chirurgischen Verfahren.“ Stichwort: „Frühe Schwangerschaftsabbrüche“. Der Gebrauch von „Mifegyne“ ist nur bis zum 49. Tag nach Empfängnis erlaubt. Und hier sieht Martin Link, zweiter Vorsitzender des Berufsverbandes der deutschen Frauenärzte, einen Kritikpunkt: „Ich würde es begrüßen, wenn eine Abtreibung mit Mifegyne wie in anderen europäischen Ländern bis zum 63. Tag der Schwangerschaft möglich wäre. Daß dies jetzt nur bis zum 49. Tag möglich ist, setzt die Frauen unter Zeitdruck. Da eine Schwangerschaft frühestens am 38. Tag eindeutig festgestellt werden kann, bleiben maximal elf Tage Zeit, um sich für den Abbruch zu entscheiden, die staatliche Beratung in Anspruch zu nehmen und den Abbruch dann durchführen zu lassen. Aufgrund dieses engen Zeitrahmens wird die Methode nur bei einer sehr begrenzten Anzahl von Frauen angewendet werden können.“ (C.B.)

[Quellen: die tageszeitung, 07.07.1999, 08.07.1999; Frankfurter Rundschau, 07.07.1999, 08.07.1999; Süddeutsche Zeitung, 08.07.1999; Yahoo!-Schlagzeilen, 09.07.1999, 10.07.1999]

 11. Juli 1999 · Religion: Mörderischer Wettlauf

„There’s a killer on the road
His brain is squirmin’ like a toad“
(The Doors: „Riders On The Storm“)

„Er wird nicht aufgeben“, sagte seine ehemalige Freundin Elisabeth Sahr. „Er ist total antisemitisch, total rassistisch, und das vor allem gegen Asiaten, Juden und Afroamerikaner. Er wird sich nicht ergeben, solange er noch auf dieser Welt ist.“ Als das FBI den 21jährigen Benjamin Nathaniel Smith nach seiner zweitägigen Amokfahrt durch mehrere US-Bundesstaaten fand, hatte sich dieser in den Kopf geschossen und starb im Krankenhaus. Smith war an der University of Indiana eingeschrieben, hatte wiederholt rassistische Flugblätter verteilt und für die Studentenzeitung The Daily Illini geschrieben. Die zitierte Smith vor einem Jahr mit dem Satz: „Ich denke, es ist klar, daß unsere Regierung sich gegen die Weißen richtet.“ Richard McKaig, Studentenbetreuer an der Universität: „Keine Frage daß Sie ihn als weißen Rassisten bezeichnen können.“ Smiths killing spree hinterließ zwei Tote (den schwarzen Basketballtrainer Ricky Birdsong und den koreanischen Studenten Won-Joon Yoon) und acht Verletzte (Smith schoß u.a. auf eine Gruppe orthodoxer Juden und ein asiatisches Ehepaar).

Benjamin Nathaniel Smith war bis Mai Mitglied der weißen Herrenmenschen-Sekte World Church of the Creator (Weltkirche des Schöpfers). Der Leiter dieser religiösen Vereinigung während Smiths deadly voyage: Er sei „eine angenehme Person, und er glaubt an sein Volk – das weiße Volk. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen“. Der mörderische Wettlauf der religiösen Fanatiker zur Jahrtausendwende hat begonnen. (C.B.)

[Quellen: die tageszeitung, 06.07.1999; Frankfurter Rundschau, 06.07.1999]

 11. Juli 1999 · Politik: Weniger Geld für klerikale Einrichtungen

Sie jammern wieder, die Vertreter der klerikalen Wohlfahrtskonzerne. Hintergrund ist eine Kürzung bei Nichtregierungsorganisationen und freien Trägern im Sparhaushalt des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).

Der Präsident der Caritas, Hellmut Puschmann, sagte am  Donnerstag in Bonn, die finanzielle Unterstützung sei derart geschrumpft, daß die langfristige soziale Arbeit gefährdet sei. Dieses Geschrei ist nicht neu, alle paar Monate können wir es nicht überhören. Zahlen sollen immer die anderen und die Kirche möchte sich im Glanz der Barmherzigkeit sonnen.

