Religion: News
"Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten." – Arthur Schopenhauer
 12. Februar 2001 · Religion: Congratulations! ... oder die Würde, ein Kardinal zu sein

Am 21. Februar ernennt Papst Johannes Paul II., um die Wählerschaft seiner Nachfolge besorgt, etliche neue Kardinäle. Einer davon ist der Paderborner Erzbischof Degenhardt. Die Liste der Gratulanten aus aller Welt ist lang, und auch die deutsche Politik mochte im allgemeinen Jubel nicht abseits stehen.

In einem Glückwunschtelegramm schreibt Bundespräsident Johannes Rau: "Oft konnte ich aus der Nähe erfahren, mit welchem Engagement und mit welcher inneren Festigkeit Sie Ihr bischöfliches Amt ausüben. Ich möchte Ihnen meinen großen Respekt bekunden für Ihr Wirken und für Ihre Weise, den Glauben zu bezeugen". Im Glückwunschschreiben von Bundeskanzler Gerhard Schröder heißt es: "Mit Freude habe ich erfahren, dass Sie von Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt worden sind. Ihnen wird damit eine Auszeichnung zuteil, die die Bedeutung Ihres hohen kirchlichen Amtes als langjähriger Bischof der Diözese Paderborn und zugleich Ihre Verdienste als Theologe und Seelsorger wertschätzt". Und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hob in seinem Gratulationsschreiben hervor, dass die theologische und pastorale Arbeit von Erzbischof Degenhardt "in der Verleihung der Kardinalswürde eine deutliche Anerkennung finden". [1]

Unsere Staatsvertreter kennen sich offenbar gut mit der römisch-katholischen Kirche aus. Denn es ist einfach wahr: Wenn es jemand verdient hat, die Katholica als Kardinal zu vertreten, dann Erzbischof Degenhardt. Wie kaum ein anderer - O.K., da gibt es noch zwei, drei, vier ... hundert -, hat er schon früh die Lehre der Kirche in seinem Denken umgesetzt und sich auch nicht gescheut, dies nach außen zu tragen.

So setzte Degenhardt sich vehement für die Sexualmoral der katholischen Kirche ein und predigte in den 90er Jahren, Schuld am sexuellen Missbrauch von Kindern trügen Mütter, die den Erziehungsurlaub den Vätern überließen. [2]

Gelobt wurde Degenhardt auch von seinem Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD), der sich in Anbetracht der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und dem Land Nordrhein-Westfalen freute, dass NRW nun zwei Kardinäle habe. Clement, seit seiner Kindheit mit dem katholischen Menschenbild vertraut, sieht in der Kardinalswürde eine große Anerkennung für des Erzbischofs "Wirken in Nordrhein-Westfalen und für die Menschen, die hier leben und arbeiten". [1]

Ja, für die arbeitenden Menschen setzt Degenhardt sich ein - rein katholisch gesehen natürlich. So ließ er kürzlich in Zusammenhang mit dem Rückzug aus der Schwangerenkonfliktberatung - dem diesbezüglichen Befehl der Papstes kam er prompt und als erster nach - über seinen Generalvikar in der örtlichen Presse androhen, dass jeder, der sich bei Donum Vitae engagiere, mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müsse, sofern er in Einrichtungen der katholischen Kirche beschäftigt sei. [2] Immerhin - bei Degenhardt weiß der Mensch, woran er ist. (Im Gegensatz zu den bedauernswerten Angestellten in den Beratungsstellen des Bischofs Kamphaus in Limburg. Diese dürfen zwar bis zum Jahresende erstmal weiter die inkriminierten Scheine ausstellen. Aber eigentlich doch nicht: denn den Frauen, die den Schein wünschen, soll dies Begehren gefälligst ausgeredet werden, so dass sie "freiwillig" verzichten.) [3]

Aber selbst dieser engagierte Einsatz für die katholische Lehre reichte Degenhardt noch nicht. Auch nachdem er bereits von der ihm zuteil werdenden Ehre aus päpstlichem Munde erfahren hatte, zeigte der Erzbischof noch einmal, was es heißt, voll und ganz katholisch zu sein und der einzig wahren und heiligen Kirche Christi anzugehören:

Als jetzt im Erzbistum Paderborn die katholische Gemeinde Sankt Johannes Baptist in dem Ort Schildesche eine Wohnung für ihren Vikar suchte, ergab es sich, dass im evangelischen Pfarrhaus eine Wohnung frei war. Die beiden Pfarrer waren sich wohl einig, doch Erzbischof Degenhardt hat es verboten, dass der Katholik beim Protestanten wohnt, "da vermeidbare schwierige Situationen, besonders unter pastoralen Aspekten, entstehen könnten." [4]

So muss ein zukünftiger Kardinal der römisch-katholische Kirche denken und handeln! Oder wie Bischof Lehmann, baldiger Mit-Kardinal, anlässlich Degenhardts 75. Geburtstag meinte: Kennzeichnend für den Erzbischof sei das "entschiedene und unzweideutige Zeugnis für den Glauben an Gott, wie er uns durch die Kirche vermittelt ist." [1]

Nun ist auch uns klar geworden, dass Johannes Joachim Degenhardt einer der würdigsten Vertreter seiner Kirche ist und die Kardinalsehre mit seinem Handeln und Wandeln längst verdient hat. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns in die lange Liste der Lobliedsänger - Rau, Schröder, Thierse und all die anderen haben ja Recht! - einzureihen und artig zu gratulieren... (H.J.)

