Religion: News
"Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten." – Arthur Schopenhauer
 1. Januar 2005 · Religion: Plakat des Münchner Volkstheaters empört Christen

„Unsern täglichen Witz gib uns heute“ von Achim Frenz ist ein recht satirisches Büchlein. Späße und Witze kommen in der Bibel tatsächlich keine vor, eher Mord und Totschlag. Darauf auf die Mentalität von Gläubigen schließen zu wollen, wäre allerdings vermessen.

Geht es jedoch um provokative künstlerische Darstellungen und Theaterstücke im 21. Jahrhundert in denen ein angeblicher Gott oder Gottessohn nicht nach den Vorstellungen der Christen dargestellt wird, hört der Spaß bei den meisten Gläubigen tatsächlich auf (siehe beispielsweise Internetschweinderl am Kreuz oder das Theaterstück „Corpus Christi“ im Stadttheater Heilbronn [Aufführung unter massiven Polizeischutz] oder "Urbi et Orbi" im Staatstheater Braunschweig). Empörung sowie Androhung des so genannten Gotteslästerungsparagraphen StGB § 166, aber auch die Verteufelung der Theatermacher sind noch die harmloseren Reaktionen; Bomben- und Morddrohungen gehören zu den leider noch weniger erfreulichen Dingen, die sich christliche Fundamentalisten ausdenken. Zitat eines rigorosen christlichen Bekenners: „Wir werden dein Haus abbrennen“.

Mit diesem Hintergrund erscheint den Machern des Münchner Volkstheaters ein Rückzieher tatsächlich ratsam. Dabei wird mit dem aktuell beanstandeten Plakat nur auf das Theaterstück "Fegefeuer in Ingolstadt" von Marieluise Fleißer (1901-1974) hingewiesen, das am 25. Januar 2005 im Münchner Volkstheater Premiere hat. Das Plakat ist zudem lediglich eine fotografische Reproduktion einer Holzskulptur von Martin Kippenberger von 1990. Diese Skulptur wurde im Rahmen der Ausstellung "Grotesk" auch schon im Münchner Haus der Kunst gezeigt. Niemand regte sich auf oder fühlte sich beleidigt. Ein Gott schon gleich gar nicht. Und wer weiß schon heutzutage, dass das Kreuz nicht originär christlichen Ursprungs ist, sondern ein wichtiges mithräisches Symbol war? Wären nunmehr gar die Anhänger des Gottes Mithras die „Beleidigten“?

Ist also der Christengott tatsächlich so hilflos, dass er immer noch inquisitorisch anmutender Gesetzesparagraphen bedarf – und somit staatlicher Hilfe - um sich Ketzern, Häretikern und Andersdenkenden/-gläubigen erwehren zu können? Andererseits sind die Christen bei herabwürdigenden religiösen Darstellungen Anderer, wie z.B. der so genannten Judensau an christlichen (Dom)Kirchen nicht so zimperlich. Das gehört dann halt zur künstlerischen Freiheit (christlicher Werte).

Da können wir dann eigentlich nur froh sein, dass einst ein vermeintlicher Gottessohn an ein Kreuz gehängt und nicht ertränkt wurde. Jede künstlerisch provokative Darstellung eines Aquariums wäre sonst heute Blasphemie. (H.F.)

[Quelle: http://www.kath.net/detail.php?id=9199]

 16. Dezember 2004 · Religion: Rigorose Aufnahmebedingungen der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg

Im Zusammenhang mit der betreffenden Berichterstattung in der Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“ vom 11.12.2004 (Seite 11) über die internen Aufnahmebedingungen der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKG) wird das euphemistische Wort „restriktiv“ für die brutale Rigorosität der Genitalverstümmelung (bei Knaben) verwendet. Einerseits setzen sich gerade religiöse Kreise entschieden für das Lebensrecht und die Unverletzlichkeit des gerade erst befruchteten Lebens ein, andererseits überlässt man neun Monate später das Neugeborene den Beschneidungspraktiken religiös motivierter Täter und gewährt den zu Beschneidenden nicht mal die fundamentalsten Rechte des Grundgesetzes.
Man fragt sich: Haben diese Kleinkinder keine Menschenrechte? Nürnberg, mit dem Titel „Stadt der Menschenrechte“ und im Stadtrat ein Bürger, der diese Rechte mit „seinem“ Verein mit Füßen tritt (Mitglied der IKG)? Warum schaut unser Staat tatenlos zu, wie hier das „elterliche Erziehungsrecht“ über die Menschenrechte und über die Grundrechte gestellt wird? Einwanderer will man auf die deutsche Verfassung schwören lassen, dabei sollte doch erst mal sichergestellt sein, dass die hiesigen Bürger die Grundrechte unseres Staates kennen. Artikel 2 des Deutschen Grundgesetzes (Abs.2) hält unumstößlich fest:

Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Auch für Kinder gelten die Menschenrechte – und diese Menschenrechte stehen allemal über dem elterlichen Erziehungsrecht oder religiösen Empfindungen der Eltern. Der Gesetzgeber geht doch ebenso gegen prügelnde Eltern vor, obwohl diese sich auch auf religiöse Motive berufen können. Denn die Eltern sind nach den göttlichen Weisungen angehalten, ihren Nachwuchs zu züchtigen (Sprüche 13,24). Ja sogar eine simple Impfung wird vom Staatsanwalt als Körperverletzung geahndet, liegt die Einwilligung des Patienten nicht vor.

Warum sollte man sich dann noch engagieren gegen weibliche Genitalbeschneidung in anderen Ländern, wenn auf bundesdeutschem Boden und unter den Fittichen des Grundgesetzes dergleichen bei neugeborenen Knaben geschieht; ja gar religiösen Gruppierungen, die dieser Praxis frönen auch noch finanzielle Unterstützung des Steuerzahlers zukommt?

Wer solche Kindesmisshandlung betreibt, respektive zulässt und nicht generell auf den Boden des Grundgesetzes und der UN-Charta der Menschenrechte steht, hat jede Legitimation verwirkt, hier als Bürger angesehen zu sein. Das gilt für Mitglieder aller Religionen und Weltanschauungen gleichermaßen. Judentum hin oder NS-Herrschaft her. Aus Verfolgung folgt nicht Narrenfreiheit.
Solange Gläubige im Namen ihres angeblichen Gottes anderen Menschen solche Misshandlungen, Verstümmelungen und Leid antun, solange hat deren Gott als Wertegrundlage in keiner Verfassung was zu suchen.

Ach ja, und die Stadt Nürnberg sollte sich mal Gedanken um ihren selbsternannten Titel machen. (H.F.)

 19. Mai 2004 · Religion: Einer weniger

Von 1993 bis 2001 war Harry R. in der Altstadt-Gemeinde im sächsischen Schkeuditz als Jugendpfarrer tätig. Durch Pendel- und Meditationsübungen baute der Seelsorger, war das Amtsgericht Eilenburg der Überzeugung, eine tiefe Abhängigkeit der Jugendlichen zu ihm auf. In den letzten drei Jahren seiner Tätigkeit ist es zu sexuellen Mißbrauchsfällen gekommen (siehe Religion-News vom 10. September 2003). Harry R. wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Anklage und Verteidigung legten Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil ein, welches der Pfaffe dann aber im Verfahren vor dem Landgericht Leipzig im September 2003 überraschenderweise akzeptierte.

Am 10. März dieses Jahres entfernte die Disziplinarkammer der Evangelischen Kirche von Westfalen Harry R. wegen sexuellen Mißbrauchs aus dem Dienst. Der "Sex-Pfarrer aus Schkeuditz" (so titelte eine Boulevardzeitung) verliert mit dieser Entscheidung des Kirchengerichts nicht nur die mit der Ordination verbundenen Bezüge und Versorgungsleistungen, sondern auch das Recht, die Amtsbezeichnung "Pfarrer" zu führen. Das Urteil der Disziplinarkammer kann in letzter Instanz am Disziplinarhof der Union Evangelischer Kirchen (UEK) angefochten werden. (C.B.)

[Quellen: Yahoo-News, 10.03.2004; Chemnitzer Morgenpost, 11.03.2004]

 13. Mai 2004 · Religion: Hauptstadt des Mißbrauchs

Spätestens seit Peter Mullans Film THE MAGDALENE SISTERS sollte jeder Mensch wissen, daß man den schwarzweißen "Engeln" nur mit einer gehörigen Portion Mißtrauen begegnen sollte, ihnen aber am besten aus dem Weg geht. Nach dem großen Bostoner Skandal im Jahr 2002, der 2003 damit endete, daß sich die Erzdiözese Boston die Zurückziehung der über 500 Klagen mit 85 Millionen Dollar viel zu billig erkaufte (siehe Religion-News vom 09. September 2003), steht dem Erzbistum Boston neuer Ärger bevor.