Ein paar Fakten hierzu: 70% der Mittel stammen aus Leistungsentgelten wie Pflegesätze und Elternbeiträge. Vater Staat ist bisher mit 20% dabei. Neubauten wie Kindergärten und Altenheime werden fast vollständig von den Kommunen finanziert und dann in kirchliche Trägerschaft übergeben. Aus den Mitteln der Kirchensteuer fließen nur 8% in diesen Sektor. In Mark ausgedrückt sind das jährlich 1,3 Milliarden DM.

Da bleibt den Vertretern der christlichen Nächstenliebe wohl nur übrig, zukünftig eine größere Summe als bisher aus dem Topf der Kirchensteuer zu entnehmen, um Altenheime, Kindergärten und Krankenhäuser weiter zu unterhalten. Die Konsequenz wäre dann allerdings, daß für die Schwarzkittel, die bisher zwischen 60 und 70 Prozent daraus erhalten haben, weniger übrigbliebe. Zu Gehaltskürzungen dürfte es aber, die Pfaffen dürfen beruhigt sein, wohl eher nicht kommen, da sich ihr Einkommen an den Besoldungstabellen der Beamten orientiert. Eher anzunehmen wäre eine weitere Streichung von Stellen, was auch in der Sache richtig wäre, nimmt doch seit Jahren die Zahl der Gläubigen kontinuierlich ab. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den Kirchensteuersatz anzuheben. Eine positive Folge wäre dann ein weiterer Zuwachs von Kirchenaustritten. Natürlich könnten die Schreihälse der Jesusfraktion auch ihre Drohung unter lautem Getöse und Wehgeschrei wahr machen und tatsächlich die eine oder andere Einrichtung schließen. Erfreulich, sinken doch dadurch die Indoktrinationsmöglichkeiten der Kirchen, die sie dank zahlreichen eigenbetriebenen Kindergärten immer noch haben. Wünschenswert wäre in diesem Falle, daß dann zahlreiche weltanschaulich unabhängige Träger in die Bresche springen.

Wie auch immer, am Vorabend des zweitausendjährigen Geburtstags des angeblichen Religionsstifters ist es nicht gut bestellt um die Verkünder „seiner“ Religion hier in Deutschland. Und das ist gut so... (T.S.)

[Quellen: SZ, 09.07.99; Horst Herrmann: Die Caritas-Legende – Wie
die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten
]

 10. Juli 1999 · Politik: Joschka Fischer verhindert kritischen Bericht über Natopartner Türkei

Der olivgrüne Bundesaußenminister Joschka Fischer hat offenbar die Veröffentlichung eines kritischen Berichtes des Auswärtigen Amtes über die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei verhindert. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL wird in dem Bericht festgehalten, dass Kurden auch dann "Willkür oder Folter" ausgesetzt sind, wenn sie sich nicht separatistisch oder terroristisch betätigen.

Kürzlich hatte die politische Spitze des Außenministeriums sich darauf geeignet, dass brisante Lageberichte keine Wertungen mehr über Menschenrechtssituationen beinhalten sollen. Lediglich Fakten sind noch erlaubt. Dieser Zensur wird nun auch der Türkeibericht zum Opfer fallen. Aber Natopartner begehen ja ohnehin keine Menschenrechtsverletzungen, oder? (F.W.)
[Quelle: Spiegel online, 10.07.99]

 10. Juli 1999 · Wissenschaft: Mikrowelle zum Mitnehmen

In einer Studie des Forschungsinstituts Wireless Technology Research, das von der Mobilfunk-Industrie mit 27 Millionen US$ unterstützt wird, kamen Forscher zu dem Schluß, daß die Funkemissionen von Handys eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefährdung darstellen. Bei Menschen wurde eine leichte Korrelation zwischen Handys und höherer Wahrscheinlichkeit von Gehirntumoren sowie die Gefahr von Zellwachstum in den Mikronuklei des Blutes festgestellt. Bei Versuchen mit Ratten kam es zu Erbgutschädigungen. Vertreter der Industrie spielten die Ergebnisse herunter, mit denen offenbar niemand gerechnet hatte. Es gebe unzählige Studien, die weder bei Menschen noch bei Tieren Gesundheitsrisiken ausmachen konnten.

