Medientipps & mehr: Update Aus Amerika kennen wir es schon länger: Politiker aller Richtungen bekennen, mehr oder weniger heuchlerisch, aber immer publikumswirksam, ihren persönlichen Gottesglauben. So sagte der Dramatiker Arthur Miller in einem Interview mit dem Hamburger Magazin Stern, in Amerika seien Politik und Religion niemals getrennt gewesen. Neu sei "allerdings der nackte Missbrauch der Religion durch Politiker". "Es gab den Konsens, dass es sich einfach nicht gehört, den eigenen Glauben im Wahlkampf zur Schau zu stellen. Jetzt ist auch diese Schamgrenze gefallen", meinte Miller. "Statt die eigenen Kinder vor die Kameras zu zerren, zeigt man neuerdings sein Gebetbuch her." [1] Auch nach Deutschland schwappt diese Unsitte jetzt mehr und mehr herüber - und das nicht nur bei Parteigängern der CDU/CSU, von denen wir nichts anderes gewöhnt sind. Der PDS-Politiker Gysi bezeichnet sich mittlerweile als "Noch-Nicht-Christ" und hält schon mal Predigten in Kirchen. Der Bundespräsident Rau hält an der Gottesformel im Grundgesetz fest und meint, damit könnten sich alle Deutschen angesprochen fühlen - nämlich Christen, Juden und Muslime. Und auch der Bundestagspräsident Thierse kann Politiker-Amt und ehemaliges Pfarreramt nicht trennen. Mit Beiträgen einiger SPD-Politiker und Theologen gibt er das Buch "Religion ist keine Privatsache" heraus. - Trennung von Politik und Kirche ist auch in Deutschland Fehlanzeige. Am 3. Oktober, 8.40 Uhr, berichtet der Radiosender NDR 3 über den Glauben der Politiker: "So wahr mir Gott helfe - Politiker geben Auskunft über ihr Verhältnis zur Religion". Dies taten sie auf dem vergangenen Katholikentag in Hamburg im Rahmen der Diskussion: "Mut zur Religion ist Mut zur Freiheit". (H.J.) [1] ots, 2.3.00
Mit der Erklärung "Dominus Jesus" unterstrich Kardinal Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation - vormals Heilige Inquisition - den nicht neuen wahnhaften Absolutheitsanspruch des Vatikans, allein im Besitz der richtigen Weltanschauung zu sein. Reiner Moysich aus Karlsruhe, von Beruf Psychologe, protestiert in einem Offenen Brief gegen das Machtbestreben der Katholischen Kirche, aber auch gegen die ungerechtfertigte Bevorzugung der beiden großen Kirchen durch den deutschen Staat: Der Offene Brief wurde in unsere Rubrik "Religion - Texte" aufgenommen. (H.J.)
Medientipps & mehr: Update Gleich drei Beiträge dieser Woche handeln vom selbstbestimmten Lebensende: Am Sonntag, 21.00 Uhr, sendet der WDR die Doku "Tod auf Bestellung - Über Lebensmüde und Lebensmutige". Darum geht es um eine 80-Jährige, die sich das Leben nehmen will, weil sie fürchtet irgendwann zum Pflegefall zu werden. Andererseits wird eine weitere Frau vorgestellt, die seit 30 Jahren ein Pflegefall ist, aber mit Hilfe eines Computers ein Buch darüber geschrieben hat, warum sie ihr Leben lebenswert findet. Anders dargestellt wird das Thema am Dienstag, 22.25 Uhr, in 3 SAT. Die japanische Satire "Tanz am Abgrund" des Regisseurs Itami handelt von einem Filmregisseur, der an Krebs erkrankt. Er ist hilflos, will sich umbringen. Doch nach einer unerfreulichen Begegnung mit seinen Ahnen im Jenseits kehrt er ins Hier und Jetzt zurück. Der sinnenfrohe Patient nutzt nun die letzten Tage, um dem Klinikchef Arroganz auszutreiben und sich noch mal mit ganzer Kraft einem Filmprojekt zu widmen. - Die Satire von Juzo Itami setzt sich auf schrille Weise mit dem Tabuthema humanes Sterben auseinander. Itami: "Der Tod muss nicht kläglich sein. Er kann zum wundervollen Finale werden, nachdem man im Leben das getan hat, was man tun wollte." 1997 sprang er selbst von einem Hochhaus in den Tod. Am Donnerstag, 22.25 Uhr, widmet sich 3 SAT in dem Magazin Recht brisant der Sterbehilfe und erläutert die aktuelle Rechtslage in Deutschland. Das Thema 'Sterbehilfe' hat in den letzten Jahren außergewöhnliche Publizität erlangt. Die Diskussion um das 'Recht auf einen würdigen Tod' ist erneut heftig entbrannt, seit in den Niederlanden und damit erstmals in Europa ein eigenes Euthanasiegesetz in Kraft getreten ist. Wie ist die Rechtslage hier in Deutschland? Wo hört die erlaubte Hilfe beim Sterben auf und wo beginnt die strafbare Tötung auf Verlangen? Surftipps: Deutsche Gesellschaft für humanes Sterben (H.J.)
