"Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal die Fresse halten." "Weihnachten ist ein Geheimnis der Freude!", so der amtierende Papst Johannes Paul II. in seiner Weihnachtsansprache. Vielleicht muß man 25 Jahre im Amt sein, um ein derartiges Geschwurbel auszuscheiden. Vielleicht wäre die Produktion eines derartigen Unfugs auch endlich der gegebene Anlaß, den Greis in den Ruhestand zu schicken. Wer eine Rede bescheuert beginnt, ist nur selten in der Lage, sie klug zu beenden. Der Papst macht da keine Ausnahme. Und wenn sich zur nachlassenden Geisteskraft eine nachlassende Sehkraft gesellt, kann schon mal folgende Fehlinterpretation der innerkirchlichen Lichtverhältnisse passieren: Die Kirche sei "heute vom Licht des Gottessohnes durchflutet: Die Finsternis kann sie niemals überwältigen". Schon nicht schlecht, aber es geht noch besser: "Aus der Grotte in Bethlehem erhebt sich heute ein dringender Ruf, dass die Menschheit dem Misstrauen, dem Zweifel und dem Argwohn nicht nachgebe, auch wenn das tragische Phänomen des Terrorismus Unsicherheit und Angst zu verbreiten droht." Und aus der Grotte des Papsttums erhebt und senkt sich seit seiner Einführung der Schatten der Verblödung über die Menschheit. Damit kann seine Aussage, daß alle Menschen guten Willens aufgerufen seien, "den Frieden aufzurichten", keinesfalls konkurrieren und landet abgeschlagen auf dem letzten Platz der diesjährigen päpstlichen Floskelparade. Laut dpa waren die Kirchen Weihnachten 2002 so gut besucht wie schon seit Jahren nicht mehr. Je schlechter es den Menschen geht, desto anfälliger werden sie für religiösen Hokuspokus jedweder Art; und mit steigender Anfälligkeit für Wahnvorstellungen vergrößert sich die Resistenz gegen die pfäffischen Trotteleien, die von den Kanzeln auf die Gläubigen herabprasseln. Im Dom zu Mainz meinte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, daß an Weihnachten eine neue Nähe zum Menschen entstehe, die in einem anderen Umgang der Menschen miteinander zum Ausdruck kommen müsse. Das war natürlich kein Aufruf an die eigene Mannschaft, im neuen Jahr noch mehr Kinder zu mißbrauchen. Lehmann ging es vielmehr um den Umgang mit dem Menschen vor seiner Geburt, den Umgang mit Behinderten, Kranken, seelisch Verwundeten, den Armen, den unter Gewalt Leidenden und den Sterbenden. "Wir rufen stets nach einer neuen Humanität im Umgang mit diesen Situationen, hier wird sie uns geschenkt." Einfach so, jedes Jahr wieder, also überhaupt nichts Besonderes. Warum also drüber reden? Das weiß nur der Bischof - oder auch nicht. Aber Lehmann hatte noch mehr zu bieten: "Wir Menschen haben oft die wirkliche Menschenfreundlichkeit verloren, auch wenn wir das Wort von der Liebe oft genug im Mund führen." Aus eigener Erfahrung kann ich da sagen, daß man Liebe mit dem Mund häufiger praktiziert, als das man die Worte der Liebe im Munde führt. Und solange solche Sprüche wie dieser an Kneipenklotüren stehen, ist die wirkliche Menschenfreundlichkeit noch lange nicht verloren: Wer ficken will, muß freundlich sein. Zum Abschluß griff er dann noch mal tief in die Mottenkiste des Christentums: "Gott zeigt uns, was der Mensch bedeutet und was in ihm steckt." Mag sein, daß sein Gott genannter Vogel ihm gezwitschert hat, was in uns steckt. Doof nur, daß der Bischof sein Mehrwissen nicht mit uns teilen wollte. Da war der Kölner Kardinal Joachim Meisner schon großzügiger und erklärte uns mit einfachen Worten was in uns steckt: "Unser normales Empfinden drängt uns dazu, uns selbst in die Mitte zu rücken. Wer Christus finden will, muss von innen her umkehren und in die entgegengesetzte Richtung gehen." Wanderkarten wurden, soweit überliefert, nicht verteilt. Nicht minder unoriginell ließ die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen uns wissen, wie Gott bzw. die Paffen uns und morgen die ganze Welt gerne hätten: "In uns und unserer Kirche, in unserer Stadt und unserer Welt ist es noch lange nicht so, wie Gott es gerne hätte. Frieden und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe haben es schwer auch in der gegenwärtigen Zeit." Und weil sich jeder Pfaffe respektive jede Pfäffin gerne selbst reden hört, beließ es Frau Jepsen auch nicht bei der einen Predigt in der St. Michaeliskirche, sondern forderte