Der Anwalt Mitchell Garabedian vertritt sechs Männer und drei Frauen, ehemalige Schüler der Boston School for the Deaf, einer katholischen Taubstummenschule, die 1994 geschlossen wurde. Die Klage lautet auf Vergewaltigung und körperliche Mißhandlung und richtet sich gegen mindestens 14 Nonnen, einen Priester und einen Sportlehrer. Garabedian gibt an, daß die Verbrechen zwischen 1944 und 1977 begangen wurden, als die Kläger 7 bis 16 Jahre alt waren. "Anstatt einer Ausbildung erhielten sie Schläge", so Garabedian. Er erwartet, daß sich dem Verfahren weitere ehemalige Schüler anschließen werden.

Vor Gericht wird sich auch der mittlerweile im Ruhestand befindliche Bischof Thomas Daily mitverantworten müssen. Ihm wird die Vernachlässigung seiner Aufsichtspflicht vorgeworfen. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 12.05.2004]

 6. Mai 2004 · Religion: Homeschooling

Homeschooling bietet in den USA und Teilen Europas engagierten Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder zuhause zu unterrichten. Grundsätzlich wäre das keine schlechte Idee, wäre da nicht die meist religiös-fundamentalistische Motivation der Eltern als primärer Entscheidungsfaktor.

Diese Eltern schicken ihre Kinder nicht in eine öffentliche Schule, weil ihr Verständnis des christlichen Glaubens ihnen das verbietet. Sie wollen das von ihnen gezeugte Kind zuhause unterrichten.

Nur weil Eltern der persönlichen (Glaubens)-Überzeugung sind, ihrem Kind etwas „Schlechtes“ zu ersparen (die Welt ist in ihren Augen per se böse), darf es nicht mit seinen Spielgefährten eingeschult und wie andere Kinder sozialisiert werden. Die Argumentation dieser Christen bezieht sich dabei auf die angeblich negativen Einflüsse wie z.B. der Evolutionstheorie, dem Sexualkundeunterricht, der Gottlosigkeit in der Schule sowie angeblich okkulten und schamanistischen Praktiken im Unterricht. Doch wer die angebliche Schlechtigkeit der Welt seinen Kindern ersparen möchte, sollte sich bereits die Zeugung derselben reiflich überlegen.
Auch für Kinder gelten die Menschenrechte – und die stehen allemal über dem elterlichem Erziehungsrecht. Im Grundgesetzes der BRD (Art. 4,1) und der UN-Charta der Menschenrechte (Art. 18) ist fest verankert, dass die Wahl des weltanschaulichen Bekenntnisses eine freie Entscheidung ist. Dies impliziert auch die Freiheit von Religion. Kinder sind auch Menschen!

Aber so unchristlich kann die öffentliche Schule gar nicht sein. Müssen doch alle Kinder, also auch Muslime, Atheisten und andere in den öffentlichen Volksschulen (und nur in diesen!) in Bayern "nach den Grundsätzen der christlichen Bekenntnisse unterrichtet und erzogen" werden (Bay. Verf., Art. 135). Zudem sind in diesen so genannten „christlichen Gemeinschaftsschulen“ verbindlich für alle „die obersten Bildungsziele die Ehrfurcht vor Gott“ (BV, 131, 2). Ausserdem ist es in vielen bayerischen Grundschulen nach wie vor Usus, zum Unterrichtsbeginn ein christliches Morgengebet zu sprechen. Von den zahlreich vorhandenen Kreuzen in den Klassenräumen ganz zu schweigen.

Wenn überhaupt, hätten da nicht eher die Nichtchristen einen besonderen Anspruch auf Befreiung von dieser Art der christlichen Mission, respektive mangels wirklich säkularer Alternativen ein Recht auf missions-, religions- und ersatzunterrichtsfreien staatlichen Schulunterricht? Homeschooling als „weltanschaulich befreiende“ Alternative für elterlichen Fundamentalismus aller Art?
Nein, was Separatismus oder eine (religiös) gespaltene Gesellschaft für verheerendes Unheil anrichten kann, lehrt uns die Geschichte sowie die Gegenwart. Nur gemeinsam vermittelte, allgemeingültige Werte führen zum gesellschaftlich notwendigen Konsens. Statt Homeschooling ergo ein Plädoyer für einen konfessionsübergreifenden Wertekanon, der mit einem entsprechenden säkularen Unterrichtsfach wie „Philosophie“, „LER“ oder „Werte und Normen“ gelehrt werden kann. (H.F.)

