Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 1. Juni 2002 · Politik: Werteverfall?

Die sich den christlichen Prinzipien verschriebene Partei CDU klagte bei ihrer "Zukunftskonferenz" über den stattfindenden Werteverfall. Wie aber dieser Werteverfall aussieht, ist leider nicht konkret ausfindig zu machen. Bezug genommen wird lediglich auf Ereignisse wie jene vom 11.09.2001, dem Erfurter Amoklauf sowie den Diskussionen um aktive Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik (PID) oder embryonale Stammzellenforschung. Dabei stellt die CDU auf ihrer Website einen Download (PDF-Datei) zu Verfügung, der sich im christlichen Gesülze kaum überbieten lässt:
"Im christlichen Weltbild ist denkbar, dass auch der größte allgemein Nutzen moralisch zu verwerfen ist...".
Tja - das lässt Spekulationen offen, von A wie den (theologischen begründeten) Einsatz der Atombombe bis Z wie die Nichtanerkennung der Zeugen Jehovas als KdöR. Und alles im Namen einer angeblich höheren moralischen Instanz. Moralpolitisch dreht sich im Winde oder besser - ganz so, wie Gott es will. Gemeint sind damit natürlich lediglich die Interessen der Stellvertreter auf Erden, die Pfaffen und deren weltlichen Helfershelfer. Die hatten schon stets mehr zu predigen, als ihr Gott im christlichen Märchenbuch.

Der Vorsitzende der CDU-Wertekommission, Christoph Böhr, beklagte zudem einen "Erziehungsnotstand" in der Bundesrepublik. Er meint, aus der Feigheit zu erziehen sei mittlerweile eine Tugend gemacht worden. Er fordert die Rückbesinnung auf die christlichen Werte (die kaum jemand konkretisiert - wahrscheinlich weil diese Werte nicht originär christlich sind) und eine neue Wertschätzung für die Bildung (gemeint ist dabei die kapitalistisch orientierte Leistungsgesellschaft in den Schulen und vermehrt in den KITA`S/KIGA`S). Selten hat man dämlicheres Politikergeschwätz vernommen.

Die CDU-Bundesvorsitzende Angel Merkel schlägt in die selbe Kerbe:
"Für Christen ist sowieso eines ganz klar: Leistung im Irdischen ist nicht der letzte Maßstab, an dem der Mensch gemessen wird. Wer sich zum christlichen Menschenbild bekennt, der weiß um die letztlich begrenzte Bedeutung menschlichen Handelns. Wer dem christlichen Menschenbild folgt, der weiß: Die Menschen unterscheiden sich, sie sind unterschiedlich begabt und befähigt. Es gilt daher auch, den Menschen - insbesondere den jungen Menschen - wieder die Chance zu geben, sich mit Glauben und der Frage nach Gott zu befassen - auch und gerade in der Schule. Religionskunde oder LER-Unterricht dürfen konfessionellen Religionsunterricht nicht verdrängen. Erziehung und Wertevermittlung sind aber nicht allein Aufgabe der Schule und an den Schulen nicht allein des Religionsunterrichts..."
Vielleicht ist dies bald die Aufgabe mit schwarzen Koffern durch die Lande ziehender Politiker? Sind Korruption, Bestechung, Vorteilnahme, Steuerhinterziehung Schmiergelder, versteckte Provisionen aus Waffengeschäften, Amigos, private Dienstfahrten, etc. die christlichen "Leitwerte" so genannter religiöser Politiker?
Exemplare dieser Bestechungs-Spezies gibt es zuhauf: Helmut Kohl, Otto Graf Lambsdorff , Diepgen, Späth, Schütze, Biedenkopf, F. J. Strauß, Streibl, Kanther, Weyrauch, Leisler Kiep...

Weiterhin beklagte Böhr, der Gesellschaft scheine der Kompass abhanden gekommen zu sein. Die Antwort der CDU sei das christliche Menschenbild, das die Würde und die Rechte des Menschen unter allen Umständen verteidige.
Was denn nun? Entweder: "Im christlichen Weltbild ist denkbar, dass auch der größte allgemeine Nutzen moralisch zu verwerfen ist" oder aber es gilt ohne Ausnahme die absolute Priorität der Menschenwürde und Menschenrechte? Hat vielleicht deshalb der Vatikan die UN-Charta der Vereinten Nationen noch nicht unterzeichnet?
Weiter: "Unsere Gesellschaftsordnung ist geprägt von einem Menschenbild, das seine Wurzeln im Christentum hat". Na dann Mahlzeit. Man beruft sich auf 2.000 Jahre Mord und Totschlag, Hexenverbrennungen, Inquisition, Judenverfolgung, Indianerausrottung, Zwangsbekehrungen mit Zwangstaufen, Missionierungen, etc.