im Deutschlandradio die Kirchen dazu auf, im Irak-Konflikt auf eine politische Lösung zu drängen. Überhaupt war der Krieg die große Zugnummer in den Weihnachtsansprachen der hiesigen Pfaffen. So kam keiner, der nicht etwas auf sich hielt, um das böse K-Wort herum. Ganz schlau kam uns der Münchner Kardinal Friedrich Wetter, der meinte, in einem Krieg seien beide Seiten Verlierer. Freilich ohne zu erwähnen, daß auf beiden Seiten auch immer Pfaffen stehen, die Kriegssegenspender sich also doppelt abgesichert immer irgendwo auf der Gewinnerseite befinden. Eine klasse Idee hatte auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock: "Wir müssen aufstehen gegen den Krieg." Ich hab's getan und mich gleich wieder hingesetzt, weil nicht spontan der Weltfrieden verkündet wurde. Das nächste Mal bitte einen etwas wirkungsvolleren Vorschlag machen. Und Deine Arroganz, Manfred, kannst Du Dir für die Momente aufheben, in denen Du mit Deinesgleichen im stillen Kämmerlein hockst: "Niemand scheint zu begreifen, was die Weisheit Jesu lehrt: nicht Böses mit Bösem zu vergelten." Was kein Schwein interessiert, kann auch niemand begreifen (wollen). Kocks Diktum zugrunde gelegt, scheint der Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, etwas begriffsstutzig zu sein. "Man muss die Massenvernichtungswaffen in der Hand Saddam Husseins fürchten, aber den Krieg ebenso." Einerseits ja, andererseits nein zum Krieg. Siehste Manfred, der hat Deinen Weisheit-Jesu-Schwachfug auch nicht begriffen. Deswegen raucht ihm nämlich ganz schön der Schädel von der inneren Zerissenheit und so: "Dass wir im Frieden leben können, brennt uns als Wunsch gerade nach den Erfahrungen dieses Jahres in der Seele." Weil Weihnachten längst Vergangenheit ist und mir diese hirnrissigen Ergüsse langsam gehörig auf den Zeiger gehen, überspringe ich die niederen Chargen des Kuriositätenkabinetts 2002, so z.B. den Hamburger Weihbischof Hans-Jochen "Wir Deutschen haben keinen Grund zu allgemeiner Trübsal" Jaschke, den Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele, der Weihnachten als Überwindung der "lähmenden Lieblosigkeit" lobte, den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der das Fest kritisierte, weil es für viele vor allem "Urlaub, Essen, Trinken, Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann" sei, den Limburger Bischof Franz Kamphaus, für seine dämliche Formulierung von der negativen Genüsslichkeit, und begebe mich direkt zum Bodensatz. Zum Einsatz für Frieden rief die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann auf. Bespiele, wie der auszusehen habe, gab es nicht. Es reicht, wenn die Kuh blökt. Um die Entsorgung der Scheiße müssen sich schließlich andere kümmern. Sehr unfreundlich war dann der Angriff der Käßmann auf die Menschen, die nicht tagtäglich den komprimierten Schrecken der gesamten Welt über sich ergehen lassen wollen. Denen warf sie vor, daß sie lieber Zerstreuung im Privatleben suchten und sich "von so mancher Blödelei im Fernsehen" ablenken ließen. Dabei besteht die einzige Blödelei des Fernsehens in der Übertragung von Gottestdiensten. Mein persönlicher Favorit war jedoch die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg, die sagte, daß das Jesuskind die Menschen dazu bewege, alle Kräfte gegen einen neuen Krieg gegen den Irak einzusetzen. Da verweise ich lediglich noch einmal auf das eingangs gesetzte Dieter-Nuhr-Zitat. (C.B.) [Quellen: Kölner Stadt-Anzeiger, 25.12.2002; www.spiegel.de, 25.12.2002; SZ, 25.12.2002; FAZ, 26.12.2002]
(Dieter Nuhr)
Einen Grosseinsatz der Regensburger Feuerwehr hat der neue Bischof Gerhard Ludwig Müller ausgelöst. Der vorgenannte Bischof des Bistums Regensburg verteilte nach einem Festgottesdienst in einer Regensburger Krankenhauskirche viel zu viel Weihrauch (so ein Sprecher der Feuerwehr). Die emp-findlichen Feuermelder in den neuen Räumen der Klinik reagierten umgehend und die Feuerwehr rückte mit fünf Fahrzeugen und 18 Mann Besatzung an. ..was soviel heisst wie: Die Kirche zahlt nichts. (H.F.) [Quelle: Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten" vom 20.12.2002, Seite 15]
Von offizieller Seite war bisher nicht zu erfahren, wer denn nun die Kosten für den Feuerwehreinsatz übernimmt. Nun denn, der Herr wird’s schon richten...