www.patientenverfuegung.de
Psychische Erkrankung? Spirituelle Krise? Sinn-Suche? Esoterische Praktiken? Selbst für Mediziner ist dies manchmal nicht einfach zu unterscheiden. Für Nürnberger Bürger in solchen "Grenzsituationen" bietet nun das evang.-luth. Dekanat (mit vier Pfarrern und Psychotherapeuten) ab Oktober spezielle Einzelberatungen kostenlos an. Diese Einrichtung ist zudem in Bayern einzigartig. Die Angst der Kirche, dass sich Menschen mit esoterischen Praktiken beschäftigen oder bei charismatischen evangelikalen Gruppen landen ist offenkundig. Schon Freud hatte gesagt, Religion sei eine kollektive Zwangsneurose. Landen zukünftig Gläubige, die Zweifel hegen an der Richtigkeit ihres Glauben beim klerikalen Nervenarzt? Dessen Aufgabe könnte es dann sein, zickige Schäflein wieder zur Räson, respektive zu theologischen "Verstand" zu bringen, bevor diese endgültig an andere, evtl. freikirchliche Gruppierungen und Sekten (oder ganz) verlorengehen. Man sieht sich in Nürnberg... (H.F.) [Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten v. 18.09.2000, "Krise als Chance erleben“ (S. 10).]
Schon "eine tiefe Meditation" (also ein bewußtes Nachdenken über Glaubensinhalte), könne etwas auslösen meint der Mitinitiator, Pfarrer Frambach, der über Spiritualität und Psychotherapie promoviert hat. Zudem leiden viele Betroffene unter Schwellenangst vor dem Nervenarzt. Selbst dieser könne "Grenzwertsituationen im religiösen Bereich" nicht als solche erkennen und Betroffene "vorschnell pathalogisieren" ergänzt der Nervenarzt und Theologe Deininger, der zweite Mitinitiator dieser Einrichtung. Dies alles geschieht mit dem Wissen um eine Studie der Universität Bochum, die belegt, dass 15 Prozent der schwer psychisch Kranken in religiösen Gruppierungen Halt finden. Bedeutet dies aber nicht, dass diese Patienten nicht schon einen Schritt weiter sind, als der überwiegend gläubige Rest der Menschheit, wenn nur noch 15 Prozent dieser Patienten religiösen Beistand benötigen?
The show must go on – Deutschland das kollektive Irrenhaus.
Nach einem Konvoi der Jesus-Freaks durch die Nünberger Innenstadt, am 09./10. September 2000, überlies ihnen der evangelische Pfarrer Helmut Weidinger die „Jakobskirche“ für einen Gottesdienst. Er hatte jedoch nicht mit Protesten gerechnet, die durch diese Aktion ausgelöst wurden. Selbst christliche Eltern warfen nun der evangelischen Kirche vor, durch diese Handlung für andere Menschen den Anschein zu erwecken, dass mit den Jesus-Freaks alles in Ordnung sei. Eine Familie beschwerte sich über den Pfarrer, er würde dadurch das Tun der Gruppe gutheissen. Dabei sei die Gruppe eine Sekte, die ihnen die eigenen Tochter entfremdet habe. (Jugendliche Begeisterungsfähigkeit? ...Bahnen lenken? Kommt mir irgendwie bekannt vor... aaah ja... vor 60 Jahren, in der HJ...) Der Pfarrer meinte es aber noch guter als gut, als er sagte: „Mir ist es lieber, sie begeistern sich in einer solchen Gruppe, in der gebetet, gesungen und die Liebe zu Jesus gepredigt wird, als dass sie sich immer weiter dem Glauben entfremden.“ (Der ungebrochene Missionsdrang der Kirchen...) Offenkundig aber gab es nun Druck von oben. Nein nicht von ganz oben, sondern vom Dekan Christian Schmidt. Der Pfarrer soll solche Aktionen zukünftig nur noch in Abstimmung mit seinem irdischen Vorgesetzten angehen. Nun denn. Klerikale Bedenkenträger – ich denke, das ist das letzte, was ein demokratisch legitimierter Staat benötigt. (H.F.) [Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten v. 20.09.2000, "Eltern bezeichnen die Jugendgruppe als Sekte" (S. 14).]
