Aus aktuellem Anlass stelle ich anbei eine meiner Begründungen für eine humanistische Ethik zur Diskussion. Geschrieben wurde diese Replik zu einem Artikel in der Regionalzeitung „Schwabacher Tagblatt“: „Gläubige sind hilfsbereiter und leben gesünder“, vom 05.01.2000: „Der christliche Glaube fördere und schütze das Leben“ ist ein fiktives Statement von Oberkirchenrat Dr. Karl-Heinz Röhlin, dass genauso viel Gültigkeit hat wie das Gegenteil – die Historie spricht für sich. „Gott mit uns“ stand auf dem Koppelschloss der deutschen Soldaten im WK I., sowie WK II.. Soziale Verantwortung und altruistisches Handeln ist unabhängig von Religiosität. Der religiöse Mensch ist nicht hilfsbereiter, als der atheistische oder andersgläubige. Auch lebt der religiöse Mensch nicht gesünder als der nicht religiöse oder nicht christliche (wie Dr. Röhlin ausführt), da insbesondere diese Personengruppe den nachweislich effektiveren vegetarischen Lebensstil bevorzugt (Stichworte: Buddhismus, Hinduismus). Das Statement des Oberkirchenrates: „Wer glaubt hat mehr vom Leben“ ist eine individuelle und subjektiv erfahrbare Erkenntis, der keine wissenschaftliche Allgemeingültigkeit zukommt, respektive zugrunde liegt. Wenn das seine eigenen Lebenserfahrungen sind, sind sie für die Allgemeinheit defizitär. Weitere Untersuchungen weisen auf den direkt proportionalen Zusammenhang von hoher Bildung / Schulabschlüsse und daraus resultierender „Gottlosigkeit“ hin. Der Anteil der Religiösen sinkt mit dem Grad der Ausbildung. Je geringer der Bildungsgrad, desto mehr herrscht bei Religiösen ein personales Gottesbild vor; (Magazin: bild der wissenschaft, Ausgabe 12/1999, American Atheists News vom 15.12.1999). Wir sind nicht davon überzeugt, dass eine Debatte zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen ein nützlicher Weg ist, um das tiefste Fundament der Ethik zu erforschen. Ist der Gläubige wirklich sicher, dass er glaubt? Ist der Nichtgläubige sicher, dass er nicht glaubt? Selbstredend stehen wir nach unserem Tod in keiner (metaphysischen) Verantwortung einem Gott gegenüber. Reziprok zur Majorität der Christen transzentieren wir nicht „gut und böse“ und die daraus resultierende Verantwortung auf die Zeit nach unseren Tod. Hier und jetzt sind wir verantwortlich für ein Leben, das sich orientiert an den Bedürfnissen unserer Mitmenschen. Wir, nicht Götter, sind für unser Schicksal verantwortlich. Dementsprechend müssen wir selber unser ethisches Universum erschaffen. Menschenrechte sind ohne normative katholische Ethik möglich, ja gerade gegen den Widerstand der Religionen - des Christentums und ihrer Kirchen - wurden die Menschenrechte seit der Aufklärung entwickelt und postuliert um letztendlich in der UN-Charta verankert zu werden. Nebenbei erwähnt hat der Vatikanstaat die UN-Charta der Menschenrechte bis zum heutigen Tag nicht unterzeichnet. Begründung: Gottesrechte stehen über denen der Menschen. Dennoch gab es unzählige Menschen, die die Illusion theistischer Religionen beiseite legten und trotzdem ein ethisches Leben geführt haben. Sie wurden von humanistischen Idealen und moralischen Werten inspiriert. Unter Gebrauch ihres Wissens um „gut und böse“ haben sie eine tiefgehende Wertschätzung fuer ein anständiges Leben kultiviert, einschließlich eines Gefühls von Gemeinschaft mit anderen Menschen, und sie haben sich sozialen Diensten, der Wohlfahrt und der Gerechtigkeit hingegeben. Der Genius der Technologie und Wissenschaft, der Philosophie und Poesie, weiterhin die Künste der Zivilisation und Hochkultur sind durch menschliche Erfindungsgabe und Anstrengung geschaffen worden. Generationen säkularer Erdenbewohner haben entdeckt, dass das Leben reich an unzähligen Möglichkeiten (Zirkularität, Heinz von Foerster) und daher sinnvoll ist. Obgleich nichtreligiös, haben diese Menschen nicht aufgehört, sich um das Wohlergehen anderer zu sorgen, und haben auch nicht moralische Werte und ethische Prinzipien im Alltag ihres Lebens verleugnet. Es gibt eine hohe humanistische Motivation für ethisches Verhalten. Humanistische Ethik basiert primär auf des Menschen eigener Vorstellung von „gut und böse“ und ist, wie die theistische Moral, so alt wie die westliche Zivilisation selber. Sie ist das Bemühen, eine rationale Grundlage für ethisches Verhalten zu geben, das ständig kritischer Untersuchungen ausgesetzt ist (Sokrates). Diese Humanistische Ethik findet