[Quellen:
http://www.hausunterricht.org
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=188078&kat=10]

 13. Dezember 2003 · Religion: Everyday same shit

In einer Gemeinde in Ostpolen hat ein 40jähriger Pfaffe seine Stellung mißbraucht und sich an fünf Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren sexuell vergangen. Die Eltern meldeten den Mißbrauch der Kirchenbehörde und erstatteten später Anzeige bei der Polizei. Das gab der Kirchenbehörde die nötige Zeit, den gefallenen Pfaffen noch vor seiner Festnahme mit sofortiger Wirkung zu suspendieren. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP meldete, will die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den Kinderschänder beantragen. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 13.12.2003]

 27. November 2003 · Religion: Göttliche Karriere

Zwischen 1974 bis 1984 verging sich der anglikanische Priester Garth Stephen Hawkins an männlichen Jugendlichen, die er vorher bevorzugt mit Alkohol betäubte. 14 Jahre lebte er unbekümmert weiter, bis er sich 1998 aus der Kirche zurückzog und 2002 von einem Kirchengericht aus dem Priesteramt verstoßen wurde. Peter Underwood, Richter des Obersten Gerichtshofs auf der australischen Insel Tasmanien, verurteilte Hawkins wegen mehrfachen sexuellen Mißbrauchs von Jugendlichen in elf Fällen zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren. Der Richter ließ es sich nicht nehmen, dem Pfaffen "atemberaubende Scheinheiligkeit" vorzuwerfen, mit der der Verurteilte das Vertrauen der Opfer und deren Familien mißbraucht habe. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 27.11.2003]

 3. Oktober 2003 · Religion: Keine Verjährung

Elf (bekannte) Täter, 15 Opfer (die sich getraut haben, das Schweigen zu brechen), 15 Monate Verhandlungen. Ergebnis: Acht Millionen Dollar Entschädigung zahlt das Erzbistum Chicago den Mißbrauchsopfern ihrer pädophilen Priester. Der Tatzeitpunkt liegt ca. 50 Jahre zurück, die Verbrecher sind inzwischen aus dem Amt entfernt, pensioniert oder verstorben. Finanzieren will das Erzbistum die Entschädigungszahlung durch Versicherungen und Verkauf von Ländereien. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 03.10.2003]

 15. September 2003 · Religion: Stadtgebete


„Everything means something, I guess.“
(Marilyn Burns in THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE von Tobe Hooper)

Auf dem Römerberg zu Frankfurt war's, da malte der damals amtierende Bundeskanzler Helmut Kohl wieder einmal ein derart finsteres Bild des Landes, daß es aus dem Publikum antwortete: „Wenn es dir hier nicht paßt, geh doch rüber!“ „Rüber“ kann heute keiner mehr gehen, aber passen tut auch heute vielen vieles noch nicht. Allen voran den Kirchenoberen, die keine noch so bescheidene Möglichkeit auslassen, nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirche zu mahnen, ihre unverwechselbare Botschaft wachzuhalten. Eine Aufgabe, die ihnen aufgrund ihrer einschläfernden Inhalte immer schwerer fällt. Einen Versuch wagte jetzt zum Abschluß des Kreuzfestes auf dem Römerberg Bischof Franz Kamphaus.

Das Kreuz Jesu sei eine Mahnung für alle Christen, sich der Realität zu stellen. Nun hat die Pfaffenbrut über Jahrhunderte hinweg nichts Besseres zu tun gehabt, als die Realität, also die reale Realität, mit ihrer Himmel-Hölle-Hirnschwurbelei zu verbiegen. Deswegen muß man auch heute noch auf der Hut sein, wenn ein Pfaffe von Realität sabbelt. Er meint nämlich nach wie vor die christliche Realität, die mehr und mehr wahnhafte Züge annimmt, je mehr ihr Einfluß in der Gesellschaft schwindet.

Dem Wahn entsprungen scheinen auch die Drogenmetaphern des Bischofs zu sein, anders lassen sie sich nicht erklären. Die Aussage, daß Religion eben kein Opium fürs Volk sei, der christliche Glaube wie ein Entzug des Opiums selbstfabrizierter Luftschlösser sowie motorisierter Schein- und Luxuswelten wirke, also die Verdrehung der Tatsachen, ja Herrgott, darauf muß man erst mal kommen. Dieses Rumgeiere läßt nicht nur den Lenin rotieren. Und wohin dieser Entzug führt, nämlich zur ganzen Realität, das - wer kann es sich nicht denken? - weiß der Kamphaus selbstverständlich auch. Mit diesem ganzheitlichen Quatsch grast der Ochs' am esoterischen Wegesrand. In der Not frißt der Teufel Fliegen.