Die beiden grossen Konfessionen in Bayern verlieren immer mehr Mitglieder. [Quelle: Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten" vom 19.12.2002, Seite 17]
Nach den neuesten Zahlen aus Bayern ist in diesem Bundesland der gesamtdeutsche Trend, demnach die evangelische Kirche wesentlich höhere Austritte hat als die katholische, gerade umgekehrt. Die katholischen Bistümer in Bayern verzeichneten im Jahr 2001 insgesamt 28.854 Austritte, die evangelische Kirche "nur" 15.426. Die sinkenden Mitgliederzahlen hinterlassen auch finanzielle Einbussen. Sie werden bei den Evangelen mit 36 Millionen Euro p.a. beziffert. Lapidar begründet wird der Rückgang der Mitgliedszahlen unter anderem damit, dass die Zahl der Bestattungen die Zahl der Taufen übersteigt. Wobei diese Milchmädchenrechnung zeigt, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Eine Bestattung ist vielleicht formal gleichzusetzen mit einem Kirchenaustritt (warum blos ist man nicht froh, seine Schäfchen endlich im glückseligen Jenseits zu wähnen) ist aber eben kein expilzit erklärter Austritt zu Lebzeiten. Die Taufe dagegen ist eben stets der (meist ungefragte) Eintritt eines Lebenden. Die gesellschaftliche Entwicklung, dass sich immer mehr Menschen nicht christlich - sondern weltlich - bestatten lassen, resepektive immer mehr Eltern ihre Kinder nicht automatisch im Säuglingsalter taufen lassen, findet hier keinerlei Erwähnung. (H.F.)
Gerade war der 48-jährige Pfarrer fertig mit der Trauerfeier zu einer Beerdingung, da raste er zu seiner eigenen. Eigentlich wollte er das gar nicht; er war auf dem Wege zu einem Gottesdienst - aber Gottes Wege sind eben unergründlich... PS: Vielleicht hatte er alle anderen Automobile gesegnet und dabei sein eigenes vergessen? [Quelle: Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten" vom 14./15.12.2002, Seite 20]
Glätte und Regen - natürlich gottgewollt (der Regen- und Glatteisgott lassen grüssen) - haben in der Nacht zum Freitag zahlreiche Verkehrsunfälle ausgelöst. Die waren selbstverständlich ebenso gottgewollt. Nicht umsonst werden deshalb ja auch Automobile gesegnet (der Verkehrsgott wünscht "Gute Fahrt"). Da geriet der Pfaffe auf schlüpfriger Fahrbahn ins Schleudern und überschlug sich mehrmals (wie oft genau, weiss nur ER). So schnell wie das Blitzeis kam, so schnell blitzte der Pfaffe sein Leben aus. "Näher mein Gott zu Dir..." - was soll daran verwerflich sein? (H.F.)
Meldungen von Lokalredaktionen finden selten Eingang in das grosse Pressegeschäft. Nichtsdestotrotz sei auf eine kleine - mit grossem Foto versehene - Notiz der regionalen Presse im Grossraum Nürnberg (Bayern) hingewiesen. [Quelle: Tageszeitung "Schwabacher Tagblatt", vom 13.12.2002, Regionalteil, Rubrik "Lokales", Seite 2]
Am Sonntag, 08.12.2002, fanden sich in Nürnberg-Katzwang der Pfarrer und die Ministranten der Kirchengemeinde sowie etwa 50 GLÄUBIGE ein, um bei einer öffentlichen Demonstration das "Wiederanbringen des Kreuzes in Schulen" zu fordern (natürlich nach dem sonntäglichen katholischen Gottesdienst). Warum? Das wissen die Teilnehmer selbst nicht so recht. Befindet sich in der betroffenen Kirchengemeinde doch keine Schule, an der das Kruzifix entfernt worden wäre.