ihre ursprünglichen Anregungen in z.T. vorchristlichen, griechisch-römischen Texten, besonders in der Philosophie der Sophisten, Platons, Aristoteles`, Epikurs und Epiktetos. Das in der Bayerischen Verfassung für alle Bürger geforderte Bildungsziel: „Ehrfurcht vor Gott“ ist somit völlig irrelevant. Zumindest für die zunehmende Zahl der nichtchristlichen Einwohner, die keiner der beiden Großkirchen angehören. Ebenso irrelevant für jene christdemokratischen und christsozialen Politiker, die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereicher(te)n. Hauptsache das Volk bleibt regierbar durch die vermeintlich althergebrachten christlichen „Tugenden“ und „Werte“. Zum Beispiel durch die eines Bundespräsidenten, der christliche (WestLB)-Werte in seiner Neujahrsansprache huldigt. Aus dieser Erkenntnis resultierend darf die Schule keinesfalls zur Missionsstation der Kirchen werden. Im Gegenteil. Kruzifixe haben in Schulen so wenig zu suchen wie der weltanschauliche Religionsunterricht. In anderen (Bundes-)Ländern ist man da schon weiter (siehe LER in Berlin/Brandenburg, in der Trägerschaft des HVD, Humanistischer Verband Deutschland). Die so genannte Sonntagsschule in den USA zeigt, wie man praktikabel religiöse Weltanschauung vermitteln kann. Jeder eben wie er will – ohne staatlich verordneten Zwang. Den Staat jedoch hierzu durch die Großkirchen in Anspruch und in die Pflicht zu nehmen, ist nicht recht und nicht billig und entspricht z.T. nicht den Vorgaben des säkularen Grundgesetzes. Dies führt dazu, dass der christliche Glaube im abendländischen Europa mehr als Doktrin, denn als Glaube auftritt. Bereits meist im Kindergarten (oft kirchliche Trägerschaft) startet das mentale, metaphysische Gehirntraining - die christliche Sozialisierung - von der man sagt, dass anschliessend die Jugendlichen - mit Vollendung des 14.Lebensjahres (Religionsmündigkeit) - selbst entscheiden könnten, welcher individuellen Religion sie zukünftig angehören wollen (oder auch nicht). Diese Konditionierung im Kindergarten / Schule / Religions-, Konfirmanten-, Kommunions-Unterricht wirkt evident bis ins hohe Alter.
Soldaten und deren Waffen werden selbst heute noch von Feldpfaffen und Militärbischöfen geweiht, direkt unter den Schutz des christlichen Gottes gestellt (Falkland / Somalia / Bosnien / Kosovo / Ost-Timor, etc.).
Die zahllos Dahingemetzelten - auf Basis der christlichen Moral geführten Kriege - setzen wir hier nicht ins Verhältnis zu den Toten des staatlich verordneten Zwangsatheistismus`, respektive deren (Religions-)Kriege. Von den etwa 8 Milliarden Menschen, die - historisch verifizierbar - in den vergangenen 8.000 Jahren starben, verlor etwa die Hälfte ihr Leben gewaltsam; zuhauf meist durch Glaubens-/Religionskriege.
Sein Hinweis auf die geringere Drogenabhängigkeit von Christen läßt sich eindeutig widerlegen, indem man die Konfession der über 1.730 Drogentoten (im Jahr 1999) in der BRD betrachtet. Die Majorität gehörte einer der beiden christlichen Großkirchen an.
Entgegen dieser tendenziösen Behauptung kommen in gegenteiligen, wissenschaftlichen Untersuchungen die Fachleute zu folgendem Ergebnis: Dezidierte „Atheisten sind statistisch signifikant weniger depressiv als Religiöse“. („Sind Christen glücklichere Menschen?“ Prof. Franz Buggle, Karl Uhmann, Gisela Nohe, MIZ 4/98).
Zudem haben die „Werte“ des Grundgesetzes der BRD ursächlich nichts mit denen des Christentums gemein. Dass Freiheit dort ende, wo die des anderen eingeschränkt werde, ist bereits bei den vorchristlichen Denkern und Philosophen nachzulesen; unsere Verfassung ist darauf aufgebaut.
Schulische Bildung steht in keinerlei Zusammenhang mit Religion und Christentum. Humanistische Werte werden seit jeher von Eltern an ihre Kinder weitergeben – auch ohne Religion. „Du sollst nicht töten“ wurde von den Gläubigen nicht evidenter umgesetzt als von Religionslosen.
Dazwischen liegen unendlich viele Variationen. Grenzen sind fliessend. Wenn man als Theist einen Nichtgläubigen (wie uns) auffordert, seine ethischen Gewissheiten zu formulieren und zu rechtfertigen, ohne von sich selbst zu verlangen, das Verhältnis zwischen seinem Glauben und seinen eigenen Gewissheiten zu rechtfertigen, läuft man Gefahr, sich mit einem Sprung über die menschliche Geschichte hinwegzusetzen und präjudizierend eine Hierarchie zu errichten, die das ganze Diskussionsvorhaben zunichte machen kann.