Die Kirche modernisieren? Ein Irrglaube, so Kamphaus, denn das Christentum verliere nicht deshalb an Bedeutung, weil die Kirche sich nicht dem modernen Lebensgefühl anpasse. Kirche müsse sich vielmehr „vom Üblichen unterscheiden“. Zu sehr „haben wir Christus uns angepaßt, statt daß wir uns ihm anpassen, und die Balken des Kreuzes geglättet, daß sie niemandem mehr weh tun.“ Nun ja, ein paar Splitter unter den Fingernägeln sollen ja prima Muntermacher sein. Vielleicht meinte Kamphaus genau das damit: die unverwechselbare Botschaft wachhalten. Würde zumindest in die christliche Foltertradition passen.

Das Motto des Festes lautete in ausgesuchter Dämlichkeit: „Kirche findet Stadt“. Bischof findet Hirn wäre das bessere Motto gewesen. Aber dazu wird es nie kommen. Deswegen ist der Kamphaus überzeugt, daß das Christentum von Anfang an eine Stadtreligion gewesen sei: „Kirche gehört in die Stadt, da hat sie keine Berührungsangst.“ Man kann die Kirche aber auch im Dorf lassen. (C.B.)

[Quelle: FAZ, 14.09.2003]

 14. September 2003 · Religion: Säkulare Alternative zum Schulstart

Premiere zum Schulstart war bereits am 9. September 2003: Nürnberg hat eine neue Grundschule für seine Kinder. Es ist die erste Jenaplan-Schule Süddeutschlands (http://www.jenaplanschule-nuernberg.de). Die Jenaplan-Schule in Nürnberg entstand in freier Trägerschaft.

Zum Schulbeginn in der neu gegründeten Jenaplanschule Nürnberg hat der Humanistische Verband Deutschland (www.humanismus.de) mit seiner Geschäftsstelle in Nürnberg (http://www.hvd-nuernberg.de) ein ganz besonderes Bonbon angeboten. Zusätzlich zum "gewöhnlichen" Ablauf mit Schulanfangsgottesdienst für die jeweiligen Konfessionen hat der Geschäftsführer des HVD-Nürnberg, Herr Michael Bauer, eine interessante und alternative Variante offeriert: Für die interessierten, konfessionslosen oder andersgläubigen Kinder und Eltern wurde von ihm und seinem Kollegen ein kleines Theaterstück vorgetragen, das einen durchaus ethischen Hintergrund hat. Das Märchen von Hans Christian Andersen, "Des Kaisers neue Kleider" (Text und Rezension siehe auch: http://www.reines-sein.de/s_kaiser.htm)
Mit dieser säkularen Alternative dürfte es der Jenaplanschule Nürnberg ein weiteres mal gelungen sein, ein Novum - zumindest in Nürnberg - zu setzen. (H.F.)

 11. September 2003 · Religion: Der Todesengel von Kalkutta

Am 19. Oktober 2003 wird in Rom die offizielle Seligsprechung von Mutter Teresa stattfinden. Manche rechnen gar mit der gleichzeitigen Heiligsprechung, wie die Presse berichtet. Schon zu Lebzeiten umgab die kleine Ordensgründerin ein Mythos, der die höchst unerfreuliche Wirklichkeit öffentlichkeitswirksam kaschierte.

Die neue Info-Website www.mutter-teresa.info dokumentiert die gerne verdrängten Schattenseiten der Ordensgründerin: So hielt die Freundin von Diktator "Baby Doc" Duvalier die Demokratie für "Teufelswerk", zweifellos in der Annahme, dass das "Gute stets von oben kommt". Die millionenfach eingesammelten Spendengelder setzte sie nicht dazu ein, um die Not vor Ort (beispielsweise in Kalkutta) zu lindern, sondern hortete sie auf Konten des Vatikans. Ihr Leben lang verachtete sie das Diesseits so sehr, dass sie ihren Kranken in Kalkutta keine schmerzlindernden Tabletten geben ließ, da die Kranken in ihrem Leid und ihrem Schmerz dem Herrn Jesu Christi so viel näher seien. Statt irdischer Hilfe bekehrte sie Tausende von Menschen, die Zuflucht bei ihr suchten, zum Christentum (zweifellos in dem Glauben, sie dadurch vor dem Höllenfeuer zu retten). Lebensrettende oder -verlängernde Maßnahmen waren in ihrem Sterbehospiz jedoch unerwünscht, da Teresa nach erfolgter Bekehrung das Bett frei haben wollte, um weitere Seelen retten zu können. Kein Wunder, dass viele Slumbewohner große Angst hatten, dem "Todesengel von Kalkutta" jemals zu begegnen ...

mehr auf www.mutter-teresa.info

(H.J.)