Unterstützung fand diese Aktion vom Vorsitzenden der Kolpingfamilie Katzwang, der einen Plakatständer unmittelbar neben der Strasse befestigte auf dem das "Ja zum Kreuz" gefordert wurde. Der Kolpingvorsitzende appellierte an alle Christen, das Kreuz wieder neu ins Bewusstsein der Menschen zu bringen (als hätten die nicht genug an ihrem eigenen Kreuz zu tragen). Er meinte, das Kreuz stehe für Frieden und Verantwortung...
Da hatte man doch glatt vergessen, dem Kolping-Bruder die Scheuklappen abzunehmen! (H.F.)
Direkt unter der entblössten Oberweite einer offenkundig netten Blonden hämmert die BLOED-Zeitung auf der Titelseite vom 13.12.2002 (Ausgabe Nürnberg): Dramatischer Papst-Appell: "Gott wendet sich ab von den Menschen." Bei einer Generalaudienz vor Hunderten von GLÄUBIGEN meinte Polen-Paule: "Gott habe sich in den Himmel zurückgezogen, angeekelt von den Aktionen der Menscheit." Polen-Paule meint weiter: "Nur aus GLAUBEN, Liebe und dem Vertrauen zu Gott könne Heil erwartet werden...". Sicherlich meint er damit das Heil zu jenen Zeiten, als die Mehrheit der Menschen des so genannten christlichen Abendlandes noch an den einen Gott GLAUBTE (und an das geozentrische Weltbild, und daran, dass die Erde eine Scheibe war, und daran, dass Mädchen durch feuchte Winde entstehen...). Doch selbst im Vatikanstaat, wo angeblich doch keinerlei Sünde irgendwo zu finden ist, lässt sich Gott nicht blicken - mit einer kleinen Einschränkung: Nur als Hirngespinst! Wieso aber sollten Atheisten weniger glücklich sein? (H.F.) [Quelle: Tageszeitung "BILD", vom 13.12.2002, Ausgabe Nürnberg, Titelseite]
Welche Aktionen er dabei meinte blieb im Dunkeln. Zudem lässt diese schwammige Aussage diverse Vermutungen annehmen: Ist Gott vielleicht sauer, weil so viele perverse pädophile Pfaffen auf Erden ihr Unwesen treiben? War Gott nicht einverstanden mit den heimlichen Überweisungen von dubiosen Spenden der Mutter Teresa an die Vatikan-Bank? Gar stört ihn, dass christliche Kreise versuchen, den EU-Beitritt der muslimischen Türkei mit weltanschaulichem Geplänkel zu verhindern? Und... wohin genau hat sich Gott zurückgezogen? Auf Wolke 7 oder gar auf auf Wolke 666?
Nachdem JP II. kaum noch aufrecht stehen kann, darf man annehmen, dass sein geistiger Zustand kaum besser ist. Dennoch GLAUBT er, dass sich sein Chief "von den Menschen abwendet, weil sie ihn verschmähen".
Dass dies nicht der Fall ist, beweisen die vielen Atheisten dieser Erde. Sie verschmähen Gott nicht. Sie GLAUBEN nur einfach nicht daran und nicht an die biblischen Fälschungen (siehe z.B. "Abermals krähte der Hahn" [Dr. Karlheinz Deschner] oder "Keine Posaunen vor Jericho" [Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman]). "Gott ist eine rein literarische Figur wie Odysseus oder Faust oder Hamlet. Geschaffen wurde diese Figur nach einem Vorbild, und das Vorbild ist der Mensch." [...] "Gott hat in meinem Leben nie auch nur eine Sekunde existiert" (Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki).
"Nur der Mensch, der sich Gott zuwende, könne auf seine 'Umarmung' hoffen", resümiert der Pole Woytila und vergisst dabei, dass es Menschen gibt, die sich gar nicht von einem Mördergott (siehe AT) umarmen lassen wollen oder gar darauf hoffen. Ergo: Nur wer an sein eigenes Hirngespinst GLAUBT, soll scheinbar selbstzufrieden durchs Leben gehen können. "Selig sind die, die GLAUBEN...".