Unsere Begründung einer nichtabsoluten, atheistischen Ethikvorstellung? Oder vereinfacht gefragt: Was glaubt einer, der nicht glaubt? Uns scheint, dass Gläubige durch einige Wortspielereien es als selbstverständlich erscheinen lassen, dass die einzige Art zu glauben die Ihrige sei. Dabei geht es nicht um Theismus und Atheismus und deren Ethikvariationen, sondern um die Art zu glauben und die Art, nicht zu glauben. Hierzu ist aber etwas erforderlich, das einerseits über den religiösen Glauben und andererseits über einen entwickelten Humanismus/Rationalismus hinausgeht. Man kann nicht über Ethik sprechen, wenn man das „Böse“ nicht sieht und sich nicht in ihm. Die Quelle des „Bösen“ liegt in der Art, wie man sich selbst verhält, wie wir uns selbst und unser Verhältnis zur Welt organisieren. Man denke nur z.B. an die apokalyptischen Reiter des ethischen Hasses. Nationalismus fällt nicht vom Himmel, er ist kein Schicksal, sondern Menschenwerk und ist somit jederzeit aufzuhalten. Die Identität einer (staatlichen) Gemeinschaft entsteht, wie die eines Individuums, durch Unterscheidung. In dieser Unterscheidung liegt die Kernfrage der Ethik. Ist sie Zusammenleben und gemeinsame Suche, oder ist sie statt dessen Negation des anderen?
Für viele Gläubige scheint das Problem gelöst, Sie bedürfen offenbar keiner Rechtfertigungen. Die Mehrzahl ist eben der (anerzogenen?) Meinung, dass Atheismus apriori vernunftlos sein muß.
Zum evidenten Beweis der Humanität hätte die christliche Religion aber etwa 2.000 Jahre Zeit gehabt. In der Retrospektive erkennen wir nur das Gegenteil. An einen Gott zu glauben ist keine Garantie fuer moralische Tugend, denn es hat unzählige Menschen gegeben, die sich zu einem religiösen Glauben bekannt haben und trotzdem unmoralisch gelebt haben. Die Geschichte ist voll von ihren Grausamkeiten.
Der religiösen Argumentation der von Dr. Karl-Heinz Röhlin fixierten Moralnormen nahe gelegt, könnte man fragen: „Wenn Gott tot ist, oder wenn jemand den Glauben an einen göttlichen Schöpfer verwirft, darf man dann alles machen – ist dann alles erlaubt? Würde ohne Religion und Glauben die menschliche Moral obsolet sein? Ist ohne Glauben an einen Gott alles verloren, würde Sünde – die wir persönlich negieren - uns ereilen? Sind diejenigen, die Theismus ablehnen, böse, und ohne jegliche moralischen Tugenden? – Nein.
Dr. Röhlin setzt mit seiner Religion implizit eine Reihe moralischer Werte voraus, die er dann durch die Bezugnahme auf eine transzendente Quelle zu rechtfertigen sucht. Als Theist leugnet er die Möglichkeit von Moral ohne Gott. Er ist der Überzeugung, dass seine normativen Moralvorstellungen göttlich inspiriert und daher nicht veränderbar sind. Es gibt aber keinen Beweis dafür, dass Moses die zehn Gebote von oben erhielt. „Du sollst nicht stehlen“, „du sollst nicht töten“ schreibt er einem Gott zu. Doch alle ethischen Systeme sind aus den Materialien menschlichen Verlangens und menschlicher Zwecke geknüpft. Röhlin`s Argumentation erscheint uns zudem wie die des Priesters in einer Geschichte von Richard Robinson, der zwei moralisch untadeligen Atheisten entgegenhält: „Ich verstehe euch Burschen nicht; wenn ich nicht an Gott glaubte, würde ich mir ein tolles Leben machen.“
Moralabsolutisten, die sich wie Dr. Röhlin dezidiert auf die Bibel, Koran oder andere „heilige“ Texte beziehen, um ihren egoistischen Glauben an ein Sammelsurium von Geboten oder ethische Prinzipien zu rechtfertigen, betrügen sich selbst. Theistische Religionen entspringen der menschlichen Einbildungskraft; sie haben keine selbständige Realität. Sie sind Mythen der Tröstung und des Wunders, die uns in die Lage versetzen, der Endgültigkeit menschlicher Zustände zu entkommen, der Sterblichkeit des Lebens und der Endgültigkeit des Todes. Ihre Hilfsmittel sind Gebete, Opfer und Danksagungen, sowie Zwiesprache mit Gott. Nichts als ein Placeboeffekt. Wir sprechen den Religionen diesen Effekt ja gar nicht ab. Doch wieso sollten wir uns unnötigerweise mit metaphysischen Krücken durchs Leben bewegen, wenn wir erkannt haben, dass es ohne diese zuversichtlicher und besser geht?
Um mit den Worten des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki zu replizieren: „Gott ist eine rein literarische Figur wie Odysseus oder Faust oder Hamlet. Geschaffen wurde diese Figur nach einem Vorbild, und das Vorbild ist der Mensch.“ [...] „Gott hat in meinem Leben nie auch nur eine Sekunde existiert“. Ein historischer Schuft, Napoleon I., meinte: „Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen“.