"Der Mensch ist von Gott geschaffen. Daraus begründet sich die unbedingte Würde des Menschen."
Was sind wir Atheisten ergo doch für würdeloses Pack...

"Dieses christliche Menschenbild ist Grundlage unserer Verfassung. Es beinhaltet die Balance von Freiheit und Verantwortung. Es ist Fundament der universal gültigen Rechte aller Menschen."
Dabei wird vergessen, dass gerade gegen die Kirchen und Religionen diese bürgerlichen Rechte sowie die Staatsform der Demokratie erkämpft wurden.

"Es begründet unsere Verantwortung im politischen Handeln. Es verpflichtet zur Solidarität mit den
Schwachen, zum Streben nach Gerechtigkeit und zum Schutz allen menschlichen Lebens in Verantwortung vor Gott und den Menschen. Diese Zusammenhänge, ihre Begründung im christlichen Menschenbild und ihre Bedeutung in der modernen Gesellschaft müssen immer wieder neu erläutert werden.
Damit wird deutlich gemacht, dass eine am christlichen Menschenbild ausgerichtete Politik dem Wohle aller Menschen dient, auch der gewachsenen Zahl jener, die nicht aus dem christlichen Glauben heraus leben."
Das heisst nichts anderes, als dass nach den Prämissen des Christentums der Rest der Welt sich auszurichten hat. Natürlich zum Wohle aller...

"Für die CDU ist das christliche Menschenbild Grundlage ihrer Politik."
Remilitarisierung, Stationierung von Atomwaffen, Nato-Doppelbeschluss, Auslandseinsätze von deutschen Soldaten, Atomstrom, Subventionierung der tödlichen Automobil- und Chemietrusts, usw.

"Davon bleibt die Trennung von Kirche und Staat unberührt, die Ausdruck des christlichen Bildes der Freiheit ist. Den Kirchen kommt dabei eine ganz besondere Verantwortung für die Erhaltung der christlichen Werte in der Gesellschaft zu."
Was nun? Definitive Trennung von Staat und Kirche oder Erhaltung des Christentums durch staatlich verordneten religiösen Zwangsunterricht?

"Die CDU ist der Wahrung der christlichen Werte und ihrem Schutz vor politischen sowie rechtlichen Einschränkungen verpflichtet."
Jeder der sich am Kruzifix im Klassenzimmer vergreift wird somit zum Staatsfeind.

"Zugleich setzt sich die CDU in unserer pluralistischen Gesellschaft für Toleranz gegenüber den anderen Religionen und Wertegemeinschaften ein, die sich zu unserer Verfassung bekennen."
...und diese Verfassung ist (im Zweifelsfalle und in der entsprechenden Auslegung) nun mal - vermeintlich - christlich (s.o.).

"Der Mensch steht für den Christen in einem besonderen Sinne im Mittelpunkt: er bildet die Mitte zwischen Gott und Natur. Das befähigt ihn dazu, die Mitte auch zu halten: Ablehnend gegenüber allen Versuchen, den Menschen zu vergöttlichen oder zu verdinglichen."
Dabei soll laut christlichem Dogma das Tier Mensch ja gerade ein göttliches Abbild eines (fiktiven) Gottes sein. Gläubige erhöhen sich selbst in einen gottähnlichen Zustand.

"Fehlbarkeit bedeutet, dass den Christen kein Führer, keine Ideologie, keine Lehre völlig für sich einnehmen können. Im christlichen Weltbild fehlen die politischen Heils- und Erlösungslehren, der unbedingte Fortschrittsglaube und die Unterwerfung unter einen Führer oder ein Prinzip. Der Christ weiß, dass, wer den Himmel auf Erden will, stets nur die Hölle schafft. Das christliche Menschenbild ist antitotalitär und unfanatisch."
Nein, nein, keinesfalls gehörten mehr als 98 Prozent der Einwohner des Deutschen, respektive Dritten Reiches einer christlichen Religionsgemeinschaft an. Keinesfalls hatten Hitlers populistische Reden irgendwelchen Einfluss auf das stets "antitotalitäre" und "unfanatische" Weltbild der Gläubigen. Keinesfalls zogen Christen mit Freudengesängen im WK I. zur Front und keinesfalls warfen christliche Piloten (gesegnete?) Bomben auf Angriffsziele in Serbien. Keinesfalls hörten Christen so genannte Kriegspredigten an der Front und trugen nie ein Koppelschloss mit den Worten "Gott mit uns". Niemals wurden todbringende Waffen von Pfaffen gesegnet...