[1] www.erzbistum-paderborn.de
[2] taz, 27.03.00
[3] ARD-Videotext, 22.01.01
[4] ARD, tagesthemen, 7.2.01

 21. Januar 2001 · Religion: Zum Christentum und zurück

"Drum prüfe, wer sich ewig bindet."

Manfred Oppdehipt, den Lesern bereits aus dem Gästebuch bekannt, hat seinen Christusglauben überprüft. Den Abschied von der Bibel als "Wort Gottes" und vom Christentum beschreibt er in seinem Text

Mein Glaubensweg
- Zum Christentum und zurück -

Der Autor schließt mit dem Fazit:

"Manche Christen werden behaupten, ich war ja nur ein Scheinchrist gewesen. Dass ich die Gnade nie wirklich erfahren habe. Dem ist aber nicht so. Ich habe lange Jahre an Jesus Christus geglaubt und mich selbst dabei verleugnet. Nun, da ich wirklich frei bin, sehe ich das so.

Ein neues Leben, als Mensch, der sich der Verantwortung des Lebens stellt und diese nicht mehr an einen imaginären Gottessohn abgibt. Ich fühle mich frei, glücklich und freue mich auf das, was noch kommt."

==> Besucht auch Manfred Oppdehipts Homepage: www.oppdehipt.de

(H.J.)

 11. Januar 2001 · Religion: Fromme Verse und Bibelfilme, 24 Stunden am Tag

Man sollte denken, das Fernsehprogramm heutzutage wäre schon grausig genug und an Volksverblödung nicht mehr zu toppen. Doch die Kirchen belehren uns eines Besseren und so soll demnächst „Bibel-TV“ auf die Menschheit losgelassen werden. Wie Deutschlands größtes Volksverdummungsorgan meldet, soll heute der Vertrag zur Gründung der Betreibergesellschaft unterschrieben werden. Ab dem Herbst soll es losgehen, 24 Stunden am Tag. Laut Planung soll der Zuschauer mit Bibelversen und Jesus-Filmen beglückt werden. Die dreckigen Finger im Spiel haben – wer sonst? – natürlich die Kirchen, christliche Organisationen und ein Verleger, Norman Rentrop, der die Anteilsmehrheit halten wird.

Rentrops VNR Verlag für die deutsche Wirschaft, trat bisher mit erlesenen Veröffentlichungen wie Besser Leben - Neue Strategien für Ihren persönlichen Erfolg und Das Robbins Power Prinzip in Erscheinung. Dale Carnegie, bekanntgeworden unter anderem durch sein Machwerk Sorge Dich nicht – Lebe läßt grüßen. Im selben Stil geht's weiter bei Benefit, hier verspricht die Verlagswerbung mehr Gesundheit, ein erfolgreicheres Arbeiten, neue Freunde, den Zustand der Glückseligkeit und die am besten gehüteten Geheimnisse rund um die Kohle. Weiter gibt der Verlag Ratgeber zum Umgang mit abhängig Beschäftigten und dessen Heuern und Feuern heraus. Die obligatorischen Börsentraktate runden den schlechten Eindruck ab. Der Weg des Psalmenfunks an die Börse dürfe dann auch nicht mehr weit sein. Mögen dann die Aktien noch tiefer in den Keller rutschen.

Rentrop in einem Interview: „Wir wollen Gottes Botschaft per Satellit, Internet und Kabel verbreiten.“ Für die Massen christlich-religiöser Schwachsinn, für die Führungskräfte und die, die es werden wollen, pseudowissenschaftlicher Mummenschanz. Bei Rentrop bekommt jeder, was er verdient. Und er verdient sicher nicht schlecht dabei.

(T.S.)

[AFP vom 11.01.2001, yahoo! vom 11.01.2001, www.namebank.com]

 10. Januar 2001 · Religion: Kampf für Religionsfreiheit

Seinen Kampf für Religionsfreiheit hat Reiner Moysich in einer religionskritischen Broschüre zusammengefasst.

Enthalten sind in dieser Broschüre folgende Texte:

(H.J.)

 6. Dezember 2000 · Religion: Weihnachten im Himmel

Advent ist schon eine merkwürdige Zeit. Die vielen Lichter in den Straßen regen an zu ganz merkwürdigen Gedanken. Mir zum Beispiel ging ein Krippenspiel nicht mehr aus dem Kopf, vorgeführt vor Persönlichkeiten aus zweieinhalb Jahrtausenden ...