 11. September 2003 · Religion: PorNo!


„Die neuen Pornofilme konnten sich auch nicht auf den Reiz des Verbotenen herausreden; im Gegenteil: das Ziel der langen Entwicklung vom Sex- zum Pornofilm war ja gerade die gesellschaftliche Anerkennung der Pornographie gewesen.“
(Georg Seeßlen: Der pornographische Film)


Was ist der einfachste Weg, eine katholisch geschlossene Ehe zu annullieren? Einfach in der betreffenden Kirche einen Pornofilm drehen und schon wird auf Teufel komm raus annulliert. Genau das ist jetzt in der Abbruzzen-Gemeinde Gioia Vecchio geschehen. 1998 hatte der damalige Pfaffe die Erlaubnis für den Dreh einer Hochzeitsszene auf dem Kirchenvorplatz erteilt. Gefilmt wurde aber in der Kirche pornöses Material. Und so startete der derzeit amtierende Pfaffe Paolo Ferrini einen Ein-Mann-Feldzug gegen das „Obszöne“ in der Kultur: „Alle nach diesem skandalösen Akt hier abgehaltenen Feiern werden als nicht statthaft betrachtet.“ Wer die Kosten für all die Neuvermählungen übernimmt, steht in den Sternen. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 11.09.2003]

 10. September 2003 · Religion: Einer von vielen

Bereits im letzten Jahr hatte das Amtsgericht Eilenburg einen Pfaffen wegen Mißbrauchs in neun Fällen an zwei 15 und 16 Jahre alten Mädchen verurteilt. Den Mißbrauch sah das Amtsgericht als erwiesen an und verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr. Auf Bewährung, das ist so üblich. Die Staatsanwaltschaft warf dem Pfaffen sogar Mißbrauch in 42 Fällen vor und daß der Angeklagte im Zuge seiner seelsorgerischen Tätigkeit in Schkeuditz bei Leipzig "gezielt Abhängigkeitsverhältnisse" zu den jugendlichen Gemeindemitgliedern aufgebaut hatte. Tiefgreifende Bewußtseinsstörungen seien bei den Mädchen aufgetreten, so die Staatsanwaltschaft. Und so legte die Anklage Berufung ein. Die Verteidigung sowieso. Seit Dienstag muß sich der Pfaffe erneut verantworten, diesmal vor dem Leipziger Landgericht. Schon kurz nach Prozeßbeginn ließ Richter Ralf Hellner den Saal räumen. Das weitere Verfahren findet unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Begründet wurde diese Maßnahme nicht nur mit den schutzwürdigen Interessen der Opfer, sondern auch mit denen des mittlerweile vom Dienst suspendierten Täters. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 09.09.2003]

 9. September 2003 · Religion: Newsflash

Kaum gemeldet und schon veraltet. Nach neuesten Berichten teilte heute ein Gerichtssprecher mit, daß sich die Erzdiözese Boston und die Mißbrauchsopfer der katholischen Kirche gütlich geeinigt haben. Gegen die Zahlung einer Entschädigungssumme in Höhe von 85 Millionen Dollar werden die mehr als 500 Klagen eingestellt. (C.B.)

[Quelle: Yahoo-News, 09.09.2003]

 9. September 2003 · Religion: Persilschein wird immer teurer

Im August dieses Jahres veröffentlichten die Justizbehörden von Massachusetts einen Bericht, der davon ausgeht, daß katholische Pfaffen innerhalb der vergangenen 60 Jahre mehr als 1.000 Minderjährige mißbraucht haben. Über 500 Klagen der Opfer sind gegen die katholische Kirche mittlerweile anhängig. Im selben Monat hatten die Betroffenen ein erstes Entschädigungsangebot von 55 Millionen Dollar abgelehnt. Um vor Gericht keinen kompletten Schiffbruch zu erleiden, hat die Erzdiözese Boston, die im Mittelpunkt des Skandals steht, jetzt, nach zweitägigen Verhandlungen, die Entschädigungssumme auf 85 Millionen Dollar erhöht und fordert im Gegenzug die Einstellung aller Klagen. (C.B.)

[Quelle: Tiroler Tageszeitung, 09.09.2003]

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