Weltweit benutzen derzeit etwa 200 Millionen Menschen Mobiltelefone. (EMÖ)
[WIRED, 21. Juni 1999]

 9. Juli 1999 · Politik: Weitere Klage gegen Pinochet

Während Chile weiterhin die Freilassung des in Grossbritannien unter Arrest stehenden chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet erreichen will (übrigens aus humanitären Gründen), wurde nun im eigenen Land Klage wegen Völkermordes gegen ihn eingereicht. Begründet wurde dies von einer chilenischen Rechtsanwältin damit, dass die Ermordung von Oppositionellen einer systematischen und zentral gesteuerten Politik gefolgt sei. Der Politik Pinochets. (H.F.)

[Quelle: ai-journal, 07/99, junge Welt vom 08.07.1999]

 8. Juli 1999 · Politik: Auf die höfliche Tour

„From now on, you will speak only when spoken to, and the first and last words out of your filthy sewers will be ,Sir!‘ Do you maggots understand that?“
(R. Lee Ermey in FULL METAL JACKET von Stanley Kubrick)

Das Schulmassaker in Littleton, Colorado, zieht weitere Kreise in der US-Gesetzgebung (siehe auch Politik-News vom 27. Juni 1999: Rolle rückwärts). Mike Foster, republikanischer Gouverneur des Bundesstaates Louisiana, hat ein Gesetz unterschrieben, welches die Schüler verpflichtet, ihre Lehrer und andere Schulangestellte mit „Ma’am“ und „Sir“ anzusprechen. Bei Zuwiderhandlung gegen den Zwang zur Höflichkeit drohen Disziplinarstrafen. Foster: „Es kostet nichts, die Lehrer mögen es, und die Öffentlichkeit offenbar auch.“ Klar klingt „Sir, ich werde Sie jetzt erschießen“ respektvoller als „Ich knall dich ab, du Penner!“. Ob das dem Lehrer beim Blick in den Gewehrlauf ein Trost sein wird, steht freilich auf einem anderen Blatt. (C.B.)

[Quelle: Frankfurter Rundschau, 08.07.1999]

 8. Juli 1999 · Wissenschaft: Carl Sagans und Ann Druyans Artikel zur Abtreibungsfrage

Ab heute, passend zur Legalisierung von Mifegyne, ist ein wichtiger Artikel zur Abtreibungsfrage, vielleicht einer der wichtigsten, bei uns zu lesen. The Question of Abortion: A Search For Answers (Parade Magazin, April 1990) von Carl Sagan und Ann Druyan beschäftigt sich mit dem Menschwerdungsprozeß und seinen moralischen Implikationen. Wann ist ein Mensch ein Mensch? Wann ist Abtreibung Mord? Die Schlußfolgerung dieses Artikels in englischer Sprache, untermauert von überzeugenden Argumenten: Jede Frau sollte das Recht haben zu wählen.

Der Text befindet sich in der Rubrik Wissenschaft:Texte. Unsere Publikationsrechte enden am 30. Dezember 1999. Danach wird der Artikel gelöscht. Die Lektüre ist also dringend empfohlen. (EMÖ)

 8. Juli 1999 · Politik: Hätten Sie gewusst, dass die Todesstrafe...

...im Jahr 1899, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, lediglich von drei Staaten aus ihren Gesetzbüchern verbannt war? (Costa Rica, San Marino, Venezuela).

...49 Jahre später, also 1948, im Jahr der Verkündigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, nur in acht Ländern gesetzlich nicht vorgesehen war? (Immerhin eine Steigerung um mehr als 250 Prozent!!!)

...nochmals 30 Jahre später, somit 1978, nunmehr in 19 Staaten der Weltgemeinschaft abgeschafft war?

...im Jahr 1998 erst in 67 Staaten der Erde abgeschafft war?