...alles, alles böse Atheisten?

Werteverfall - und welche Kriegspartei wählst Du? (H.F.)

[Quelle: Nürnberger Nachrichten vom am 18.-20. Mai 2002, Seite 9
http://www.welt.de/daten/2002/05/21/0521de333124.htx?search=Zukunftskonferenz
http://www.cdu.de/homepage.htm
PDF-Datei: "Wertekommission der CDU Deutschlands. Die neue Aktualität des christlichen Menschenbildes"
Tageszeitung: Nürnberger Nachrichten vom 22.05.2002, Seite 4]

 21. Mai 2002 · Religion: Selbsterkenntnis zu Pfingsten

Am Sonntag ist das Pfingstwunder tatsächlich geschehen. Die Erkenntnis des Heiligen Geistes kam nieder auf den Bischof der evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer. Es geschah in der Karlsruher Stadtkirche. Dort verkündete der Bischof, die Pfarrer sollten sich fragen, "ob wir beim Predigen dem Heiligen Geist nicht zu oft im Wege stehen durch Gejammer oder auch durch geistloses Gerede". (H.J.)

 20. Mai 2002 · Religion: Pfaffenspiegel um entfernte Stellen ergänzt

Die von uns zur Verfügung gestellte gescannte Version des Pfaffenspiegel von Otto von Corvin (s. Religion|Texte) wurde um einige Textstellen in der Einleitung und der Vorrede ergänzt, die offenbar aus Platzgründen aus der 1996 im Hubert Freistühler Verlag erschienenen Ausgabe entfernt wurden. Vielen Dank an Jürgen Kurz, der die entsprechenden Stellen abtippte und uns zuschickte.

Der 1845 erstmals erschienene und häufig zensierte Pfaffenspiegel ist und bleibt eines der bedeutendsten kirchenkritischen Werke der Moderne. Die entfernten Stellen geben unter anderem Einblicke in Corvins Philosophie, die man wohl heute als "pantheistisch" bezeichnen würde. (EMÖ)

 20. Mai 2002 · Religion: "Näher, mein Gott zu dir, näher zu dir!"

Ob der Inhalt dieses kirchlichen Trauerliedes wohl als letzter Wunsch auf den Lippen des katholischen Priesters lag, der vergangene Woche in einer Klinik im US-Bundesstaat Maryland seinen freiwilligen irdischen Abgang beschloss?
Nach Kirchenangaben wurde der frühere katholischer Priester des sexuellen Mißbrauchs minderjähriger Jungen beschuldigt. Der 64-jährige Alfred Bietighofer habe sich offenbar selbst erhängt, teilten am 15.05.2002 die Behörden in Silver Spring mit, einem Vorort Washingtons. Er wählte den Freitod pikanterweise in der psychiatrischen Klinik St. Luke, die der katholischen Kirche der USA gehört. Man ist eben gern unter seinesgleichen...
Erst am 29. April dieses Jahres hat der Gottesmann Berufsverbot bekommen, nachdem zwei Männer ihn beschuldigt hatten, sie im Kindesalter missbraucht zu haben. Die priesterlichen Vollmachten wurden ihm entzogen, und er wurde zur Untersuchung in o.g. psychiatrische Klinik gebracht.

Stellt sich die Frage, wann endlich sein Chef in Rom die nötige Courage zu diesem Schritt aufbringt?

"Näher, mein Gott zu dir, näher zu dir!
Drückt mich auch Kummer hier, drohet man mir;
soll doch trotz Kreuz und Pein
dies meine Losung sein:
Näher, mein Gott, zu dir! Näher zu dir!"

...sprach diese Losung und dachte nicht eine Sekunde an die Pein der missbrauchten Jungs! (H.F.)