Der Pfarrer habe es jedoch nur gut gemeint: „Die Kirche sollte aufbrechende Jesusliebe und jugendliche Begeisterungsfähigkeit behutsam, seelsorgerisch und von Mensch zu Mensch, soweit es möglich ist, in die richtigen Bahnen lenken.“
Öffentlich schimpfte nämlich der Dekan: „Ich fühle die Kirche von der Gruppierung benutzt, um den Menschen vorzuspiegeln, dass alles in Ordnung ist.“ Auf den erleuchtenden Gedanken, dass er sich – und die Kirche - damit auch selbst diffamieren könnte ist der Dekan aber nicht gekommen. Die bösen Buben sind eben immer die anderen.
Seine weitere Kritik an den Jesus-Freaks: „Ich kann die Bibel doch nicht als Rezeptbuch für alle Lebenslagen hernehmen.“ - Fraegt sich nur langsam, wer hier der „wahre Christ“ ist, wenn der klerikale Vorgesetzte die alltägliche Brauchbarkeit der Bibel in Zweifel zieht.
Nun ist mir auch klarer, warum man jahrhundertelang den einfachen Leuten die Bibel nicht lesen lies. Diese Menschen sind selbst nach heutiger theologischer Ansicht nicht in der Lage (gewesen), ohne Pfarrer und Theologen die Bibelinhalte richtig zu interpretieren.
Dekan Schmidt aber interpretiert folgendes als profanes Missverständnis: „Kein Sex vor der Ehe – das steht so nicht in der Bibel“. Bei aller Hochschätzung der Ehe gebe es durchaus Paare, die ohne Heirat verantwortungsvoll zusammenlebten. Eine weitere zentrale Glaubensaussage sieht er ebenfalls als Missverständnis: „Der Kern des Evangeliums ist, dass die Menschen in Liebe befreit wurden.“
An der kirchlichen Kindstaufe lässt der Missverständnisfinder aber nicht rütteln, wahrscheinlich aus den Befürchtungen heraus, hier eine der besten und bewährtesten Methoden des Schäfchenfangs in Veruf zu bringen. Er meint dazu, wenn eine Gruppe, wie die Jesus-Freaks, ein solch fundmentalistisches Bibelverständnis vertrete und beispielsweise die Säuglingstaufe nicht so schätze, wie die evangelische Kirche es tue, gebe es große Bedenken, ihnen ein Gotteshaus zur Verfügung zu stellen.