Weihnachten im Himmel

 15. November 2000 · Religion: Religionslehrer bekifft!

Manchmal geht's an religiösen Schulen doch recht lustig zu, wie auch wir Atheisten neidisch zugestehen müssen. Einen besonderen Spaß hatten sich die Schüler eines religiösen Gymnasiums in Jerusalem ausgedacht, um einen ihrer arg gestreßten Lehrer aufzumuntern. Sie backten Kekse. Gute Kekse! Mit viel leckerer Schokolade und noch viel, viel mehr leckerem Dope. Bei einem Klassenausflug boten sie ihm die Plätzchen an, der ahnungslose Lehrer griff gierig zu und verschlang neun dieser Leckerlies. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, doch statt eines Wohlgefühls fühlte er sich plötzlich unpässlich, was bei der Menge ja auch kein Wunder ist. Der Lehrer begab sich vorsichtshalber in ein Krankenhaus und mußte sich dort von den Ärzten sagen lassen, daß er doch ziemlich stoned sei.

Die Ursache wurde schnell gefunden, doch der Lehrer und die Schulleitung fanden die Sache weniger witzig und so wurden anschließend zwölf der wackeren Keksebäcker von der Schule suspendiert.

Wer jetzt auch Hunger bekommen hat und Kekse backen möchte, wird auf dieser Seite fündig werden. Aber wir müssen Euch darauf hinweisen, daß auch hier in D der Verzehr solcher Plätzchen natürlich strengstens verboten ist! Unseren Besuchern aus der Schweiz und den Niederlanden wünschen wir aber einen guten Appetit. (T.S.)

[Qelle: yahoo, 14.11.2000 und dpa, 14.11.2000]

 24. September 2000 · Religion: Offener Brief an Ratzinger

Mit der Erklärung "Dominus Jesus" unterstrich Kardinal Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation - vormals Heilige Inquisition - den nicht neuen wahnhaften Absolutheitsanspruch des Vatikans, allein im Besitz der richtigen Weltanschauung zu sein.

Reiner Moysich aus Karlsruhe, von Beruf Psychologe, protestiert in einem Offenen Brief gegen das Machtbestreben der Katholischen Kirche, aber auch gegen die ungerechtfertigte Bevorzugung der beiden großen Kirchen durch den deutschen Staat:

"Vatikan ohne Verstand und Herz - Hauptgrund für Ermordung vieler Millionen Andersdenkender wird bekräftigt".

Der Offene Brief wurde in unsere Rubrik "Religion - Texte" aufgenommen. (H.J.)

 22. September 2000 · Religion: Klerikaler Nervenarzt

Psychische Erkrankung? Spirituelle Krise? Sinn-Suche? Esoterische Praktiken? Selbst für Mediziner ist dies manchmal nicht einfach zu unterscheiden. Für Nürnberger Bürger in solchen "Grenzsituationen" bietet nun das evang.-luth. Dekanat (mit vier Pfarrern und Psychotherapeuten) ab Oktober spezielle Einzelberatungen kostenlos an. Diese Einrichtung ist zudem in Bayern einzigartig.

Die Angst der Kirche, dass sich Menschen mit esoterischen Praktiken beschäftigen oder bei charismatischen evangelikalen Gruppen landen ist offenkundig.
Schon "eine tiefe Meditation" (also ein bewußtes Nachdenken über Glaubensinhalte), könne etwas auslösen meint der Mitinitiator, Pfarrer Frambach, der über Spiritualität und Psychotherapie promoviert hat. Zudem leiden viele Betroffene unter Schwellenangst vor dem Nervenarzt. Selbst dieser könne "Grenzwertsituationen im religiösen Bereich" nicht als solche erkennen und Betroffene "vorschnell pathalogisieren" ergänzt der Nervenarzt und Theologe Deininger, der zweite Mitinitiator dieser Einrichtung. Dies alles geschieht mit dem Wissen um eine Studie der Universität Bochum, die belegt, dass 15 Prozent der schwer psychisch Kranken in religiösen Gruppierungen Halt finden. Bedeutet dies aber nicht, dass diese Patienten nicht schon einen Schritt weiter sind, als der überwiegend gläubige Rest der Menschheit, wenn nur noch 15 Prozent dieser Patienten religiösen Beistand benötigen?

Schon Freud hatte gesagt, Religion sei eine kollektive Zwangsneurose.
The show must go on – Deutschland das kollektive Irrenhaus.

Landen zukünftig Gläubige, die Zweifel hegen an der Richtigkeit ihres Glauben beim klerikalen Nervenarzt? Dessen Aufgabe könnte es dann sein, zickige Schäflein wieder zur Räson, respektive zu theologischen "Verstand" zu bringen, bevor diese endgültig an andere, evtl. freikirchliche Gruppierungen und Sekten (oder ganz) verlorengehen.

Man sieht sich in Nürnberg... (H.F.)

[Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten v. 18.09.2000, "Krise als Chance erleben“ (S. 10).]

 21. September 2000 · Religion: Kirche contra Jesus-Freaks

Nach einem Konvoi der Jesus-Freaks durch die Nünberger Innenstadt, am 09./10. September 2000, überlies ihnen der evangelische Pfarrer Helmut Weidinger die „Jakobskirche“ für einen Gottesdienst.