[Quelle: Nürnberger Nachrichten vom am 18.-20. Mai 2002, Seite 9]

 12. Mai 2002 · Religion: Das Wort zum Muttertag

Gestern abend sah ich nach langer Zeit mal wieder die von allen Steuerzahlern bezahlte wöchentliche Werbesendung der Kirche, "Das Wort zum Sonntag". Wie konnte es anders sein: Diesmal ging es um den Muttertag. Die Sprecherin Mechtild Werner beschrieb das wechselvolle und manchmal schwierige Verhältnis einer Tochter zu ihrer Mutter, kam zu dem Schluss, "dass Mutter-Kind-Liebe nicht einfach da ist, sondern ... wachsen muss." Und darum hieße es in der Bibel wohl auch nicht: "Du sollst Vater und Mutter lieben", sondern "ehren". Ehren hieße "im Blick haben", "auch im größten Streit nicht völlig aus dem Sinn verlieren."

Ich lege dieses Wort allerdings anders aus, wobei meine Meinung natürlich hier völlig unwesentlich ist, da ich ja nicht theologisch gebildet bin. Ich denke nicht, dass das biblische Gebot von "ehren" spricht, weil es vielleicht weiter reicht als "lieben". Dort steht "ehren", weil "lieben" einfach nicht gemeint ist. Von "Liebe" zwischen Eltern und Kindern kann in den Büchern Mose, im biblischen Gesetz, überhaupt nicht die Rede sein.

Um zu dieser Schlussfolgerung zu kommen, muss man sich allerdings die Mühe machen, nicht nur die zehn kurzen Gebote, sondern auch deren Ausführungsbestimmungen und Strafen bei Nichtbefolgung in den darauffolgenden Kapitel zu lesen. Zum Beispiel hierzu exakt passend im 5. Buch Mose, Kapitel 21, Vers 18-21 (Einheitsübersetzung):

"Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn züchtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, dann sollen Vater und Mutter ihn packen, vor die Ältesten der Stadt und die Torversammlung des Ortes führen und zu den Ältesten der Stadt sagen: Unser Sohn hier ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Verschwender und Trinker. Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen und er soll sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Ganz Israel soll davon hören, damit sie sich fürchten."

Dies ist das Wort der Bibel zum Muttertag.

Übrigens - im nächsten Jahr begehen die Kirchen gemeinsam das "Jahr der Bibel", denn: "Die Bibel hat große Literatur hervorgebracht und ist gleichzeitig das Herzstück aller christlich-ökumenischen Frömmigkeit. ... Oft gerät in Vergessenheit, dass auch viele Errungenschaften der Demokratie, des Sozialstaates und der Gesetzgebung aus biblischen Quellen gespeist sind. ... Die Bibel ist das Beste, was der Mensch je über sich selbst wird hören können, weil die Bibel von Gottes Zuwendung zum Menschen erzählt." So die EKD in ihrer Pressemitteilung.

Das Jahr der Bibel will, lt. EKD, dem Verlust der Bibelvertrautheit entgegenwirken. Die christlichen Kirchen aller Konfessionen möchten die Bibel gerade für die Ungeübten und Kirchendistanzierten neu bekannt und "schmackhaft" machen. Na denn, guten Apptetit. Die Kirchendistanzierten kennen die Bibel aber wohl oft besser als deren Anhänger. (H.J.)

Quellen.
Das Wort zum Sonntag, 11.05.02
Pressemitteilung EKD zum Jahr der Bibel 2003, 29.04.02

 5. Mai 2002 · Politik: Postmoderne Aufklärung: Amerika erklärt uns den Sex

Die BBC berichtet über ein Entwicklungshilfe-Programm, das Hexenjagden in Tansania reduzieren soll: Allein lebende alte Frauen werden oftmals ermordet, weil man sie für Hexen hält. Unterdessen sorgt sich auch die amerikanische Regierung um die Menschen in Afrika. US-Oberhaupt George Bush II. blockiert einem Bericht des Observer zufolge eine UN-Erklärung zur Entwicklungshilfe, solange die UNO-Mitarbeiter in Afrika zur Reduzierung von AIDS und Überbevölkerung Empfägnisverhütung empfehlen – anstelle sexueller Abstinenz, wie es sich Bush wünschen würde. Kein Scherz: In Amerika gilt seit der Machtergreifung des Texaners für alle Jugendlichen der Grundsatz "Wahre liebe wartet", um Teenager-Schwangerschaften zu verhindern. Wie auch der Vatikan halten amerikanische Konservative Kondome für das Werk des Teufels und wollen die "Reinheit" ihrer Jugendlichen bewahren. Hierzu werden Sex-Abstinenz-Programme mit etwa 100 Millionen Dollar jährlich gefördert (nächstes Jahr soll die Förderung um weitere 33 Millionen Dollar erhöht werden), während es keine Fördergelder mehr für Einrichtungen gibt, die über Abtreibung informieren.