Wir dokumentieren eine Pressemitteilung des Bund für Geistesfreiheit Bayern vom 7. September: Jugendamt entzieht Mutter ohne triftigen Grund das Sorgerecht und erzwingt religiöse Erziehung des konfessionslosen Kindes Ein eklatanter Fall von Missachtung des Elternrechts und Verletzung der Weltanschauungsfreiheit ereignet sich derzeit in Traunstein. Seit März ist dort ein sechsjähriger konfessionsloser Junge in einem katholischen Kinderheim untergebracht, wo er streng religiös erzogen wird. Alle Versuche seiner Verwandten, dies zu unterbinden oder eine Verlegung zu erreichen, sind bislang gescheitert. Der bfg Bayern, eine Interessenvertretung der Konfessionsfreien, protestiert gegen das behördliche Vorgehen und unterstützt die Eltern in ihren Bemühungen, eine weltanschauliche Erziehung in ihrem Sinne zu gewährleisten. Pressesprecher Gerhard Rampp verwies neben den skandalösen Umständen dieses Extremfalls auch auf die grundsätzliche Problematik. Es sei ein untragbarer Zustand, wenn soziale Einrichtungen, die von allen Bürgern genutzt und finanziert werden müssen, in der Hand von Organisationen lägen, die diese als Missionsanstalten ansähen. In einer Zeit, in der auch in Bayern fast 20% der Menschen keiner Kirche mehr angehörten, sei es dringend geboten, ein flächendeckendes Netz sozialer Angebote in neutraler Trägerschaft zu schaffen. Hintergrundinformation Im März ordnete das Kreisjugendamt Traunstein aufgrund einer Anzeige von Nachbarn wegen angeblicher Kindesmisshandlung an, Julian H. seiner Mutter wegzunehmen. Das Kind wurde in das katholische Kinderheim St. Josef eingewiesen. Obwohl den Ordensschwestern (Arme Franziskanerinnen von Mallersdorf) bekannt ist, dass weder das Kind noch seine Eltern einem christlichen Bekenntnis angehören, beginnen sie sofort mit der Missionierung des Jungen; er muss beten lernen und wird gezwungen, den Gottesdienst zu besuchen. Das Kind reagiert daraufhin renitent, eine vom Familiengericht Traunstein bestellte Psychologin diagnostiziert bereits nach wenigen Tagen auffälliges Verhalten. Dies wird von den Behörden jedoch nicht zum Anlass genommen, Abhilfe zu schaffen. Auch als sich die nachbarlichen Vorwürfe als haltlos herausstellen, wird das Kind nicht seinen Eltern zurückgegeben. Frau H. beschreitet daraufhin den Rechtsweg, um eine Entlassung ihres Sohnes aus dem katholischen Kinderheim zu erreichen. Vor dem Familiengericht scheitert sie damit zunächst; das Angebot der Großmutter, das Kind bei sich aufzunehmen, um eine nichtreligiöse Erziehung zu gewährleisten, wird vom Gericht mit der Begründung abgelehnt, gerade die Ablehnung einer Unterbringung in dem Jugendheim beweise, dass die Großmutter zur Erziehung des Kindes nicht geeignet sei. Obwohl selbst katholische Stellen (u.a. das Bischöfliche Ordinariat in München) einräumen, dass es in einem katholischen Kinderheim nicht möglich sei, ein Kind unbeeinflusst vom katholischen Glauben zu erziehen, geht das Gericht in seinem Beschluss auf die offensichtliche Verletzung der Weltanschauungsfreiheit nicht ein. Nachdem die Eltern zwischenzeitlich wenigstens Besuchsrecht hatten, besteht nun wieder eine Kontaktsperre. Julians Großmutter, die ihren Enkel Anfang Juli sehen konnte, berichtet, dass der lebhafte Junge verängstigt gewirkt habe und von sich aus auf das Thema Tod zu sprechen gekommen sei. Inzwischen trat eine weitere Eskalation ein: Obwohl der Junge bei der Schuleinschreibung als voll schultauglich getest wurde, wurde er nun in die Sonderschule eingewiesen; dies wurde der Mutter zunächst sogar verschwiegen. Kontakt zu Frau H. oder ihrem Anwalt Dr. Jürgen D. vermitteln wir Ihnen gerne.