Er hatte jedoch nicht mit Protesten gerechnet, die durch diese Aktion ausgelöst wurden. Selbst christliche Eltern warfen nun der evangelischen Kirche vor, durch diese Handlung für andere Menschen den Anschein zu erwecken, dass mit den Jesus-Freaks alles in Ordnung sei. Eine Familie beschwerte sich über den Pfarrer, er würde dadurch das Tun der Gruppe gutheissen. Dabei sei die Gruppe eine Sekte, die ihnen die eigenen Tochter entfremdet habe.
Der Pfarrer habe es jedoch nur gut gemeint: „Die Kirche sollte aufbrechende Jesusliebe und jugendliche Begeisterungsfähigkeit behutsam, seelsorgerisch und von Mensch zu Mensch, soweit es möglich ist, in die richtigen Bahnen lenken.“

(Jugendliche Begeisterungsfähigkeit? ...Bahnen lenken? Kommt mir irgendwie bekannt vor... aaah ja... vor 60 Jahren, in der HJ...)

Der Pfarrer meinte es aber noch guter als gut, als er sagte: „Mir ist es lieber, sie begeistern sich in einer solchen Gruppe, in der gebetet, gesungen und die Liebe zu Jesus gepredigt wird, als dass sie sich immer weiter dem Glauben entfremden.“

(Der ungebrochene Missionsdrang der Kirchen...)

Offenkundig aber gab es nun Druck von oben. Nein nicht von ganz oben, sondern vom Dekan Christian Schmidt. Der Pfarrer soll solche Aktionen zukünftig nur noch in Abstimmung mit seinem irdischen Vorgesetzten angehen.
Öffentlich schimpfte nämlich der Dekan: „Ich fühle die Kirche von der Gruppierung benutzt, um den Menschen vorzuspiegeln, dass alles in Ordnung ist.“ Auf den erleuchtenden Gedanken, dass er sich – und die Kirche - damit auch selbst diffamieren könnte ist der Dekan aber nicht gekommen. Die bösen Buben sind eben immer die anderen.
Seine weitere Kritik an den Jesus-Freaks: „Ich kann die Bibel doch nicht als Rezeptbuch für alle Lebenslagen hernehmen.“ - Fraegt sich nur langsam, wer hier der „wahre Christ“ ist, wenn der klerikale Vorgesetzte die alltägliche Brauchbarkeit der Bibel in Zweifel zieht.
Nun ist mir auch klarer, warum man jahrhundertelang den einfachen Leuten die Bibel nicht lesen lies. Diese Menschen sind selbst nach heutiger theologischer Ansicht nicht in der Lage (gewesen), ohne Pfarrer und Theologen die Bibelinhalte richtig zu interpretieren.
Dekan Schmidt aber interpretiert folgendes als profanes Missverständnis: „Kein Sex vor der Ehe – das steht so nicht in der Bibel“. Bei aller Hochschätzung der Ehe gebe es durchaus Paare, die ohne Heirat verantwortungsvoll zusammenlebten. Eine weitere zentrale Glaubensaussage sieht er ebenfalls als Missverständnis: „Der Kern des Evangeliums ist, dass die Menschen in Liebe befreit wurden.“
An der kirchlichen Kindstaufe lässt der Missverständnisfinder aber nicht rütteln, wahrscheinlich aus den Befürchtungen heraus, hier eine der besten und bewährtesten Methoden des Schäfchenfangs in Veruf zu bringen. Er meint dazu, wenn eine Gruppe, wie die Jesus-Freaks, ein solch fundmentalistisches Bibelverständnis vertrete und beispielsweise die Säuglingstaufe nicht so schätze, wie die evangelische Kirche es tue, gebe es große Bedenken, ihnen ein Gotteshaus zur Verfügung zu stellen.

Nun denn. Klerikale Bedenkenträger – ich denke, das ist das letzte, was ein demokratisch legitimierter Staat benötigt. (H.F.)

[Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten v. 20.09.2000, "Eltern bezeichnen die Jugendgruppe als Sekte" (S. 14).]