Als Resultat solcher Politik ist die Rate der Teenager-Schwangerschaften in den USA um etwa den Faktor 10 höher als in Holland, wo Kinder früh von Empfängisverhütung erfahren. Mit klerikaler Rückendeckung will Bush nun die US-Ideologie in die Dritte Welt exportieren. In Afrika, wo der HI-Virus ganze Städte dezimiert, sollen die Menschen nun lernen, dass nur Abstinenz vor AIDS und Schwangerschaft schütze – und über Abtreibung oder Empfängnisverhütung nichts erfahren. Auf dem UN-Kinderrechtsgipfel wird es wohl nun zum Zusammenprall der europäischen und amerikanischen Positionen kommen. Doch auch in Europa sind die "True Love Waits" Fanatiker auf dem Vormarsch: In Großbritannien gibt es bereits ein Abstinenz-Programm (und Europas höchste Teenager-Schangerschaftsrate), und in allen europäischen Ländern haben die Fundamentalisten Propaganda-Organisationen eingerichtet, um in Politik und Medien die Jungfräulichkeit als höchstes Ideal zu predigen. Bei einem Bundeskanzler Stoiber würden sie sicher offene Türen einrennen. (EMÖ)

 25. April 2002 · Religion: Interview mit Uta Ranke-Heinemann

Uta Ranke-Heinemann, die erste Professorin für katholische Theologie weltweit - aber auch die erste, die ihren Platz wieder räumen musste -, prangert seit langem die Männerherrschaft des Vatikans an (siehe auch ihr Buch "Eunuchen für das Himmelreich").

In einem Spiegel-Interview nach Ihrer Meinung zu mehr Frauen in der Kirche befragt, erklärte sie jetzt aber: "Ich kann gar nicht verstehen, warum Frauen Priester werden wollen. Das Bluttrinken in Abendmahl und Messe zum Beispiel ist einer heidnischen Menschenopferreligion nach Steinzeitmuster entlehnt. Das Christentum sitzt seit geraumer Zeit auf dem falschen Dampfer." Sie sei dabei, das ganze Christentum in Frage zu stellen, so die emeritierte Professorin für Religionsgeschichte.
In dem Spiegel-Interview vom 24.04.02 geht es im Hinblick auf die Missbrauch-Skandale vor allem um den Zölibat:

"Der Vatikan - ein frauenloses Terrarium mit vielen Homosexuellen"

(H.J.)

 24. April 2002 · Kultur: Gottlosenstammtisch in Köln

Einigen Nicht-Gläubigen ist aufgefallen, dass es im Großraum Köln zur Zeit kein regelmäßiges Treffen der Gottlosen gibt. Dies soll sich ab sofort ändern!

Am Mittwoch, den 15. Mai 2002 um 18.00 Uhr findet im Früh-Brauhaus am Roncalliplatz in Köln der erste Gottlosenstammtisch statt. Dort ist Tisch 11 in der Glockenstube (2. Etage innerhalb des Frühbrauhauses) reserviert (als Kennzeichen liegt am Tischrand das dicke, rote Buch "Geschichte des Atheismus").

Das Frühbrauhaus befindet sich 2 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt: wer um den Dom herumgeht, befindet sich auf dem Platz gegenüber dem Römisch-Germanischen Museum, schräg gegenüber dem Museum ist das Frühbrauhaus.

Kontakt: Notker Bakker. Er ist Regionalbeauftragter des IBKA e.V. für das Gebiet Nordrhein.

Weitere regelmäßige Treffen religionsfreier Menschen finden sich in unseren Veranstaltungshinweisen. Dort werden auch die nächsten Termine des Kölner Gottlosenstammtisches bekannt gegeben. (H.J.)

 22. April 2002 · Netzwelt: Neues Forum im Netz: FreiGeisterhaus.de

Es gibt wieder ein neues Diskussionsforum für Religionsfreie im Netz: Heute hat das FreiGeisterhaus.de eröffnet.

Es ist primär ein Diskussionsforum für Atheisten, Agnostiker, Konfessionslose und Freidenker und soll vor allem technisch höheren Ansprüchen genügen. Realisiert hat der Anbieter das Board mit der neuesten Version der Boardsoftware phpBB2. (H.J.)

 14. April 2002 · Geld: Tabakindustrie kauft deutsche Politiker

Spiegel Online berichtet über eine im medizinischen Journal The Lancet veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der University of California, die zu dem Schluss kommt, dass die Tabakindustrie in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Politik insbesondere in Deutschland massiv beeinflusst hat, um ein europaweites Verbot der Tabakwerbung zu verhindern.