...im vergangenen Jahr in 37 Staaten an mindestens 1.625 Gefangene vollzogen wurde und dass zu dieser „Höchststrafe“ mindestens 3.899 Menschen in 78 Ländern verurteilt wurden?

...mittlerweile in 105 Ländern abgeschafft wurde aber immer noch in 90 Staaten praktiziert wird?

War denn da nicht ´mal was mit einem 5. Gebot? (H.F.)

[ai-journal 07/99, ai-Rechenschaftsbericht für 1998]

 7. Juli 1999 · Wissenschaft: Älteste Mondkarte wurde entdeckt

Bislang galt die 1505 von Leonardo da Vinci gezeichnete Mondkarte als die älteste der Welt. Nun hat Philip Stooke (von der University of Western Ontario) eine Mondkarte noch älteren Datums in Irland entdeckt. Stooke, der normalerweise Asteroidenkarten aus den Daten von Raumsonden aufbereitet (auch bereits an detaillierten Mondkarten mitarbeitete), konnte einfach nicht glauben, dass die bisher älteste Mondkarte nur 500 Jahre alt sein sollte. Sein „Ziel“ suchte er in alten historischen Schriften und Aufzeichnungen von Ausgrabungsstätten auf den Britischen Inseln.
Fündig wurde der Wissenschaftler nun in einer schätzungsweise 5.000 Jahre alten Grabstätte (in Knowth) in Irland. Diese Grabstätte wurde offenbar von Menschen mit einem enorm genauen Wissen über den Lauf der Gestirne gebaut.
Die prähistorische Mondkarte wurde nämlich in einen Felsen geritzt, der nur an bestimmten Tagen durch einen langen Gang vom Mondlicht beschienen wird. Beim Verifizieren mit einem Fotoabzug des Vollmondes war Stooke erstaunt, dass alle Oberflächenstrukturen richtig eingezeichnet wurden. Es steht somit völlig ausser Zweifel, dass es sich um eine Mondkarte handelt.

Dieser prähistorische Fund läd erneut zu der Diskussion ein, ob nicht die jahrhundertelange Unterdrückung der Wissenschaften im Gebiet des christlichen Hegemonialbereiches (siehe ptolemäisches Weltsystem), ein "Rückschritt" für die Menschheit war? (H.F.)

[Quelle: Star Observer, 06/99]

 6. Juli 1999 · Politik: Unter Einsatz ihres Lebens...

„Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfaßt die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten sowie Informationen und Ideen mit allen Kommunikationsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

Artikel 19 der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen (Dezember 1948) garantiert das Recht auf Informations- und Meinungsfreiheit. Doch in mehr als der Hälfte der 185 Staaten mit Sitz bei der UNO wird dieses Recht nicht respektiert. Im Gegenteil: Vielerorts unterliegt die Berichterstattung staatlicher Zensur, werden Zeitungen beschlagnahmt, Rundfunkprogramme und Fernsehsender verboten. Viele Methoden der Einschüchterung, von anonymen Drohungen und Überfällen bis zu Verhaftung, Mißhandlung und Ermordung von Journalistinnen und Journalisten, werden angewandt, um kritische Stimmen an autoritären Regimen, an Korruption und Organisiertem Verbrechen zum Schweigen zu bringen.
Die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und der freien Berichterstattung geht immer mit der Verletzung anderer grundlegender Menschenrechte einher. Die Freiheit, zu informieren und informiert zu werden, ist daher stets auch ein zuverlässiger Gradmesser für die Achtung der universell gültigen Menschenrechte in einem Land.
Wo die Presse nicht ungehindert über die Arbeit von Regierungen berichten kann, gibt es auch keine öffentliche Kontrolle staatlicher Organe. Wo die Medien nicht einmal elementare Informationen verbreiten dürfen, kann kein demokratischer Prozeß, kein friedlicher Ausgleich verschiedener Interessen gelingen. Ohne Pressefreiheit gibt es keine Demokratie.
Mehr als 600 Journalistinnen und Journalisten wurden in den letzten 10 Jahren wegen ihrer Veröffentlichungen oder in Ausübung ihres Berufes ermordet. Ständig sind auf der Welt rund 100 Journalisten wegen ihrer Meinung im Gefängnis. (H.F.)