 10. September 2000 · Religion: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners...

"Vatikanischer Größenwahn" kann dem Dokument "Dominus Jesus" attestiert werden, in der maßlosen Selbstüberschätzung, die katholische Kirche hätte die alleinige Wahrheit für sich gepachtet.
Es gibt keinen wahren Glauben auf dieser Erde. Und schon gar keinen der einem absoluten Wahrheitsanpruch gerecht würde. Um mit dem foerster`schen Wahrheitsbegriff zu antworten: "WAHRHEIT ist die Erfindung eines Lügners!" (Heinz von Foerster, Physiker, Kybernetiker und Philosoph).
Die Verwendung des Begriffes Wahrheit erzeugt die Lüge, er trennt die Menschen in jene, die recht haben, und jene, die - angeblich - im Unrecht sind.
Wahrheit und Lüge, bedingen sich gegenseitig: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zu einem Lügner. Das dogmatische Denken (nicht nur) der katholischen Kirche bezüglich ihres vermeintlichen Wahrheitsanspruches war und ist deshalb nur verwerflich und sonst nichts. Die Rede von DER Wahrheit hat katastrophale Folgen und zerstörte die Einheit der Menschen. Der Begriff WAHRHEIT bedeutet KRIEG (man denke nur ´mal an die Kreuzzüge, die endlosen Glaubenskämpfe und die grauenhaften Spielformen der Inquisition).
Ich erinnere daran, wieviele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbrannt worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen. Wieviele große Armeen von Gläubigen standen sich gegenüber, knieten nieder und beteten zu ihrem Gott, daß die Wahrheit, daß ihre Wahrheit siegen möge? Welche Armeen hatten recht? Sind der Wein und das Brot, die zum christlichen Abendmahl gereicht werden, jedesmal tatsächlich Blut und Körper Christi (Transsubstantiation), oder handelt es sich bei Wein und Brot um Symbole, die das Blut und den Körper darstellen? Um diese Frage zu entscheiden wurde geschlachtet und geschlachtet. Und die Armee, die übrigblieb, verkündete stolz, im Privatbesitz der Wahrheit zu sein und begann damit, die Überlebenden der Gegenseite zu bekehren und ihre Wahrheit in Dogmen zu fassen.
Die Wahrheit - als absoluter Erkenntnisbegriff - kennt keinen Erfinder, da es sie nicht gibt. Keine Religion dieser Welt hat den wahren Glauben. Es gibt keine Wahrheit – und deshalb auch keine metaphysische.

Auch die, z.T. abwiegelnden Beteuerungen der ueberwiegend oekumenisch gesinnten Geistlichen zur veröffentlichten Erklärung der römischen Glaubenskongregation mit dem Titel "Dominus Jesus", ändern nichts an der Tatsache, dass gerade in unserem Schulsystem das Grundübel der angeblichen religiösen Wahrheit liegt. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren wird unseren Kindern, statt einander tolerant zu begegnen, in getrennten Klassen der jeweiligen Konfession, der jeweils alleinseligmachende Glaube vermittelt.

Gerade Christen sollten sich fragen, welcher Ideologie sie hinterherrennen. Dem Christentum blieb der große Crash bislang erspart, wie er andere Ideologien getroffen hat. Der Nationalismus hatte - zumindest in Deutschland - seine Stunde "der Wahrheit" im Jahre 1945, als den meisten klar wurde, in welche Unmenschlichkeit diese Ideologie Rassismus des Größenwahns geführt hatte. Der Kommunismus erlebte seine Stunde "der Wahrheit" mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1989.

Auf die Macht der Gefühle sind Ideologien (und Religionen sind dies) aufgebaut. Nicht rational verifizierbare Fakten sind primär ihre Inhalte (siehe z.B. Rassenideologie), sondern oftmals das "dumpfe Gefühl", auch Angst (z.B. vor dem Tod) oder "dem Fremden"...
Ideologien nehmen dem Menschen die Verantwortung für seine Sicht der Dinge ab. Sie schränken DIE ANZAHL DER MÖGLICHKEITEN ein und somit die der Freiheit des Erkennens des selbsverantwortlichen Handelns. Nur wenn man die Wahlmöglichkeiten erweitert, dann erst KANN man sich entscheiden, ein Nazi oder ein Lokführer zu werden. Die Entscheidung für den einen oder den anderen Weg verknüpft einen mit der Verantwortung. Bequemer ist natürlich der Weg, der einen entlastet, indem man etwas verbietet (siehe aktuelle Diskussion zum NPD-Verbot).

Freiheit ist eben immer nur die des anders Denkenden. (H.F.)

[Quellen: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten vom 06.09.2000 "Der Vatikan weiss nicht, was Ökumene bedeutet" (S. 2) und vom 07.09.2000 "Maßlose Arroganz" (S. 11) und "Vatikanischer Größenwahn" (S.4). Heinz von Foerster, "Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners", Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 1998)]

 26. August 2000 · Religion: Die Benny-Hinn-Show


Seen the troubles and the evils of this world
I’ve seen the stretches between godliness and sin
I’ve heard the promise and confessions of good faith
And hypocrisy that always lies within
(Joy Division: „The drawback“)

Joyce Fawn, eine Großmutter aus Chicago, setzte ihre Chemotherapie ab – und zwei Monate später war sie tot.

What happened?

Joyce Fawn fiel den Spinnereien des TV-Predigers Benny Hinn zum Opfer. Denn der Scharlatan „heilte“ sie auf offener Bühne von ihrem Lungenkrebs und die gläubige Granny vertraute so sehr auf die Wirkmacht des angeblichen Wunderheilers, daß sie die medizinische Behandlung aufgab. Ein Todesopfer mehr auf der Liste des Benny Hinn.

Aber wer ist dieser Benny Hinn eigentlich?