Kann ein juristisch wirksames Schülervotum über die Abschaffung/ Zustimmung des Kruzifixes im Klassenzimmer stattfinden, wenn bereits vorher "die Situation rechtlich eindeutig [war]"? Nein! Gymnasiasten in Viechtach setzen sich damit über die Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes hinweg. Es ist sehr bedenklich über verfassungungsrechtlich gewährte Rechte, wie z.B. Religionsfreiheit (sie impliziert eben auch die Freiheit von Religion) scheinbar "demokratisch" - und dazu noch in einer Schule - abstimmen zu lassen (welch eine fatale Vorbildfunktion!); !); egal zu wessen Gunsten das Votum ausfallen mag. In diesem Fall musste bei einer anonymen Abstimmung das Kruzifix weichen. Bis zur konsequenten Trennung von Staat und Kirche wird es wohl noch ein langer und harter Weg sein - aber es muss zum entwicklungsgeschichtlichen Wohle der Menschen gegangen werden. (H.F.) [Quelle: Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten", vom 23./24.11.2002, Berichterstattung "Gegen Kruzifix"]
Grundrechte tragen nicht zuletzt aus einem tiefen historischen Konsens diesen Namen. Die Rechtssprechung des obersten deutschen Gerichtes zum Thema "Kruzifixe in Klassenzimmern" ist demokratisch legitimiert, verfassungsgemäss und eindeutig. Deshalb haben Kruzifixe in Klassenzimmern keine "Existenzberechtigung". Alles andere wäre Rechtsbeugung.
Zudem gebieten die ethischen Prinzipien der ethnischen und religiösen Toleranz, dass das exponierte Hervorheben einer singulären Weltsicht durch entsprechende Symbole in öffentlich zugänglichen Gebäuden keiner einzigen Weltanschauungsgemeinschaft bevorzugt zusteht. Wieso aber, so frage ich mich, "schlugen die Wellen der Empörung hoch" in Viechtach, wieso haben zahlreiche Eltern Beschwerde eingelegt gegen die Entfernung des Kreuzes, wieso verlangen viele Christengläubige geradezu die Missachtung des Bundesverfassungsgerichtes, indem sie für ein Kruzifix im Klassenzimmer plädieren, obwohl - oder gerade - weil ihnen das Anfertigen von Bildnissen ihrer Götter durch das zweite der so genannten 10 Gebote verwehrt wird?
"Du sollst dir kein Bildnis [Schnitzbild] noch irgendein Gleichnis [Abbild] machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden ist, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht." [Exodus, Kapitel 20].
Wo nur bleibt hier erstens das biblisch-kanonische Wissen (z.B. Bilderstreit) und zweitens die viel beschriehene Toleranz der Gläubigen?
Endlich haben wir den Beweis: Das Internet verbreitet gefährliche Ideen. So kam es, dass ausgerechnet ein Vikar einer britischen Kirchengemeinde beim Surfen im Internet auf ein Pamphlet gestoßen war: "Santa Claus: An Engineering Analysis". Darin heißt es, der Weihnachtsmann (eine Mythenfigur, deren heutige Version vor allem auf Coca Cola zurückgeht, der historische Nikolas von Myra war dagegen ein eifriger Ketzerjäger und Tempelzerstörer) sei längst tot, wenn er denn jemals existiert habe. Die Gründe sind naheliegend: Da Niko nach Berechnungen des Autors etwa 967,7 Besuche pro Sekunde durchführen müsste ergibt sich bei einem Gewicht der Geschenke von 600.000 Tonnen ein enormer Luftwiderstand. "Die gesamte Rentiermannschaft würde in 4,26 tausendtstel Sekunden in Flammen aufgehen." Niko selbst würde ohnehin durch die Beschleunigung zerquetscht. Die subversiven Informationen gab der Kirchenmann beim jährlichen Schulgottesdienst (!) an die Kinderchen der Gemeinde Maidenhead weiter. Die Reaktion der Kids ist nicht überliefert, die der Eltern fiel wie erwartet aus. Die BBC zitiert eine Mutter: "Kinder sind nicht sehr lange Kinder, und es ist nicht sein Job, ihnen solche Dinge zu erzählen". Womit sie zweifellos recht hat. Immerhin ist der Mann Priester. Quellen: (EMÖ)
BBC News
Santa Claus: An Engineering Analysis