Es ist schon seit langem auffällig, dass die Deutschen jeden Versuch, ein effektives Tabakwerbeverbot durchzusetzen, resistent blockieren – und das auch seit dem Regierungswechsel 1998. Die Medien berichten kaum über die Thematik – das letzte Mal, als Anfang April der EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne den Deutschen offen Korruption vorwarf. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums antwortete knapp, man sei mit der Kommission ja völlig einer Meinung und würde das Werbeverbot nur aus "formalen" Gründen ablehnen. Diese "formale" Ablehnung war auch die Begründung für eine erfolgreiche Klage Deutschlands vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die 1998 verabschiedete Werbeverbotsrichtlinie.

Der Bericht von The Lancet, den man auch online nachlesen kann (Registrierung erforderlich), enthüllt nun, dass deutsche Politiker mindestens schon seit 1978 eng mit der Industrie zusammenarbeiten. Damals bedankte sich ein Vertreter des "Verbandes der Cigarettenindustrie" bei Helmut Kohl, noch nur Fraktionsvorsitzender der CDU, für seine freundliche Zusendung von Bundestagsdokumenten zur Tabak-Kontrolle: Dies sei das erste Mal, dass ein Vertreter der Politik so herzhaft offen auf die Wirtschaft zugegangen sei. Kohl wurde in den folgenden Jahren zum engen Alliierten der Industrie. Er und EU-Kommissar Martin Bangemann setzten sich stets gegen ein Werbeverbot ein, das die Europäische Gemeinschaft bereits seit Mitte der Achtziger anstrebte.

Der wissenschaftliche Bericht, dessen Grundlage umfassende interne Dokumente der Tabakindustrie sind, die im Rahmen der zahlreichen US-Tabakprozesse freigegeben werden mussten, beschreibt, wie eine von der Tabakindustrie selbst verfasste "alternative Direktive" zur Tabakwerbung (die nur lasche Einschränkungen in Bezug auf die dargestellten Themen vorsah) zum offiziellen Vorschlag der deutschen Regierung wurde. Auch war es die Strategie der Industrie, als die Front gegen das Werbeverbot bröckelte, auf juristischem Wege dagegen vorzugehen, und sie bereitete die wesentlichen verfassungsrechtlichen Studien vor, um die Europa-Klage zum Erfolg zu führen.

Besonders erschreckend ist die Kontinuität in der Sache zwischen zwei nach außen hin unterschiedlichen Regierungen. Das Werbeverbot wurde unter einer grünen Gesundheitsministerin angefochten, und eine grüne "Verbraucherschützerin" ist es, die jetzt mit "Formalien" und "Kompetenzen" argumentiert. Aufgrund der wissenschaftlich erwiesenen Tabak-Connection kann man nun aber nicht mehr argumentieren, Deutschland blockiere das Werbeverbot nur aufgrund der hohen Tabaksteuer-Einnahmen, wie dies gelegentlich getan wird. Vielmehr müssen jetzt alle Verbindungen der Politik zur Tabakindustrie offen gelegt werden. Da jedoch die deutschen Medien augenscheinlich auf Seiten der Industrie sind, ist dies wohl in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. (EMÖ)

 11. April 2002 · Religion: Weltliche Feiern

"Wie kommen Nicht-Kirchenmitglieder eigentlich unter die Erde?"

Diese Frage, aber auch die Frage nach Eheschließungen und anderen Feiern des menschlichen Lebens, bewegt viele, die sich mit dem Gedanken an einen Kirchenaustritt beschäftigen.

Auch wenn diese Frage mittlerweile für viele, vor allem Großstädter, kein Problem (mehr) ist, soll hier einmal dokumentiert werden, was bei Konfessionslosen denn anders ist. Der Grund: Viele, die mit dem Gedanken spielen, aus der Kirche auszutreten, machen sich gerade darüber Sorgen: Gibt es überhaupt für Konfessionslose eine Begräbnisfeier und eine Grabstätte?

Informationen und nützliche Links hierzu finden sich in unserem neuen Dokument in der Rubrik Religion/Texte:

Bestattungen und andere weltliche Feiern

(H.J.)

 9. April 2002 · Politik: Ein Jahr Sterbehilfe in den Niederlanden

Durch Beschluss des niederländischen Senats vom 10. April 2001 ist dort die jahrelange stillschweigende Duldungspraxis der aktiven Sterbehilfe legalisiert worden. Ein Jahr danach gilt es, auch in Deutschland die Diskussion wieder aufzunehmen. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass auch vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg die Britin Diane Pretty um ihr Recht auf einen selbstbestimmten Tod kämpft.