Morgen geht's los: Stefan Münz, Autor des bedeutendsten deutschen HTML-Kompendiums SELFHTML, und Freedom for Links, ein Verein, dessen Ziel ein zensurfreies Internet ist, stellen sich dem Schrecken des deutschen Internet, Freiherr Günter von Gravenreuth. Der hatte in der Vergangenheit mit Serienabmahnungen Kasse gemacht: Das Wort Explorer, verwendet von einer Firma, die offenbar außer ihrem Markennamen nicht allzuviel herstellt, sei markenrechtlich geschützt. Websites die auf Programme wie "FTP-Explorer" linkten, wurden abgemahnt und mussten teure Gebühren an Gravenreuths Kanzlei zahlen. Kaum zu glauben, aber wahr: Bis jetzt ist Gravi damit durchgekommen. Ganze Sites wurden wegen des Münchener Anwalts dicht gemacht. Den Bogen überspannt hat er wohl, als er auch den Autor von SELFHTML abmahnte, weil der in seiner HTML-Dokumentation in der Rubrik Internet-Tools auf den FTP-Explorer gelinkt hatte. Auch Münz wurde zur Kasse gebeten (nachdem Gravenreuth zuvor wohlweislich nur Mirrors der Dokumentation abgemahnt hatte). Münz bat Freedom for Links um Hilfe, und gemeinsam startete man einen Spendenanruf, der in den letzten Monaten rund 50000 DM für die Kriegskasse brachte. Nun will man in einer mündlichen Verhandlung vor dem LG Düsseldorf die Gravenreutsche Praxis entlarven. Es geht um viel, um das Funktionieren des Wirtschafts- und Informationsraums Internet. Politik und Wirtschaft sind zu blöd um zu kapieren, wie einzelne skrupellose Anwälte ein solches Medium kaputtprozessieren können, und so sind die Netizens auf sich allein gestellt. Gravenreuths Kriegskasse hat ohne jeden Zweifel eine beachtlichere Größe als die von FFL. Wer glaubt, es ginge nicht noch absurder, der irrt. Kurz vor Verfahrensbeginn hat Gravenreuth als Ablenkungsmanöver die FFL-Betreiber abgemahnt, weil die in einen Meta-Tag ihrer Site das Wort "Gravenreuth" eingebaut hatten. Meta-Tags werden verwendet, um Suchmaschinen das Indexieren von Websites zu erleichtern. Sie enthalten Schlüsselwörter (im Falle unserer Site z.B. "Humanist, Humanismus, Humanisten, Atheist, Atheismus, ...") und Zusammenfassungen. Da es auf der FFL-Seite um die finsteren Machenschaften des Herrn G. geht, wurde dessen Name ebenfalls im Keyword-Tag gelistet. Gravenreuth begründete seine Abmahnung: "Hiermit kanalisieren Sie unter Ausnutzung meines guten Namens Internet-User gezielt auf Ihre Homepage. Das ist unzulässig." Natürlich ist das völlig absurd, und eine Firma wie Yahoo oder eBay könnte den Mann mit geringem Aufwand unschädlich machen. Doch da der sich vorwiegend die kleinen Leute vorknöpft, die bekanntlich kein Geld haben, hat er wenig zu befürchten. Mit seinem Vorgehen schafft er Präzedenzfälle, die die Freiheit von uns allen gefährden. Denn das Internet ist der Informationsraum der Zukunft. Wenn in diesem Raum das Gesetz des finanziell Stärkeren gilt, dann gute Nacht. Weitere Infos gibt's bei FFL und bei Heise.de. Mehr über Abmahnungen in der entsprechenden FAQ. (EMÖ)
Medientipps & mehr: Update Zu Beginn der Olympiade werfen auch wir einen Blick auf Sydney. Die Hauptstadt Australiens ist nach San Francisco die größte Schwulen-Gemeinde der Welt. Von den vier Millionen Einwohnern ist jeder zehnte Homosexuell. In der Olympiastadt hat Toleranz keine lange Tradition. Bis 1975 wurde die Homosexualität mit Elektroschock-Therapien bekämpft, erst 1984 konnten die einschlägigen Paragraphen im Strafgesetzbuch ersatzlos gestrichen werden. Dennoch bleiben in Sydney Homosexuelle Opfer alltäglicher Aggressionen, junge Banden dringen in die Viertel der Schwulen ein, um ihnen die 'Fresse zu polieren'. Über Gegenmaßnahmen berichtet ARTE am Mittwoch, 20.15 Uhr, in der Doku "Die Love-Polizei". Die Stadtverwaltung von Sydney hat eine Spezialeinheit der Polizei gegründet, die sich Tag und Nacht um den Schutz der Homo-Gemeinde kümmert, die meisten der 150 Beamten verkehren selbst in homosexuellen Kreisen. Aber auch in den Schulen wird durch Pädagogen der Einheit erfolgreich Aufklärungsarbeit geleistet. Ebenfalls mit dem Thema Homosexualität beschäftigt sich die Talksendung des SWR "Streit im Schloss" nächste Woche Freitag um 21.45 Uhr. Hier geht es um "Die 'Homo-Ehe' - Angriff auf die bürgerliche Familie". Mehr zum Thema: Aktion Ja-Wort (H.J.)