Eine lebendige Schule braucht selbstverständlich intensiven, kontinuierlichen Kontakt zu den Eltern. Eine liberale, tolerante und kritikfähige Schule hat aber auch die Weltanschauung der Schülereltern zu akzeptieren, ja zu respektieren. Dieses Verhältnis hat jedoch absolut nichts mit christlichem Werteerhalt zu tun, der „nicht preisgegeben werden darf“. Wo ist bei dieser Geisteshaltung die christliche Toleranz gegenüber Andersdenkenden? Oder geht es letztlich um verdecktes Missionieren und um klerikalen Machterhalt? (H.F.)
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 12. Januar. Heute (21.00 Uhr, ARD) greift die Sendung "Monitor" einmal mehr brisante Themen auf. Es geht u.a. um die CDU-Spendenaffäre, bei der einigen CDU-Politikern die Gaunerehre - niemand wird verpfiffen - wichtiger ist, als der mit Gottes Hilfe geleistete Amtseid. Außderdem berichtet "Montitor" über die "Bundeswehr - neue Schikanen gegen Schwule". (H.J.)
Während dieser Tage das ganze Ausmaß der katholischen Beteiligung am Völkermord in Ruanda vor einigen Jahren ans Tageslicht kommt – siehe hierzu Spiegel 1/2000, Artikel „Mit Weihrauch und Machete“ auf Seite 122 – geht es in der Schweiz doch noch recht moderat ab. Dort brennen keine Scheiterhaufen für unliebsame Zeitgenossen. Nein, dort mitten im zivilisierten Europa bedient man sich subtilerer Methoden und versucht den vermeintlichen Gegner wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. So geschehen in Basel, wo bekannt wurde, daß die katholische Pfaffenschar sich mit einer Boykottaufforderung an einem aus der Kirche ausgetretenen Gastwirt rächen will. Im Oktober 1999 erklärten der Gastronom Hans-Peter Fröhlicher und seine Frau ihren Kirchenaustritt. Herr Fröhlicher schickte seine Austritterklärung an die katholische Volksekte und seine Gemahlin an den evangelisch-reformierten Ableger. Die Reaktionen waren unterschiedlich: Beim evangelischen Verein gab man sich moderat und nahm den Austritt mit Bedauern zur Kenntnis. Die Vasallen Roms dagegen waren tief beleidigt und sandten ein Rundschreiben an sämtliche Pfarreien, Kirchenräte, kirchennahe Organisationen und wichtige Personen des öffentlichen Lebens. In dem Schreiben wurde klar und deutlich aufgefordert, den Hotel- und Restaurationsbetrieb der Familie zu boykottieren. Durch ein Versehen gelangte das Schriftstück in Fröhlichers Hände, der die Sache gleich publik machte. Der diskrimierte Gastronom: „Plötzlich fühlte ich, wie es den jüdischen Geschäftsleuten in Nazi-Deutschland ergangen sein musste.“ Auch seitens des Schweizer Wirteverbandes wurde gegen das Verhalten der Kirche protestiert. Der auf frischer Tat ertappte Dieb dagegen gab sich uneinsichtig und erklärte: „Eine öffentliche Diskriminierung liegt nicht vor, da das Austrittsschreiben mit dem internen Vermerk lediglich an verschiedene, zur Geheimhaltung verpflichtete Abteilungen unseres Hauses weitergeleitet wurde.“ Ein dummer Patzer eben, durch unglückliche Umstände ans Licht gekommen. Kirchenverwalter Robert Weller weiter: „Die katholische Kirche ist eine vom Staat unabhängige öffentlich-rechtliche Körperschaft, mit dem Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Man berücksichtige bei Arbeitsvergebungen „vorzugsweise römisch-katholische Partner“, das sei nicht intolerant, sondern konsequent.“ Und dann dreht der konsequente Gottesknecht den Spieß um: „Schliesslich bedeute jeder Kirchenaustritt für die Kirche auch eine wirtschaftliche Sanktion.“ Bei Hans-Peter Fröhlicher geben sich derweil die Fernsehteams die Klinke in die Hand und vor lauter Interviews kommt er kaum noch zum Arbeiten. Und was die Glaubensfreiheit in der Schweiz bedeutet, an die glaubt er nicht mehr, da ist er zwischenzeitlich eines Besseren belehrt. Und wir glauben: Ein weiterer Grund, um die Kirche wirtschaftlichen Sanktionen in Form von Austritten auszusetzten. Jedenfalls können es die noch tun, die es noch nicht getan haben. Egal, ob in der Schweiz, Deutschland oder sonstwo. T.S. [Quelle: www.netzpress.ch, 04.01.00]
Am 21. Januar hält Dr. Gerhard Czermak in Fürth einen Vortrag über "2000 Jahre Judenfeindschaft im christlichen Abendland".
Ist die gigantische Untat des Nationalsozialismus nur eine solche, oder ist der große Judenmord nicht ebenso sehr eine Frucht der "Religion der Liebe"? Diese Frage ist für uns Deutsche besonders wichtig. Sie zielt auch in den Kern des christlichen Glaubens und wirft Fragen des Menschseins überhaupt auf.
Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brannten in Deutschland die Synagogen und Martin Sasse, evangelischer Landesbischof von Thüringen, rühmte aus diesem Anlass voll Genugtuung Martin Luther, den er als den größten Antisemiten seiner Zeit pries.
Wie es dazu kommen konnte, will der Referent, Autor des Buches "Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung" (zuletzt Rowohlt-TB 1997) erläutern, mit den Gästen diskutieren und bei den Anfängen vor 2000 Jahren beginnen.
Ebenfalls am 21. Januar findet in Regensburg ein Vortrag über "Erste Kritiker des Christentums" statt. Referent ist Dr. Wolfgang Proske.
Parallel zur Entstehung des Christentums entstand auch die Kritik dieser neuen Religion. Wir wissen davon heute leider nur noch sehr bruchstückhaft, denn mit dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion verbunden war die zunehmend brutale Verfolgung ihrer tatsächlichen und vermeintlichen Gegner sowie die möglichst vollständige Ausrottung aller antichristlicher Schriften. So ordnete 325 Kaiser Konstantin mit der Vernichtung der Schrift des Porphyrios "Gegen die Christen" erstmals eine Bücherverbrennung im Interesse des Christentums an; nach 448 ist kein einziges Exemplar dieser Schrift mehr belegt.
Von den heute noch bekannten Autoren sind am wichtigsten Celsus, Porphyrios sowie der römische Kaiser Julian, dem die Christen später den Beinamen "Apostata" (= der Abtrünnige) gaben. Sämtliche Texte dieser Autoren mussten aus christlichen Widerlegungsversuchen, die die Zeit überdauerten, rekonstruiert werden. Die Rehabilitierung dieser frühen Freigeister erfolgte erst während der Renaissance sowie der Aufklärung.
Veranstalter beider Vortäge ist der Bund für Geistesfreiheit Bayern.
Genaue Uhrzeiten und Veranstaltungsorte dieser und anderer Hinweise finden sich in unseren Veranstaltungstipps.(H.J. )
Mann, hört mir bloß
Weihnachten? Interessiert sich dafür tatsächlich noch jemand? Eigentlich nicht, aber die bourgeoisen Medien haben jedes Jahr nichts besseres zu publizieren als die Weihnachtspredigten der christlichen Führungsriege. Aufgerufen wurde dieses Jahr u.a. zur Solidarität mit jenen, die im Schatten stehen. Ein guter Anfang, um dieses Problem zu lösen, wäre es, die Kirchen abzureißen. Es gäbe mit einem Schlag etliche Schatten weniger auf dieser Welt.
Der Mainzer Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, forderte mehr Solidarität und Bereitschaft zum Verzicht, dieses sei nämlich nötig, um der BRD die erforderliche moralische und politische Runderneuerung zu verpassen. Da spricht natürlich wieder unverhohlen diese typisch christliche Askese. Das Resultat ist dann eine Bevölkerung wie hierzulande, die nur noch mit verkniffenen Schweppes-Gesichtern durch die Gegend zuckelt.
Lehmann prangerte dann auch noch die Marktwirtschaft an, einmal im Jahr dürfen die das, an Weihnachten genießen die Narren alle Freiheiten, Narrenfreiheit, sozusagen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, der Lehmann findet eine gesunde Portion Eigennutz und Gewinnstreben nicht automatisch verwerflich. Aber, und das möge man dann doch, bitte schön, berücksichtigen: „Ungezügelter Kapitalismus“? „Aggressiver Markt“? Also wirklich, nöhö, so geht das nicht, da müsse schon ein Ordnungsrahmen her, um das Soziale nicht auszugrenzen. Gesagt, nicht getan. Wie auch immer. Es schloß sich an die obligatorische Festtagsdrohung, nach der Kürzungen bei den kirchlichen Sozialleistungen aufgrund drohender Einnahmeverluste nicht mehr im Bereich des Unmöglichen liegen. „De facto zahlt nur jeder Dritte oder Vierte, der Mitglied der Kirche ist, Kirchensteuer, weil er kaum oder gar nicht Einkommensteuer zahlt. Dabei müsste die Kirchensteuer eigentlich eine Art Mitgliedsbeitrag sein.“ Sprach’s und verzog sich beleidigt in seinen Kirchturm. Same procedure as every year.
Äußerst grimmig beging der Limburger Bischof Franz Kamphaus das Weihnachtsfest. Er gönnte den Menschen nicht einmal ein rudimentäres Weihnachten. Für ihn ist Weihnachten lediglich eine Inszenierung, ein „Kuschel-Event für Harmoniesüchtige“. Und erst der ganze Hokuspokus mit den Träumen: „Statt dass Gott Mensch wird, wird Weihnachten zur realitätsfernen Träumerei.“ Wer keine Probleme hat, erträumt sich welche.
