was sollen die sieben fragen an mel gibson, wenn du den film gar nicht sehen willst
Günther, ich werde Dir diesen Gefallen nicht tun, diesen Film anzuschauen
ständig deine zitate von mystikern und gurus... kannst du nicht selbst die bibel lesen?? zu unbequem???
Günther, mir sind all die Gurus, die noch die Realität erkenn tausendmal lieber als diesem ganzen religiösen Wahnsinn zu folgen!!
Hier kannst Du lesen was ein Theologe aussagt, dem ich nur zustimmen kann!!
Friedrich Schorlemmer, Theologe in Würdenberg:
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wünschte ich mir, dass das alte Europa von dieser Horrorklamotte aus Hollywood verschont bliebe. Es sollte Jesus erspart werden, auf diese schreckliche Weise auf unseren Großleinwänden nachgebildet zu werden. Was da vorkommt, verschlägt einem den Atem, lässt dem Zuschauer kaum Raum, Christi Leiden - mitsamt den Leiden dieser Welt — für sich zu bedenken und zu durchdringen.
Niemals wird man auf diese Weise erfahren, wie das Leiden Jesu Christi uns Leiden ersparen kann und uns helfen kann, Leiden zu überwinden. Noch wird deutlich, wie wir durch sein Leben Leben gewinnen, selbst wenn wir es verlieren.Ich hätte nicht erwartet, dass es im Jahre 2004 möglich sein würde, in einem scheinbar historisch objektiven Sinne die Evangelien und spätere Nonnenvisionen so blutrünstig zusammenzurühren und damit ein Massenpublikum zu erreichen.
Das aber hat Regisseur Mel Gibson in »Die Passion Christi« vollbracht. Dass inzwischen sowohl der Bischof von Rom wie der Bischof von Eisenach kaum Anstößiges am Film finden, verheißt nichts Gutes für die weitere Diskussion, die »das christliche Europa« tief spalten dürfte.
Der Film beginnt mit einem schwülstigen Gethsemane- Szenario, das vom ersten Bild, vom ersten Ton an deutlich macht, welch lautmalender Schmarren, welch gruselige Effekthascherei einen erwartet. Obszön, wie Gibson Leiden genüsslich-übertreibend inszeniert. Peinlich, wie sich künstlich wirkende Szenen bei aller geschickt verpackten Suggestion des Realistischen aneinander reihen. Jesus wird vorgeführt als einer, der seine Unsterblichkeit zeigen soll, indem er alle Martern übersteht, übermenschlich-leidenstapfer und dadurch grausig und übermenschlich. Keiner kann solche Peinigung aushalten.
Selbst die Lust der Peiniger ist aufgesetzt, weckt eher Ekel als Mitleid.
Der Teufel huscht als fahl-kahl-kaltstumm-androgynes Wesen — als Gegenbild zur Mutter Maria durch die Szene. Die Juden begegnen uns durchgehend als ein einziger geifernder Mob, Pilatus, der Statthalter Roms, als heimlicher Held. Es gibt einige Rückblenden, die wohl tun, weil sie ein anderes Tempo, eine andere Wirklichkeit einblenden und der Seele ein wenig Erholung gönnen: die Verbindung zwischen letztem Mahl und Fußwaschung, das Gebot der Feindesliebe aus der Bergpredigt, eine legendäre Kindheitsszene.
Einzig die Szene, in der die Selbstgerechten eine Ehebrecherin steinigen wollen, erreicht in ihrer Indirektheit und symbolischen Verfremdung eine inhaltliche und künstlerische Dichte und Qualität, wie man sie dem gesamten Film gewünscht hätte.Im Hauptgeschehen schreckt Gibson in seinen monströsen Leidenskitzeln vor nichts zurück, weil ihm jeder Maßstab für das, was human und humanisierend genannt werden kann, verloren gegangen ist.
Ein einziger virtueller Sadismusrausch auf dem Rücken des Nazareners. Verzückte Augen der Folterknechte, Wolllust des Schlagens, aufgerissenes Menschenfleisch. Das ist nicht die christliche, auf Be-Deutung hin orientierte Passionsgeschichte, sondern eher heidnisches Opferspektakel.
Dass da »einer für alle« eintritt, wird völlig verdeckt, indem alles Interesse darauf gerichtet wird, wie ein Geopferter alles auskosten muss, was es an Qualen gibt. Der Betrachter wird dabei gnadenlos zum passiven Zeugen gemacht. Das Blut fließt, strömt, spritzt, trocknet, versickert. Der Einschlag des Nagels erfolgt genüsslich in Großaufnahme, dazu schwülstige Musik.
Wozu? Das Metall, das sie ihm in die Hand treiben, wird wichtiger als die Hand der Bergpredigt, die in eine offene, menschliche, erfreuliche Zukunft weist. Im Neuen Testament aber ist der Helfer für Kranke und Arme, Vergessene und Ausgestoßene wichtiger als ein Hass und Folter Ausgesetzter, der nach Gott schreit - Warum?-‚ der aber als Gekreuzigter noch seine Arme segnend über die erlösungsbedürftigen Menschen ausbreitet.
Seine Botschaft bleibt Liebe, mitten in der Welt von Hass, Gewalt und Tod.