"Das Christentum hat sich seine Sonderstellung als ‚dümmste Religion’ redlich verdient!" So äußert sich zumindest M.S. Salomon, der verantwortliche Redakteur der religionskritischen Zeitschrift MIZ (Materialien und Informationen zur Zeit). Von ihm erscheint dieser Tage ein Roman, der das Potential hat, die Gemüter der Republik nachhaltig zu erregen. Die Erzählung handelt von einem Religionskritiker namens Jan Stollberg, der während einer Vorlesung über "Wissenschaft und Aberglaube" einen Herzinfarkt erleidet, worauf er sich zu seinem maßlosen Erstaunen in der christlichen Vorhölle wiederfindet. Wie er sind dort alle Philosophen gefangen, die aufklärerisches Gedankengut vertreten haben. Der unmittelbar bevorstehende Abtransport Ludwig Feuerbachs zur "Himmlischen Rampe" – dort werden ausselektierten Todsünder den ewigen Flammen übergeben – wird für die gepeinigten Gefangenen zum Anlass, die höllischen Zustände nicht länger nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern. Sie planen den Aufstand gegen die Diktatur Gottes... "Stollbergs Inferno" erscheint im Alibri Verlag und ist ein spannender und erbarmungslos konsequenter philosophischer Roman, der den Lesern in den Dialogen der gefangenen Philosophen die Erkenntnisse der großen Denker der Menschheit auf unterhaltsame, aber nie verniedlichende Weise näher bringt. In gewisser Weise kann das Buch als "Sophies Welt für Erwachsene" gelesen werden – nicht nur wegen Stollbergs amouröser Abenteuer in der "Vorhölle der Unkeuschen", sondern vor allem, weil es hier um die brennenden "letzten Fragen" geht, um den Kampf mit dem Absurden, dem in letzter Instanz wohl vergeblichen Versuch, der endlichen menschlichen Existenz dauerhaften Sinn zu verleihen. humanist.de führte ein Interview mit dem Autor. (H.J.)
Aus dem aktuellen Weltbevölkerungsbericht 2002 der Vereinten Nationen geht hervor, dass die dauerhafte globale Armutsbekämpfung gefährdet wird durch den dramatischen Bevölkerungsanstieg in den am wenigsten entwickelten Ländern. ...Hunger! Mit zu dieser zukünftigen Missere beitragen wird die derzeitige - der Familienplanung kritisch gegenüberstehenden - US-Regierung. Die religiös-ideologische begründete Haltung der Bush-Administration zu diesem Thema führte dazu, dass sie ihre Unterstützung für den Bevölkerungsfond der UNO eingestellt hat. Natürlich stillschweigend geduldet von den religiösen Oberhäuptern dieser Erde. "Der Mensch schuldet dem Kind das Beste, was er zu geben hat." Damit entscheidet sich ein so genanntes zivilisiertes Land gegen die Gesundheit und das menschenwürdige Leben der Familien in Dritte-Welt-Ländern. "Wer den Frauen die Mittel zu einer menschenwürdigen Familienplanung vorenthält, nimmt höhere Geburtenraten und höhere Sterblichkeit in Kauf." (Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeil (SPD). Anbei einige alternative Organisationen, die mit Spendengeldern die genannte Problematik angehen: WoW - Women on Waves TdF - Terre des Femmes (I)NTACT Komitee Cap Anamur Also, wer noch ein paar EURO`s übrig hat...!? "Das Erschütternde ist nicht das Leiden der Kinder an sich, sondern der Umstand, daß sie unverdient leiden…. Wenn wir nicht eine Welt aufbauen können, in der Kinder nicht mehr leiden, können wir wenigstens versuchen, das Maß der Leiden der Kinder zu verringern." [Quelle: Tageszeitung "Nürnberger Nachrichten", vom 04.12.2002, Seite 4]
Die Fakten in dem in Berlin vorgelegten Bericht gehen davon aus, dass sich die Zahl der Menschen in den ärmsten Ländern dieser Welt von derzeit etwa 600 Millionen auf 1.800 Millionen (1,8 Mrd.) im Jahre 2050 erhöhen wird. Das kommt den globalisierenden Aktivitäten der Trusts und Konzerne natürlich entgegen. Arbeitskräfte zuhauf und Arbeit wird billig wie Dreck. Und nicht nicht nur im "Ausland"...