Ganz anders Josef Homeyer, der katholische Bischof von Hildesheim, der in seiner Predigt ein Bündnis, nein, nicht für Arbeit, sondern ein Bündnis der Hoffnung anmahnte. Hoppla, das klingt ja richtig originell, denn die Message zu Weihnachten sei die „Geschichte der Sehnsucht und der geretteten Hoffnung“. Wenn das nicht hoffen läßt. Und erst seine Definition für die christliche Nacht der Nächte: „In diese Nacht gehören alle Lieder des Lebens, die gegenwärtigen und die vergessenen, alle Träume, die bunten und die wiederkehrenden, alle Mühe und alle Leichtigkeit.“ Da sollten sich der Kamphaus und der Homeyer mal kurzschließen, wie das denn nun ist, mit den Träumen und den Lebensliedern und der unerträglichen Leichtigkeit des Seins.
Schon besser dagegen der evangelische Bischof von Magdeburg, Axel Noack: „Misstrauen ist angesagt gegen alle, die uns versprechen, den Himmel auf Erden schaffen zu wollen.“ Da will man schon lachen, weil man meint, jetzt kloppen die Evangelen und die Katholen wieder aufeinander ein, aber gemeint war gar nicht die Konkurrenz, sondern, wie schade, nur das tagespolitische Geschehen. Vom tiefen Fall des Polit-Sauriers Helmut Kohl will natürlich auch der kleine Pfaff’ profitieren. Laut Noack sind bedeutende Persönlichkeiten (hmm? Ob der wirklich den Kohl damit meint?) Menschen mit Schwächen und Fehlern, die nicht zu kleinen „Göttern“ stilisiert werden dürften: „Bekannte Politiker müssen zugeben, sich Familienfeiern haben sponsern zu lassen, schwarze Konten geführt zu haben und möglicherweise wichtige politische Entscheidungen von lukrativen Zuwendungen zur eigenen Partei abhängig gemacht zu haben.“ Die Gier nach persönlicher Bereicherung ist im Kapitalismus systemimmanent. Daß Noack diese Raffke-Mentalität als „Enttäuschung“ bezeichnet, zeigt, wie wenig er begriffen hat.
Einer von der begriffsstutzigen Art ist auch Heinrich Herrmanns, der evangelische Bischof von Schaumburg-Lippe. Er sieht das größte Problem darin, daß es im Land keine positive Grundstimmung gibt: „Es herrscht keine Begeisterung, es gibt um uns her keine intensive Aufbruchstimmung, keine hohen Ziele, die sich große Teile des Landes zu Eigen machen. Es erscheint vieles so mühsam, so zäh, und nicht weniges löst Enttäuschungen aus.“ Enttäuschung löst zuallererst die Existenz der Kirchen aus, merk Dir das gefälligst, Herrmanns! Aber Herrmanns wäre ja kein richtiger Pfaffe, wenn er nicht auch gleichzeitig eine bibelkonforme Lösung in der Bethand hätte: „Durch manche mürrische Zwischenstimmung hindurch, die einen befallen kann, leuchtet Gottes Zusage, dass er mit uns geht.“ Sehen Se, so einfach isses.
Sowieso, das Licht muß dieses Jahr der absolute Renner gewesen sein auf den Grabbeltischen des christlichen Ausverkaufs. Der evangelische Regionalbischof Dekan Michael Bammessel, Nürnberg, unterwarf sich sogar der Mühe, zwei Blicke auf dieses Land zu schmeißen. Und als er das erste Mal hinsah, da sah er ein „glitzerndes Land“. Und als er das zweite Mal hinsah (für gewöhnlich der Blick, der dann unter die Oberfläche zielt, aber vielleicht auch schon geblendet von der glitzernden Oberfläche), da sah er ein „finsteres Land“. Uns was er sah, das gefiel ihm nimmer: Bankräuber allerorten, als Schüler getarnte Mordbuben und einen gesetzesbrechenden Ex-Kanzler. Aber das Schlimmste, das sah er nicht: Einen radebrechenden Pfaffen! „Wir sind ein Volk, das im Finstern wandelt.“ Und Weihnachten bedeute doch, das Licht anzuschauen (reicht eine Blendung wirklich nicht?) und sämtliche „dunklen Ecken“ zu vergessen.
Noch mehr Dekorationsbeispiele aus dem klerikalen Leuchten-Studio? „Das ist ja das Erstaunliche, das Wunder, dass Menschen immer wieder Licht sehen konnten in der Finsternis“, sagte Bischöfin Käßmann in der Marktkirche in Hannover. Für gewöhnlich betätigt man dazu einen Lichtschalter. Aber halt, der Bischöfin schwebt natürlich Größeres vor den in gleißendes Licht getauchten Augen. Denn das Weihnachtsfest habe immer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wachgehalten – auch in Zeiten von Hunger, Krieg und Gerechtigkeit. Kann mich nicht erinnern, daß es jemals eine Zeit ohne Hunger, Krieg und Ungerechtigkeit gab. Deshalb ist, laut der Bischöfin, Weihnachten so wichtig, weil es Millionen Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Die Käßmann: „Es ist an der Zeit, endlich an das zu denken, worum es Weihnachten wirklich geht: an das Geschenk der Nähe Gottes.“ Das heißt: Nichts mit gefüllten Bäuchen, Frieden und Gerechtigkeit, sondern nur der Verweis auf ein besseres Leben in einer vagen Zukunft, am besten im Jenseits. Also ist Weihnachten nicht mehr als der sprichwörtliche Schiß in die Hand.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, forderte, etwas militant, die Verweigerungshaltung gegen die Weihnachtsbotschaft zu durchbrechen. Fragt sich nur womit? Mit Krupp-Stahl? Meinen atheistischen Panzer bricht niemand! Sicher war sich der Kardinal in diesem Punkt: „Wir sind nicht dem Verderben und dem Untergang ausgeliefert.“ Mit euch Brüdern schon.