Pastor Benny Hinn gehört dem Mystical Christian Movement an. Diese Bewegung ist ein Sammelbecken für die altbekannten Erdöl-als-Wundermedizin-Verkäufer, deren Anhänger schon zu Jesse James’ Zeiten durch Amerika pilgerten und allen, die auf ihrer religiösen Schleimspur kleben blieben, die Knete abknöpften. Da konnte Benny Hinn bei seinen Vorgängern natürlich auf ein großes Reservoir an selbstgestrickten Legenden zurückgreifen. Auch Benny läßt sich in der Hinsicht nicht lumpen und schenkt sich nichts: Bereits im zarten Alter von elf Jahren suchte ihn Jesus heim. Mit dem Heiligen Geist ist er praktisch auf Du-und-Du. Da sind die Engel, die ihm begegneten und mit denen er, seinen hinderlichen Körper verlassend, himmlische Schlachten geschlagen habe, eigentlich nur noch schmückendes Beiwerk. Immer derselbe einfältige Tinnef. Dieser so schwer vorbelastete Benny Hinn konnte also gar nicht anders, als der Gründer des Orlando Christian Center und der World Outreach Church in Florida zu werden.

TV-Prediger, diese religiösen Geißeln des Kathodenzeitalters, haben sich in den letzten Jahren geradezu seuchenartig verbreitet. Das verwundert nicht, denn das TV-Predigertum ist ein knallhartes Business, bei dem es astronomische Summen abzuschöpfen gibt, eine Industrie mit dreieinhalb Millliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Wo es um viel Geld geht, sind die Neider, zumal jene aus den eigenen Reihen, bekanntermaßen nicht weit. Beobachtet wird das geldgierige Treiben der Radio- und Fernsehkirchen von der Trinity Foundation, einer christlichen Organisation in Dallas. Die Trinity Foundation schätzt die Zahl der Amerikaner mit dem flinken Griff in die Taschen der Spendierhosen auf rund fünf Millionen. Prozentual aufgeschlüsselt ergibt sich folgendes Bild: 60 Prozent Senioren, Frauen zumeist, 30 Prozent unheilbar Kranke. Doch der eigentliche Clou sind die verbleibenden 10 Prozent. Das sind die Raffkes aus dem oberen Mittelstand, denen der eigene Geldspeicher dann doch irgendwie peinlich ist und bei den predigenden Gleichgesinnten qua Spende um religiöse Rechtfertigung betteln. Da wäscht, gemäß biblischer Tradition, eine Hand die andere.

Benny Hinn ist eines der fettesten Schweine im sakralen Stall. Geschätzt wird, daß seine Organisation ihre gehirngewaschenen Anhänger um 100 Millionen Dollar pro Finanzjahr schröpft. Genau weiß das freilich niemand, denn laut US-Gesetz müssen Kirchen weder Steuern zahlen, noch ihre Geschäftsbücher offenlegen. Aber die USA ist nicht genug. Die Benny-Hinn-Show, This is your day, sorgt für zusätzlichen Elektrosmog über Australien, Afrika, Asien und Europa. Die Inder bekommen’s viermal täglich besorgt. (Und demnächst? The world is not enough?)

This is your day ist ein groteskes Schmierentheater. Hinn vor einem zehntausendköpfigen Publikum, auf das er stundenlang Bibelzitate, Offenbarungen und Lobpreisungen niederprasseln läßt. Die Folge: Hysterischer Applaus, Tränen in den Augen, und doch nur der Auftakt für die eigentliche Show. Hinn läuft, hüpft, klatscht und die verdummten Schafe blöken: „We are anointed! We are anointed!“

Ole Anthony, pastoraler Vorsteher der Trinity Foundation, sieht durch die Multimediapfaffen das Übel über das Christentum kommen: „Es geht ihnen nur um Geld.“ Nun ja, ging es den Pfaffen je um etwas anderes? Und weiter: „Die Szene ist ein Haifischbecken von Betrügern, die sich auf den Missbrauch der Armen, Schwachen und Verzweifelten spezialisiert haben.“ Das läßt sich mit Fug und Recht von jeder Kirche behaupten. Da muß Ole Anthony gar nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Sage noch einer, eine Krähe hacke der anderen kein Auge aus.

Weiter mit This is your day. Hinn strebt gnadenlos dem Höhepunkt seiner Show entgegen. Menschen aus dem sogenannten desperation pool, der Gruppe der unheilbar Kranken, versammeln sich am Bühnenrand. Und Benny ist gut drauf: „Alle werdet ihr geheilt!“ Es gibt viel zu tun, packen wir’s an. Eine Mutter mit zwei Söhnen, alle HIV-positiv. So what? Piece o’cake! Benny redet auf die drei ein, greift dann der Frau an die Stirn und keift: „Der Teufel der Krankheit soll weichen!“ Schon liegt Muttchen flach und Benny kübelt seine Diagnose gleich hinterher: „My Jesus has destroyed Aids!“ Schon gut, Benny. Nur nicht aufregen. Der Abend ist noch lang. Steigerungsfähig sind wir doch alle. Und dann fallen sie, die Medizin-Desperados, erst noch einzeln, dann gruppenweise und schließlich, einmal im Rausch, ist es schwer, wieder aufzuhören, schreit Benny: „Rise and be healed!“ Tausende erheben sich, Benny pustet, wedelt und schon sitzen bzw. liegen sie wieder. Auf die einfache Faustformel gebracht: Hin zum Hinn und du bist hin.