[Quelle: Reporter ohne Grenzen, Unterstützerinfo 07/99]

 5. Juli 1999 · Kultur: Keine Flugerlaubnis für Fliege

Jürgen Fliege, Deutschlands Sabbel-Talkmaster Nr. 1, hat bald ausgeflattert. Die ARD will nach einem Bericht der für ihre Zuverlässigkeit und Seriosität bekannten Zeitschrift Neue Bildpost den Vertrag mit dem umstrittenen Seelentröster nicht verlängern. Auch RTL, Sat.1 und Pro Sieben sind nicht an der Omi-Talkshow mit Weichspüler interessiert. Fliege war nach einem Interview mit dem Softporno-Magazin "Penthouse" in die öffentliche Kritik geraten. Dort hatte er die nichtexistente Vaterfigur aller Christen, genannt Gott, als "Gangster da oben" bezeichnet. "Aber dieser Gangster da oben läuft hinter mir her. Und dann schlägt er so lange auf meine Seele und meinen Körper, bis ich irgendwann keinen anderen Ausweg mehr weiß, als ihm zu folgen." (EMÖ an Gott: Nächstes Mal fester zuschlagen!) Flieges Fehler bestand darin, daß er verkannt hatte, wo die wahren Gangster sitzen, nämlich unter der Wolkendecke.

Doch Flieges Gotteslästerung war wohl nur der vordergründige Grund für den Rausschmiß. Weitere Zitate aus dem Interview, z.B. auf die Frage, ob das Folterinstrument Kreuz als Symbol des Christentums ausgedient habe: "Man kann das an Kindern ausprobieren. Wenn sie den Mann am Kreuz sehen, dann werden sie dunkel und depressiv, und die Tränen fließen, ... es ist die schlechteste, es ist schwarze Pädagogik."
In einem Interview mit der "Bunten": "Den Papst brauchen wir wirklich nicht, weil wir uns auf den Heiligen Geist verlassen können." Aber den Todesstoß dürfte sich Fliege verpaßt haben, als er nicht nur die Serben als durchaus denkbare Diskussionspartner benannte, sondern auch noch Peter Handkes Position (Handke ist notorischer Serbenliebhaber, der leider meistens Schwärmereien anstelle von Argumenten setzt) verteidigte. Fliege: "Ja, und er hat als einziger mutig seine Stimme erhoben, und das war wichtig und richtig, und es ist ihm nicht gut bekommen."

Wieder einmal zeigt sich, daß die Amtskirchen und ihre Helfershelfer am härtesten mit Kritikern aus den eigenen Reihen verfahren. Das ist in diesem Fall gut so. Denn wenn sich Flieges Ansichten durchsetzten, könnten die Kirchen im Wettkampf der Sekten wieder wettbewerbsfähig werden: Mit einem modernen Logo, einer an die Zielgruppe angepaßten Sprache, ja, ggf. sogar mit einer neuen Version der Bibel. Auch eine seichte Kriegsopposition hätte der Kirche mit Sicherheit neuen Zulauf beschert. Hinter Flieges Dackelantlitz verbirgt sich eine gefährliche Innovationsmaschine. Glücklicherweise verbirgt sich hinter dem Grimassen seiner wütenden Opponenten lediglich luftleerer Raum. (EMÖ)
[AP 5.7.99, epd 2.7.99]

 4. Juli 1999 · Geld: Pharma-Industrie profitierte vom Flüchtlingselend

Karitative Spenden können steuerlich abgeschrieben werden. Aus diesem Grunde hat die Pharma-Industrie albanische Flüchtlingslager mit praktisch wertlosem Medizin-Müll überschüttet. Dies ist das Ergebnis eines WHO-Berichts vom Mittwoch. Mindestens die Hälfte der unerwünschten Geschenke sei ungeeignet oder wertlos oder müsse vernichtet werden. Unter den medizinischen Produkten, die in die Flüchtlingslager geliefert wurden, waren nach Berichten der BBC auch Nikotin-Inhalierer, Inkontinenz-Cremes und Lippenbalsam. Nach neuesten Analysen hatten 65 Prozent der medizinischen Produkte ein für den Einsatz unzureichendes oder gar überschrittenes Haltbarkeitsdatum.
[Quelle: WIRED, 1.7.99]