Richtiggehend einfallslos klingt dagegen das Geseiere des Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche, Johannes Friedrich, irgendwo in Bayern oder so, dem das Wohl der Kinder am Herzen liegt. „Es gibt nichts Wichtigeres als das Wohl unserer Kinder.“ Wer könnte diesen Satz nicht unterschreiben? Immer diese Allgemeinplätze.
Aber das kann der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, besser. In einem Interview mit der WELT vom 27. Dezember 1999: „Die Einheit von Mann und Frau, die im Kind zum Dreierbund wird, ist eine der deutlichsten irdischen Entsprechungen des Mysteriums der Dreifaltigkeit. Wer Gott nicht kennt, kennt auch nicht mehr den Menschen. Darum ist heute eine solche Verwirrung in Bezug auf Ehe und Familie festzustellen.“ Klingt vollkommen logisch. Noch besser ist diese Stelle aus dem Interview: „Eines der größten Defizite christlichen Bewusstseins ist heute das mangelnde Sündenbewusstsein. Das hängt mit der Ausgrenzung Gottes aus dem gesellschaftlichen Leben zusammen. Indem der Mensch sich selbst an die Stelle Gottes setzt, bestimmt er, was gut oder böse, was recht oder unrecht ist. Wenn er selbst zum Gesetzgeber wird, schafft er nur Gesetze, an denen er nie selbst scheitern wird.“ Der Umkehrschluß bedeutet dann, daß mensch an den Gesetzen Gottes, die, das wissen wir, auch nur von Menschen stammen, zum Scheitern verdammt ist. Da macht das Leben noch Spaß. (Wie war das mit den Schweppes-Gesichtern?)
Aber Meisner ließ sich auch in seiner Weihnachtspredigt nicht lumpen und hing diversen Großmachtsphantasien hinterher. Erst das Gejammere, daß die Kirche in vielen (!) Teilen der Welt zu einer Minderheit geworden sei. Aber diese Entwicklung, da ist er ganz der normale pfäffische Protzer, werde sich umkehren und, das läßt sich dann wohl nicht umgehen, zu einem neuen Aufbruch führen. Einmal in Rage, prophezeihte er dann noch schnell, quasi im Handumdrehen, eine neue Evangelisierung auf den alten, fast ungläubig gewordenen Kontinenten. Zuversicht hat der Mann ja, das muß man ihm lassen.
Wolfgang Huber, der mit allen Waschmitteln gehuberte Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, sah ungelöste Aufgaben im Zusammenleben der Völker, Stichwort: Tschetschenien blablabla, setzt aber die Hoffnung und das Vertrauen in Gott, das stärker sein sollte als die Angst, dagegen. Das klingt fast wie der Käse der Käßmann (siehe irgendwo weiter oben im Text). Aber beim Huber klingt das alles noch viel besser: „Für die Verhältnisse in unserer Welt brauchen wir uns nicht zu entschuldigen. Denn Gott lässt sich auf diese Verhältnisse ein, er wird Mensch. Gott nimmt an unseren ungelösten Fragen teil, er wird zum Kind in der Krippe.“ Ein Kindskopf war der Huber schon immer.
Und Polen-Paule, der Obermotz der bösen Brut, will doch tatsächlich den Ablaßhandel wieder einführen. Nicht so richtig, freilich, nur so tralala, damit den Frömmelnden nicht gleich der Himmel zu Kopfe steigt und der Christen Fähigkeit zum Bösen hemmungslos hervorbricht. Aber ist das tatsächlich eine gute Idee? Nein. Eine gute Idee wäre es, der Papst gibt heute, am 31. Dezember 1999, wenige Stunden vor Mitternacht den Löffel ab und der ganze klerikale Schrotthaufen driftet führungslos ins nächste Jahrtausend. DAS hätte Symbolcharakter! Aber den kriminellen Kasperkappen würde das wahrscheinlich gar nichts ausmachen. Die würden dann ganz einfach dem Leichnam ein paar Schnüre um Arme und Kopf binden und auf dem Balkon des Vatikans die Puppe tanzen lassen. Hauptsache der (Heiligen-)Schein wird gewahrt.
Guten Rutsch
mit diesem Weihnachtsscheiß auf!