Dieser Film mit seinem Zeitlupengrauen sagt wohl mehr über die Psyche des Finanziers, Drehbuchautors und Regisseurs Mel Gibson als über Jesus von Nazareth. Und die bisherigen Besucherzahlen sagen wenig über Jesus, aber viel über die Zuschauer und ihre massenhafte Bereitschaft am Gewaltspektakel in der Weise teilzunehmen, wie es die johlenden Massen zur Zeit Jesu getan haben mögen, wenn sie gerufen wurden, um Kreuzigungen oder den Zerfleischungen in den römischen Arenen beizuwohnen.
Inzwischen werden schon Devotionalien verkauft. Ein Nagel gefällig?
Wie viel geistige Verblödung, wie viel geistliche Verwirrung, emotionale Verrohung, ästhetische Entgleisung, wie viel antijudaistische Ressentiments herrschen in einer Zeit, in der solch ein überdrehtes Machwerk solche Zuschauerzahlen bekommt?
Es ist unchristlich, sich am Leiden zu weiden. Das Leiden Jesu will mir etwas sagen: Wer leidet da, warum leidet er? Musste das so sein? Warum konnte die Welt gerade solch einen Menschen nicht ertragen? Wem wurde er gefährlich? Was hinterlässt er denen, die ihm voll Vertrauen folgen? Was ist das für ein Gott-Vater, der seine Menschwerdung auf diese Weise auskostet?
Wir sollen nicht Voyeure des Grauens werden, das so sinnlos wie verwerflich erscheint. Bedenken der Passion Jesu will vielmehr Mitleid mit dem wecken, was »vor unseren Augen« geschieht. Mitleid ist eines der Gefühle, die im Menschen wachsen sollen, weg von unserer ewigen Selbstbezogenheit- aber ein Mitleid, das ins Mitleiden als Haltung führt, die aktiv Leiden mindert oder vermeiden.
Dieser Film macht nicht solidarisch, er mobilisiert nicht zu Widerstand oder zu Empörung über das Leid. Er führt in emotionale Aufwühlung - bis zum blanken Ekel. Nichts wird sichtbar von der ermutigenden Botschaft dessen, der anderen die Füße wäscht und der auf dem Berg der Seligpreisungen in die Zukunft des Reiches Gottes schaut, die in uns und unter uns heute schon möglich wird.
Der Zuschauer hat keine Chance, die Bedeutung dieser Passion zu erfassen, einer Passion, in deren Mittelpunkt ein Kreuz steht. Und einer, der das Kreuz- unser Kreuz! - trägt und abnehmen will die Last, die wir mit uns herumschleppen, der uns ein Beispiel geben will für aufopfernde Liebe. Hier hat einer wirklich gelitten, wenn man denn ernst macht damit, dass Gott Mensch wurde und alles durchlebt hat, was menschliches Leben ist: all sein Glück und sein Leid, seine Hoffnung und seine Vergeblichkeiten, seine Niederlagen und sein Aufstehen.
Ein Mensch, »der Menschensohn«, steht uns vor Augen, mit einem Leben, das durch die Tode hindurchgeht und über dem immer wieder der Himmel offen ist. Doch in diesem Film geht es kaum um Liebe. Der Zuschauer soll sehen, wen er alles hassen muss und wie wenige übrig bleiben, die gut sind. Christus stirbt in diesem Blutstreifen nicht für Sünder, sondern für die, die sich für gerecht halten, also eher für Selbstgerechte. Aus der Frohbotschaft wird eine Augen aushackende Drohbotschaft. Da der Film beansprucht, eine als historisch genommene Geschichte »eins zu eins« zu verfilmen, unterliegt er einem grundlegenden Missverständnis: Die etwa 40 Jahre nach dem Geschehenen geschriebenen Berichte der Evangelisten erzählen Geschichte deutend. Der historische Vorgang selber ist nicht entscheidend, sondern die Bedeutung, die er für den bekommt, der diese Geschichte liest und sich fragt, wo er in dieser Geschichte steht: bei dem Petrus, der das Schwert erhebt, bei dem Petrus, der seine unerschütterliche Treue bekennt und binnen drei Tagen zum Verleugner aus Angst wird. So kann man Szene für Szene der so genannten »Stationen« der Passion durchgehen: Dir ist es gesagt, nicht damals ist es geschehen, vor deinen Augen, heute geschieht es.
Ich erkenne: Was Menschen Menschen antun können, wie verführbar der Einzelne oder eben der Mensch in Masse werden kann- mit oder ohne Befehl der Oberen. Alles ist möglich: im Deutschland der Jahre ‘33 bis ‘45, in Ruanda, Tschetschenien, Dschenin oder Jerusalem, in Armenien oder Kambodscha. Dieser Film voller Leidenskitsch lässt Jesus in der Welt des Horrors ankommen, wo alle Tabus gebrochen sind, wo der »Independence Day« in den 11. September mündet und man kaum mehr zu unterscheiden weiß, was grausiger Film und was grausige Wirklichkeit ist- ob in Tschetschenien, in Dschenin, Tel Aviv, Madrid oder bei Mel Gibson.Dieser Film provoziert einen religiös-christlichen Antijudaismus, der ganz schnell in einen rassistischen Antisemitismus mündet.
Er stellt das jüdische Volk als den eigentlich treibenden Akteur des Mordes an Jesus dar und die Juden bis auf wenige Ausnahmen als völlig verblendet. Fatal, dass es weit gehend wieder den Juden selber zufällt, auf antisemitisch wirkende Passagen verweisen zu müssen!