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
Aktion Nein-Wort
Trotz anderslautender Behauptungen führender Kirchenmänner fließt kaum Kirchensteuer in den Bau und überhaupt keine in den Betrieb von Krankenhäusern in kirchlicher Trägerschaft. Den Betrieb bezahlen Krankenkassen, Länder und Kommunen. Dennoch werden Mitarbeiter kirchlicher Krankenhäuser geradezu mittelalterlichen Arbeitsvorschriften unterworfen. Heike Jackler vom Humanist-Team fragte bei Kirchen, Ländern und Parteien nach, wie die Krankenhäuser finanziert werden. Die Antwort lautete unisono: "keinesfalls" aus Kirchensteuermitteln. Doch das steht im krassen Widerspruch zu den Aussagen einiger Kirchenoberhäupter: Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung, Prälat Stephan Reimer, hält zum Beispiel eine Abschaffung der Kirchensteuer für unwahrscheinlich, da dann der Staat selbst zusätzlich Kindergärten, Krankenhäuser und Schulen finanzieren müsste. "Das ginge" - so Reimers - "nur über eine allgemeine Steuererhöhung". [1] Auch Bischof Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz der Katholiken, beklagte Ende Dezember 1999 sinkende Einnahmen - obwohl die Kirchensteuer zur Zeit steigt - und sah die sozialen Leistungen in Gefahr. Wenn wohlhabende Bürger aus Steuergründen die Kirche verließen, ihre Kinder aber auf katholische Schulen schickten, halte er das für "moralisch ekelhaft". Natürlich versäumte auch er nicht, mit dem Rückzug aus dem Krankenhauswesen zu drohen. [2] Durch solche Aussagen wurde und wird bewusst der Eindruck erweckt, die Kirchensteuer diene primär sozialen Zwecken, unter anderem der Krankenhausfinanzierung. Tatsächlich geben die beiden Kirchen nur rund 10% für soziale Zwecke aus, die Kirchensteuer dient zu 60-70% der Bezahlung des eigenen Personals. Dafür bezahlt der Staat 12,3 Milliarden Mark im Jahr für Religionsunterricht, theologische Fakultäten, vertragsbedingte Zuschüsse, Seelsorger, Denkmalschutz und die Kirchensteuer selbst, die unbeschränkt abzugsfähig ist. Mitarbeiter in staatlich-kirchlichen Einrichtungen müssen sich einiges gefallen lassen: In Erfurt wurde einem katholischen Gemeindereferenten und Religionslehrer gekündigt, weil er eine Frau evangelischer Konfession geheiratet hatte, im Iserlohner St.-Elisabeth-Hospital wurde eine Auszubildende entlassen, die zum evangelischen Glauben konvertierte. Oft dürfen Andersgläubige in den staatlich subventionierten Kircheneinrichtungen gar nicht arbeiten. Solche Fälle der letzten 20 Jahre sind bei uns dokumentiert. Unter www.kirchensteuer.de finden sich auch weitere Zahlen und Fakten, Artikel und Links.
[1] idea online, 13.9.1999
[2] Rheinpfalz, Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung, 27.12.99
Veranstaltungstipps: Update Am 28. September, 20.00 Uhr, veranstaltet die Humanistische Union im Saal des Lyceumsclubs München, Maximilianstr. 6, eine Diskussionsveranstaltung zum Islamischen Religionsunterricht unter dem Titel: "Kein islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen in Deutschland - Islam für alle, Christentum für alle, Humanismus für alle". Alle drei Landtagsfraktionen in Bayern haben die Einführung des Islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen in Bayern gefordert und die Staatsregierung um Prüfung der Möglichkeiten gebeten. Die Humanistische Union, die sich u.a. für die strikte Trennung von Staat und Kirchen einsetzt, hält auch den Islamischen Religionsunterricht für den falschen Weg. Er würde eine weitere Aufsplitterung und falsche Gruppenbildung in der Schule fördern. Ihr Vorschlag lautet anders: ein Fach Religions- und Weltanschauungskunde für alle, ein Fach ohne konfessionellen Charakter. Die Humanistische Union hat daher das Kultusministerium eingeladen, die unterschiedlichen Positionen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zu diskutieren. Dabei wird die humanistische Position von dem Philosophen Dr. Dr. Joachim Kahl aus Marburg ("Es gibt keinen Gott") vertreten, der Name des Vertreters des Kultusministeriums ist noch offen. (H.J.)
Die holländische Stiftung "Women on Waves" plant eine schwimmende Klinik. Auf dem Schiff sollen Informationen und Dienstleistungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit angeboten werden (Schwangerschaftsverhütung, Prävention von Geschlechtskrankheiten, etc.), insbesondere für Frauen in Ländern, wo solche schwer erhältlich oder illegal sind.