 2. Juli 1999 · Wissenschaft: 1998 - Das bisher wärmste Jahr im 20. Jahrhundert

Das Worldwatch Institut berichtet, dass die weltweite Jahresdurchschnittstemperatur mit 14,57 Grad gegenüber 1997 um weitere 0,17 Grad angestiegen sei. Dabei sei die Kohlendioxidkonzentration CO(2) in der Atmosphäre so hoch wie nie gewesen. Die höchsten regionalen Luftverschmutzungswerte wurden dabei in Peking (China) gemessen. Die größte Dreckschleuder in Sachen Umweltverschmutzung waren und bleiben jedoch die USA. Gerade sie setzten auf dem UN-Klimagipfel 1998 in Buenos Aires durch, dass keine Obergrenzen für den eigenen Kohlendioxidausstoß festgelegt wurden.

Der Grund für die Erwärmung ist der Treibhauseffekt. Primär verursacht wird dieser durch den menschengemachten Ausstoß von sogenannten Klimagasen wie CO(2).
Abnehmende Fertilität (etwa 50% in den letzten 70 Jahren) bei europäischen, US-amerikanischen und chinesischen Männern, wurden durch weitere Studien als Folge dieser Umweltverschmutzung belegt.
Stärkere Stürme und zunehmende Niederschläge sind auf vorgenannte Rekordtemperatur zurückzuführen. Die dadurch entstandenen Verwüstungen werden mit 170 Milliarden Dollar für das Jahr 1998 beziffert.
Als weitere Folge der Erderwärmung wird im nächsten Jahrhundert mit einem höheren Anstieg des Meeresspiegels gerechnet, als ursprünglich von der IPCC (von den UN organisierte Wissenschaftlergruppe) angenommen. Die errechneten Erwartungen gehen nun von einer Erhöhung von bis zu 99 Zentimeter aus. (H.F.)

[Quelle: GREENPEACE-MAGAZIN, 4/99 sowie Tageszeitung „junge Welt“, Ausgabe vom 01.07.99]

 1. Juli 1999 · Religion: Vater unser, der Du bist im... Internet?

Nach einer Meldung der BBC, erwägt der Vatikan, einen offiziellen Schutzheiligen für das Internet zu ernennen. Sinn und Zweck dieses Vorhabens ist, dass der religiöse Surfer während des Internetbesuches auch in problematischen Lebenslagen (z.B. Browser abgestürzt, Stau in der Datenleitung) den richtigen „Ansprechpartner“ findet. Bisher vom Vatikan favorisierter Spitzenkandidat: St. Isidor von Sevilla. Er galt zu seiner Zeit (vor rund 1.400 Jahren) als der gebildetste Mann. Eines seiner Werke umfasste eine 20-bändige Festplatte...ääh... Enzyklopädie.

Vielleicht wird demnächst der erste „Internet-Märtyrer“ gesucht? (H.F.)

[Quelle: DIE ZEIT, Ausgabe vom 24.06.1999]

 29. Juni 1999 · Politik: In God we trust, the rest pay cash

Vorbei sind die Zeiten, als schwarze und weiße Bürgerrechtler bei jeder noch so kleinen reaktionären Gesetzesänderung durch die amerikanischen Straßen zogen, um die Freiheit des einzelnen zu verteidigen. Ruhiggestellt wurden sie durch TV, Drogen und Polizei. 1999 scheint für Amerika das Jahr der Rückbesinnung auf alte Traditionen zu sein. So treten auch zum 1. Juli in vielen US-Bundesstaaten neue Gesetze in Kraft. AP berichtet:


"In South Dakota können junge Leute zur Zahlung einer Geldstrafe für jede einzelne gerauchte Zigarette verurteilt werden, genauso wie der Verkäufer der Packung. In Louisiana werden Schüler vom Kindergarten bis zur fünften Klasse zur Höflichkeit verdonnert und müssen ihre Lehrer ab Donnerstag mit 'Sir' oder 'Madam' ansprechen. Indiana und Tennessee verabschiedeten Gesetze, die vor einem Piercing die elterliche Zustimmung verlangen."