In diesem Zusammenhang fordert nun die Bürgerrechtsorganisation HUMANISTISCHE UNION Straffreiheit der aktiven Sterbehilfe auch in Deutschland. Sie stützt sich bei ihrer Forderung auf eine Stellungnahme des Rechtsphilosophen und ehemaligen hamburgischen Justizsenators Prof. Dr. Ulrich Klug, die dieser bereits 1985 bei einer Anhörung vor dem Rechtsausschuss des Bundestages abgegeben hat. An der Spitze unserer Verfassung steht die Würde der freien, sich selbst bestimmenden Person als höchster Rechtswert gem. Artikel 1 Grundgesetz. Zu dieser Selbstbestimmtheit des Menschen gehört von Verfassungs wegen auch das Recht auf einen selbstbestimmten Tod, auf ein Sterben in Würde. Deshalb ist der Selbstmord straffrei und ebenso die Beihilfe dazu. Kann aber jemand, der z.B. gelähmt ist, keinen Selbstmord begehen, dann muss der Arzt oder enge Angehörige ihm beim Sterben helfen dürfen. Damit wird der Wille des Sterbewilligen respektiert – und dies hat nichts mit der nationalsozialistischen Euthanasie zu tun, die gegen den Willen des Betroffenen erfolgte.

Während nach § 216 Strafgesetzbuch die Tötung auf Verlangen gegenwärtig strafbar ist, soll nach Meinung der Bürgerrechtler dieser Paragraph durch einen dritten Absatz ergänzt werden: "Der Täter handelt dann nicht rechtswidrig, wenn er die Tat begangen hat, um einen menschenwürdigen Tod herbeizuführen."

[Presseerklärung der Humanistischen Union, 09.04.02]

 8. April 2002 · Religion: Andersgläubige unerwünscht?

"Christ erwünscht: 48 m², frei... ". Ein typischer Text für ein Inserat in der Rubrik "Vermietungen" (1-Zi.-Wohnungen) in der Tageszeitung Nürnberger Nachrichten? (so geschehen am 6./7. April 2002). Gibt es in der Tagespresse demnächst Spalten, unter denen Vermieter/Verkäufer nach Glaubensbekenntnis relevant im voraus aussortieren können?
Aus persönlicher Erfahrung ist mir bekannt, dass die Anzeigenredaktion der Nürnberger Nachrichten keine diskreditierenden und diskriminierenden Anzeigentexte veröffentlicht - zu Recht. So werden aus ethischen Gründen in der Regel keine Vermietungs-Annoncen angenommen, in denen der Text vorkommt: "Nur an Deutsche" oder "keine Ausländer". Darüber liesse sich nun leidlich debattieren, da solche "Wünsche" tatsächlich den Arbeitsumfang eines Vermieters reduzieren helfen könnten. Doch gilt auch hier: Gleiches Recht für alle!
Hinter der "höflichen" Formulierung "Christ erwünscht..." steckt letztlich die gleiche Intention. Nach dem Motto: Moslems, Buddhisten, Juden, Orthodoxe, etc. sind in der Regel keine Deutschen.
Dieser vermeintlich unverfängliche Text ist zudem ein Affront gegenüber Religionsfreien und Atheisten aller Hautfarben.
Ich hoffe, die zuständigen (christlichen?) Mitarbeiter der Nürnberger Nachrichten sind nur auf dem gläubigen Auge blind und werden zukünftig Inserattexte nach gleichen ethischen Gesichtspunkten behandeln.

[Quelle: Nürnberger Nachrichten vom am 6./7. April 2002, Seite 29, zweite Spalte v. links]

 3. April 2002 · Religion: Wo ist Gott?

...oder: Beten heisst, den Himmel melken wollen!