Massenohnmachten sind lustig, kein Zweifel. Ein Spielverderber, wer dabei nicht lachen kann. Eine dieser Spaßbremsen ist Ole Anthony, der, nebenbei erwähnt, ein ehemaliger Geheimdienstler der Air Force ist, was eigentlich seine Humorlosigkeit lückenlos erklärt: „Nachdem die Massen stundenlang die monotonen Gesänge und Sprechchöre über sich ergehen ließen, nachdem Musik und Lightshow sie in eine kollektive Hysterie getrieben haben, sind sie im ersten oder auch zweiten Stadium der Hypnose. Aus dem Fernsehen wissen sie ja schon, was von ihnen erwartet wird. Und so werden sie effektiv umgeblasen.“

Und Joyce Fawn? Nur ein Strich auf Benny Hinns Todesliste. Denn Hinn behauptet nicht nur immer wieder, Taub- und Blindheit, Krebs und Aids heilen zu können. Er behauptet auch, jede Heilung prüfen zu lassen. Von Medizinern wurden jedoch nur wenige Fälle glaubwürdig bestätigt. Und die haben nichts mit Hinns angeblich gottgegebenen Kräften zu tun. Herbert Vince, Harvard-Dozent und Autor eines Buches über Wunderheiler: „Vielen Menschen geht es nach einer Wunderheilung besser. Aber das ist weniger der Verdienst des Heilers, als der psychologische Effekt.“ (C.B.)

[Quelle: Süddeutsche Zeitung, 03.07.2000]

 10. Juli 2000 · Religion: Heiliger Fluss als Katalysator ins Paradies

Der "heilige Fluss Jordan" markiert die Grenze zwischen dem heutigen Israel und Jordanien. In allen Jahrhunderten kämpften und starben an seinen Ufern zahllose Heere, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass ein gewisser "Rebell", von seinen Kumpels Jesus genannt, in den Jordan-Fluten getauft wurde.
Der Fluss – oder welche darüberstehende Göttlichkeit auch immer – scheint dies nicht recht zu würdigen, denn sein Wasser ist so verseucht, dass ein Fisch darin nach etwa drei Minuten stirbt. Selbst die katholische Kirche warnt schon seit längerem, das "Heilige Wasser" zu trinken oder Wunden damit zu benetzen. Die Wunderheilungen bleiben folglich ebenfalls aus.
Kürzlich wurde bekannt, dass 30 Hauben... äääh... Marinetaucher der israelischen Armee, die jahrelang im Jordanfluss trainierten, an Haut- und Darmkrebs erkrankt sind. Gottes Wege sind doch immer wieder unergründbar.
Die "katastrophale Situation" (so das israelische Umweltministerium) wird dadurch verstärkt, dass etwa 40 Prozent des gesamten Wassers in Israel durch giftige Abwässer der Industrie ungeniessbar geworden sind (hat Gott nun sein Wohlgefallen an Konzernen und Shareholder-Value gefunden?)
Erste sarkastische Witze muntern jedoch die Gläubigen auf: "Wenn Jesus heute im Jordan getauft würde, wäre sein erstes Wunder wohl, dabei zu überleben..." (H.F.)

[Quelle: BILD-Zeitung vom 06.07.2000, Ausgabe Nürnberg]

 13. Juni 2000 · Religion: Göttlicher Feueralarm

Der eifrige Kardinal Meisner hat beim Weihen des bistumseigenen Senders domradio vorgesorgt. Aus Rücksicht auf die komplizierte Sendetechnik hatte der vermeintliche Gottesmann das Lösch... ääh... Weihwasser im hauseigenen Dom zurückgelassen.
Doch scheint momentan der göttliche Äther zu seinem wolkigen "Vorgesetzten" nicht gut zu funktionieren. Beim Segnen der Sendeanlage hat der Geistliche offenkundig zu vehement das Weihrauchfass geschwenkt. Unvermittelt schlugen die elektronischen Rauchmelder an. Die schnelle Kölner Berufsfeuerwehr rückte eiligst an und nur noch der Hausmeister konnte die Brandbekämpfer stoppen. "Auweia, das ist nur unser Kardinal..." (er meinte sicherlich nicht den Vogel im Hausmeisterbüro).
Nun denn, das Weglassen des Weihwassers wurde somit umgehend göttlich bestraft, wobei die Frage nach den Kosten des ausgerückten Löschzuges vielleicht erst beim nächsten Karneval auftaucht, wenn beim Hellau gesungen wird: "Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld...". (H.F.)

BILD-Zeitung (13.06.2000, Ausgabe Nürnberg)

 11. Juni 2000 · Religion: BILDaufruf im Web zu beten

In der Ausgabe der BILD-Zeitung vom 10.06.2000 (Ausgabe Nuernberg) wird in einem Artikel unter der Headline: "GEBETE IM INTERNET: FRECH UND NACHDENKLICH" auf der Titelseite gezeigt, wie angeblich tausende junger Menschen ihre christliche Pfingstbotschaft per WorldWideWeb in die Welt hinaustragen. Für die schönsten Internet-Gebete gibt es zudem in der BILD einen Literaturhinweis (Pattloch-Verlag).