Wer nun glaubt, dies seien putzige Versuche, die jungen Rabauken zur Räson zu bringen, dem seien andere Gesetzesvorstöße der letzten Wochen wie das Flaggen-Verbrennungs-Verbot und die Aufhängung der 10 Gebote in öffentlichen Schulräumen in Erinnerung gerufen. Eine Demokratie in einen Gottesstaat umzuwandeln geschieht nicht von heute auf morgen. Aber man tut sein Bestes, um noch vor der Jahrtausendwende die wichtigsten Vorkehrungen abgeschlossen zu haben. Was fehlt, sind nur noch eine verschärfte Anwendung der Todesstrafe (ein übles Sexualverbrechen dürfte dazu ausreichen), ein paar Blasphemie-Gesetze (vielleicht sollte man eine satanistische Sekte aufbauen) und das Verbot vorehelichen Geschlechtsverkehrs (kann man über die Ausweitung der Mißbrauchs-Hysterie machen). Offenbar war das Schulmassaker an der Columbine High School das Beste, was den amerikanischen Konservativen je passieren konnte. Kein Wunder bei Vertretern einer Religion, deren offizielles Erkennungssymbol ein Folterinstrument ist. (EMÖ)
[Quelle: AP, 29.6.1999]

 29. Juni 1999 · Politik: Aus Rot wird Schwarz, aus Grün wird Gelb

Nicht nur in den USA ist 1999 das Jahr der Konservativen. Die politische Landschaft in ganz Europa hat sich bereits deutlich nach rechts verschoben. Nun wollen die Grünen ihre Farbveränderung offiziell machen. Unter dem Titel "Jung, grün, aufmüpfig" berichteten die Tagesthemen über das grün-gelbliche Strategiepapier, das einen "Richtungswechsel" fordert, der längst keiner mehr ist. Von den drei Attributen, die Özdemir, Berninger & Friends zugeschrieben werden, trifft bestenfalls "jung" zu. Einige Zitate, die für sich sprechen:


Wir Jungen als Teil der zweiten Generation wollen und können dem Treiben der vielen moralisierenden Besserwisser in unserer Partei aus der Gründergeneration nicht mehr tatenlos zusehen. [...] Wir treten dabei ein, für eine klare, machtbewußte, pragmatische Positionierung, aber auch für eine teilweise Auswechslung der Mitgliedschaft. [...] Schluß mit dem Ritual der alternativen Bewegung: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind eine Partei, wie andere auch. Wir sollten nicht versuchen, die besseren Menschen zu sein .. [...] Schluß mit der Mißtrauenskultur und dem Gebären immer neuer Verschwörungstheorien: [...] Joschka Fischer wird wahlweise zum Falken oder zum von den Amerikaner verführten Werkzeug. [...] Es ist ein lang gehegtes und weit verbreitetes, aber nicht minder verfehltes Vorurteil, daß die Anerkennung von Führungspersönlichkeiten und Loyalität zwangsläufig ein abgeschottetes Gebilde wie den Korpsgeist zur Folge haben müssen. Richtig ist vielmehr: Ohne von der Öffentlichkeit respektierte Repräsentantinnen und Repräsentanten sowie das notwendige Mindestmaß an Loyalität gegenüber diesen Personen wird sich der Erfolg nicht wieder einstellen.

Die letzten Linken sollen also aus der Partei vertrieben werden, die zu einer Art FDP für Arme umgemodelt werden soll: wirtschaftsliberal, ein bißchen progressiv angehaucht und so falsch wie ein 300-Mark-Schein. Die Wähler werden die Konsequenzen ziehen und in Zukunft wieder das Original wählen. (EMÖ)
[Das vollständige Strategiepapier gibt es im Internet.]

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