Kreuzend auf internationalen Gewässern vor Ländern, wo Schwangerschaftsabbrüche verboten sind, sollen auch diese durchgeführt werden. Dabei gilt auf dem Klink-Schiff holländisches Recht. Mittellose Frauen werden kostenlos behandelt, lokale Fachleute sollen ausgebildet und instruiert werden.
Natürlich ist dieses Vorhaben nur der berühmte „Tropfen auf den heissen Stein“. Dennoch oder gerade deshalb bedarf die Stiftung Ihrer finanziellen Unterstützung, um diese wirklich revolutionäre Idee ausführen zu können! (H.F.)
"Vatikanischer Größenwahn" kann dem Dokument "Dominus Jesus" attestiert werden, in der maßlosen Selbstüberschätzung, die katholische Kirche hätte die alleinige Wahrheit für sich gepachtet. Auch die, z.T. abwiegelnden Beteuerungen der ueberwiegend oekumenisch gesinnten Geistlichen zur veröffentlichten Erklärung der römischen Glaubenskongregation mit dem Titel "Dominus Jesus", ändern nichts an der Tatsache, dass gerade in unserem Schulsystem das Grundübel der angeblichen religiösen Wahrheit liegt. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren wird unseren Kindern, statt einander tolerant zu begegnen, in getrennten Klassen der jeweiligen Konfession, der jeweils alleinseligmachende Glaube vermittelt. Gerade Christen sollten sich fragen, welcher Ideologie sie hinterherrennen. Dem Christentum blieb der große Crash bislang erspart, wie er andere Ideologien getroffen hat. Der Nationalismus hatte - zumindest in Deutschland - seine Stunde "der Wahrheit" im Jahre 1945, als den meisten klar wurde, in welche Unmenschlichkeit diese Ideologie Rassismus des Größenwahns geführt hatte. Der Kommunismus erlebte seine Stunde "der Wahrheit" mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1989. Auf die Macht der Gefühle sind Ideologien (und Religionen sind dies) aufgebaut. Nicht rational verifizierbare Fakten sind primär ihre Inhalte (siehe z.B. Rassenideologie), sondern oftmals das "dumpfe Gefühl", auch Angst (z.B. vor dem Tod) oder "dem Fremden"... Freiheit ist eben immer nur die des anders Denkenden. (H.F.) [Quellen: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten vom 06.09.2000 "Der Vatikan weiss nicht, was Ökumene bedeutet" (S. 2) und vom 07.09.2000 "Maßlose Arroganz" (S. 11) und "Vatikanischer Größenwahn" (S.4). Heinz von Foerster, "Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners", Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 1998)]
Es gibt keinen wahren Glauben auf dieser Erde. Und schon gar keinen der einem absoluten Wahrheitsanpruch gerecht würde. Um mit dem foerster`schen Wahrheitsbegriff zu antworten: "WAHRHEIT ist die Erfindung eines Lügners!" (Heinz von Foerster, Physiker, Kybernetiker und Philosoph).
Die Verwendung des Begriffes Wahrheit erzeugt die Lüge, er trennt die Menschen in jene, die recht haben, und jene, die - angeblich - im Unrecht sind.
Wahrheit und Lüge, bedingen sich gegenseitig: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zu einem Lügner. Das dogmatische Denken (nicht nur) der katholischen Kirche bezüglich ihres vermeintlichen Wahrheitsanspruches war und ist deshalb nur verwerflich und sonst nichts. Die Rede von DER Wahrheit hat katastrophale Folgen und zerstörte die Einheit der Menschen. Der Begriff WAHRHEIT bedeutet KRIEG (man denke nur ´mal an die Kreuzzüge, die endlosen Glaubenskämpfe und die grauenhaften Spielformen der Inquisition).
Ich erinnere daran, wieviele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbrannt worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen. Wieviele große Armeen von Gläubigen standen sich gegenüber, knieten nieder und beteten zu ihrem Gott, daß die Wahrheit, daß ihre Wahrheit siegen möge? Welche Armeen hatten recht? Sind der Wein und das Brot, die zum christlichen Abendmahl gereicht werden, jedesmal tatsächlich Blut und Körper Christi (Transsubstantiation), oder handelt es sich bei Wein und Brot um Symbole, die das Blut und den Körper darstellen? Um diese Frage zu entscheiden wurde geschlachtet und geschlachtet. Und die Armee, die übrigblieb, verkündete stolz, im Privatbesitz der Wahrheit zu sein und begann damit, die Überlebenden der Gegenseite zu bekehren und ihre Wahrheit in Dogmen zu fassen.