Der aktuelle Stand der Weltbevölkerung ist bei ca. 6,2 Milliarden Menschen. Jährlich kommen derzeit rund 78 Millionen hinzu. Im Jahr 2050 werden auf dem "Blauen Planeten" nach Schätzungen 9,3 Milliarden Menschen ihr Dasein fristen - die meisten mehr schlecht als recht. Momentan vegetieren etwa 1,2 Milliarden in absoluter Armut; sie verfügen täglich über weniger als einem EURO. Sie haben keine Schulbildung, kein sauberes Trinkwasser, keine medizinische Versorgung und meist...
"Jedes Kind der Welt hat ein Recht auf Leben und Schutz, auf Gesundheit und Bildung und auf Entfaltung seiner Persönlichkeit."
Aus der UNO-Deklaration zu Schutz des Kindes.
(Familienplanung, Sexualaufklärung und Schwangerschaftsabbruch vom Schiff aus)
(Frauenrechte, Familienplanung, Emanzipation, Beschneidung)
(Projekte gegen Genitalverstümmelung und Infibulation. Förderung von Sexualaufklärung und Familienplanung)
Rupert Neudeck (Hilfe für Flüchtlinge, Vertriebene und Entwurzelte)
Albert Camus (1913 - 1960), französischer Philosoph, Novellist, Essayist, und Dramatiker, 1957 Nobelpreis für Literatur.
(H.F.)
Der Protest der Freidenker, Humanisten und Atheisten an dem gottesdienstlichen Staatsakt für einen Ungläubigen war sicher kein voller Erfolg. Die Gedenkfeier fand in einer Kirche statt, es wurde gebetet und gepredigt. Aber der Protest war auch nicht vergebens. Der Offene Brief und das ausgelöste Medienecho haben auf die Gestaltung der Trauerfeier und vor allem auf den Inhalt der Predigt großen Einfluss genommen. Durch diese Predigt war es der Presse kaum noch möglich, Augsteins Weltanschauung unter den Tisch fallen zu lassen und zu verschweigen, wie es noch bei seiner Beerdigung, als meist nur von einem "Trauergottesdienst" die Rede war, geschah. Eine Zusammenfassung des Verwirrspiels und Skandals um die "kirchliche Trauerfeier für einen, der nicht an Gott glaubte" (Tagesthemen)ist nun bei humanist.de verfügbar: www.humanist.de/politik/augstein.html Im beigefügten Pressespiegel kann man die Berichterstattung in den Medien nachverfolgen. (H.J.)
... es ist kein Staatsakt, es ist ein Gottesdienst ... es ist ein Staatsakt, es ist kein Gottesdienst ... es ist ...
Das Spiel geht weiter.
Gestern also verkündeten die Nordelbische Landeskirche und Hauptpastor Adolphsen in einer offiziellen Erklärung zum Streitthema: "Kein Staatsakt, sondern Gottesdienst!"
Da das nun aber bedeutet, dass der verstorbene Rudolf Augstein als Ehrenbürger der Staat Hamburg nun gar keinen Staatsakt erhalten würde - was ja völlig unüblich ist -, fragten wir noch einmal nach. Und erhielten heute die überraschende Antwort von Senatssprecher Schnee:
"Es ist und bleibt ein Staatsakt - kein Gottesdienst."
Da der Senat die Trauerfeier ausrichtet, muss es der Senatssprecher doch wohl am besten wissen. Und die Kirche? Will sie klammheimlich aus einem Staatsakt einen Gottesdienst machen?
Ist es denn üblich, dass bei einem Staatsakt gepredigt wird? Noch dazu zu Ehren eines Nichtgläubigen und Christentumskritikers? Das fragten wir natürlich auch den Senatssprecher und bekamen eine noch überraschendere Antwort:
"Im Programmablauf sind 'Reden' aufgeführt. Einer der Redner ist Pastor Adolphsen. Wenn ein Priester spricht, ist das noch lange keine Predigt."
So will man die Sache also nun drehen, damit der zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtete Staat fein aus dem Schneider ist. Aber so einfach geht's nicht. Selbst wenn man gutgläubig annimmt, dass der Priester nicht predigt, sondern redet, was in einer Kirche ja recht ungewöhnlich ist: Der Hauptpastor selbst hat in seiner gestrigen Presseerklärung, die er über epd verbreiten ließ, anderes behauptet. Es folgen einige Zitate vom 19.11.02 (epd), die nachweisen, dass Adolphsen sehr wohl eindeutig predigen und nicht nur reden will:
Zur Erinnerung: Die WELT berichtete bereits am 13.11.02 mit Verweis auf ein Gespräch mit Adolphsen: "In seiner Predigt werde er vor allem auf die christliche Sicht über Sterben, Tod und Auferstehung eingehen."