(Christian Barduhn am 23. Dezember 1999)
Fehlen darf im betroffenheitsbesoffenen Reigen natürlich nicht Manfred Kock, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in der BRD. Bedeutungsvoll salbaderte er: „Dieser Jahrtausendwechsel verdient seine besondere Bedeutung nur, wenn er mehr sein wird als eine festliche Inszenierung für Wohlhabende.“ Mal abgesehen davon, daß diesem Jahrtausendwechsel überhaupt keine Bedeutung beigemessen werden sollte, ändern wird sich schließlich nischt, weiß man ja, von welch wohlhabenden Fatzkes diese Aussage kommt. Aber, und, hey, Kock zeigte doch tatsächlich so etwas wie einen luziden Moment als er sagte: „Es kommt darauf an, jene Lebenssituationen zu verändern, die insbesondere in den Städten den Nährboden für Gewalt bilden.“ Damit hat er die Ursachen der urbanen Gewalt zumindest besser erkannt als die bourgeoisen Feuilletonschmierfinken, die die Ursachen für diese städtische Gewalt nur in den Medien verorten wollten. Aber unterlaufen wird diese Aussage durch ein kirchentypisches Eigentor. Huber verstieg sich doch glatt zu der Aussage, daß an dem kalten, von Machtstreben und Besitzdenken geprägten Klima die Menschen innerlich und äußerlich zu Grunde gingen. Jetzt weiß man endlich, woher der desolate Zustand der Kirchen rührt. Danke, Manfred. Aber Manna-Manni hat noch mehr auf Lager: „Uns Christen verbindet mehr als uns trennt.“ Klar, die Geldgier – sonst nichts.
C.B.
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 5. Januar.
Um den Jahreswechsel herum - nein, diesmal geht es noch nicht ins neue Jahrtausend - gibt es täglich Sendungen zur großen Apokalypse und zu den Predigern des Weltunterganges. Trotz allem - unsere Tipps könnt ihr natürlich auch noch im Januar weiterlesen - es sei denn, ihr habt vergessen, eure PC's Jahr-2000-fähig zu machen, oder ihr wollt bei der großen Selbstmord-Sylvesterparty in Jerusalem mitmachen. (H.J.)
Das Jubeljahr der katholischen Kirche hat mit Öffnung der Heiligen Pforte im Vatikan begonnen. Und damit der Rubel in den nächsten 371 Tagen auch ordentlich rollt, wurde das Großereignis in allen Medien herausragend gewürdigt.
Nicht berichtet wurde in den Massenblättern von einer Aktion der Gruppe "Freie Christen für den Christus der Bergpredigt", darunter auch Deutsche. Die Kirchenkritiker verteilten während der Feierlichkeiten auf dem Petersplatz antiklerikale Informationsschriften - und wurden prompt verhaftet. Die Kriminalpolizei und sogar die Anti-Terror-Einheit waren sofort zur Stelle, rissen die Flugblätter an sich und durchsuchten die Hotelzimmer der Festgenommenen.
Die Freien Christen beklagten die Ablasspraxis der katholischen Kirche und wiesen darauf hin, dass die Kirche für deren Verbrechen der vergangenen 2000 Jahre noch keine Wiedergutmachung und Entschädigung erbracht habe.
Nach Aussage der verhinderten Protestler hätten die Polizisten später auf der Wache bekundet: "Der Inhalt [der Informationsschriften] entspricht zwar der Wahrheit, doch an einem Abend, an dem die ganze Welt nach Rom blickt, könnt ihr sowas nicht verteilen."
Der schöne Schein muss gewahrt bleiben und alle spielen mit: Kirche, Staat und Medien. - Die Deutsche Botschaft in Rom erwirkte mittlerweile die Freilassung aller Festgenommenen. (H.J.)
[Quelle: ots, 28.12.99]
Vorschau der TV- und Radiotipps bis zum 28. Dezember.
Am Sonntag, 26. Dezember, 15.45 Uhr, beginnt 3 SAT eine fünfteilige Dokumentation mit dem Titel "Morgen geht die Welt unter". Das psychologische Klima am Ende dieses Jahrtausends darzustellen, ist das Anliegen der mehrteiligen Sendung, die sich mit den Prophezeiungen befasst, die die Gemüter bewegen, und die Menschen vorstellt, die sich allen Ernstes auf den Weltuntergang vorbereiten. (H.J.)
Papst Johannes Paul II. kann sich über ein ganz besonders wertvolles Weihnachtsgeschenk freuen. Heiligabend soll er den Platz vor dem Petersdom in seinem neuen Papamobil überqueren. Das Gefährt kostet umgerechnet fast drei Millionen Mark. Das berichtet das italienische Auto-Magazin "Quattroruote". Das fürstliche Geschenk überreichte der Automobilriese Fiat dem Papst anlässlich des hundertsten Jahrestages der Firmengründung.
Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk - Newsletter
Künftig wird sich das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem gepanzerten Unikat aus dem Hause Lancia fortbewegen, das die Kennzeichen "SCV 1" für "Stato della Citta del Vaticano" trägt. Für den päpstlichen Segen kann das Dach des Luxusfahrzeuges geöffnet werden. Zu der Komfortausstattung gehört natürlich auch ein Telefon.
Wieder einmal ist es fraglich, ob der Papst auch nur annähernd im Namen des Herrn handelt. Jesus hätte sich wohl etwas Sinnvolleres gewünscht. Selbst angesichts des zweitausendsten Jubiläumjahres kümmert man sich kaum um die ursprünglichen christlichen Werte. (G. S.)