Beispiele werden gleich mitgeliefert:

Louise (24) aus England: "Ich kann nicht beten ... Falsche Götter haben mir die Seele gestohlen. Drogen, Alkohol, Fernsehen, Computer. Ich schliesse die Augen und suche Frieden..."

Yvonne (19) aus der BRD: "Gott, sei doch ehrlich: Gibt`s das ewige Leben wirklich? Oder ist es nur ein schwarzes Loch?".

...usw.

Dümmlicher kann das Medium Internet im Zusammenhang mit theistischem Glauben kaum dargestellt werden. Zudem wird sublim versucht, durch Subtilität die atheistische, respektive agnostische Weltanschuung lächerlich zu machen (schwarzes Loch, falsche Götter, etc.)

Da bleibt doch nur zu hoffen, dass nicht der eine oder andere BILD-Leser oder auch Journalist mit schwarzen Löchern im Gehirn aufwartet. (H.F.)

 9. Mai 2000 · Religion: Pfaffenspiegel komplett online

"Völker und Fürsten lagen vor den Päpsten im Staube. Das Weltreich, welches sie errichteten, und sein Bestehen bis auf den heutigen Tag ist das größte Wunder, welches die Geschichte kennt. Des großen Alexander Reich zerfiel; das der alten Römer und das Napoleons ging in Trümmer; sie waren gebaut auf die Gewalt der Waffen. Aber das Reich von Neu-Rom besteht schon fast anderthalbtausend Jahre und wird wer weiß noch wie lange bestehen, denn es ruht auf dem solidesten Fundament - auf der Dummheit der Menschen." – Otto von Corvin, Pfaffenspiegel, Vorrede zur ersten Auflage

Nach langer Arbeit ist es endlich soweit: Der Pfaffenspiegel, das religionskritische Standardwerk von Otto von Corvin (erschienen 1845) ist nun erstmals und exklusiv bei uns vollständig im Netz abrufbar (bisher war nur ein vergleichsweise kleiner Auszug zu lesen).

Von Corvin beschreibt in seinem Buch bis ins Detail hinein die Unverfrorenheit, mit der Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Pfaffen etc. die Menschheit über Jahrhunderte hinweg verdummten, versklavten und ausbeuteten. Er zeichnet ein glaubhaftes Bild eines wahnsinnigen, Amok laufenden Machtapparates, der erst durch die Reformation und die Aufklärung langsam zurückgedrängt werden konnte. Dennoch: Vieles, was von Corvin anprangert, existiert heute noch – das Zölibat und die damit verbundene Sexualmoral, die Beichte, Zensur und ein unsäglicher Fanatismus, der die größten Widersprüche und Unsinnigkeiten als Dogma verfestigt und der Menschheit aufzwingt.

Der Pfaffenspiegel wurde über 1,5millionenmal verkauft. Wenn die digitale Version ähnlich häufig gelesen wird, besteht vielleicht eine gewisse Hoffnung, dass das Lügengebäude der Kirche in diesem Jahrtausend zusammenstürzt.

Die Online-Version (über 850 Kilobyte!) sowie zwei komprimierte Pakete (HTML und Plain-Text) zum Downloaden und Offline-Lesen finden sich unter Religion:Texte. (EMÖ)

 23. April 2000 · Religion: Krippenspiele


Auch in diesem Jahr fanden auf den Philippinen die alljährlichen  Kreuzigungs- und Selbstkasteiungsfestpiele einen regen Zuspruch.
Neun gläubige Christen ließen sich zur Erbauung des Herrn von Helfern ans Kreuz nageln. Dabei trieben diese in Alkohol getränkte Stahlnägel in die bloßen Handflächen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient der  42-jährige Herocito Sangalang, der sich der Tortur in den nächsten 15 Jahren aussetzen will, weil seine Mutter von einer schweren Tuberkulose geheilt wurde.  Nicht unerwähnt lassen wollen wir natürlich auch die farbenfrohen Büßer, die sich mit Peitschen, deren Enden mit Glasscherben versehen sind, die nackten Oberkörper blutig schlugen, um Abbitte zu leisten. 

Sollten jetzt die christlichen Leser unter uns von Erweckungsgefühlen ergriffen worden sein und den nächsten Osterurlaub vorsorglich auf den Philippinen buchen, so müssen wir diese jedoch enttäuschen. Ausländern ist die Teilnahme an der Zimmermannsorgie verboten, seit sich vor Jahren mal ein Japaner kreuzigen und filmen ließ. Die Aufnahmen sollten später in einem Pornofilm verwendet werden.

Die katholische Kirche selbst hält sich bedeckt, wie so oft, wenn es ein bißchen zu extrem und abgefahren wird. Man lehne die Prozessionen ab, heißt es aus klerikalem Munde, doch zu unternehmen scheint man auch nichts dagegen.

Nun denn, uns bleibt nur, auch für nächstes Jahr ein fröhliches Nageln zu wünschen. (T.S.)

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