Dem Senat ist zu raten, den Hauptpastor Adolphsen rechtzeitig bis Montag darüber aufzuklären, dass er nur reden, aber nicht predigen darf. Ob dies gelungen ist, kann die gespannte Öffentlichkeit vor der Kirche auf Video verfolgen, denn gestern, nach Verschicken des Protestbriefes der Konfessionslosenverbände, wurde plötzlich bekannt gegeben, dass die Öffentlichkeit aufgrund zahlreicher geladener Gäste von der Michel-Feier ausgeschlossen sei.
Was ist es nun? Ein Staatsakt? Ein Gottesdienst? Man wird das Gefühl nicht los: es soll wohl beides sein: Ein STAATSGOTTESDIENSTAKT. Es gibt eine Staatskirche... (H.J.)
==>Offener Brief der Verbände der Konfessionsfreien an den Hamburger Senat
Die epd-Meldungen der Nordelbischen Kirche und des Hauptpastors Adolphsen vom 19.11.02 können auf der Website der Landeskirche unter "NEWS" nachgelesen werden.
(Lesen Sie auch die ersten drei Teile des Possenspiels um die Trauerfeier des Rudolf Augstein in unseren News vom 13., 18. und 19. November 2002.)
"Der offizielle Abschied von Augstein soll am 25. November (11 Uhr) im Hamburger Michel stattfinden. Hier werden auch Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet. Die Predigt hält Michel-Hauptpastor Helge Adolphsen."
"Die ‚Anfrage an den Michel‘ sei vom Hamburger Senat ergangen, sagte Hauptpastor Helge Adolphsen dem epd in Hamburg. Er werde auch die Predigt halten."
"Überdies würde nur der erste Teil der Trauerfeier gottesdienstlichen Charakter haben."
"Befasse dich mit der Geschichte, und du wirst lernen, daß es keinen Einfall gegeben hat, auf den die Leichtgläubigkeit nicht hereingefallen wäre." Szenen wie diese spielen sich zweifellos tagtäglich und tausendfach in den Küchen dieser Welt ab. Und doch ist diese Geschichte anders, als man vorerst meinen möchte. Es beginnt ganz harmlos: Muttern kam im indischen Bangalore vom katholischen Gottesdienst nach Hause und versaute das Essen. (Ob die Alte noch von einer Überdosis Weihrauch mit dem Kopf über den Wolken schwebte oder ganz einfach zu blöde zum Backen ist, wird sich nachträglich wohl nicht mehr klären lassen.) Also: Das Fladenbrot ist verbrannt und Töchterchen weigerte sich, das Ergebnis ihrer Mutter Blödheit zu verspeisen. Was tun? Normalerweise würde der verkohlte Klumpatsch in den Mülleimer oder in den Schweinetrog wandern - Ende der Geschichte. Aber was tut man bzw. frau nicht alles, um nicht vor der eigenen Tochter, ja, vor dem ganzen Dorf das Gesicht als Hausfrau zu verlieren? Man respektive frau greift zum einfachsten aller Tricks, dem religiösen. Und da, in all ihrem Gram über die eßunwillige Tochter und den absehbaren Vorwürfen nicht nur des eigenen Fleisches, nein, des ganzen Dorfes, erkannte die Mutter die Züge Jesu auf der verbrannten Seite des Fladens. Weil der Wahn die Religiösen am besten kollektiv sticht, eilte die backunfähige Stellvertretermutter zum örtlichen Pfaffen. Der denkunfähige Untertan des römischen Stellvertretervaters sah's, fiel auf die Knie und speite aus, was alle hofften, aber nicht zu raunen wagten, die größte Dummheit, zu der religiöse Menschen verbal fähig sind: "Ein Wunder!" Und so begab es sich, daß das geschwärzte Fladenbrot nicht im Eimer oder Trog landete, sondern in einer Glasvitrine, also in genau jenem Möbelstück, das alle banale Menschen zur Demonstration ihrer Banalitäten benutzen. Das Ende? Nicht ganz: Wenige Tage sind seither vergangen. Aber bereits mehr als 20.000 Geistesgestörte pilgerten seit dem 15. November nach Bangalore, um das Produkt mangelnder Küchenfertigkeit anzubeten. (C.B.)
[Quelle: BLOED-Zeitung, 19.11.2002]
(Riccardo Bacchelli: Der Komet)