Ist Gott so von den gewalttätigen Geschehnissen im so genannten "Heiligen Land" irritiert, dass er für nichts anderes mehr Augen hat? Denkt er gar an einen panzerbewehrten Aprilscherz der Israelis? Ist er vielleicht ebenso wie sein vehementer Anbeter Dobbleju (Bush) gerade auf der Suche nach dem angeblichen Terroristen Bin Laden? Lenken die länger andauernden Trauerfeierlichkeiten einer hochgestellten Persönlichkeit, "Queen Mum", die Aufmerksamkeit Gottes vom Tagesgeschehen ab? Ist er zu sehr mit seinem Stellvertreter auf Erden, JP II., beschäftigt oder guckt er aus dem All einfach zu gerne Schumi? Vielleicht beten auch viel zu viele GLÄUBIGE zu ihm und er weiss gar nicht mehr, wo hinten und vorne ist? Ärgert er sich eventuell tot über das aktuelle Kruzifix-Urteil in Bayern? Haben die fulminanten Osterfeierlichkeiten der GLÄUBIGEN seinen Blick getrübt? Ist Gott momentan zu sehr mit der aktiven Teilnahme an Friedensmärschen beschäftigt?
Nein - ich hab's: Gott ist gerade auf Rundreise und begutachtet intensiv die überaus wunderschönen, mit Plastikeiern farbenprächtig geschmückten Osterbrunnen im gottgeweihten Frankenland. Es geht eben nichts über ein gepflegtes (heidnisches) Brauchtum...
Aber - lenkt dies alles letztlich den "lieben, lieben Gott" nicht davon ab, seinen elementaren, gütigen, barmherzigen und Hoffnung gebenden Verpflichtungen nachzukommen? Wer kümmert sich nun um die "armen Seelen" der heute etwa 100.000 an Hunger und Krankheit Verreckten?
Kein WUNDER, dass Gottes Gegenpart, Luzifer, so ein leichtes Spiel hat, wenn Gott ständig abgelenkt wird.

dpa meldete gestern, dass bei einem Brand in der katholischen Kirche St. Jakobus in Kleinrheinfeld (Landkreis Schweinfurt/Bayern) ein Schaden in Höhe von EUR 200.000,00 entstanden ist (eine Kollekte und bayerische Staatsgelder werden's schon wieder richten). Die Feuerwehr wurde von einem Anwohner verständigt und - Gott sei Dank - konnte diese ein Übergreifen der teuflisch lechzenden Flammen auf den Hochaltar verhindern und lediglich einige "Heiligenfiguren" wurden beschädigt oder verrusst. Vielleicht ein göttliches Zeichen des Himmels, in Zukunft auch "dunkelhäutige Heilige" in die Kirchen zu stellen?
Für was aber nur - so fragt man sich - haben die GLÄUBIGEN dieser Kirche/Kirchengemeinde gebetet? War denn da nicht ein einziges Kirchenmitglied (oder Pfarrer) dabei, das gebetet hätte: "Herr lass dieses Gotteshaus nie ein Raub der Flammen werden!"?? Nun denn, vielleicht lag auch ein religiös-ritueller Fehler bei der ehemaligen Kircheneinweihung vor, der sich nun nach Jahren bitter rächte? Gar ein schuldiger Priester, der sich an ihm anvertrauten Kindern vergriff oder das "heilige" Zölibat anderweitig verletzte? Ich GLAUBE fast, GLÄUBIGE haben doch recht: Gottes Wege sind unergründlich.

Das erfuhr auch ein Junge aus Niedersachsen am österlichen Samstag am eigenen Leib. Der Junge verlor sein linkes Bein beim Karussellfahren in einem Freizeitpark. Das Bein wurde ihm in Hüfthöhe herausgerissen. Ausserdem trug das Kind schwere Verletzungen am Unterleib und an den Armen davon. Seitdem schwebt der kleine Erdenbürger in Lebensgefahr. Hatte das Kind vielleicht den Kommunionunterricht geschwänzt? Hatte es nie gebetet? War es gar ungetauft - oder noch schlimmer - das Kind atheistischer Eltern?
Aber was bedeutet für Gott schon ein Balg von 100.000 (täglich)? Rechtzeitig lernen wir im Religionsunterricht: Gott hat andere Dimensionen - hitlerische? Wo ist Gott? Wo ist Frieden? Vielleicht bei den deutschen Friedenssoldaten, die mit Friedenswaffen, Friedensminen, Friedensgewehren, Friedenspanzern, Friedensbomben, etc. und nicht zuletzt mit dem Segen friedlicher Militärgeistlicher demnächst die Friedenswaffenproduzenten zum Friedensnobelpreis bomben?

Gottes Wege sind unergründlich. Ein Shit-Gott ist das... Beten heisst, den Himmel melken wollen!

Ich GLAUBE nicht (mehr) - ich DENKE! (H.F.)

[Quelle:
- Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten vom 02.04.2002, Seite 15
- www.rp-online.de, Nachrichtenmeldung vom 02.04.2002]

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