Die Wahrheit - als absoluter Erkenntnisbegriff - kennt keinen Erfinder, da es sie nicht gibt. Keine Religion dieser Welt hat den wahren Glauben. Es gibt keine Wahrheit – und deshalb auch keine metaphysische.
Ideologien nehmen dem Menschen die Verantwortung für seine Sicht der Dinge ab. Sie schränken DIE ANZAHL DER MÖGLICHKEITEN ein und somit die der Freiheit des Erkennens des selbsverantwortlichen Handelns. Nur wenn man die Wahlmöglichkeiten erweitert, dann erst KANN man sich entscheiden, ein Nazi oder ein Lokführer zu werden. Die Entscheidung für den einen oder den anderen Weg verknüpft einen mit der Verantwortung. Bequemer ist natürlich der Weg, der einen entlastet, indem man etwas verbietet (siehe aktuelle Diskussion zum NPD-Verbot).
Medientipps & mehr: Update Nächste Woche Freitag, 23.45 Uhr, gedenkt der WDR in einer kurzen geschichtlichen Rückblende Margaret Sanger. 1879 geboren, kannte sie das Elend kinderreicher Familien, weil sie selbst aus einer solchen stammte. Sie arbeitete als Hebamme in einem New Yorker Armenviertel und sah dort Frauen, deren Leben zwischen zahllosen Kindern, Krankheit, harter Arbeit und verpfuschten Abtreibungen verrann. Margaret Sanger trat konsequent für Familienplanung ein, wollte Aufklärung über Empfängnisverhütung und prägte 1914 den Begriff "Geburtenkontrolle". 1916 eröffnete sie die erste Familienberatungsstelle. Das war verboten - Margaret Sanger wurde eingesperrt. Erst in den 20er Jahren wurde ihre Arbeit in den USA anerkannt, Familienberatungsstellen eröffneten in der ganzen Welt. Zwei unterschiedliche Ansichten zum Thema:
(H.J.)
Medientipps & mehr: Update
Am Sonntag spricht der Papst mal wieder selig - diesmal sind zwei seiner Vorgänger an der Reihe, und deshalb ist es natürlich auch ein Medienereignis. Offenbar geht der Vatikan dabei nach dem Motto vor: Schlechte Presse ist besser als keine Presse, und wählt ausgerechnet im Heiligen Jahr der katholischen Bußfertigkeit neben Papst Johannes XXIII. den Antisemiten Papst Pius IX. aus. Mit der Seligsprechung erlaubt Papst Johannes Paul II. die kirchliche Verehrung. Außerdem regiert der selig Gesprochene nach katholischem Verständnis mit Christus im Himmel.
Zur Erinnerung: Papst Pius IX., 1846-1878, der sich selbst und seinesgleichen für unfehlbar erklärte, errichtete im Kirchenstaat das jüdische Ghetto wieder, verfolgte die Juden, wobei es zu Kinderraub und Zwangstaufen kam.
1864 veröffentlichte er den "Syllabus errorum", ein Verzeichnis von 80 "hauptsächlichsten Irrtümern unserer Zeit" wie Rationalismus und Sozialismus. Er verdammte die Meinungs-, Presse-, Religionsfreiheit. Bezeichnete als "Wahnsinn" alles, was zu den Grundzügen einer Demokratie gehört. Das kann man nicht etwa mit dem damaligen Zeitgeist entschuldigen. Schon zu seiner Zeit wurde der "Syllabus" von vielen Theologen und Laien als schroffe Absage an freiheitliche Errungenschaften vergangener Jahrhunderte kritisiert.
Katholische Kirchenhistoriker haben sich übrigens auf einer Tagung einstimmig gegen die Seligsprechung Papst Pius IX. ausgesprochen. Sein Verhalten offenbare einen Mangel an der für das Papstamt gravierenden Tugend der Klugkeit. Wie steht es da mit der Klugheit dessen, der diesen Papst jetzt selig spricht?
Menschen, was braucht ihr noch, um zu erkennen, dass diese Kirche nicht reformfähig ist? (H.J.)